4 Monate als Backpacker durch China

Reisezeit: April - August 2012  |  von Anja & Wolfgang

Anhui 23.5 bis 2.6.: Jiuhuashan 31.5 bis 2.6.

Weiter zum nächsten heiligen Bergmassiv

31.05.2012
Tagesziel: Jiuhuashan Bus 170 Km, 6 Std. Wanderungen, 800 Hm
Wetter: sonnig,>25°

Pünktlich um 6:15 stehen wir am Busbahnhof von Tangkou und warten auf den Bus, der uns nach Jiuhuashan bringen soll.

Jiuhuashan ist einer der vier Heiligen Berge des Buddhismus, der durch den koreanischen Mönch Kim Kioa Kak berühmt wurde, der im 8. Jh. hier 75 Jahre lang meditiert hat und mit 99 Jahren gestorben ist. Da seine Leiche wunderbarerweise nicht in Verwesung überging und er ausserdem eine Ähnlichkeit mit Dizang gehabt haben soll, wurde er zur Reinkarnation Dizangs, des Herren der Unterwelt erklärt und seither wird dieser Berg als Dizangs irdisches Reich betrachtet und entsprechend 'geschäftstüchtig' geht es hier auch zu bei 99 Tempeln, 99 Ehrenbögen und 99 Kurven auf der Strasse den Berg hoch.
Bereits mehrere Kilometer vor dem Eingangstor zur Scenic Area

werden in fast jedem Haus am Strassenrand Räucherstäbchen und ähnliche Devotionalartikel verkauft. In unseren Linienbus!!! steigt kurz vor dem Ziel eine Reiseführerin ein, erklärt kurz die Gegend und etwas länger den richtigen Gebrauch der Räucherstäbchen. Damit dann jeder zeigen kann, dass er auch alles verstanden hat, wird noch schnell vor einem dieser Läden zur Räucherausrüstungsergänzung gehalten und unter Anleitung des Tour Guides eingekauft. Wie viele sich dann dem angebotenen 13 Klöster-Tagesausflug noch anschliessen, haben wir nicht mehr beobachtet. Am Fern-Busbahnhof in Kecun angekommen haben wir erst mal unser Hotel gesucht, dann zuerst die Nähere Umgebung erkundet, ignorieren erst einmal den angebotenen Shuttlebus Service (RMB 25 einfach, RMB 50 als Tagesticket zum einmaligen Besuch jeder der 3 Scenic Areas) und wandern auf dem ehemaligen, heute sehr verfallenen und nicht mehr gepflegten Pilgerweg hoch zum Dorf Jiuhuajie, dem Zentrum des Gebietes und Ausgangspunkt für weitere Erkundigungen.
Noch in Kecun fällt uns ein riesiger sich noch im Bau befindlicher Guanyin auf,

der inmitten einer neuen noch unfertigen (Tempel?-)Anlage steht, die von riesigen ebenfalls noch unfertigen Parkplätzen für PKW und Busse umgeben ist. Wir fragen uns, ob das als Ergänzung oder als Konkurrenz zu den Tempeln oben am Berg gedacht ist - oder ist hier bedingt durch die vielen Besucher / Pilger einfach nur bereits zu viel Geld vorhanden, das irgendwie verbaut werden muss?
Dem alten Pfad folgend kommen wir durchs erste und zweite Himmelstor

bevor wir dann nach etwa 3 ½ Stunden in Jiuhuajie ankommen. Sobald wir an der Kasse ein Ticket für RMB 190 (gültig max. 3 Tage) gekauft haben, dürfen wir das Dorf auch betreten und mit unserer Besichtigung beginnen.
Da wir heute noch ein bisschen mehr wandern wollen, heben wir uns den Besuch des grossen, knallgelben Zhiyuan Tempel für später auf. Auf dem Weg hoch zum Baisui Gong

begegnen uns nicht nur bettelnde Mönche, die schon mal einen 20 RMB Schein als Spendenmuster vorzeigen, auch Lastträger nutzen ihre Rastpausen um vorbeigehende mit 1 RMB Mustern zur Spende aufzufordern und dann war da noch dieser tibetanisch gekleidete Mönch, der bei nahenden Touristengruppen seine 'Fallübungen' mit anschließender Spendenbitte machte, sich ansonsten aber auf den Stufen ausruhte und nach weiterer Kundschaft Ausschau hielt.
Baisui Gong ist ein aktiver Tempel,

dem Mönch Wu Xia geweiht, dessen verschrumpelter Körper mit Gold überzogen in einem Glasschrein sitzt.

In einer weiteren Halle diese Tempels (500 Luohan)

können im Obergeschoss 500 mannhohe Buddhafiguren besichtigt werden,

falls man den Weg dahin findet. Wir gehen nun Richtung Dongya Tempel, werfen einen Blick auf den schlafenden Buddha,

Bild ist um 90º gedreht

Bild ist um 90º gedreht

einer aus 8 Berggipfeln bestehenden Formation, bevor wir über den Huixiang Pavillion und die 10 000 Buddha Pagode wieder nach Jiuhuajie absteigen. Mit dem Shuttlebus (RMB 25 einfach) fahren wir nun zu unserem Hotel zurück.

Ho(s)tel: Huihuang (Great Hui) Holiday Hotel, nahe der Jiuhuashan Scenic Area

Als Wanderer unter Pilgern

01.06.2012
Tagesziel: Jiuhuashan Bus Km 40, 7 Std. Wanderungen, 1235Hm, 1 Std. Dorfbesichtigung
Wetter: bewölkt bis l. Regen, <25°

Heute morgen fahren wir mit dem Shuttlebus (RMB 50 Hin/Rück) erst hoch zum Dorf Jiuhuajie und mit einem weiteren ab hier im Ticket enthaltenen Bus zur Phoenix-Pine. Hier gehen wir wieder einmal an der Seilbahn vorbei und steigen auf dem alten Pilgerweg nach oben zum Tiantai (Himmels-)Tempel. Der Weg hier ist auch schon in die Jahre gekommen und wird daher abschnittsweise renoviert. Träger schleppen etwa 2m lange Granitstufen nach oben,

vor Ort von den Bauarbeitern auf Mass behauen, profiliert und verbaut werden. Unser Weg führt uns an mehreren Tempeln vorbei, am Guanyin Tempel ist die versteinerte Guanyin in rote Tücher gehüllt,

im Gubaijing Tempel

kann der Fussabdruck Buddhas bewundert werden,

und endlich haben auch wir die letzten Stufen zum Paradies erreicht.

Droben im Tiantai Tempel werden durch einen Schriftzug am Eingang darauf hingewiesen, dass wir uns nun im außerirdischen Bereich (im Paradies?) befinden,

während uns drinnen eine riesigen Statue des Dizang als Führer durch die Unterwelt begrüsst. Genug der Esoterik, uns ist mehr nach Wandern zu Mute und so steigen wir als erstes auf den nahegelegenen Gipfel des Shiwang Feng 1344,4m (= 10 Kaiser Gipfel = Stirn des schlafenden Buddhas) und machen uns dann daran, den schlafenden Buddha

von Stirn bis Zehenspitzen zu durchwandern. Der Weg ist ein stetiges auf-und ab. Im Bereich des Mundes müssen wir ins das Tal der Feen Felsen etwa 200m absteigen und finden dort unten Felsformationen wie den Elefant im Wald

beim nachfolgenden Aufstieg werden wir dann von einer Horde wilder Affen begrüsst,

bis wir dann im Bereich der grossen Zehen die 'big Flower Terrace' erreichen, die von einer Buddhastatue gekrönt wird.

Diese Gegend hier gehört bereits zur Flower Terrace Scenic Area mit eigenem Seilbahnanschluss (RMB 90 einfach) und KEINEM Talabstieg, wie er in manchen Karten verzeichnet ist. Auch gut, dann gehen wir eben den ganzen Weg wieder zurück bis zur Phoenix Pine und mit dem Bus ins Dorf Jiuhuajie, das ebenfalls einige sehenswerte Tempel besitzt. Im farbenfroh bunten, reich verzierten Dabeiyuan Tempel

ist in der Nebenhalle eine 9,9m grosse Statue von Dizang zu finden,

in der Haupthalle werden wir von 3 über 25m hohen Buddhastatuen begrüsst.
Leider ist es bereits 17:00, Zeit einen der letzten Busse zurück zu unserem Hotel zu nehmen, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Ho(s)tel: Huihuang (Great Hui) Holiday Hotel, nahe der Jiuhuashan Scenic Area

Tempel, Pagoden und ein alter Baum

02.06.2012
Tagesziel: Jiuhuashan Bus Km 35, 6 1/2 Std. Wanderungen, 400 Hm
Wetter: L. bewölkt,<25°

Auch heute morgen fahren wir erst mal mit dem Shuttlebus (RMB 50 Hin/Rück) hoch zum Dorf Jiuhuajie und besichtigen dort den an seiner Aussenwand knall-gelb gestrichenen Zhiyuan Tempel,

bevor wir dann am Dabeiyuan Tempel auf einem für uns neuen Weg den Berg hoch zum Dongya Tempel aufsteigen. Da wir diesen ja bereits von vorgestern her kennen, lassen wir ihn links liegen und wenden uns der ganz aus Bronze erbauten 10 000 Buddha Pagode zu.

Leider ist es hier oben noch so neblig, dass wir uns den Aufstieg auf die Pagode ersparen (RMB 10), dafür steigen wir jetzt nach Osten ins Tal hinab bis zur Phoenix Kiefer,

mit über 200 Jahren angeblich die älteste Kiefer Chinas. Von hier aus nehmen wir wieder einen Shuttlebus zurück ins Dorf, denn den Weg über den Berg kennen wir ja jetzt schon und ausserdem wollen wir heute noch ein paar der wichtigsten Tempel hier besichtigen.
Im Huacheng Si, dem ältesten Tempel hier, ist zusätzlich ein kleines Museum untergebracht in dem u.a. alte kaiserliche Bekleidungsstücke gezeigt werden.
Im Roushen Baodian ("Kostbare Halle der leiblichen Hülle") Tempel

erfahren wir, wie und wann ein verstorbener Mönch zu einem heiligen Mönch wird: Der Mönch wird nach seinem Tod nicht verbrannt, sondern in einem Sarg sitzend Begraben. Nach drei Jahren wird der Sarg wieder geöffnet und sollte der Körper dann immer noch unversehrt sein, so wird dies als Zeichen dafür gewertet, dass dies ein Heiliger Mönch war, dessen Körper nun mit Gold bedeckt in einem der Tempel ausgestellt wird - seit 1979 wurden hier auf diese Weise mittlerweile 4 heilige Mönche identifiziert.

Betrachtet man die zum Verkauf angebotenen luftgetrockneten rohen Hühner, Enten, Gänse, Hasen und Speckstreifen,

so scheint die feuchte Bergluft hier oben doch irgendwie eine konservierende Wirkung zu haben. Wir gehen noch ein Stück weiter bis zum kleinen Paradies (Xiao Tiantai), sehen zu, wie in einem kleinen Tempel im Hinterhof gerade Kassensturz gemacht wird und können nicht umhin, diese Bilder ins Netz zu stellen:

Diese mit Münzen prall gefüllte Säcke warten auf Träger, die sie bergab zur Bank schaffen sollen

Diese mit Münzen prall gefüllte Säcke warten auf Träger, die sie bergab zur Bank schaffen sollen

Hier fehlt zur Zeit die Spendenbox und so werden die Gaben eben einfach vor der Statue auf dem Tisch deponiert - und hier sind nicht wenige rote 100 RMB Scheine (Chinas grösster Banknote, entspricht etwa €12) darunter.

Hier fehlt zur Zeit die Spendenbox und so werden die Gaben eben einfach vor der Statue auf dem Tisch deponiert - und hier sind nicht wenige rote 100 RMB Scheine (Chinas grösster Banknote, entspricht etwa €12) darunter.

Bei uns wäre das ein Paradies für Opferstockdiebe, hier wird dies als Eigentum Buddhas geachtet.
Wir fahren am frühen Abend zurück zu unserem Hotel und nach Ente und Gemüse geht es relativ früh zu Bett, morgen früh klingelt um 5:30 wieder mal der Wecker und dann steht uns eine längere Busreise bevor - doch dazu mehr im nächsten Kapitel.

Ho(s)tel: Huihuang (Great Hui) Holiday Hotel, nahe der Jiuhuashan Scenic Area

Anmerkungen zu Jiuhuashan:

Die Gegend hier ist eigentlich sehr schön, könnte es in der Gipfelregion beinahe mit Huangshan aufnehmen, aber touristisch gesehen wird hier der Schwerpunkt eher auf spendenfreudige Pilger s.o. gelegt, die hier in Tages/Zweitagesreisen durchgeschleust werden und eigentlich vor fast jeder Statue, in jedem Tempel 'etwas liegen lassen'. 'Spendenpreise: Name in Steinplatte gravieren ab 100 RMB, Tuch mit Stempelabdruck versehen lassen RMB 20, ein Buddhastatue bei den 1000 Buddhas deponieren lassen min RMB 4000, Räucherstäbchen je nach Grösse RMB 20 aufwärts.
Uns ist nicht klar geworden, was die skizzenhaft erkennbaren Ausbau/Erweiterungspläne mit weiteren Scenic Areas bedeuten, aber bisher alles sieht eher mehr punktuell als vernetzt aus. Ob wir hier nochmal herkommen? - Wohl eher nicht.
Tipp für Nachfahrer: Je nach Aufenthaltsdauer sollte man in Betracht ziehen oben in Jiuhuashan ein Zimmer zu nehmen, der tägliche Bustransfer für RMB 50 entfällt und viel teurer als hier drunten nahe der Fern-Busstation ist es da droben auch nicht. Ausschlaggebend für unsere Wahl war, dass wir bedingt durch eine relativ frühe Weiterreise eben nahe der Busstation wohnen wollten.

© Anja & Wolfgang, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesmal ohne WoMo, dafür ca. 120 Tage lang mit Bahn, Bus und Rucksack von Ho(s)tel zu Ho(s)tel quer durch die Mitte Chinas. Wie immer freuen wir uns über alle virtuell Mitreisenden - und Gästebucheinträge sind natürlich herzlichst willkommen.
Details:
Aufbruch: 10.04.2012
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 10.08.2012
Reiseziele: Deutschland
Vereinigte Arabische Emirate
China
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.