60 Tage Jerewan

Reisezeit: Oktober - Dezember 2003  |  von Stefanie Schulte

Vernissage mit Teppichen und Türklinken

Dickbauchige "Matruschka"-Puppen, Perlenketten und Teppiche mit dem armenischen Alphabet: Auf dem Flohmarkt "Vernisaj" (gesprochen: "Vernissage") werden Touristen-Wuensche wahr. Auch Einheimische schaetzen den Markt in der Jerewaner Innenstadt - sie kaufen Schulbuecher, Tuerklinken und Mullbinden.

Es ist Wochenende. Besucher draengen sich zwischen den Staenden auf dem Gelaende zwischen den beiden Parallelstrassen Aram Street und P. Biuzand Street, dem suedlichen Stadtring (Khandjian Street) und dem Platz der Republik (Hanrapetutian Square).

Das Areal ist klar aufgeteilt: An der P. Biuzand Street, nahe Stadtring, wuehlt sich der Besucher durch Berge von Kleidung. Daneben haben Haendler Medikamente, Verbandmaterial, Injektionsspritzen, Skalpelle und allerlei aus Zahnarztpraxen bekannte Gegenstaende ausgebreitet.

Zur Platzmitte hin locken Ketten und Ringe aus Silber, Steinen und Holz. "Very nice", bekommt die Touristin, unuebersehbar aus Westeuropa, zu hoeren.

Weiter Richtung Innenstadt praegen Teppiche das Bild. Eine Haendlerin ruft der Besucherin Unverstaendliches hinterher. Als die nicht reagiert, fuegt sie "A la prochaine, Madame" hinzu.

An der Querstrasse "Hanrapetunian Street" stoebern Kunden in Druckwerken: Armenische Woerterbuecher. Russische Romane. Deutschsprachige Reisefuehrer aus der Zeit vor der Wende.

Der Bereich zwischen der Strassenkreuzung und dem Platz der Republik bietet Dinge fuer diejenigen, die in dieser Stadt ihr Leben organisieren muessen: Schrauben, Rohrzangen, Zaehnraeder, Computerplatinen, Tuerklinken.

Wer hier umdreht und den Rueckweg ueber die oestliche Haelfte des Marktes (Aram Street) waehlt, stoesst auf die osteuropa-typisch farbenfrohen Werke einheimischen Kuenstler. Hier macht der Markt seinem Namen, der nach Kunstausstellungen, Etuikleidern und Champagner klingt, Ehre.

Weiter in der Mitte gibt es alles fuer die auswaertigen Gaeste - etwa die beruehmten russischen Holzpuppen mit Politikergesichtern, Micky Maus oder Arielle, der Meerjungfrau. "What are you looking for? Sind Sie deutsch?", fragt ein junger Mann.

Als er erfaehrt, dass die Angesprochene fuer ein deutsches Technologieunternehmen arbeitet, sagt er "Wenn Sie oder Ihre Kollegen einen Fahrer brauchen, der deutsch spricht - mein Kumpel und ich verlangen nur den halben Preis" - und schon hat die Besucherin die Telefonnummer von "Karo" in der Hand. "Und wenn Sie mal etwas von Vernisaj brauchen, sagen sie Bescheid - ich sorge dafuer, dass sie 50 Prozent Rabatt bekommen". Nicht nur diejenigen, die zum Einkaufen hierher kommen, ergreifen beherzt jede gute Gelegenheit.

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© Stefanie Schulte, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In ihrer BWL-Diplomarbeit konzipierte Stefanie Schulte, 26, ein Intranetportal fuer Lycos Europe. Im Herbst 2003 reiste sie als Praktikantin fuer drei Monate nach Jerewan und begleitete die Umsetzung des Intranets in der armenischen Entwicklungsabteilung.
Details:
Aufbruch: 09.10.2003
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 29.12.2003
Reiseziele: Armenien
Der Autor
 
Stefanie Schulte berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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