Wild West im Motorhome und eine Woche NY

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Franzi S.

Lake Mead - der Kreis schliesst sich

Es wird eine laute Nacht. Immer wieder trommelt der Regen auf unser Dach und Gewitter entladen sich. Doch als wir am Morgen aufwachen, erwartet uns ein strahlend schöner Sonnenaufgang. Alles ist frisch gewaschen: der tiefblaue Himmel, die roten Felswände, das grüne Gras - wahrlich ein beeindruckender Anblick!

Ah ... unser leckerer Morgenkaffee

Ah ... unser leckerer Morgenkaffee

Eva präsentiert die Übeltäter der verstopften Toilette...

Eva präsentiert die Übeltäter der verstopften Toilette...

Nach dem Frühstück geht unsere Tour um neun Uhr westwärts weiter. Wir verlassen Springdale und schweren Herzens den schönen Nationalpark. Auf dem Highway 9 fahren wir durch das malerische Tal, welches immer noch von eindrucksvollen Bergketten umrahmt ist. Auch hier erblicken wir interessante Schichten, die in allen möglichen Farben leuchten. Die Höhe der Berge nimmt langsam ab und wird zu Hügeln. Der Übergang in die Mojave Wüste nimmt ihren Lauf.

Die Fahrt führt uns aus dem malerischen Zion hinaus

Die Fahrt führt uns aus dem malerischen Zion hinaus

In Hurricane erreichen wir den grossen Freeway 15, der Las Vegas mit Salt Lake City verbindet. Statt kurvig und mit bergiger Kulisse geht's rasant weiter in breite Talsohlen hinein. Plötzlich piept mein Handy, wir haben wieder Netz! Und so rufe ich sofort Vreneli an um die letzten News aus der Heimat zu hören.

Wir erreichen den grossen Freeway no 15

Wir erreichen den grossen Freeway no 15

Davon gibt es ein paar:
Roger Federer gewinnt genau in dem Moment das French Open, in der Schweiz ist es sehr gewitterhaft und immer wieder entladen sich schwere Unwetter, Mama und Papa waren drei Tage zuhause und als sie wieder in unser Häuschen kamen, wollten die Katzen nicht mehr von ihrer Seite weichen. Was wir auch nicht mitbekommen haben, ist, dass ein Flugzeug der Air France vermisst wird. Es war auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris und verschwand irgendwo auf dem Atlantik vom Radarschirm. Mama ist wirklich froh, dass es uns gut geht. Solche Nachrichten machen ihr immer Angst, dass uns etwas passieren könnte.

Da wir grad so ein tolles Netz haben, rufen wir auch noch Ueli und Chrigel an. Auch bei ihnen ist alles in Ordnung und sie freuen sich über unseren Anruf.

Wir verlassen Utah und erreichen die nordwestliche Ecke von Arizona. Hier erwartet uns eine höchst spannende Strecke. Die Fahrt führt unserem bekannten Virgin River entlang durch die Virgin Gorge. Und die hat es in sich! Dramatisch windet sich der Freeway durch die langgezogene Schlucht eingerahmt von hohen wüstenhaften Bergen. Die Steigung ist für eine Schnellstrasse wirklich beachtlich und wenn man als Fahrer nicht aufpasst, kann man ganz schön in einen Geschwindigkeitsrausch geraten. Doch Jürg und Mäthu haben das toll im Griff und plötzlich schiessen wir aus den Bergen hinein in die weite Ebene der Mojave Wüste. Ein wirklich eindrücklicher Landschaftswechsel!

Die eindrückliche Virgin Gorge

Die eindrückliche Virgin Gorge

Damit wechseln wir zum letzten Mal den Staat und befinden uns nun in Nevada. Die roten Berge des Colorado Hochplateaus haben wir definitiv hinter uns gelassen. Der Freeway führt durch eine wüstenhafte Vegetation, die aber auch ihren Reiz hat. Am Horizont erblicken wir auch hier weitläufige Gebirge. Die Farben sind aber wüstenhaft grau, beige, braun und die Vegetation spärlich grün. Immerhin erkennen wir vereinzelt die schönen Joshua Tree Bäume, eine Kaktusart, die von den Mormonen nach ihrem Prophet benannt wurden, weil die Äste aussehen, wie wenn der Prophet seine Arme zum Himmel strecken würde.

Joshua Trees säumen unseren Weg

Joshua Trees säumen unseren Weg

Lange durchfahren wir die Wüste Nevadas, halten uns schön an die Geschwindigkeitsbegrenzung (was ja mit einem Camper auch kein Kunststück ist...). Erfahrung macht klug, und wir wissen, dass rund um Las Vegas die Polizei besonders aufmerksam ist in Bezug auf Raser.

Doch vor Las Vegas biegen wir gegen Mittag auf den Highway 169 ab, der uns nach Overton führt. Rechterhand begleiten uns die feuerroten Berge des Valley of Fires. Ein besonderer Ort für alle Star Trek Fans. Immerhin erblicken wir hier das Grab von Käpt'n Kirk aus dem Film Star Trek 7, Treffen der Generationen. Jürg findet das immer zum Totlachen, wenn ich dramatisch seinem Todesort huldige...

Das Valley of Fire - ein Kultplatz für alle Trekkies!

Das Valley of Fire - ein Kultplatz für alle Trekkies!

In Overton finden wir ein letztes Shoppingcenter, wo wir uns Fleisch für die letzte Grillade einkaufen. Zudem finden Mäthu und ich hier unsere leckeren Cookies! Während den vergangenen Wochen haben wir da eine Leidenschaft entdeckt, wofür Eva und Jürg nur Kopfschütteln übrig haben: Cookies mit herrlich farbigem Zuckerüberzug! Sie sind knallblau oder pinkiger als pink, sehen dadurch fast künstlich aus und schmecken hervorragend! Und so ist uns das Glück hold, dass wir heute Abend noch einmal eine Packung finden. Diesen Abend wollen wir doch noch entsprechend geniessen! Und das wäre ohne unsere Cookies fast nicht möglich...

Es geht dem Lake Mead zu

Es geht dem Lake Mead zu

Der Highway führt uns kurvig durch die Wüstenberge. Den Lake Mead sehen wir ab und zu als farbige Auflockerung auf unserer linken Seite. Daneben befinden wir uns wirklich am Ende der Welt. Kaum Verkehr und nichts als öde Einsamkeit.

und wieder erblicken wir das Blau des schönen Sees

und wieder erblicken wir das Blau des schönen Sees

Um ein Uhr erreichen wir die Abzweigung zur Echo Bay. Zuhause haben wir uns vorgestellt, dass wir den letzten Abend noch einmal herrlich an den Gestaden des Sees verbringen. Doch weit gefehlt! Der RV Park befindet sich weit oberhalb jeglichen Wassers, selbst das Resort mit dem kleinen Hafen liegt nicht mehr am Wasser seit der Pegel so tief ist.

Beim RV Resort ist es menschenleer. Ausser dem heissen Wüstenwind, der den Sand über die Stellplätze weht, ist hier nichts los! Na Bravo! Gleich beim Eingang hat es ein Informationsschild mit Telefon. Man soll hier anrufen, wenn man einchecken will. Tun wir auch! Man teilt uns mit, dass wir zuerst hinunter zum Resort fahren müssten um einzuchecken. Aha... hätte man ja auch anschreiben können...

An der Rezeption erhalten wir unsere Platznummern und so chrampfen wir mit den Fahrzeugen wieder obsi zurück zum RV Park, wo wir auf unsere beiden Stellplätze fahren. Dank mangelnden Gäste ist die Auswahl beachtlich...

Da sind wir nun gelandet: am Ende der Welt...

Da sind wir nun gelandet: am Ende der Welt...

Die Hitze haut uns fast aus den Schuhen! Wir befinden uns wahrlich am Ar... der Welt! Und irgendwie erinnert man sich da an gewisse amerikanische Filme, wo Touristen plötzlich spurlos verschwanden...

Die Einöde ist überwältigend...

Die Einöde ist überwältigend...

Aber wir wollen ja mal nicht allzu pessimistisch denken! Es gibt schließlich viel zu tun: Koffern packen, Camper putzen, Toilette entstopfen, da dort immer noch nichts funktioniert, und dann eine leckere Grillade braten. Apropos Grillade: wo ist denn hier ein Grill? Wir haben noch keinen Standplatz gesehen, der nicht einen Grill aufwies. Doch hier haben wir einen gefunden. Gratulation! Also gibt es noch eine weitere Aufgabe: bauen eines Grills.

Zuerst gibts mal eine kühlende Fusswäsche...

Zuerst gibts mal eine kühlende Fusswäsche...

Doch zuerst geht's hinter die Toilette! Die Herren erhofften sich Fortschritte durch das Rütteln des Autos während dem Fahren. Und siehe: der Plan geht auf. Nach kurzem Durchspülen der Leitungen läuft alles vorbildlich wieder ab! Was nun weiter?

Nun, es ist nachmittags um zwei Uhr und eigentlich hätte man je herrlich Zeit für alles. Wenn es nur nicht so tierisch heiss wäre. Der orkanartige Wüstenwind lässt es nicht zu, dass man die Storen auszieht. Das wäre ja noch schöner, wenn wir am letzten Tag eine zerfetzte Sonnenstore zur Pannenliste hinzufügen müssten. Also müssen wir uns den spärlichen Schatten des eigenen Fahrzeuges suchen.

Evi zieht sich für ein Nickerchen in den Camper zurück, Mäthu setzt sich in den Schatten und liest in seinem Buch und Jürg und ich beginnen vorbildlich unsere Koffer zu packen. Man hat ja eine Klimaanlage... Danach setzen auch wir uns in den Schatten unseres Campers und relaxen. Ich mit dem zweiten Teil von Edward und Bella und Jürg in seinem kleinen Swimmingpool. Sprich, er badet seine Füsse im Eimer gefüllt mit kühlem Wasser. Auch eine Möglichkeit der Hitze der Wüste entgegenzutreten...

Als die Sonne endlich längere Schatten zulässt, verlegt Evchen ihr Faulenzen nach draussen. Schliesslich hat man eine gute Decke und darauf kann man auch neben dem Camper gemütlich rumfläzen. Zudem lässt sich so herrlich herumblödeln. Der Nachmittag wird wirklich lustig.

Faulenzen macht halt Spass

Faulenzen macht halt Spass

Irgendwann ist Putzen angesagt. Als alle Schränke leer sind, können wir diese rein "bäsele". Dusche und WC werden gereinigt und dann noch der ganze Boden gewischt. Es sieht gut aus!

Mäthu ist am Packen und präsentiert schon mal seine schicken Casinotreter

Mäthu ist am Packen und präsentiert schon mal seine schicken Casinotreter

Jürg und Mäthu basteln ihren Grill. Mit Steinen und den restlichen Kohlen geht das bestens. Evi und ich haben uns leckere Spiessli gekauft und die Männer richtig grosse Steaks. Zusätzlich schlemmen wir uns quer durch den Kühlschrank, den es zu leeren gibt. Doch immer noch haben wir viele Sachen nicht gegessen. Auf dem RV Park hat es auch Leute, die hier zu leben scheinen. Ein junger Mann ist uns aufgefallen, der hier wohl handwerklich tätig ist. Wir sammeln alles zusammen, was wir nicht mehr brauchen und spazieren zu seinem Camper. Anscheinend baut er ihn grad um. Wir erklären ihm, dass unsere Ferien zu Ende seien und wir noch Sachen wie Teigwaren, Reis und Eier hätten, die wir nicht mehr brauchen. Er freut sich riesig über unser Angebot und nimmt die Sachen dankbar entgegen. Das hilft uns doch allen!

Heute wird der Grill selber gebaut

Heute wird der Grill selber gebaut

Es wird ein gemütlicher Abend. Das Essen ist lecker, der Wein ist süffig und trotz aller Trauer, dass unser Campingabenteuer dem Ende zu geht, haben wir es äußerst lustig! Die Sonne verschwindet dramatisch hinter den Wüstenbergen. Die Temperaturen werden sofort angenehmer, auch wenn der Wüstenwind immer noch wie ein Haarföhn mittlerer Stufe weht.

Was für ein schöner Sunset

Was für ein schöner Sunset

Lange sitzen wir noch draussen und plaudern. Doch ein weiterer Höhepunkt wartet noch auf uns. Plötzlich geht östlich über den Bergen herrlich der Vollmond auf. Ein schöner Abschiedsgruss! Um viertel nach neun begeben wir uns ein letztes Mal in unseren Camper zur Ruhe.

Unser letzter Camping-Abend ... wir werden es vermissen!

Unser letzter Camping-Abend ... wir werden es vermissen!

Eva serviert uns den obligaten leckeren Nespresso-Kaffee

Eva serviert uns den obligaten leckeren Nespresso-Kaffee

Der Vollmond läutet das Ende unseres Motorhome-Abenteuers ein...

Der Vollmond läutet das Ende unseres Motorhome-Abenteuers ein...

© Franzi S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schon viele Male besuchten wir den herrlichen Südwesten der USA. Doch zum ersten Mal wagten wir das Abenteuer im Motorhome. Herrliche Erlebnisse und Pannen inklusive... Und zum Schluss noch ein paar Tage New York.
Details:
Aufbruch: 21.05.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.06.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Route 66
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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