Über alle Berge - mit dem Rad durch die Anden

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Jörn Tietje

10 unvergessliche Tage

Zu Beginn steht der Frust

Die Reserven sind in Uyuni aufgefuellt, ein bisschen ausgeruht habe ich mich auch und jetzt soll es auf eine der schwersten und extremsten Fahrradpiste der Welt gehen, die Lagunenroute von San Juan am Rande des Salar de Uyuni nach San Pedro de Atacama in Chile. Die Hoehe, Wasserknappheit, schlechte Strassen und kaum Infrastruktur sind die wesentlichen Herausforderungen dieser Strecke, fuer die man schon man gern 10 Tage veranschlagen darf, auch wenn es weniger als 400km weit ist. Aber erst einmal geht es fuer mich auf ebener Strecke parallel zur Bahnlinie von Uyuni nach San Juan und dann weiter nach Chiguana. Ebene, ueberwiegend gut fahrbare Sand- und Schotterpiste, Salar eben. Wenn da nicht der Wind waere, der mir am Ende der ersten zwei Tage am Nachmittag kurz vor Chiguana in Sturmstaerke entgegen weht.

Es gibt nichts, was den Wind auf dem Salar bei Chiguana bremst - nur er bremst mich aus

Es gibt nichts, was den Wind auf dem Salar bei Chiguana bremst - nur er bremst mich aus

Chiguana ist ohnehin wenn nicht mein Tagesziel, dann doch Zwischenstopp, denn hier kann ich fuer die naechsten zwei Tage noch einmal meine Wasservorraete auffuellen. Chiguana ist allerdings eine Geisterstadt, verlassen von allen Bewohnern bis auf ein kleines Militaercamp, das hier wofuer auch immer aufrecht erhalten wird. Wahrscheinlich, um die beiden taeglichen Gueterzuege auf der Strecke zu sichern. Jedenfalls bin ich offenkundig eine willkommene Abwechslung fuer die Soldaten in dieser Einsamkeit. Die Hilfsbereitschaft ist sensationell und ich bekommen nicht nur frisches Wasser soviel ich benoetige, das hier auch in Faessern aus dem naechsten Ort geholt werden muss, sondern neben einem eigenen Gebaeude fuer die Uebernachtung auch noch Brot und Kaffee zum Abendessen.

Der Militaerstuetzpunkt von Chiguana jenseits des Randes der Zivilisation - fuer eine Nacht ist eines der Gebaeude meins

Der Militaerstuetzpunkt von Chiguana jenseits des Randes der Zivilisation - fuer eine Nacht ist eines der Gebaeude meins

Die Sala de Operaciones, eine Art taktischer Unterrichtsraum, ist meine Unterkunft, eindeutig eines der besseren Gebauede - hier sind nur zwei Fensterscheiben durch Wellblechplatten erstetzt, die im Sturm klappern

Die Sala de Operaciones, eine Art taktischer Unterrichtsraum, ist meine Unterkunft, eindeutig eines der besseren Gebauede - hier sind nur zwei Fensterscheiben durch Wellblechplatten erstetzt, die im Sturm klappern

Der Wind hat sich in der Nacht gelegt und ich erreiche am Ende des Salars den ersten Berg. Hier beginnt die erste Herausforderung. Und sie hat es gewaltig in sich. Der Berg ist "nur" 10km lang und 400 Hoehenmeter sind zu ueberwinden. Eigentlich kein grosses Ding. Vor und hinter mir liegen ganz andere Strecken. Aber fahrbar sollten die Pisten doch gern sein. Hier geht so gut wie nichts mehr. Schieben, zerren, fluchen - Frust pur. Nach zweieinhalb Stunden habe ich 5km und etwa 200 Hoehenmeter geschafft. Und dabei wird dieser Abschnitt in der Streckenbeschreibung, die ich in der Tasche habe, noch nicht einmal als besonders schwer beschrieben, im Vergleich zu dem, was noch kommt. Bei Schokolade und Nuessen frage ich mich am Rand der Piste, ob ich mir das die naechsten acht Tage antun will, beantworte diese Frage mit einem Nein und trete furstriert den Rueckzug an - das ist mir noch nicht passiert! Mit Rueckenwind erreiche ich gegen Abend wieder San Juan und miete mich in einer Hospedaje ein. Was tun? Zurueck nach Uyuni und eine Gelaendewagentour buchen? Sehen moechte ich die Gegend im Suedwesten Boliviens schon. Am naechsten Morgen entscheide ich mich spontan fuer eine andere Strecke, die auch auf die Lagunenroute fuehrt und die spektakulaersten Teile dabei einschliesst. Also Aufbruch Richtung San Agustin und Alota.

Nur vier Kilometer fahre ich auf der Pritsche des Klein-Lkw mit, dann hat mich der Sand wieder

Nur vier Kilometer fahre ich auf der Pritsche des Klein-Lkw mit, dann hat mich der Sand wieder

Andengetreide mit sechs Buchstaben? Quinoa! Sehr nahrhaft, schmeckt - je nach Zubereitung - auch ganz gut. Aber nicht nur ich habe im Laufe der Strecke Quinoa zu verfluchen gelernt. In dieser Gegend wird viel Quinoa angebaut und es ist die Zeit, in der das Getreide ausgesaet wird. Schon von Weitem sind die Felder erkennbar und eines ist dann sicher: Schieben ist angesagt. Denn die Felder und auch die Strassen dazwischen sehen so aus wie ein feinsandiger Ostseestrand, weich, tief und staubig. Keine Ahnung, wie hier etwas wachsen kann. Und so bin ich mal wieder mehr neben als auf meinem Rad. Eines der wenigen Fahrzeuge auf der Strecke haelt wohl aus Mitleid an und bietet mir die Mitfahrt auf der Pritsche an. Gern! Nach zwei Kilometern der erste Stopp. Der Motor ist ueberhitzt (Sandopfer?) und kostet mich eine Flasche Trinkwasser und nach weiteren zwei Kilometern folgt der Wagen nicht mehr meiner Route. Also weiter im Sand.
Um die Mittagszeit erreiche ich San Agostin. Der Ort ist ganz nett, aber um diese Zeit wirkt er ausgestorben. Auf der Plaza steht ein einsamer Lkw und noch genervt vom Schieben sichere ich mir hier eine Mitfahrgelegenheit bis Alota. Ich geselle mich zu drei Generationen von Obst- und Gemuesehaendlern, die von Ort zu Ort fahren und geniesse die Quinoafelder eingequetscht in der Fahrerkabine.
In einem Laden in Alota treffe ich auf Sarah und Geoff aus Coventry in England, mit denen ich schon in Uyuni bei einer Pizza zusammen gesessen habe. Sie sind zusammen mit Emilien und Xinhan aus Frankreich und China, die auf einem Tandem auf zweieinhalbjaehriger Weltreise sind, auf derselben Route unterwegs wie ich und von jetzt an sind wir zu fuenft auf dem Schotter.

Nicht nur die Fahrt in der Gruppe macht es mir nach dem Frust der vergangenen Tage leicht, auch die Landschaft bietet beim Start in Alota mit einem schoenen Flusstal zu Beginn Abwechslung fuer das Auge

Nicht nur die Fahrt in der Gruppe macht es mir nach dem Frust der vergangenen Tage leicht, auch die Landschaft bietet beim Start in Alota mit einem schoenen Flusstal zu Beginn Abwechslung fuer das Auge

Trockenen Fusses unter den neugierigen Blicken eines Lamas quere ich den Fluss

Trockenen Fusses unter den neugierigen Blicken eines Lamas quere ich den Fluss

Anders als ich legt die Gruppe eine lange Mittagspause ein und holt den Kocher raus. Zeit fuer mich, die bizarre Felslandschaft zu erkunden

Anders als ich legt die Gruppe eine lange Mittagspause ein und holt den Kocher raus. Zeit fuer mich, die bizarre Felslandschaft zu erkunden

Einfach so im Nichts: Bizarre Felsen mit dicken Moospolstern

Einfach so im Nichts: Bizarre Felsen mit dicken Moospolstern

Meine Begleiter fuer die naechsten Tage:

Xinhan und Emilien auf ihrem Edel-Tandem,

Xinhan und Emilien auf ihrem Edel-Tandem,

Sarah und

Sarah und

Geoffrey

Geoffrey

Ab in die Berge

Die Ebenen rund um die Salare in der Gegend von Uyuni haben wir laengst verlassen und der Hoehenmesser zeigt nie weniger als 4000m an. Fast taeglich sind jetzt Paesse von mehr als 4600m zu ueberwinden. Die ganz kleinen Gaenge sind der Standard und trotzdem rast der Atem und wenn die Strecke dann mal wieder richtig steil wird, geht man neben seinem Rad. Die Landschaft ist dabei absolut kahl und leer und die Stille am Morgen, wenn der Wind noch nicht aufgekommen ist, vollkommen. Kein Vogel singt, kein Insekt zirpt oder summt hier!

Lange, lange Steigungen machen uns das Leben schwer. Immerhin ist der Schotter hier sehr gut fahrbar. Und es gibt noch Vegetation.

Lange, lange Steigungen machen uns das Leben schwer. Immerhin ist der Schotter hier sehr gut fahrbar. Und es gibt noch Vegetation.

Vorlaeufiger Hoehepunkt der Reise. Nach 657 Hoehenmetern ist die Passhoehe mit 4629m erreicht.

Vorlaeufiger Hoehepunkt der Reise. Nach 657 Hoehenmetern ist die Passhoehe mit 4629m erreicht.

Auf ca. 4400m wieder ein Salar

Auf ca. 4400m wieder ein Salar

In Villa Mar finden wir am Ortseingang eine sehr schoene Unterkunft. Allerdins verlangt der Inhaber 500 BS pro Person. Fuer einen Ort mitten im Nirgendwo ein unverschaemt hoher Preis. Aber da der Ort auf der Route der Jeep-Touristen liegt, finden wir eine gute Alternative fuer 30 BS (plus 5 BS fuer ein ducha caliente!) Ein Unterschied von ca. 50 Euro! Von jetzt an gibt es bis San Pedro de Atacama keine Ortschaften mehr. Das naechste Etappenziel ist eine Saline, in der Borax gewonnen wird. In dem Camp der Minenarbeiter wollen wir in der naechsten Nacht unterkommen. Der Chef ist erst einmal nicht begeistert und sehr zurueckhaltend. Zelten auf dem Gelaende nicht erlaubt. Dann zeigt er uns ein dreckiges, dunkles Zimmer mit vier Betten, das wir uns zu fuenft teilen sollen. Aber so nach und nach taut er auf. Schliesslich teilen Emilien, Xinhan und ich einen - zugegebenen sehr staubigen - Raum, wo wir unsere Isomatten ausrollen und Sarah und Geoff nehmen ein Zimmer mit vier Betten. Und fuer kleines Geld bekommen wir, was wir moechten. Brot, Eier, ein sehr gutes Stueck Fleisch aus einer Lamakeule und auch eine leckere Suppe in der Kantine der Mine. Die Arbeiter verbringen hier vier Wochen, in denen sie sieben Tage in der Woche von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiten, um dann fuer 14 Tage nach Hause zu fahren. Einzige Abwechslung sind der Fernseher, ein Billardtisch und ein Kicker in der Kantine. Sarah und Geoff sind ziemlich am Ende ihrer physischen und psychischen Kraefte (auf dieser Strecke kommt jeder mal an seine Grenzen) und wollen eigentlich eine Ruhetag einlegen. Hier ist dafuer allerdings nicht der richtige Ort. Sie entschliessen sich aber, allein in ihrem Tempo weiter zu fahren.

Abschied vor der Administration Capina - auch wenn der Chef finster guckt, war er sehr hilfsbereit

Abschied vor der Administration Capina - auch wenn der Chef finster guckt, war er sehr hilfsbereit

Angekommen auf der Lagunenroute

An der Laguna Colorada treffen wir auf die "Original-"Lagunenroute und vor uns liegen die Highlights der Stecke. Aber auch die hoechsten Berge. Die Laguna Colorada verdankt ihren Namen dem mehrfarbigen Wasser, wobei besonders das intensive Rot beeindruckt

Laguna Colorada - auf dieser Seeseite ist Rot tonangebend.

Laguna Colorada - auf dieser Seeseite ist Rot tonangebend.

Die zahlreichen Flamingos haben fast die Farbe des Wassers angenommen - wie auch anders, wenn man den ganzen Tag das Wasser nach Nahrung durchsucht

Die zahlreichen Flamingos haben fast die Farbe des Wassers angenommen - wie auch anders, wenn man den ganzen Tag das Wasser nach Nahrung durchsucht

Und das Wasser ist wirklich kraeftig rot!

Und das Wasser ist wirklich kraeftig rot!

Vor uns liegt nach der Laguna Colorada ein 20km langer Anstieg, der uns auf den hoechste Pass der Strecke fuehren soll: 4926m bei der Sol de Mañana sind zu ueberwinden. Allerdings ist die Piste an der Laguna Colorada sehr sandig und ein kraeftiger Wind weht uns entgegen, sodass wir uns entschliessen den Windschutz eines kleinen Cañons am Fuss des Anstiegs fuer das Nachtlager zu nutzen und erst am naechsten Tag weiter zu fahren. Ein paar Stunden nach uns tauchen Sarah und Geoff auf. Ohne den Druck, dem Tempo der Gruppe folgen zu muessen, sind sie wie ausgewechselt und richtig gut drauf.

Weit und breit den einzigen Windschutz bietet dieser Cañon - wie die Hinterlassenschaften verraten, sind wir nicht die Ersten, die hier uebernachten.

Weit und breit den einzigen Windschutz bietet dieser Cañon - wie die Hinterlassenschaften verraten, sind wir nicht die Ersten, die hier uebernachten.

Wirkt flach, aber es geht fast auf 5000m hoch - 20km bergauf!

Wirkt flach, aber es geht fast auf 5000m hoch - 20km bergauf!

Ein Highligt im wahrsten Sinne des Wortes ist Sol de Mañana, ein Solfatarenfeld auf knapp 4900m Hoehe, wohl eines der hoechstgelegenen auf der Erde. Es zischt, faucht und blubbert an allen Ecken und Enden und der Boden bzw. die Loecher schillern in allen moegliche Farben. Nach vier Stunden komme ich gegen 12.00 Uhr hier oben an und habe das Gelaende erst einmal fuer eine dreiviertel Stunde fuer mich allein. Dann kommen nicht nur Xinhan und Emilien an, sondern auch die zahlreichen Gelaendewagen spucken die Touristen aus. Sie folgen immer alle demselben Zeitplan. Wenn sie erst einmal durch sind, hat man wieder seine Ruhe vor Staub und Laerm. Die Reisenden koennen einem schon fast ein bisschen leid tun, wenn die Fahrer sie mit der hoechst moeglichen Geschwindigkeit durch diese einzigartige Landschaft kutschieren.

Aus einem unscheinbaren Loch fauch hier mit ohrenbetaeubenden Laerm heisser Dampf aus der Erde

Aus einem unscheinbaren Loch fauch hier mit ohrenbetaeubenden Laerm heisser Dampf aus der Erde

Die Erde lebt! In allen Loechern blubbert der Modder in unterschiedlichsten Farben.

Die Erde lebt! In allen Loechern blubbert der Modder in unterschiedlichsten Farben.

Harte Kontraste in einer unwirklichen Landschaft

Harte Kontraste in einer unwirklichen Landschaft

Es kocht, blubbert und spritzt in den vielen Loechern im Boden

Es kocht, blubbert und spritzt in den vielen Loechern im Boden

Sarah und Geoff hatten sich verfahren, waren Richtung Chile abgebogen und deswegen Sol de Mañana ausgelassen. So rollen wir jetzt wieder gemeinsam zur Laguna Chalviri

Sarah und Geoff hatten sich verfahren, waren Richtung Chile abgebogen und deswegen Sol de Mañana ausgelassen. So rollen wir jetzt wieder gemeinsam zur Laguna Chalviri

Der lange Anstieg auf den Pass wird natuerlich belohnt. Nicht nur mit den Solfataren von Sol de Mañana, sondern auch mit einer langen Fahrt bergab zur Laguna Chalviri und das alles wieder auf einer recht guten Piste. Trotzdem ist immer eine sehr hohe Konzentration erforderlich, denn ein einzelnes Sandloch kann einen jederzeit aus dem Sattel werfen. Eine weitere Belohnung wartet an der Laguna Chalviri auf uns: Ein Restaurant mit extra grossen Radler-Portionen und - fuer Radfahrer kostenlos - ein Bad in einer heissen Quelle. Etwas Besseres gibt es nach einem Tag im Sattel eigentlich nicht! Vor allem in dieser Kombination Und der Zeitplan der Jeeps ueberlaesst uns das Bassin ganz allein, sodass wir zu fuenft im Wasser liegen, bis die Haut schrumpelig wird.

Sonnenaufgang ueber der Laguna Chalviri morgens um 06.30 Uhr - minus 9 Grad im Schatten, ca. plus 35 Grad im Wasser

Sonnenaufgang ueber der Laguna Chalviri morgens um 06.30 Uhr - minus 9 Grad im Schatten, ca. plus 35 Grad im Wasser

Sarah und Geoff nutzen diese Oase fuer ihren dringend benoetigten Ruhetag. Xinhan, Emilien und ich nehmen die letzten beiden Tage bis San Pedro in Angriff. Schon von der Lagune aus ist ein weiteres Extrem zu erkennen, die Desierto del Dali, eine unwirkliche Mondlandschaft, die uns immer wieder anhalten und zur Kamera greifen laesst - aber die Bilder sagen eigentlich nichts ueber die tatsaechlichen Eindruecke!

Vulkane, bunte Berge, Sandebenen mit Felsen, die wie in die Landschaft geworfen wirken - ein winziger Ausschnitt aus der Desierto del Dali

Vulkane, bunte Berge, Sandebenen mit Felsen, die wie in die Landschaft geworfen wirken - ein winziger Ausschnitt aus der Desierto del Dali

Hier stoert nicht einmal die sandige Piste...

Hier stoert nicht einmal die sandige Piste...

... jedenfalls nicht immer

... jedenfalls nicht immer

Aber ueberwiegend ist die Fahrt in dieser Umgebung ein Genuss und Belohnung fuer Schinderei in den Tagen davor

Aber ueberwiegend ist die Fahrt in dieser Umgebung ein Genuss und Belohnung fuer Schinderei in den Tagen davor

Eine letzte Nacht auf dem Altiplano verbringen wird in den Ruinen lange verlassener Haeuser an der Laguna Blanca, die unseren Zelten perfekten Windschutz bieten. Der ist zwar nicht erforderlich, denn der Wind schlaeft wieder einmal mit Einbruch der Dunkelheit ein, dafuer wird die Nacht bei (wie immer) sternenklarem Himmel mit -13 Grad noch einmal bitter kalt. Nur die Maeuse oder Ratten im Vorzelt stoeren die Temperaturen offenbar nicht. Morgens sind die zwei Kilometer zur Laguna Verde schnell zurueckgelegt. Puenktlich um 09.00 Uhr sind wir an einem Aussichtspunkt, um das Spektakel zu sehen, wie sich der See bei einem bestimmten Sonnenstand tiefgruen faerbt. Der Himmel ist wie immer strahlend blau, die Berge spiegeln sich im See, nur das Farbspektakel faellt aus. Wie wir von einem Tourguide erfahren verfaerbt sich der See seit zwei Monaten aus unerklaerliche Gruenden nicht mehr. Macht auch nichts, wir sind jedenfalls keinen Umweg dafuer gefahren.

Die Laguna Verde morgens um 09.00 Uhr - ohne Verde, dafuer mit einer schoenen Spiegelung der Berge im Hintergrund

Die Laguna Verde morgens um 09.00 Uhr - ohne Verde, dafuer mit einer schoenen Spiegelung der Berge im Hintergrund

Eine letzte Furt zwischen der Laguna Blanca und der Laguna Verde kann ich problemlos durchfahren

Eine letzte Furt zwischen der Laguna Blanca und der Laguna Verde kann ich problemlos durchfahren

Wir verabschieden uns aus Bolivien. Nach knapp 20 km erreichen wir den einsamen bolivianischen Grenzposten, wo wir gegen Zahlung von 15 Bolivianos unseren Ausreisestempel bekommen. Der chilenische Staat ist nur durch ein paar Schilder praesent, die Grenzkontrolle findet im 40 km entfernten San Pedro de Atacama statt. Man merkt aber sofort, dass man Chile erreicht hat. Die Strasse ist in gutem Zustand und so fahren wir einen letzten hohen Pass auf 4650m, um dort nach 10 Tagen und viel Schotter, Sand und Staub die asphaltierte Hauptstrasse zu erreichen!

Chile begruesst uns sehr sachlich-nuechtern

Chile begruesst uns sehr sachlich-nuechtern

Asphalt! Und eine einzigartige Talfahrt - ca. 30 km ununterbrochen mit 6 - 8% Gefaelle bergab bis ins 2300m tiefer gelegene San Pedro de Atacama

Asphalt! Und eine einzigartige Talfahrt - ca. 30 km ununterbrochen mit 6 - 8% Gefaelle bergab bis ins 2300m tiefer gelegene San Pedro de Atacama

Auf 4600m noch eisig kalt geht es schnell talwaerts in die Hitze der Atacamawueste

Auf 4600m noch eisig kalt geht es schnell talwaerts in die Hitze der Atacamawueste

San Pedro de Atacama. Einreisekontrolle mit Durchleuchten der Packtaschen und Kontrolle, ob man frische landwirtschaftliche Produkte oder Tiere einfuehrt. Kein Problem, die Lebensmittelvorraete sind ziemlich restlos verbraucht und die Tasche dementsprechend schwindsuechtig. Emiliens Eltern erwarten ihn und Xinhan hier. Sie begleiten sie beiden etappenweise hier in Suedamerika mit dem Rad. Sie haben bereits ein Hostal bezogen, wo ich auch unterkommen. Die Preise in dieser kleinen, sehr touristischen Wuestenoase liegt fast auf europaeischem Niveau und sind damit fuer Suedamerika extrem hoch. Egal. Dafuer gibt es auch einen nicht suedamerika-typischen Standard, den ich nach den Wochen auf dem Altiplano geniesse. Und statt Nudeln mit Thunfisch und Tomatensosse gibt es ein Abendessen in einem sehr gepflegten Restaurant. Hier werde ich mich jetzt ein bisschen erholen, mir die Umgebung ansehen und dann die letzten 300km bis zu meinem Ziel in Antofagasta in Angriff nehmen. In einer Woche ist alles vorbei und ich lasse langsam ausklingen...

© Jörn Tietje, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieder Südamerika - dieser faszinierende Kontinent lässt mich nicht los. Nach 1 1/2 Jahren ohne Urlaub packe ich endlich wieder mein Fahrrad in einen Karton und mache mich für acht Wochen aus dem (Büro)Staub. Eine Reise von Peru über Bolivien nach Nordchile mit vielen Unbekannten und noch mehr interessanten Perspektiven. Mal sehen, wie ich mit der Höhe, Hitze, Kälte und Einsamkeit zurecht komme. Ihr seid herzlich eingeladen, mich hier auf meiner Reise zu begleiten. Jörn
Details:
Aufbruch: 02.09.2012
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.10.2012
Reiseziele: Peru
Bolivien
Chile
Der Autor
 
Jörn Tietje berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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