Malediven wir kommen :-)

Reisezeit: Juni 2006 - Juli 2007  |  von Michaela und Thomas Günther

Sigiriya

Von Kandy aus ging es gen Norden in das winzige Dörfchen Sigiriya. Es ist bekannt wegen des "Lion-Rocks", auf dem einst der König lebte.

Unsere Reise begann in einem der unzähligen, bunten Tuck-Tucks, das uns zum geschäftigen Busbahnhof Kandys brachte. Auf dem Bahnhof geht es zu wie auf einem altertümlichen Marktplatz. Die Fahrkartenverkäufer schreien laut durcheinander. Dabei wiederholen sie den Zielort in einer so atemberaubenden Geschwindigkeit, dass man schon beim zuhören einen Knoten in die Zunge bekommt.
Der sehr hilfsbereite Tuck-Tuck Fahrer kämpfte sich mit seinem kleinen Fahrzeug über den Platz und fragte sich bis zum richtigen Bus durch. Direkt vor der Tür setzte er uns ab. Wir wählten einen kleinen, privaten, klimatisierten Bus, der wie durch ein Wunder, kurz nach dem wir eingestiegen waren, abfuhr. Da noch einige Plätze unbesetzt waren, blieben die Türen geöffnet und der Fahrkartenverkäufer lehnte sich aus dem Bus während wir die Strasse entlang kurvten. Lautstark pries er das Fahrziel an. Wenn jemand zusteigen wollte, gab der Busfahrer alles und stieg mit beiden Füßen auf die Bremse, so fühlte es sich zumindest an. Doch bevor der Bus komplett zum stehen kam, wechselten seine Füße bereits auf das Gaspedal, während der Fahrkartenverkäufer die Leute in den Bus zog. Unsere Fahrt endete unerwartet früh in Dambulla, circa zwölf Kilometer südlich von Sigiriya. Alles protestieren half nichts, der Bus fuhr nicht nach Sigiriya. Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem kleinen, scharfen Snack, überlegten wir die Reise mit dem Tuck-Tuck oder einem öffentlichen Bus fortzusetzen. Mit dem dreirädrigen Gefährt wäre der Preis zehn Mal so hoch, wie mit dem Bus, dafür wesentlich komfortabler und sicherer. Nach einigen Verhandlungen drückten wir den Preis auf die Hälfte und beim Anblick des proppevollen Busses fiel die Entscheidung leicht. Als der Tuck-Tuck Fahrer von der Hauptstrasse Dambullas in Richtung Sigiriya abbog, durchfuhren wir eine gottverlassene Gegend. Auch als wir das Ortsschild passierten wurde es unbedeutend belebter. Sigiriya ist eigentlich nur eine Durchgangsstrasse, die gesäumt ist von einigen Hotels, vereinzelten Gästehäusern und winzigen Tante-Emma-Läden. Der Fahrer brachte uns zum "Nilmini-Guesthouse", einer kleinen privaten, einfachen Unterkunft mit einem wunderschönen Garten. Das Zimmer war sehr einfach, aber die Besitzer sehr warmherzig und über den kostenlosen Fahrradverleih freuten wir uns ganz besonders nach der langen Busfahrt. Wir schnappten uns die Drahtesel und fuhren im dahinsiechenden Tageslicht dem Berg entgegen. Schon nach zwei Minuten ragte er zwischen den Bäumen empor. Wir bogen ein, in einen breiten Sandweg, der offensichtlich zum Berg führte. Von den Bäumen hallte ein Rascheln wieder. Bei näherer Betrachtung machten wir zwei verschiedene Affenarten ausfindig, die sich vergnügt von Ast zu Ast schwangen. Wir genossen das Gefühl, uns den Fahrtwind um die Nase blasen zu lassen, auf einem Schotterweg im "Nirgendwo". Ein Gefühl von Freiheit. Die Abendsonne färbte den Himmel rot. Der Weg führte weitläufig um den Berg herum, so weitläufig, dass uns die Dämmerung erfasste. Ehe wir uns versahen, wurde es stockfinster. Als wir auf eine Kreuzung trafen, wurden wir unschlüssig. Zum Umkehren war es zu spät, mussten wir doch nach unserem Gefühl kurz vorm Ziel sein. Wir entschieden uns, rechts abzubiegen. Ein Rascheln im Gebüsch und wir traten noch ein wenig schneller in die Pedale... Plötzlich wurden wir von einem Scheinwerfer geblendet. Als wir den Scheinwerfer als Motorrad identifizierten, winkten wir ihm zu. Umgehend bremste er und erklärte uns den Weg! Erleichtert, aufgeregt und erschöpft zugleich erreichten wir unsere Herberge.

Zum Abendbrot zauberte die Frau des Hauses ein traumhaftgutes, traditionelles singhalesisches Essen aus Linsencurry, verschiedenen Reissorten, Kokosraspeln mit Chili, einer Suppe und weiteren uns unbekannten Köstlichkeiten. Mit einer großen, 0,64l Flasche Bier ließen wir den Abend auf der Terrasse ausklingen.
Am nächsten Morgen standen wir in aller Herrgottsfrühe auf, um den Sonnenaufgang auf dem Berg zu beobachten. Doch leider wurde uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Eintrittskarten für den Berg sind erhältlich im "Sigiriya Guesthouse". Als wir dort um fünf Uhr dreißig in der Früh aufkreuzten, wog das Hotel noch in sanften Träumen. Eine halbe Stunde später haben wir endlich jemanden gefunden, der uns die Tickets für den stolzen Preis von 20 Dollar pro Person verkaufte. Im Laufschritt eilten wir zum Lion-Rock.

Eine kleine Schar von Streunern folgte uns auf unserem Weg. Hinzu kam ein hartnäckiger Touristenführer der sich partout nicht abschütteln ließ. Mehrmals versuchten wir ihm zu erklären, dass wir den Weg gerne alleine gehen würden und außerdem auch kein Geld dabei hätten. Doch er blieb stur und behauptete, er würde oben auf dem Berg arbeiten. Auch die Hunde wichen nicht von unserer Seite, so erklommen wir den Berg im Trupp. Wie zufällig warf uns der Touristenführer hin und wieder einige Informationen über die Geschichte des Berges zu. Über tausend Stufen erwiesen sich bei der aufkommenden Hitze durchaus als Frühsport. Belohnt wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken über den Dschungel um Sigiriya.

Oben angekommen erbat sich der Touristenführer ein kleines Entgelt. Nachdem wir ihm nochmals versicherten, dass wir kein Geld bei uns hätten, nahm er mit einer Zigarette von Thomas und einem Teil unserer Wegzehrung vorliebt...

An der Wegzehrung waren auch noch andere interessiert.

Von Dankbarkeit kann jedoch keine Rede sein, sobald er mir das Futter aus der Hand genommen hatte, legte er beim fauchen seine beeindruckenden Zähne frei. Wilde Affen spazieren hier auf den Wegen, wie bei uns streunende Katzen. Zurück im Guesthouse stärkten wir uns noch mit einem üppigen, europäischen Frühstück, doch dann entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Auf der Suche nach einem anständigen Bett... Die Betten sind eher für singhalesische Körpergrößen ausgerichtet, meist mit einer maximalen Länge von einem Meter achtzig und die Moskitonetze, falls vorhanden, zeichnen sich durch eng anliegenden Sitz mit Körperkontakt aus.
Da wir nicht so viel Geld für ein privates Taxi ausgeben wollten, probierten wir zum ersten Mal einen öffentlichen Bus zurück nach Dambulla. Mit Sack und Pack machten wir uns wieder einmal auf den Weg. Der Bus holperte über die Strasse auf uns zu, die Türen wie immer geöffnet und der Fahrkartenverkäufer verkündete mit vollem Eifer jedem, der sich in der Nähe der Strasse aufhielt das Fahrziel. Wir stiegen ein und ergatterten Sitze auf der Rückbank. Zu diesem Zeitpunkt war der Bus gerade mal halb voll, zumindest nach unserem Verständnis. Wenn man es mit der Anzahl an Menschen vergleicht, die sich am Ende der Fahrt im Bus befanden, war er vielleicht gerade zu zehn Prozent besetzt. Es stiegen immer mehr Menschen zu, sperrige Sachen wurden auf dem Dach verstaut. Bleierne, singhalesische Musik dröhnte aus den Lautsprechern über den Sitzen. Die Luft wurde zunehmend stickiger. Unsere Rucksäcke hatten wir mittlerweile auf den Schoß genommen und auch der Mittelgang war voll mit Passagieren. Weitere fünf Personen standen am Straßenrand, der Bus hielt. Der Fahrkartenverkäufer stieg aus, ging zum hinteren Teil des Busses, kletterte auf einen der maroden Reifen und streckte seinen Oberkörper zum Fenster herein. Auf Singhalesisch und mit vollem Körpereinsatz gab er den Leuten zu verstehen, dichter zusammenzurücken. Mit lautem Getöse machten die Passagiere ihrem Unmut Luft. Wie die Ölsardinen aneinandergequetscht setzten wir die Fahrt mit fünf weiteren Passagieren fort. Ein Gutes hatte das Ganze ja, trotz der rasanten Fahrt konnte niemand umfallen. Für zwölf Kilometer haben wir fast eine Stunde gebraucht, aber es war ein Erlebnis!

Der Busbahnhof in Dambulla sieht auf den ersten Blick verhältnismäßig geordnet aus. Er hat durchnummerierte Haltestationen, Abgrenzungen für die Wartezonen und sogar ein Fahrplan ist vorhanden! Uns ausgenommen stand jedoch niemand an diesen Haltestellen. Nach circa einer viertel Stunde sprach uns ein Singhalese an. Wahrscheinlich hatte er Mitleid mit den "sich die Beine in den Bauch stehenden" Touris. Die Busse würden vorne an der Strasse halten. So stapften wir voll bepackt zur Strasse. In der glühenden Hitze bekam unsere Haut rasch einen aschgrauen Teint durch die vorbeifahrenden Busse und Autos, die den Staub der Strasse aufwirbelten.
Der nächste öffentliche Bus brachte uns zurück nach Kandy. Wie ein Schlitten auf einer Rodelbahn legte der Bus sich in die Kurven und glitt mit seinen abgenutzten, kufenähnlichen Rädern über die Strasse. Keiner der anderen Passagiere schien unsere Angstschweißausbrüche zu teilen. Gelangweilt starrten sie aus dem Fenster oder sie unterhielten sich einfach. Wir jedoch waren froh in Kandy wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben.
Am Busbahnhof in Kandy wartete sehr zu unserer Freude ein kleiner Privatbus. Der Fahrkartenverkäufer rief "Nure, Nure, Nure, Nure, Nurelija" in der üblichen Lautstärke und Geschwindigkeit und wie üblich fuhren wir, kurz nachdem wir eingestiegen waren, ab. Hoch in die kühlen Berge, auf nach Nuwara Eliya.

Hier ist man den Göttern ganz nahe...

Hier ist man den Göttern ganz nahe...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Jahr Malediven, das ist der Plan :-) Doch wie das mit Plänen so ist, wir werden sehen ;-)
Details:
Aufbruch: 22.06.2006
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: Juli 2007
Reiseziele: Malediven
Sri Lanka
Der Autor