Im Herzen der Basilikata

Reisezeit: Juli 2004  |  von Angelika Gutsche

Ein Besuch in der italienischen Provinz Basilikata, um ein etwas anderes Italien kennen zu lernen.

Metaponto, Pisticci, Ferrandina, Tricarico

Aus Apulien kommend, das südöstlich an die Provinz Basilikata anschließt, fahren wir Richtung Potenza, der Hauptstadt der Basilikata. Wir nehmen die Superstrada 407, die den östlichen Golf von Tarent mit dem westlichen Golf von Salerno verbindet. Unser Ziel ist das vulkanische Vulture-Massiv, ein südlicher Teil des Apennin.

Das Gebiet der heutigen Basilikata entspricht dem antiken Lukanien, benannt nach den Lukanern, einem gefürchteten Bergvolk. Der Name Basilikata geht auf die Byzantiner zurück und ist heute die offizielle Bezeichnung der Region. Sie misst knapp zehntausend Quadratkilometer und ist mit ihren 610 000 Einwohnern nur dünn besiedelt.

Die SS 407 führt entlang des von beiden Seiten von Bergen umsäumten, fruchtbaren Basento-Tales.Bereits die Fahrt durch dieses Flusstal streift etliche Orte, die für die vielfältige Geschichte dieser herb-bitteren italienischen Region stehen. Gleich zu Beginn des Tales liegt zur Linken der Ort Metaponto. Dessen Hera-Tempel zeugt durch die immer noch hoch in den basilikatischen Himmel ragenden Säulen von den Zeiten, als hier einer der Hauptorte der "Magna Graecia" lag. An diesem Ort findet sich seit 480 vor Christus das Grab des durch seinen mathematischen Satzes berühmten Pythagoras.

Nicht weit nach Metaponto grüßt das weiße Pisticci von seinem Berg herab. Dessen Geschichte ist in erster Linie geprägt von verheerenden Erdrutschen, wie sie hier in der Basilikata so typisch sind, und bis in unser Jahrhundert immer wieder Tote fordern. Je tiefer wir in das Basento-Tal eindringen, desto mehr calanchi, zu deutsch Runzen, bestimmen das Landschaftsbild. Diese calanchi sind durch Bergrutsche hervorgerufene Verwerfungen, grau-braune Erosionsfurchen, die sich, das Grün durchbrechend, die Berge hinunterziehen. Man ahnt, wie brutal und unberechenbar hier Naturgewalten seit Jahrtausenden herrschen

Wir kommen vorbei an Ferrandina, benannt nach seinem Gründer, König Ferdinand II. (1494). Dahinter auf einem Berghügel gelegen die Ruinen des 1456 bei einem Erdbeben zerstörten Uggiano mit seinem Kastell, das schon weit vor der Muslimenherrschaft (1029) erbaut wurde und in das sich 1068 der Normanne Robert Guiskard flüchtete.

Es kommt Tricarico in Sicht, einst wie so viele Orte von den Sarazenen eingenommen. Tricarico steht stellvertretend für die wechselvolle Geschichte der Basilikata: zuerst waren hier die Byzantiner, dann die Sarazenen, es folgten die Normannen, darauf die Staufer, bevor die französischen Anjou die Herrschaft übernahmen. Dann fiel der Ort an die Sanseverino und andere Adelshäuser, bevor er seinen Beitrag ebenso zu den antispanischen Aufständen wie zur "Köhler-Bewegung" und zu den Briganten-Aufständen lieferte. Heute kämpft das Städtchen gegen sinkende Einwohnerzahlen mangels ökonomischer Perspektiven.

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: Juli 2004
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juli 2004
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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