2 Boote, 2 Pärchen und 8 Pfoten auf einem Wochendausflug nach Cochem

Reisezeit: Juli 2009  |  von Michael Kaufmann

2. Tag Winningen nach Cochem

Es waren nicht die drei Damen vom Grill, sondern drei Damen Ü 60, die sich am Samstag Morgen, den 4. Juli so um 09.00 Uhr, auf dem Steg im Schatten sitzend, lachend und scherzend auf eine Bootstour freuten. Das diese nicht ganz so erfreulich für eine der Damen enden würde, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Anwesenden erahnen.

Die Sonne hatte am frühen Morgen die Temperatur schon über 20 Grad klettern lassen, als wir gestärkt durch ein gutes Frühstück gegen 09.50 Uhr die Leinen lösten um mit unseren Booten nach Cochem aufzubrechen.

Gemütlich bei strahlendem Sonnenschein ging es Mosel aufwärts Richtung Lehmen/ Oberfell, unserer ersten Schleuse für diesen Tag entgegen. Michael wartete mit seiner Elektra vor der großen Schleuse und wir schleusten mit unserer Julia durch die Bootsschleuse. Die Kammer war zwar geschlossen, aber an einem so herrlichen Tag, machte es mir auch gar nichts aus, die Leiter hoch zu klettern um die Schleuse nach unter zu fahren. Kurz vor dem Abstieg zu meinem Boot habe ich dann einen kleinen Daycruiser kommen gesehen. Als das Boot aufstoppte, erkannte ich die drei Damen aus Winningen zu denen sich zwei Herren dazu gesellt hatten.

Ich habe dem doch mit über 300 Lebensjahren beladenen Boot die freie Wahl gelassen ob sie vor oder hinter uns in die Kammer fahren wollten. Aus Respekt vor dem großen Schwell, haben sie uns den Vorzug gelassen und gesellten sich dann hinter uns in die Kammer. Es ist halt so, wie immer im Leben, eine Entscheidung für etwas ist auch immer eine Entscheidung gegen etwas. Jetzt hat unsere Julia zwar den Schwell abgehalten, doch war nun die Leiter auf deren Bootshöhe und daher musste einer der Bootsinsassen des Daycruisers die Schleusenleiter erklimmen um die Schleuse zu bedienen. Der Skipper übernahm diese Aufgabe.

So nahm das Drama seinen Lauf. Ein Skipper Ü 60 ohne Ahnung und davon jede Menge, zwei nette hilfsbereite Damen die wohl in Ihrem Leben noch nie geschleust haben, standen mutig mit jeweils 2 Schnüren etwas dicker als Paketkordel eine am Bug und eine in der Mitte im inneren des Bootes. Ein Gangbord hatte das Boot nicht und das wadenhohe Gebilde aus Chrom am Bug des Bootes, verdiente nicht den Namen Reling.

Es machte sich Hektik auf dem Daycruiser breit. Mein Engelchen am Heck unserer Julia, versorgte die Dame am Bug mit allerlei Tipps (Boot näher zur Stange ziehen, Halteleine (Kordel) auf Klampe belegen (Was ist eine Klampe? Was ist belegen?). Der Ü 60 Skipper hatte mittlerweile die Schleuse in Gang gesetzt und das Wasser strömte wie verrückt in die Schleusenkammer. Achtung die Leine (Kordel) nicht um die Hände wickeln! Sie reißen sich alle Finger ab. Das Boot näher zur Stange, die Leine ist zu kurz. Es kam wie es kommen musste. Die Dame am Bug stürzte vom Daycruiser, sich an die viel zu kurzen Leine klammernd über die "Reling". Glück im Unglück auf unsere Badeplattform.

Erst jetzt kam der 2. Mann an Bord in Bewegung und hielt das Boot. Tapfer aber mit Sicherheit am Bein verletzt hat sie den Schleusengang nach oben auf unserer Badeplattform angetreten. Eine kräftige Standpauke an den Skipper konnte ich mir nicht verkneifen, während die Verunfallte wieder das Boot wechselte. Kaum hatten wir die Schleusenkammer verlassen, wurden wir auch schon mit Vollgas überholt und der Daycruiser ward nicht mehr gesehen. Ich hoffe nur, das es der verunfallten Dame nicht allzu schlecht ergangen ist. Der Schreck dürfte sie bei der nächsten Schleuse achtsamer sein lassen.

Von alle dem nichts mitbekommen, hatten Michael und Isa den Schleusengang mit der Großschleuse zur gleichen Zeit abgeschlossen, und wir fuhren gemeinsam gemütlich weiter Richtung Schleuse 3 nach Müden, die wir ohne Wartezeit passieren konnten.

Im Cochemer Stadthafen, haben wir dann für unverschämte 1,31 Euro je Bootsmeter festgemacht. Dafür war die Freude für das gute, reichliche und günstige Essen im Schnitzelhaus um so größer. Zigeunerschnitzel, Pommes, Salat 8,40 Euro. Schnitzel XXL (360 Gramm) mit Spargel und Käse überbacken, Pommes 10,90 Euro. Schnitzel Wiener Art mit Pommes 6,00 Euro. Isa sorgte dafür, dass auch noch eine ganze Menge für unseren beiden Bordhunde Wurschtel und Racker abfiel.

Der anschließende Sparziergang durch die Altstadt endete in einer Eisdiele, wo wir gegen Abend, bei warmen Temperaturen und reichlich Mücken, trotz der sehr gutschmeckenden Eisspezialitäten schnell das Weite suchten und einen gemütlichen Fernsehabend, jeder für sich, an Bord verbrachten.

© Michael Kaufmann, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie ein silberner Pfeil mit einem roten Strich schießt der ICE an dem Fenster unseres Besprechungsraumes vorbei. Draußen sind es hochsommerliche 30 Grad im Schatten, ein traumhaft wolkenloser Himmel – kurzum ein Wetter zum Helden zeugen. Der Blick auf meine Uhr sagt mir, dass ich die Konferenz in Würzburg nur um knapp eine Stunde überzogen habe.
Details:
Aufbruch: 03.07.2009
Dauer: 3 Tage
Heimkehr: 05.07.2009
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Michael Kaufmann berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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