Lappland - mein Jugendtraum

Reisezeit: Juni / Juli 2005  |  von Hansjörg Schreyer

Entdeckungen

Es ist 1 h nachts. Ich bin wach und draussen ist es hell. Die Sonne scheint wie bei mir zuhause morgens um 6 h. Ich nütze die Zeit und erledige die ganzen Verkabelungen meiner mitgebrachten Geräte. Um 2:35 h haben Wildgänse vor dem Haus geschnattert. Ansonsten ist man hier mit sich und der Welt allein.

Das Frühstück wurde um 6 h mit Kaffee begonnen und um 8 h mit was zu essen: Käse, Fisch, Butter, Honig u Brot. Mit der Gondel sind wir in die Fischgründe gerudert. Wir hatten kein Glück. Danach erledigte ich meine SMS-Schulden und informierte meine Freundin auf Mallorca, daß ich gut angekommen war. So werden Nachrichten vom nördlichen Eismeer fast in Nullzeit nach Spanien übermittelt. Dann wurde mir die Größe des Sees gezeigt, an den es mich für die nächsten Wochen verschlagen hat.

Mein erster Dialysetag begann morgens um 5:30 h mit einer Kanne Kaffee, schwarz. Um 7:30 h wurde dann ausgiebig gefrühstückt und um 9 h bin ich auf die 85 km weite Tour nach Rovaniemi ins finn. Krankenhaus. Die Dialysestation war schnell gefunden. Das Personal war sehr nett. Die maschinelle Ausstattung stammte von Fresenius und entsprachen der neuesten Ausstattung.

Morgens gehörte es fast zum Ritual, zuerst die Fischgründe aufzusuchen und die Reussen zu kontrollieren. Nach dem Frühstück sind wir nach Kemijärvi und mir wurde die Stadt gezeigt, damit ich informiert war, wo einzukaufen oder auch zu tanken ist.

Nach dem Mittagessen bin ich allein los in Richtung Salla nahe der russischen Grenze. Das Wetter war einmalig schön: Frühling in Finnland: Flieder und Tulpen blühten, Lilien und andere heimische Blumen sind während meines Aufenthaltes herangewachsen.

In der folgenden Nacht bin ich um 3 h aufgestanden und auf Tour, die nähere Umgebung zu erkunden. Es war ja hell dank der Mitternachtssonne und so war ich mit frischen Eindrücken versehen rechtzeitig zum Frühstück zurück. Danach bin ich zur Dialyse. Die Schwestern im Krankenhaus sind sehr nett und um 14 h nach dem Mittagessen im Krankenhaus bin ich auf den Heimweg. Unterwegs, am nördlich Polarkreis, habe ich meine Post eingeschmissen, damit der Sonderstempel angbebracht werden konnte.

Zuhause war inzwischen Besuch eingetroffen. Holz aus den finnischen Wäldern wurde mitgebracht und vor Ort gleich gespaltet und zum trocknen gestapelt. Dann sind noch weitere Nachbarn gekommen und die Mitsommernacht konnte jetzt vorbereitet und dann auch gefeiert werden. Das Festtags- und Freundschaftsessen bestend aus Ochsenbrust an Meerrettichsauce, Stampfkartoffel und Beeren aus Finnlands Wäldern schmeckten hervorragend.

Die Stimmung war sehr gut bei Unterhaltung, Gesang und dem National-Tanz finnlands, dem Tango. Nachts um 12 h wurde angestossen und weiter ging die Feier mit "finnlands bestem Gitarrespieler" bis 2 h morgens. Danach sind wir ins mitsommerlich helle Bett, ins Zelt oder in den Schlafsack.

Heute, Sonntag war eine große Rundfahrt geplant. Ich startete um 8 h nach Kemijärvi, weiter nach Vuostimo zum Berg Pyhätunturi, 550 m hoch mit einem sicher sehr interessanten Weitblick über die finnische Landschaft. Die Straße führte mich weiter durch Luosto und Aska zum Umkehrpunkt Sydankylä. Nach Überquerung des Flusses Kitinen erreichte ich Tanhua und weiter über fast endlose Straßen nach Savukoski, Nuosu, Kotala an der russischen Grenze entlang. Von Salla ging es dann weiter nach Kursu und bald war Kemijärvi wieder errreicht. Der Kreis war geschlossen. Zuhause angekommen, stand würziger Holzgeruch in der Luft. Dank dem Regenwetter war eingeheizt worden und es war dann mollig warm im Haus. Übrigens, es war der einzige Regentag innerhalb von 4 Wochen.

Heute bin ich südwärts durch die Wälder und an vielen Seen entlang nach Ranua. Dort hab ich den Wildpark besucht, der wirklich sehenswert ist. Weiter ging es nach Posio ins Kaffee-Tassen-Museum. Leider war für mich nichts dabei, war wohl alles zu "billig".

Zur Zeit streiken die finnischen Zöllner und halb Russland ist auf den finnischen Straßen unterwegs und macht sie unsicher.

In Kemijärvi fand ein Künstlermarkt statt, Blumenmarkt und ein Wettfischen. Ich hab mir alles angesehen und bin dann weiter zum Suomitunturi in herrlicher Landschaft. Sie könnte dem Film "Dr. Schiwago" entnommen worden sein. Durch einen Nationalpark mit vielen Rentieren erreichte ich Kuusamo und Kantojocki und zum Schluss Kemijärvi.

Freitags nach der Dialyse startete ich in Richtung Schweden. In Pello fand ich den Grenzübergang, unbeschildert, nach dem 3. Anlauf. Mein Ziel war zunächst Kiruna. Die Beschilderung war aber so spärlich, daß ich mich nach dem Gleichklang der Landschaft und Straßen entschloß, Kiruna links liegen zu lassen und bin in Richtung Norden, nach Karresuvanto. Rentiere auf meinen Straßen ware mir bald ein vertrautes Bild und so erreichte ich Enontekiö und buchte mein Zimmer im Hotel.

Um 8 h wurde nach einem echt finn. Frühstück mit Haferbei zum neuem Ziel gestartet. Nicht zum Nordkap sondern durch Lapland, wie es mir von Benti in der Mitsommernacht empfohlen wurde. Auf Naturpisten geht es stundenlang im Tempo zwischen 40 - 60 km/h nach Puka, weiter bis Inari. Der See mit seinen Inseln ist sehr interessant und morgen werde ich versuchen, noch mehr zu entdecken. Im finnischen Hotel bin ich gut untergebracht.

Nach dem Breifrühstück startete ich um 8:20 h auf den Heimweg. Zunächst habe ich noch die lapländische Holzkirche fotographiert und dann ging es auf die 300-km Tour. Unter-
wegs in Ivalo wurde das Straßenschild: MURMANSK bestaunt.
Immer wieder habe ich kleine Pausen einlegen müssen: Ewige, nicht endend wollende Straßen, was das Fahren sehr ermüdend machte. Über Sodankylä erreichte ich den Pyhätunturi und das Bergwerk für Amethysten, die in verschiedenen Farben zu finden sind. Zuhause angekommen habe ich erst einmal relaxt und dann war "Blumengießen" angesagt. Nebenher wurden frisch gefangene Fische geräucher und als wir mit dem gießen fertig waren, konnten auch die Fische noch warm aus dem Rauch genossen werden. Dieser Bericht wurde natürlich wieder bei Mitternachtssonne geschrieben, ohne jegliche küstliche Beleuchtung.

Heute, Dienstag war ein Besuch im ARCTICA-Museum in Rovaniemi an der Reihe. Der Eintritt kostet zwar € 12,-, doch das Geld ist wirklich gut investiert. Videofilme bringen einem das Wissen zu den dargestellten Gegenständen näher.

Freitag, 15 h: Start zu meiner Schweden-Fahrt mit dem Ziel KIRUNA. Entlang des Tornionjoki führte die Straße nach Süden in Richtung Ostee und dem Bottnischen Meerbusen. Ein Naturschauspiel der besonderen Art durfte ich erleben: Links und rechts der Straße entluden sich zwei Gewitter mit Regen und Sturm in schwarzen Wolkenwänden. Allein die Straße blieb trocken und lag im Sonnenschein. Bei Happaranda erreichte ich Schweden und fuhr weiter auf die Insel Seskarö.Hier gibt es zwar einen Campingplatz, nicht jedoch B&B oder ein Hotel oder Restaurant zum übernachten. Also fuhr ich zurück und weiter auf der E4 bis Kalix. Im Hotel Walhalla hab ich Unterkunft gefunden.

Anderntags herrschte morgens um 8:30 h bereits eine Hitze von 28 °C als ich bei wolkenlosem Himmel startete. Rentiere auf den Straßen waren meine einzige Abwechslung bis ich dann um 13 h in Kiruna eintraf. Nachdem ich mein Quartier bezogen hatte machte ich mich auf den Weg, die Innenstadt von Kiruna zu entdecken. Die "Stadt am Himmel" ist sehenswert. Viele Parks als grüne Lungen und alte Kirchen aus Holz gebaut neben neuen Betonkirchen im harmonischen Miteinander. Im HG-Hotel hab ich dann mein erstes Renfleisch gegessen: Schmackhaft wie Bündner Fleisch. Kiruna hat heute mit 29 °C einen laplandweiten Hitzerekord aufgestellt.

Anderntags gestaltete sich die Heimfahrt weitestgehend prolemlos. Lediglich in Pajala an der Grenze zu Finland war Jahrmarkt und Umleitung. Die Straßen nach Kittilä war streckenweise aufgerissen: Verbesserungsarbeiten wegen der Wintereschäden. Auf unbekannten Straßen erreichte ich Rovaniemi und damit auch Kemijärvi und war um 15 h wieder daheim.

Südlich von Rovaniemi habe ich mitten im Wald eine Gletschermühle aus grauer Vorzeit entdeckt. Überhaupt, wer sich abseits der großen Straßen durchs Gelände wagt, kommt oft an Gedenkstätten aus den 1. und 2. Weltkrieg vorbei. Alle Memorials sind gepflegt und Blumen mit viel Liebe gepflanzt. Diese Stätten sind entlang der finn/russ. Grenze bis tief ins Hinterland in Lapland zu finden.

An meinem Geburtstag bin ich nach Salla und auf Pisten weiter rund um den Kemijärvi. Meist war ich allein oder einzelne Rentiere oder ganze Rudel begleiteten mich ein paar Minuten. Um 17 h sind wir in das Stadthotel von Kemijärvi und haben auf den Geburtstag angestoßen und natürlich Rentierfleisch genossen.

Wie alles Schöne hat auch mein Urlaub ein Ende. So habe ich mich verabschiedet und bin 80 km bis zum Flughafen Rovaniemi gefahren. Dort hab ich mein Auto bei EUROPCAR abgegeben und danach war einchecken und der Heimflug konnte beginnen. Über Oulu an der Ostsee und Helsinki als Zwischenlandungen ging es direkt nach hause zurück. Mit der Bahn wurden im ICE die letzten km bei einem heimischen Bier überlebt.

Trotz Dialyse habe ich viel von Land und Leuten gesehen und habe auch heute noch Kontakte mit Menschen, die ich für ein paar Stunden kennenlernen durfte. Mein Rat an alle Chroniker: Wer wirklich Neues erleben möchte brauch nicht ängstlich zu verzichten. Die Vorbereitungen sind das A und O eines gelungenen Urlaubs.

Nur Mut.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von der Planung zur Vorbereitung und Durchführung eines 4-wöchigen Aufenthaltes in Finnland/Lappland über dem nördlichen Polarkreis
Details:
Aufbruch: 18.06.2005
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.07.2005
Reiseziele: Finnland
Der Autor
 
Hansjörg Schreyer berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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