Lateinamerika - immer Richtung Sueden

Reisezeit: Juli - Dezember 2008  |  von Mary A.

bis zur vorlaeufigen Endstation: Córdoba: die Sierras 2

Bueno chicos! Man sagte mir, ich soll doch nochmal was schreiben, also gibts wohl noch Leser.

Was das Projekt im Comedor angeht, gibt es nicht viel Neues. Ausser dass sich unsere Freiwilligenbesetzung zur Zeit etwas lichtet und dass statt den sonstigen 4 Personen im Moment immer nur 2 gehen, was aber auch vollkommen reicht. Es ist ein wirklich schoenes Gefuehl bei den Kindern zu sein, da sie sich ueber alles freuen, was wir mit ihnen machen. Ob es Lesekreise sind, Maltische, oder Aehnliches es gibt immer Kinder, die gerne mitmachen!
Nachdem ich jetzt auch die Fotos vom Fotowettbewerb entwickelt habe, habe ich gesehen, wie ernst die Kinder die Aufgaben genommen haben und das hat mich soooo gefreut! Also machen wir am Montag das Nachtreffen, auch wenn ich von meiner "Kollegin" sitzengelassen wurde, die jetzt gerade mal lieber in den Norden reist. ** Tord wird mir jetzt helfen, obwohl er, trotz dass er sehr schnell lernt, noch nicht viel sprechen kann. Wie auch immer, ihn liebt der komplette Comedor!

Freitag letzte Woche hab ich mir dann wiedermal das Zelt geschnappt und diesmal fuer ein paar Tage mehr, da mein Endziel Cruz del Eje war, das 4 Stunden nordoestlich von Córdoba Capital liegt. Auf dem Weg wollten wir den ein oder anderen Stopp machen.

La Falda:
Talia ist inzwischen seit ungefaehr 6 Monaten hier und geht jetzt in einer knappen Woche nach Hause. Eigentlich schade, mit ihr macht das Reisen naemlich Spass! Also sind wir zusammen los und erstmal nach La Falda gefahren. Ein schoener, ruhiger Ort, mit netten, hilfsbereiten Menschen und nachdem wir draussen in dem Bombenwetter erstmal was gegessen hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Um diese Jahreszeit haben noch nicht viele auf und sind ausserdem RELATIV teuer (15 Pesos - ca. 3,50 Euro; im Sommer kann man fuer 5 Pesos zelten!). Aber so stand unser Zelt ausserhalb des Ortes auf einer Anhoehe direkt an einem See. Sehr schoen! Es war sooooo angenehm still, wie man es nur empfinden kann, wenn man in einer Grossstadt, wie Córdoba mit ca. 10 Leuten zusammenwohnt! Dementsprechend faul fuehlten wir uns an dem Tag auch und schlenderten fast in Zeitlupe zu ein paar Wasserfaellen (sehr hoch, denn das Wasser fiel an hohen Felswaenden hinunter). Dort gab es Eis und Artesanales - alles, was wir brauchten! Spaeter gingen wir an dem Bach entlang, der aus den Wasserfaellen und der Staubruecke des Sees entsprang. Es war wirklich wunderschoen dort!
Zum Sonnenuntergang waren wir mit einem Boot auf dem See und beobachteten ein bisschen die seltsamen Voegel.

La Cumbre:
Am naechsten Tag musste wie immer Geld gespart werden. Wir wollten fuer die kommende Nacht nichts bezahlen und versuchten Taxigeld fuer den Rueckweg in den Ort zu sparen, indem wir zu Fuss gingen. Nach der Haelfte der Strecke wurden wir doch mitgenommen. Wir konnten fuer den Vormittag unser Gepaeck in der Touristeninfo lassen und liefen noch ein wenig ueber die huegeligen Strassen, bevor wir weiter nach La Cumbre fuhren. Fast NOCH ruhiger kam mir dieser Ort vor! Aber vielleicht lag es auch an der Siesta, zu der wir ankamen. Auch hier konnten wir unser Gepaeck wieder in Touri-Info lassen, das scheint hier eine ganz gute Idee zu sein. Dann schoben wir uns durch die Mittagshitze durch den Ort, der ausserhalb des Zentrums aus riesigen Villen besteht, in denen man zu hohen Preisen uebernachten kann. Unser Ziel war am Ortsende der Camino de Artesanos, aber dass dieser ein Wanderweg war, oder besser mit dem Auto gemacht wurde, ahnten wir vorher nicht. Es war also zu weit und zu heiss, um den Weg noch anzufangen, als wir endlich angekommen waren. Na ja, es war sehr aergerlich, aber immerhin hatten wir im "Casita de Chocolate" angehalten, wo uns ein netter, ernster Familienvater seine selbstgemachten Produkte vorfuhrte. Er empfahl uns ausserdem, bei der Feuerwehr zu fragen, ob wir dort uebernachten koennten, oder unser Zelt dort aufstellen duerften. Vom draussen Uebernachten riet er uns ab, wie eigentlich alle Argentinier, mit denen man so redet. Er meinte, eher sollten wir zurueckkommen und unser Zelt in seinen Garten stellen.
An der Plaza 25 de Mayo mussten wir erstmal ne Flasche Bier trinken. (Hier kauft man immer eine Literflasche, die man dann teilt, kleine Biere gibt es nicht. **)

Plaza 25 de Mayo

Plaza 25 de Mayo

La Cumbre (Aussichtspunkt bei der Christusstatue)

La Cumbre (Aussichtspunkt bei der Christusstatue)

Dann machten wir uns auf den Weg zu der ueberdimensionalen Christusstatue, die auf einem Berg den Ort ueberblickt und in ihrer Position und Groesse sehr unwirkich erscheint. Es war ein schneller Anstieg, ein schoener Ausblick und verlockend erscheinende Anfaenge von Wanderwegen, fuer die es aber schon zu spaet war. Eine Mutter mit einer Riesenfamilie war damit beschaeftigt ihre Kinder so zu positionieren, wie sie das schoenste Portraitmotiv abgaben; sehr natuerlich, die armen Kinder! **
Wieder unten angekommen, holten wir unsere Rucksaecke und Abendbrot im Supermarkt. Wir hatten die Feuerwehr gefragt, aber die hatten nur tolle Tipps, wie wir den schon geoeffneten Campingplatz finden konnten, oder ein Hostel. Gut, am Fuss des Aufstiegs zur Christusstatue wartete ich mit dem Gepaeck und Talia suchte nach einem geeigneten Platz fuer das Zelt. Bald wurde es dunkel, also war Beeilung angesagt. Drei Maenner hantierten an einem Bus herum und einer kam zu mir rueber und sagte, er wuerde immer Rucksackreisenden seinen Garten fuer ihr Zelt anbieten. Er gab mir eine Tour durch seinen Garten und sein Haus. Er lebt tatsaechlich sehr bescheiden, aber mehr wussten wir erst spaeter ueber ihn. Die beiden anderen Maenner hatten die letzten paar Tage bei Esiquiel uebernachtet. Sie waren die Busfahrer einer Folkeloregruppe aus Buenos Aires und fuhren in der gleichen Nacht zurueck. Alle drei waren sehr nett und fuer uns war es die einfachste Loesung, also blieben wir.
Esiquiel war fast ein bisschen zu nett. Er bot uns ALLES an, was sein Haus hergab: Bad mit warmem Wasser, Handtuecher, Essen & Trinken, Betten falls es in der Nacht zu kalt werden sollte, Decken fuer das Zelt, und und und. Es war manchmal ein bisschen unangenehm, aber Esiquiel lebt eben alleine, ist schon viel gereist und er kennt die Situation einen Schlafplatz zu suchen. Dementsprechend war er einer dieser Leute, die IMMER reden. Er hatte soooo massig viel zu erzaehlen und wiederholte sich auch des Oefteren. Er kommt aus einer sehr reichen Familie; seine Eltern sind Besitzer grosser Zucker- und Soyaproduktionen, die in Argentinien sowieso fuehrende Produktionsgueter sind. Vor 4 Jahren hatte er einen Autounfall, bei dem er fast ums Leben gekommen ist. Danach, sagt er, hat sich sein Leben geaendert. Er will von dem Geld nichts mehr wissen und sehen und lebt so bescheiden, wie es geht. Nichts Materielles interessiert ihn, ABER massig Zigaretten, Bier und Whisky. ** Na ja, in interessanter Kerl. Er arbeitet jeden Tag in seiner Werkstatt, in der er Muenzen aus aller Welt, die er auf seinen Reisen gesammelt hat, be- und verarbeitet.

Bevor wir uns am naechsten Tag verabschieden wollten, bekamen wir natuerlich noch Fruehstueck und Esiquiel weigerte sich, Geld von uns anzunehmen. Ein seltsamer, aber interessanter Kerl!

San Marcos Sierra & Rio Quilpo:
Wir machten uns auf den Weg weiter Richtung Norden. Naechster Stopp war San Marcos Sierra. Hippietown! Wir waren nicht lange da, es war heiss und wir sassen eigentlich die ganze Zeit am Hauptplatz, assen zu Mittag und warteten auf die Maedels, die in Cruz del Eje in einer Kooperative arbeiten.
Als sie mit den Jungs, die auch in der Kooperative arbeiten, kamen, machten wir uns auf den Weg zum Rio Quilpo, ca. 4 km vom Ort entfernt. Jemand brachte uns mit seinem Pickup hin und versprach uns, uns spaeter wieder abzuholen. Die Fahrt ging holter-die-polter durch die steppenartige Umgebung, die mit eindrucksvollen Kakteen uebersaeht ist.
Es war ein sehr schoener Nachmittag! Ich hatte gute Gespraeche mit den Jungs, die mit den deutschen Maedels zusammenarbeiten und wurde noch gespannter, noch mehr ueber ihre Kooperative zu erfahren, die in und um Cruz del Eje herum in Comedors arbeitet.

so aktuell in Argentinien ...

so aktuell in Argentinien ...

San Marcos Sierra

San Marcos Sierra

Rio Quilpo

Rio Quilpo

"Arte y Pan" in Cruz del Eje:

Am Abend fuhren wir alle zusammen weiter nach Cruz del Eje, wo wir zum Haus der Kooperative "Arte y Pan" liefen. Die Maedels kochten ein leckeres Abendessen fuer uns. Ihr Haus gefiel mir so gut!! Wenn man reinkommt, sieht man sofort, dass dort engagierte Freiwillige wohnen; alles ist voll von Dekoration, Fotos, Arbeitsplaenen, hilfreichen Tipps fuer die Projekte usw.!
Am naechsten Vormittag bekamen wir noch ein bisschen von ihrem Meeting mit und ich genoss die Atmosphaere so sehr, wie sie alle zusammenarbeiten und wirklich alle Teil ihres Projekts sind. Gut, ihr wisst ja, ueber welche Dinge ich mich hier in Cordoba immer aufrege. Ich gebe trotzdem die Hoffnung nicht auf, dass sich das alles noch aendern kann, da AFOS ja noch nicht lange existiert.
Nachmittags ging ich noch mit in den Comedor, in dem sie montags immer arbeiten. Ihr aktuelles Thema heisst "Seres Fantasticos" (phantastische Wesen), die sie mit den Kindern, mit allen moeglichen Werkzeugen, Holz und "Muell" bauen. Ein sehr interessantes Projekt und zudem gar nicht so einfach durchzufuehren!
Ich habe meinen Besuch dort oben mit all den Leuten sehr genossen und habe wiedermal viele neue Ideen in meinem Kopf!

© Mary A., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Start: Kuba. Eine 2-monatige Reise bis Panama und ...
Details:
Aufbruch: 23.07.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 23.12.2008
Reiseziele: Kuba
Mexiko
Belize
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Argentinien
Der Autor
 
Mary A. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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