Auf dem Yukon River

Reisezeit: September / Oktober 1996  |  von Ralph Pape

In 1996 wollten wir zum zweitemal nach Kanada reisen.Schon beim ersten mal hatte uns der "Kanada Virus" angesteckt.
Die Landschaft,die endlose Wildnis und nicht zuletzt die Leute,denen wir begegneten,beeindruckten uns sehr.
Doch diesmal wollten wir nicht im Hochsommer in den Norden.Wir wollten mal den "Indien Summer" den Herbst in Kanada erleben.
Deshalb starteten wir Mitte Sept. und planten unseren Urlaub bis in den Oktober hinein.

Auf dem Yukon River

"Campfire" am Yukon River

"Campfire" am Yukon River

Der Start

Unser Traum war es immer,mal den "Indian Summer" zu erleben.
Mit seiner Farbenpracht,den Geruch des Herbstes und dem sich langsam ankündigten Winters.
So beschlossen wir in 1996 in den Yukon zu reisen und mit dem Kanu den gleichnamigen Fluß zu befahren.
Wir,das bin ich,Ralph Pape und mein Freund Jürgen ,mit dem ich schon so manches Abenteuer erlebt hatte.
Von Whitehorse aus,-der Hauptstadt des Yukon Territoriums,-wollten wir bis Carmacks fahren.
Etwa die Hälfte der Strecke von Whitehorse bis Dawson City.Was etwa 300 Km Flußstrecke entsprach

Wir lernten durch Zufall einen Deutschen kennen,der mit seiner kanadischen Frau in der Nähe der Stadt einen Kanuverleih betrieb.
Bei ihnen bekamen wir alles,was man zu so einer Tour braucht.

Wir wollten den historischen Spuren der Goldsucher und Abenteurer von einst folgen und starteten unsere Kanutour auf dem mächtigen Yukon River unterhalb von Whitehorse.auf einem Campground am "Lake Laberge"
Abseits der Zivilisation und mitten in der Wildnis folgten wir den alten Routen des großen Goldrausches.
Vorbei an verlassenen Siedlungen, Trapperhütten und den Überresten alter Raddampfer genossen wir die unvergleichliche Landschaft des Yukon.
Immer wieder stießen wir unterwegs auf Relikte aus vergangenen Zeiten.
Mal waren es auf Sandbänken gestrandete "Paddelwheeler" also Raddampfer.Mal alte,halbferfallene Blockhäuser,wo einst Trapper oder Fischer wohnten.
Oder alte,längst verlassene Siedlungen

Mit ruhigen Paddelstößen glitten wir dahin.Vorbei an sanft geschwungenen Hügeln,mit Nadelwäldern.durchsetzt mit farbenprächtigen Laubbäumen.

Etwa 20 Kilometer nördlich von Whitehorse durchfließt der Yukon den Lake Laberge.
Der 65 Kilometer lange und vier Kilometer breite See entstand durch eine Ausweitung des Flusses.
Gefürchtet sind hier die starken Fallwinde in Süd-Nord-Richtung, die bis zu zwei Meter hohe Wellen aufkommen lassen
Man hatte uns auch vorgewarnt und uns empfohlen,an einer Seite des Sees zu bleiben.
Und wie richtig diese Warnung war,erfuhren wir,als wir gegen Abend unser erstes Camp errichteten.

Der Wind frischte auf und in minutenschnelle bauten sich auf dem See meterhohe Wellen auf.
Weiße Schaumkronen tanzten wie die Mähnen wilder Pferde auf der ans Ufer donnernden Brandung.
Von unserem letzten Trip auf dem "Tatlayoko Lake"in British Columbia waren wir ja schon einiges gewohnt.
Doch das hier war dagegen etwas ganz anderes.Noch nie hatten wir einen See erlebt,der so furchteinflößend sein konnte.
Wir erkundeten rund um unser Camp die Uferregion und standen auf einer Klippe.
Als Videofilmer nahm ich dieses unvergleichliche Schauspiel auf.
Dabei mußte ich mich breitbeinig aufstellen um nicht von den starken,böigen Winden aus dem Gleichgewicht geworfen zu werden.
Fast wie an der Pazifikküste,donnerte die Brandung an das felsige Ufer.
Wir mußten unsere Hüte festhalten,sonst wären sie auf und davon geflogen.
Auch in der Nacht ließ der Sturm nicht nach.

Vorsorglich hatten wir unsere Zelte mit zusätzlichen Seilen gesichert.
Unruhig verbrachten wir die Nacht und ich wurde immer wieder durch das Rauschen des Windes,das Knacken der Bäume und die Brandung aus meinem ohnehin nicht tiefen Schlaf gerissen.

Früh stand ich am nächsten Morgen am kiesigen Ufer und sah auf den tobenden See hinaus.
Grinsend kam mein Freund Jürgen dazu und meinte."Das will gar nicht aufhöhren.Sowas habe ich auch noch nicht erlebt"
Wir hofften,das sich der See im Laufe des Tages wieder beruhigen würde.
Schließlich wollten wir weiter und nicht hier noch tagelang festsitzen.
Doch das Wetter zeigte sich nicht einsichtig mit unseren Wünschen.Und so mußten wir wohl oder übel warten,bis es sich soweit besserte,das wir in See stechen konnten.
Es verging der Tag,ohne das der Sturm nachließ und wir verbrachten die Zeit mit Kaffeetrinken,Essen und wieder Kaffeetrinken.

Hier draußen hatte man ständig Hunger.Die saubere Luft,die Bewegung und die Anstrengungen des paddelns,erforderten viele Kalorien und man mußte ständig für Nachschub sorgen.
So verging der Tag und auch die nächste Nacht.
Am darauffolgenden Morgen wurde ich früh wach.eine merkwürdige Stille umgab uns.
Ich kroch schlaftrunken aus dem Zelt und ging zum Ufer.
Kaum ein Wind bewegte sich.Der See lag ruhig und still vor mir.Nichts mehr zu spüren von den letzten stürmischen Tagen.
Einzelne dunkle Wolken bewegten sich noch langsam am Himmel.Doch es versprach endlich ein schöner Tag zu werden.
Nach einem kräftigen Frühstück beluden wir unser Kanu und stachen frohgelaunt auf den See hinaus.

Auf unserer Tour begegneten wir Relikten aus längst vergangenen Tagen
Verlassene Orte zeugen von der Zeit in der die ersten Goldsucher diesen Fluss befuhren.
Alte Mountie- und Telegraphenstationen, Handels und Versorgungsposten, Überreste alter Schaufelraddampfer und Goldwaschanlagen begleiteten uns während der gesamten Reise.

Einige dieser historischen Stätten befanden sich in der Nähe unserer Camps,so das wir keine Mühe hatten,sie ausgiebig zu erkunden.

Gegen Nachmittag hatten wir den See durchquert.Bis auf einige kleinere Sturmböen blieb das Wetter freundlich.Ab und an,kam sogar die Sonne heraus und wärmte uns mit ihren herbstlichen Strahlen.Vor uns lag "Lower Laberge"
Hier war bis in die 50er Jahre hinein ein Handelsposten und eine Telegraphenstation.
Und hier wurden auch die legendären Raddampfer mit neuen Feuerholz beladen.
eine historische Stätte.
In der Nähe einer der Hütten schlugen wir unser Lager auf.
Es folgten Holz herannholen.Feuer machen und den obligatorischen Kaffeekessel vorzubereiten.
Tätigkeiten,die uns schon in Fleisch und Blut übergegangen waren.
Alles war schnell erledigt.Und nach einem herzhaften Essen und starken Kaffee,schnappte ich mir meine Kamera um einige Filmaufnahmen zu drehen.
Jetzt gegen Abend,kam tatsächlich noch einmal die Sonne heraus.
Und wir standen noch lange am Ufer und genossen einen herrlichen Sonnenuntergang.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte,bemerkte ich,das meine Zeltdecke eigenartig weiß erschien.
Ich fühlte mit dem Finger und es war tatsächlich Rauhreif.
Über Nacht war das Thermometer gefallen und Frost hatte sich eingestellt.Schnell zog ich meine warmen Klamotten an und kroch aus dem Zelt.
Jürgen war schon wach und hatte ein "Campfire" entfacht.Fröstelnd hockte ich mich nahe ans Feuer und genoß den heißen Kaffee.
Lachend bemerkte Jürgen,das es acht Grad minus seien.Staunend grinste ich.Tja,So schnell geht das hier.
Ohne Vorankündigung war hier der Winteranfang ins Land gezogen.
Doch wir waren gut gerüstet.Wir wußten ja in Deutschland schon,das es eventuell sehr kalt werden könnte.
Wir waren schließlich Mitte September in Whitehorse angekommen und hatten unseren Urlaub bis in den Oktober hinein geplant.
Die letzten paar Tage wollten wir dann,-wie immer,- bei unseren Freunden auf der Guestranch in BC verbringen.

Doch jetzt ging es erstmal weiter auf dem berühmten und legendären Yukon River.
Unterwegs hielten wir nur einmal kurz an um Wasser in unsere Kanister nachzufüllen.
An den vielen kleinen Bächen die in den Fluß mündeten,waren die Ufer schon leicht vereist und wir mußten die dünne Eisschicht erstmal beseitigen um an das klare frische Naß zu kommen.

Wir kamen bei herrlichen sonnigen Wetter gut voran.
Auf fließenden Gewässern ist das paddeln um ein vielfaches einfacher als auf einem See.
Der Yukon floß in dieser Zeit mit etwa 8-10 Kmh dahin.Und so kamen wir fast mühelos vorwärts.

© Ralph Pape, 2010
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: September 1996
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: 15.10.1996
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Ralph Pape berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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