Auf dem Yukon River

Reisezeit: September / Oktober 1996  |  von Ralph Pape

Auf dem Yukon River: Auf dem Yukon River Teil 2

Auf dem Yukon Fortsetzung

Der Tag auf dem Fluß hatte was faszinierendes.
Die Sonne schien,ruhig floß der Yukon dahin.Diese Stille,die nur unterbrochen wurde,von dem Glucksen des Kielwassers und unseren ruhigen Paddelschlägen.
Jeder von uns hing in diesen Augenblicken seinen Gedanken nach.
Ich dachte an die vielen tausenden von Glücksrittern und Abenteurern,die diesen Fluß befahren hatten.
Die Raddampfer, die Fracht und Waren aller Art zu den Goldfeldern am Klondike und nach Dawson City brachten.
An die Geschichten von "George Washington Carmack" "Skookum Jim" und "Dawson Charlie" die am 16. August 1896 am berühmt gewordenen Discovery Claim fündig wurden und ihr Glück fanden.

An "Jack London" und seine Geschichten von "Wolfsblut" ,"Lockruf des Goldes" und "Ruf der Wildnis" die ich als Jugendlicher schon verschlungen hatte.
Irgendwie konnte ich es kaum glauben,das wir jetzt wirklich auf diesem berühmten Fluß dahinglitten
Der Name Yukon geht auf den gleichnamigen Fluss Yukon River zurück, der durch das Territorium und dann nach Alaska fließt.
Seine Bezeichnung geht wiederum auf "yu-kun-ah" zurück, die Bezeichnung des Flusses durch die Gwich'in-Indianer als "großer Fluss".

Ein Ruf meines Freundes riß mich aus meinen Gedanken.
Er hatte die Flußkarte studiert und meinte,das wir nun balde an der Ortschaft "Hootalinqua" ankämen.
Es handelt sich hierbei um eine frühere Siedlung und einem "Woodyard" aus Zeiten des Goldrausches am Yukon River.
Heute sind dort restaurierte Cabins zu sehen und außerdem befindet sich dort ein Camp mit Outhouse für Flusswanderer.
Der Lagerplatz bietet sich aufgrund der Platzverhältnisse für größere Gruppen an. Wenn man einen kleinen Bach überquert,

kann man außerdem zu einem kleinen Friedhof gelangen. Dort stehen Grabmale von Weißen und Indianern.

Wir aber wollten weiter und unser Camp auf der "Shipyard Island" aufschlagen.
Shipyard Island ist eine Insel im Yukon River. Diese liegt ca. 500 m unterhalb vom ehemaligen Woodyard Hootalinqua und ist ein beliebter Haltepunkt für Flußwanderer.
Auf der Insel liegt auf der Frontseite (rechte Seite) das Wrack der Evelyn. Zahlreiche Relikte aus Zeiten des Goldrausches sind auf der kleinen Insel verteilt.
Dieses Schiff transportierte Personen auf dem Yukon.
Später wurde es verkauft und auf "Norcom" umbenannt. Wenig später lief das Schiff auf Grund und wurde an der Hülle beschädigt.
Die Gesellschaft fand es nicht profitabel genug es zu reparieren und seit dem liegt die Evelyn am Shipyard.
Übrigens steht alles was auf der Insel herumliegt unter Denkmalschutz.Es ist strengstens verboten mit den Überresten der Schiffe oder Gebäuden sein Steak zu bruzeln.Genauso wie mit allen Relikten auf der gesamten Flußstrecke

Der nächste Tag begann mit grauen Wolken,die nichts Gutes verhießen.
Schon bald nachdem wir wieder auf dem Fluß waren,zogen sich immer mehr dunkle Wolken zusammen.
Dann trauten wir unseren Augen nicht.
Von einem Augenblick auf den anderen begann es zu schneien.
Jürgen rief lachend,"jetzt erleben wir mal einen kandadischen Winteranfang"
Zum Glück hatten wir ja feste und wasserdichte Kleidung an,so das es uns nichts ausmachte.
Auch die Kälte war erträglich.Nur die Beine waren etwas steifgefroren,da man sie ja kaum bewegte beim paddeln.
Doch ab und an mal am Ufer angelegt und die Beine vertreten und schon wars wieder in Ordnung

Wir waren ja hierher gekommen um einmal den Indian Summer zu erleben.
Und erlebten dabei auch gleich den Nordischen Winteranfang
Wir fanden es Spitze und nach einigen Minuten ließ die Schneeschauer auch wieder nach und die Sonne blinzelte durch die grauen Wolken.
Jürgen zeigte nach oben.Und tatsächlich zog ein Weißkopfseeadler dort seine Kreise.
Majestätisch und lautlos.
Nach einigen Kilometern hörten wir ein lautes knacken und brechen der Äste am Ufer.
Wir ließen das Kanu langsamer fahren .Kurz darauf kamen vier Elche durch das Dickicht ans Ufer.Was für prächtige majestätische Tiere.
Ihre Schaufeln wirkten noch größer,als ich sie in Filmen und auf Fotos immer sah.
Leider war doch die Strömung zu schnell,sodas ich keine Zeit fand meine Kamera herauszunehmen um das Schauspiel zu filmen.
Die Elche schauten sich auch nur kurz um und verschwanden dann wieder krachend im Unterholz.

Wir waren jetzt den 7.en Tag auf dem Fluß.als wir an der Einmündung des "Big Salmon Rivers" ankamen
Hier liegt der verfallene Ort "Big Salmon Village"
Auch hier war einst viel Betrieb.Ein Postoffice und einige Hütten,zeugen noch von der regen Betriebsamkeit während des Goldrausches.
der Ort dient heute nur noch den ansässigen Indianern als Unterkunft für die alljährlichen Lachsfangsaison.
Als wir am flachen,schlickigen Ufer anlegten,kam überraschend ein junger Mann auf uns zu.
Wir begrüßten ihn auf englisch,doch er lachte,winkte ab und rief
"Ihr könnt ruhig deutsch sprechen"
Wie sich hinterher herausstellte,kam er aus Chemnitz und war mit einer Gruppe junger Leute unterwegs

Er hatte sich eben mal aufgemacht um den Big Salmon River alleine zu befahren.
Wir waren beeindruckt von seinem Mut und seiner Courage.
Es sit ja nicht so,als wenn man zuhause einen der heimatlichen Flüsse befährt.
Hier in der Wildnis Kanadas kann allerhand passieren.
Und bis man anfängt nach einem zu suchen,können Tage vergehen.Deshalb ist es schon mutig,mutterseelenalleine hier einen Fluß zu befahren.
Wir saßen diesen Abend noch lange am Lagerfeuer und die Zeit verging schnell,-zu schnell.

Die Tage in der Wildnis des Yukon waren für mich unbeschreiblich.
Das hatte ich immer gesucht.Einsamkeit und Stille.
Nur den Gegebenheiten der Natur unterworfen.
Wer hierher kommt,muß schon Respekt und Achtung vor der Wildnis mitbringen.

Das letzte Lager bevor wir Carmacks erreichten,mußten wir uns hart erarbeiten.

Wir waren in ein weitverzweigtes Gebiet des Flusses gekommen.
Viele Seitenarme zweigten hier ab und wir mußten mehreremale die Karte herausholen um zu sehen,wos weiterging.
Es konnte schnell passieren,das man in eine "Sackgasse" geriet,oder einen großen Umweg in Kauf nehmen mußte.
Wir wollten aber dem Hauptarm folgen und mußten am späten Nachmittag langsam Ausschau halten,nach einem trockenen und geeigneten Lagerplatz
Wir hielten uns an der linken Uferseite des Flusses,in der Hoffnung,hier was zu finden.
Doch die ganze Uferregion war steil und mit dichten Gebüsch bewachsen.
Wir entdeckten auf der anderen Seite des Flusses eine bessere Möglichkeit.doch wie dahin kommen?
Wer einmal auf einem Fluß gepaddelt ist,weiß wie stark die Strömung sein kann.
Und kein Mensch käme auf die Idee gegen den Strom anzukämpfen.

doch wir hatten keine andere Wahl.
Langsam wurde es dämmerig und wir mußten unbedingt einen Lagerplatz finden.
Also blieb uns nichts anderes übrig,als auf die andere Seite zu wechseln.
Wir spuckten in die Hände und trotzdem wir schon sieben Stunden gepaddelt waren,nahmen wir noch einmal unsere Kräfte zusammen.
Mit kräftigen Paddelschlägen kämpften wir schräg gegen die Strömung.an
Erst jetzt spürten wir,wie stark und schnell sie war.Sie riß uns mit und ich dachte,das wir das niemals schaffen würden.
Wie wild kämpften wir uns vorwärts.Meine Arme fingen an zu schmerzen.
doch wir durften nicht nachlassen
Gegenseitig trieben wir uns mit lauten Schreien vorwärts.
Langsam kam das Ufer immer näher.
Wir sahen die Bäume,wie sie vorbeizogen.
Noch zehn Meter.-Noch fünf Meter..
Dann hatten wir es geschafft.

Mit letzter Kraft kamen wir aus der Srömung in ruhiges Ufergewässer.
Wir zogen das Kanu an Land und ließen uns erschöpft auf den steinigen Ufersaum fallen.
Wieder so ein Kraftakt,den wir bei unseren Abenteuern bewältigen mußten.
Naja,-ein reiner Erholungsurlaub war es ohnehin nicht.
Wollten wir auch nicht.
Später lachten wir im Schein des Feuers darüber,wie wir unseren allerletzten Lagerplatz so hart erkämpfen mußten
Doch das Erlebnis der Wildnis,die Freiheit die man empfand,entschädigten uns für alles.
Wir wollten es nicht anders.

Wer einmal von den Wassern des Yukon getrunken hat,-der will es immer wieder trinken.

Nachdem wir noch einige Trapperhütten hinter uns gelassen hatten, gelangten wir nach Carmacks, einem kleinen Ort am Klondike Highway,
dem Endpunkt unserer Kanutour.

Am Nachmittag wurden wir abgeholt und fuhren wieder zurück nach Whitehorse.
Wir wollten uns die nächsten Tage einen Mietwagen nehmen und bis Dawson City fahren.
Hier ging unser Kanadabenteuer weiter.

Alle Erlebnisse und Abenteuer nachzulesen auf
meiner Website

© Ralph Pape, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In 1996 wollten wir zum zweitemal nach Kanada reisen.Schon beim ersten mal hatte uns der "Kanada Virus" angesteckt. Die Landschaft,die endlose Wildnis und nicht zuletzt die Leute,denen wir begegneten,beeindruckten uns sehr. Doch diesmal wollten wir nicht im Hochsommer in den Norden.Wir wollten mal den "Indien Summer" den Herbst in Kanada erleben. Deshalb starteten wir Mitte Sept. und planten unseren Urlaub bis in den Oktober hinein.
Details:
Aufbruch: September 1996
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: 15.10.1996
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Ralph Pape berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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