"Shanghai'd in Shanghai" oder "In China wasch´ ich Waschmaschinen"

Reisezeit: September 2011 - März 2012  |  von Fanny Schmidt

Denn das Leben ist wie eine große Autobahn,
Lass uns nicht lange überlegen, sondern los fahr'n.
Wohin is egal und wo lang werd'n wir sehn,
es wird immer weiter gehn...(Ohrbooten)

Dieses Mal: Experiment China - Ein halbes Jahr Shanghai

22.11.2011 Ni hau und nicht Miau

kurzer Heimaturlaub

kurzer Heimaturlaub

Back on track

Da sitze ich nun in Shanghai, habe ´grad die fettigsten Schnitzel von der Welt fertig gebraten (der Mann kommt gleich heim und muss gefüttert werden und jaha Schnauze voll von Reis und Gemüse wollen braune Soße und Fleisch) und fange zum tausendsten Mal an, einen Bericht für "umdiewelt.de" zu schreiben.

Ursprünglich sollten es Rucksackreiseberichte- bzw. Erlebnisse über die Trips in Thailand und Kambodscha und Malaysia, Burma, Laos, Singapur und China mit Hongkong und Vietnam und so weiter werden...so in richtig schlau und in schönen Worten...alles immer angefangen, nie zu Ende gebracht weil es immer gleich wieder irgendwo hin ging (zum Glück) und nun, nun ist ein halbes Jahr Shanghai angesagt. Mit festem Wohnsitz im "Schöner-Einrichten-Stil" anstatt Kakerlakenclo und fleckiger Bumsmattratze (ok ein paar lustige Haken gibt es, ich komme später darauf zurück).

Nix mit Herumreisen also, d.h. die Idee wird kurzerhand umfunktioniert zum Tagebuch mit lustigen, traurigen, interessanten, komischen Erlebnissen und Beobachtungen - Der eine Teil, nämlich genau gesagt ICH, hat jetzt 6 Monate Zeit für alles Mögliche. Zeit zum Chillen und Schönsein und Zu-sich-Kommen und eben auch - als Anti-Verblödungsmaßnahme und zur Lebenslinienverfolgung Zeit zum Schreiben. Endlich. Ein halbes Jahr Auszeit, unbezahlter Urlaub von den besten Bossen der Welt genehmigt (das gibt´s echt in Deutschland ein Traum ich würde am liebsten Werbung für das Unternehmen machen )...um den Mario, das ist mein Mann, nach China zu begleiten. Er hat hier ´nen Job zu erledigen, ich Glücksprinzessin darf Shanghai inhalieren und Abhängen.

Den ganzen "Wirgehenmalfuerneweilewegvorbereitungskram" zu beschreiben, lasse ich ausfallen. Alles easy-beasy, nicht der Rede wert und neeeein... keinen Bammel, keine Bedenken, kein nichts. Nur ein paar kleine Maßnahmen wie Visa besorgen, Daueraufträge umfummeln, Winterklamotten, Leberwurst und so Zeug ´rüberschicken. Die Weltenbummler, also die ohne Hartschalenkoffer, müssen jetzt grinsen und wissen Bescheid, die Oberstudienräte machen sich inne Hose - ick weeß, am besten hier aufhören zu lesen sonst gerät womöglich watt inne falsche Schublade. Leben kann man überall auf der Erde - zumindest für ´ne Weile. Offen muss man sein, den Stock aus dem Hintern ziehen, über den Tellerrand schauen und Bock auf die Welt haben. Janz schnell kann et vorbei sein und dann kiekt man inne Röhre. Nicht immer diesen schlauen Spruch so von wegen "lebe jeden Tag blablaba" bei facebook posten sondern MACHEN.

Los geht´s - mittendrin, irgendwo, also heute, Dienstag, 22.11.2011 völlig zusammenhanglos und einfach losgeschnattert...in der zweiten Hälfte...soll heißen, am Sonntag ging es nach zwei Wochen Deutschlandheimaturlaub (Mann = Arbeiten, ich = Schönsein, beide = Visaverlängerung durch Ein- und Ausreise) wieder nach China zurück. Fühlte sich kurz krass an, wenn man ankommt und in die "eigene" Wohnung fährt, wo alles bereits vorhanden ist, was man so kennt und benötigt. In Shanghai wooohoowww.
Bis Montag habe ich durchgepennt, kurz ´nen Blues geschoben weil es doch ganz schön war, die Menschen zu sehen, die man lieb hat und immer noch sauer weil der Hirni am Hannover-Flughafen uns down-gegraded hat - scheinbar ein Sprachlegastheniker... (versehentlich...in die letzte Reihe Eco-Holzklasse. Dahin wo man nicht einmal die Sitze umklappen kann...grrrrr...dabei sollte er uns nur die erste Reihe in der Highsociety Abteilung reservieren tsssst....naja man muss auch einmal sehen, wie die "Armen" so fliegen grins...und zur Strafe für den Hochmut gabs dann auch gleich kein Frühstück - aufgrund erwarteter Turbulenzen...die..nattüüürrrlich nicht eintraten....Prinzessinnenpech würde ich sagen).....aber dann ging´s wieder los in der Teilzeitheimat...ganz normal. Also fast.

Carrefour und die kleine grüne Einkaufsratte

Erst einmal mit dem Rentnermercedes oder auch Hackenporsche oder neu der grünen Einkaufsratte (ein Geschenk vom Mario ist er nicht lieb, wer lacht wird erschossen ist das klar..man braucht das Ding hier oder wollt ihr die 5-Liter Trinkwasserkanister durch Hitze und Kälte schleppen??) in den Carrefour zum Einkaufen. Carrefour ist ein internationales, französisches Einzelhandelsunternehmen und mein Lieblingsladen in China. Wenn man sich daran gewöhnt hat, fühlt es sich fast wie Marktkauf oder Edeka an. Nur das es eben zusätzlich Riesenfrösche und Schlangen in lebend-frisch, getrocknetes Allerlei in Originalgröße und so delikate Dinge zu kaufen gibt und es fuer die kleinen Scheißerchen kein Problem ist, mal eben in den Gang zu pinkeln. Das finden hier alle ganz putzig - Ich nicht so nebenbei gesagt. Es ist mir egal, ob der Ausfluss von ´nem Kind ist oder nicht, ich will weder durch Babypisse (sorry für das Wort aber Pipi verniedlicht die Angelegenheit und sie ist es nicht) noch durch Froschaquariumwasser latschen - mir reicht schon die Erkenntnis, das Bob, der chinesische Supermarktwischbevollmächtige, nicht ein einziges Mal mit einem Eimer Wasser zu sehen ist. Nicht in einer Woche und nicht in 3 Monaten. Spaßig: das Hinweisschild in der Backwarenabteilung das vor Hygiene warnt.

Und da fällt mir gleich noch etwas ein - heute entdeckt. Auch im Carrefour. Da stehe ich am Stand für Bratreis und Nudeln (will schummeln und es zuhause als selbst gekocht verkaufen) da entdecke ich einen neuen Verbrauchertip: for your own safety and healthy please use your tooth. Kurz zweifle ich an meinen Englischkenntnissen aber da sprechen mich zwei Inder oder Pakistani an - sehr höflich - und fragen ob ich wüsste ob ihn diesen Dingen Fleisch wäre. Nö wees ick nicht aber ick frag ma - ganz stolz war ich als die Verkäuferin mein Chinesisch verstanden hat (Wendy meine Lehrerin wird mich loben so hoffe ich) und bestätigt, dass alles fleischlos wäre (zu blöd nur das ich am Abend ne kleine Scheibe Salami oder Ähnliches in dem Mischmasch finden werde, mir egal (den Chinesen auch lieber JA sagen als sich noch weiter mit fremden Lebewesen verständigen zu müssen) aber den beiden netten Herren bestimmt nicht, das ist Haram oh mein Gott...Sünde)
Bitte nutzen Sie den Zahn??? Oder die Zinke?? Es ist kein Selbstbedienungsstand somit fällt die Vermutung Besteck zum Abfüllen zu benutzen flach. Ich rätsele immer noch was gemeint sein könnte, vermute tools anstatt tooth??? Also Besteck oder Stäbchen oder watt?? Meinen die, ich soll das nicht mit Händen essen? Isch habe kaainne Ahnung, muss aber lachen. Wie blöde. Bild wird nachgereicht zur Bestätigung. Vom Schild, nicht von mir.

Mario hat meinen neuen Kumpel dabei....die kleine grüne Einkaufsratte

Mario hat meinen neuen Kumpel dabei....die kleine grüne Einkaufsratte

Muss die Prinzessin den Frosch küssen oder an die Wand werfen? Oder gar Gulasch kochen?

Muss die Prinzessin den Frosch küssen oder an die Wand werfen? Oder gar Gulasch kochen?

Geflügelsalat

Geflügelsalat

Kekse nicht anfassen, nur anschauen!

Kekse nicht anfassen, nur anschauen!

Massage "with happy end"

Vor dem Einkaufen habe ich mir eine 1-stündige Ganzkörpermassage in meinem Lieblingssalon gegönnt. Es gibt hunderte in Shanghai - der eine günstiger der andere überteuert wie ich finde (Dragonfly, Magpie, Mandara-Spa etc. auszuwählen ganz nach eigenem Gusto). Meiner ist Mittelklasse, schön mit Räucherstäbchen und Schningschnangschnongeinlullmucke so wie ichs mag (Bamboo 7 Massage). Der Preis fuer die Einreibung mit Lavendelöl liegt bei 188 RMB, rund EURO 20, und ist es wert. Die Damen und Herren die da arbeiten verdienen den Weltfriedenspreis. Seelenfriedenspreis.

Eine kleine Beschreibung muss folgen obwohl die Abhandlung oder Behandlung in diesen Einrichtungen bereits aus anderen Reisen bekannt ist. (so dachte ich) Prinzesschen steht morgens auf, geht duschen will ja gut riechen und keine Zumutung darstellen. Aufgehübscht ab in den Laden - Natürlich ist Zeit - Schuhe also abgegeben, hineingeschlüpft in bestickte Puschen die schon sprechen können von den Ablagerungen meiner Vorgängerfüße und hoch in die vorgewärmte Kabine. In total sexy und voller Vorfreude auf die kommende schöne Stunde unter weichen Händen und leisem Geflüster. Denkste Puppe, nix da mit sexy. Ausziehen bis aufn Schlüpper und..naaaainnnnn bitte nicht....so eine Art Pampershalter aus Papier über den total stylischen String. Als Schmutz-Ölabweiser. Na ganz toll. Ich steh nun so da, völlig nackt nur mit diesem Beautytöter bekleidet und brauche mir nun auch keine Gedanken mehr machen, wie ich elfengleich meinen Luxuskörper auf die Barre schwinge. Also gut - die frisch gefönte Prachtmähne zusammengenommen (am Ende total platt und ölig), hochgeklettert mit der Wampe, das Gesicht in das Atemloch gesteckt. Meine Nase fängt an zu tropfen (draussen kühl drinnen muschelig warm) ich beginne zu schwitzen und hake das Unternehmen Taschentuch ab. Schnäuzen finden die Chinesen eh ekelig (Rotzen und Spucken dagegen sind voll cool). Tropf tropf alles auf den Boden, immer wenn ich versuche meine Hände kurz zum Abwischen aus der Knotenstellung zu befreien, schnappt sich mein dürres Massagefroillein diese und bringt sie wieder an Ort und Stelle. OK lass laufen Beauty was soll ich denn machen? Jetzt fängt mein Bauch an zu rumoren und ist gar nicht mehr Modell-flach. Da fällt mir mein Frühstück ein. Rinderhack mit Bohnen von gestern Abend zusammen mit ´ner Tasse Kaffee - Mein Gott ich Dämel. Und nein, auch wenn es hier total okay ist, ICH liebe Freunde, ICH habe noch nie gepupt tsssttt ich bin die Prinzessin die lieber platzt...ICH werde mich nicht noch mehr gehen lassen naaainnnn. (Sigrid, als wir uns letztens gestanden haben, dass wir in die Badewanne pupsen da habe ich nur Spaß gemacht klaro Ich bin schon beim Friseur über meinen Schatten gesprungen und habe mir als Übungsstück vor diversen Azubis die Ohren mit ´nem Wattestäbchen säubern lassen. Ich saß halb im Schaufenster und war knallrot - Mehr geht nicht.

Die Massage beginnt und ist wie erwartet ein Traum. Nach einer ausgiebigen Bauchbehandlung gemischt aus angenehmen und schmerzhaften Punkte-Drücken hört der Blödmann auf zu blubbern und ich kann mich völlig entspannen für das was noch kommt. Gebucht ist nur ne back-massage, geknetet wird (fast) alles.
Komisch wird's noch mal als man mir die Pampers halb vom Hintern zieht und diesen ausgiebig durchwalkt. "Reeelllaaaxxxx" haucht sie mir ins Ohr, ich soll ihn entspannen - na ganz toll, wie denn bitte wenn du mir da hinein kneifst wie ne Wilde, davon geht der Speck auch nicht weg du Gerippe.
60 Minuten sind um. Fünf Minuten bleiben mir zum Ruhen und dann kommt der schönste Teil. Mein kleines Gerippe mit den Fingermuskeln von Tarzan kommt zurück. Mit heißen Handtüchern die es mir auf den ganzen Körper legt. Die Haut ist schön weich und warm, der Raum riecht nach Lavendel und sie beginnt, das überschüssige Öl vom Körper zu reiben. Schnurrrrr. Bitte nicht aufhören, ich will auch ganz lieb sein. Ich darf meine Papierbuxe wieder ausziehen. Ist mir jetzt aber auch egal. Ich fühle mich wie neugeboren, ganz leicht und auf einmal wieder richtig schön. Sexy eben. Das gibt ein Extrageld und das Versprechen, nächste Woche wiederzukommen. Ich bezahle und gönne mir im Starbucks gegenüber einen füer China schweineteuren Kaffee. Mit Vanilleflavor. Für Prinzessinnen eben. (Wem ab und an nach richtigem Kaffe gelüstet dem bleib nichts anderes übrig als den Preis in o.g. Einrichtung oder der mit dem goldenem M zu zahlen...oder man macht sich auf den Weg Richtung French Concession...später mehr dazu)

© Fanny Schmidt, 2011
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: März 2012
Reiseziele: China
Der Autor
 
Fanny Schmidt berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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