Zürich-Chisinau-Zürich

Reisezeit: Juli 2008  |  von Roland E.

Wroclaw

Przemysl ist ein sehr netter Ort. Im Supermarkt versteht mich zwar auch niemand, aber hier geschieht alles mit einem lächeln und man versucht mir gleich noch ein paar Brocken polnisch beizubringen. In der hübschen Altstadt hatte ich einmal wunderbar gegessen und ein Bierchen getrunken, bei tollen freundlichen Bedienungen. Aber mich zieht es weiter, denn mein Zahn zieht. Es ist der Weissheitszahn, der schmerzt. Ich hoffe, dass er mit den gröberen Schmerzen noch ein paar Tage zuwartet, bis ich wieder zu Hause bin.

Ich plane noch in Wroclaw das Wochenende zu verbingen, obwohl mir dieser ständige Regen langsam aufs Gemüht schlägt. Bei meinem Zwischenstopp in Krakau öffnet der Himmel mal wieder so richtig seine Schleusen. Der Donner kracht derart laut, dass ich heftig zusammenzucke. Der Einschlag muss ganz nahe gewesen sein.

Im Zug Richtung Wroclaw, einem alten, hoffnungslos überfüllten Doppelstockwagen, unterhalte ich mich noch mit Polen - zum ersten Mal seit Chisinau (wo ich mich in einer Kneipe mit einer sehr gut englisch sprechenden Kellnerin unterhalten konnte) kann ich mich wieder austauschen. Den Polen ist es sehr wichtig, aus den schlimmen alten Zeiten unter der Fuchtel der kommunistischen Partei zu erzählen. Ich finde diese Geschichten immer wieder sehr spannend. Aber allzu hoffnungsfroh blicken sie nicht in die Zukunft. Ich bekomme den Eindruck, dass sie dem politischen Etablissement nichts zutrauen.

Wroclaw ist eine wunderschöne Stadt. Nur ich brauche zuerst einmal ein Hotel. Es ist bereits 21.30 Uhr und immer noch hell. Ich laufe durch die ganze Stadt um ein paar Hostels abzuklappern. Doch alle voll. Es findet an diesem Wochenende so ein Festival statt. Das ist nicht die Situation, die man sich nach rund 35 Zugfahrstunden erhofft. Dabei scheinen die freundlichen Polinnen (auch hier scheinen im Dienstleistungssektor hauptsächlich Frauen zu arbeiten) immer nichts zu wissen und das tut ihnen dann auch so leid. Und so schleppe ich mich weiter durch die Stadt. Die Hotels der nächsten Preiskategorie gibt es nicht mehr. Gerne wäre ich ins Metropol, ein Hotel, indem schon Marlene Dietrich nächtigte und andere u.a. so eine traurige Gestalt, die die Menschheit in den Zweiten Weltkrieg riss. Doch das Hotel wird renoviert. Bleiben nur noch die Absteigen am Bahnhof. Also wieder zurück. Doch von den drei Hotels in meinem Reiseführer steht nur noch eines dort und der Preis lässt mein Budget laut aufheulen. Aber ich mag nicht mehr, ich sehn mich nach anderen Kleidern, nach einer Dusche, ich nehme das Zimmer. Immerhin, den Preis ist es absolut wert und das Frühstücksbuffet - mit Rührei, verschiedenen Würstchen und Speck - begeisternd.

Ich geh noch etwas in die Gassen. Der Hauptplatz von Wroclaw, der Rinek, ist wirklich sehenswert. Aber mir ist das ganze etwas zu touristisch. Voller Leute und kaum ein freier Platz in ner Kneipe. In den Seitengassen jedoch finde ich eine gemütliche Kneipe. Wroclaw ist wirklich eine schöne Stadt.

In der Kneipe treffe ich einen Iren. Wir starten einen Rundkurs über alle Probleme dieser Welt bis wir das Problem haben, dass wir uns kaum mehr auf den Beinen halten können.

© Roland E., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Zugsreise nach Moldawien und zurück.
Details:
Aufbruch: Juli 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juli 2008
Reiseziele: Serbien
Bulgarien
Rumänien
Moldau
Ukraine
Polen
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.