Jakobsweg 2006 - Camino Frances

Reisezeit: März / April 2006  |  von Uschi Agboka

29. bis 36. Tag

11. April 2006 29. Tag
Ribadiso - Santa Irene

In der Nacht hat es aufgeklärt und es war sehr kalt (Raureif am Morgen). Durch das 4-Bett-Zimmer konnte ich gut schlafen. Allerdings musste ich durch das viele Trinken zweimal raus. Die Sanitäranlagen sind im Freien (wie auf einem Campingplatz). Strahlend blauer Himmel und den ganzen Tag dazu angenehme Temperatur (18 Grad). Irgendwie fiel mir das Gehen sehr schwer. Bin froh, morgen nach Santiago zu kommen. Nach 22 km fand ich eine schöne private Herberge, wo ich mich in den Garten setzen konnte. Bin früh ins Bett gegangen. Es ist noch anzumerken, dass die Strecke und das schöne Wetter sehr, sehr schön waren.

12. April 2006 30. Tag
Santa Irene - Santiago

Nachts war es wieder sehr kalt. Dafür am Morgen keine Wolke am Himmel. Das Laufen ging heute sehr gut. Um 13.30 Uhr hab ich Santiago erreicht. Was für eine Genugtuung nach all den Strapazen! 900 km in 30 Tagen = 30 km/Tag. Ich denke, das ist nicht schlecht. Habe mir dann noch etwas Santiago angeschaut. Morgen werde ich ganz gemütlich Santiago anschauen. Meine Hüfte schmerzt doch sehr. Irgendwie bin ich stolz auf mich, obwohl das schon viele gemacht haben. Aber ich habe auch viel Beschissenes erlebt.

13. April 2006 31. Tag
Santiago

Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen, weil so ein paar Chaoten besoffen um 2 Uhr nachts von der Stadt zurück kamen und keine Rücksicht auf die Schlafenden nahmen. Dafür war der Tag wieder wunderschön. Strahlend blauer Himmel. Habe mir dann zuerst meine Urkunde abgeholt und dann den Jakob in der Kirche umarmt und geküsst. Damit bin ich am Ende meiner Pilgerreise. Um 12 Uhr habe ich noch am Pilgergottesdienst teilgenommen. Den kann man sich am Gründonnerstag schenken, da die Kirche von Touristen voll war, welche keine Rücksicht auf die Gottesdienstbesucher nahmen. Es wurde geblitzt und gesprochen. Dann traf ich aus Zufall Marcio, den Brasilianer, vor der Kirche wieder. Es war ein herzliches Hallo. Kurz darauf traf der Freund seines Vaters ein, der in Santiago wohnt. Er lud uns zum Kaffee in den Parador ein. Und irgendwie war ich ihm sympathisch, so dass er mich in eine Landgaststätte einlud und anschließend zu einer Rundfahrt durch das nähere Santiago. Um 19.30 Uhr zog ein Gründonnerstagsumzug mit Männern in Ku-Klux-Klan ähnlichen Gewändern durch die Stadt. Um 20 Uhr fuhr ich in die Herberge, da es ein anstrengender Tag war.

14. April 2006 32. Tag
Santiago - Negreira

Der Tag begann wieder mit strahlend blauem Himmel. Am Anfang war ich noch sehr müde, aber später ging es dann ganz gut. Irgendwie drückt der Rucksack doch gewaltig. Gegen Mittag zogen Wolken auf. Rast machte ich an einer wunderschönen Brücke. Dann war es noch ein schöner Weg bis nach Negreira.

15. April 2006 33. Tag
Negreira - Olveiroa (32 km)

Über Nacht hat es geregnet und am Morgen sah das Wetter nicht gut aus. Es hat dann nicht viel geregnet, aber die Wege waren sehr verschlammt. Ich kam einigermasssen vorwärts, nur mit dem Rucksack stimmte es nicht. Er hing immer schief. Hat meinen Rücken sehr belastet. Dann, 4 km vor dem Ziel, fing es an zu schütten. Hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet und auch meine Hose nicht gewechselt. Zur Strafe lief mir das Wasser oben in die Schuhe herein. Alles schwamm. Und der Rucksack tat 2 km vor Ankunft so weh, dass ich kaum mehr gehen konnte. Habe die Herberge mit Ach und Krach geschafft. Aber die heiße Dusche wirkte Wunder.

16. April 2006 34. Tag
Olveiroa - Finisterre (31 km)

Bei Nacht hat es geschüttet ohne Ende. Auch beim Weggehen fing es wieder an. Die Strecke war landschaftlich sehr schön. Über große Heideflächen ging es Richtung Meer. Die Strecke war auch nicht so anstrengend wie gestern. Angenehm zu gehen. Dann plötzlich der Blick auf das Meer. Wie muss es früher den Pilgern ergangen sein, als sie zum erstenmal im Leben das Meer sahen. An der Küste entlang, teilweise auf der Straße, mit viel Verkehr (Ostern) kam ich gegen 18 Uhr in Finisterre an. Die Herberge liegt mitten im Ort. Trotz Regen am Anfang war der Tag ok.

17. April 2006 35. Tag
Finisterre - Santiago (Bus)

Das Wetter war wieder wunderschön. In der Bar zwei Kaffee getrunken und zwei Toast gegessen (2,50 Euro). Anschließend bis ans Ende der Welt gegangen und dort 3 schöne Stunden mit relaxen verbracht. Der Weg Hin und Zurück (1,5 Std. = 6 km) war ebenfalls schön. Um 13.45 Uhr fuhr der Bus nach Santiago (10,70 Euro). Gegen 16 Uhr in Santiago angekommen. ½ Std. Fußweg zum schönen Hotel. In die Stadt gefahren, Geschenke gekauft und Essen eingekauft. Dann in die Buslinie 6 gestiegen, allerdings falsche Richtung. 1 Std. Stadtrundfahrt, gegen 20 Uhr im Hotel angekommen, gegessen und gepackt.

18. April 2006 36. Tag
Santiago - Stuttgart

Über Nacht hat es wieder viel geregnet. Da Himmel sah grau aus. Ausgecheckt, Gepäck deponiert und dann in die Stadt zum Bummeln. Meine Füße haben sich noch nicht beruhigt. Sie brennen, kribbeln immer noch. Da das Wetter schön, aber kalt war, habe ich in Santiago meine "Stammbar" aufgesucht. Bin immer wieder begeistert, wie viel Kaffee man für 1,20 Euro bekommt. Gegen 13 Uhr im Hotel. Gepäck geholt und dann auf den Flughafen gefahren. Immer nervig die Warterei auf dem Flughafen. Die Pilgerung ist beendet.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de

Paßhöhe San Roque

Paßhöhe San Roque

Rio Sarria bei San Cristoro do Real

Rio Sarria bei San Cristoro do Real

Kloster Samos - es gilt als eines der ältesten Klöster der westlichen Welt (5. Jahrh.)

Kloster Samos - es gilt als eines der ältesten Klöster der westlichen Welt (5. Jahrh.)

Bei Monte Torros

Bei Monte Torros

Kathedrale mit dem Jakobsgrab - Santiago de Compostela

Kathedrale mit dem Jakobsgrab - Santiago de Compostela

Gründonnerstag-Prozession - gespenstisch die Kapuzenmänner

Gründonnerstag-Prozession - gespenstisch die Kapuzenmänner

Blick auf den Ort Finisterre - bis zur Entdeckung Amerikas war hier das Ende der Welt

Blick auf den Ort Finisterre - bis zur Entdeckung Amerikas war hier das Ende der Welt

Das Ende des Pilgerweges ist erreicht!

Das Ende des Pilgerweges ist erreicht!

© Uschi Agboka, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine Pilgerwanderung vom 14. März bis 18. April 2006 meines Lebensgefährten Rolf Kummer.
Details:
Aufbruch: 14.03.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 18.04.2006
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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