Provence - Reise ins Licht

Reisezeit: September / Oktober 2013  |  von Ralf Beelitz

Avignon - die Stadt der Päpste

Avignon - Papstpalast

Avignon - Papstpalast

Über kleine Nebenstrassen wedeln wir auf neu geteertem Weg durch das "Vallee du Jarbon", eine fast menschenleere Gegend aus sanftgrünen Hügeln, alpiner Berglandschaft und rustikalen Natursteindörfchen. Kurven und Landschaft pur. Es ist früh am Morgen und die Temperatur liegt im gefühlten einstelligen Bereich. Über die Serpentinen des Col de la Pigière (968m) und des Col de Macuègne (1.068m) erreichen wir Montbrun-les-Bains. Die eng aneinander an eine Felswand geklebten Häuser erinnern an beeindruckende Orgelpfeifen, die sich gen Himmel recken.

Weiter führt der Weg durch das "Pays de Sault", dessen abgeerntete Lavendelfelder den nahenden Herbst verkünden. Die Stadt Sault selber liegt auf einem Felsvorsprung und so haben wir einen wundervollen, weiten Blick über die Ebene. Am Ende des Sommers, wenn die Nächte schon kühl werden, die Touristenströme versiegen und der Ort wieder den Einheimischen gehört, ist Sault am schönsten.
Kurz hinter Sault tauchen wir auf der schmalen D942 in die unbewohnte "Gorges de la Nesque" ein. Durch die Schlucht, die der Fluss Nesque in die Kalkschichten des Plateau de Vaucluse geschnitten hat, zieht sich über 20 km eine traumhafte Panoramastraße. Kleine Tunnel verhindern die Durchfahrt von LKWs und Caravans und machen die Strecke zu einem entspannten Kurvenerlebnis. Die "Gorges de la Nesque" ist zu dieser Jahreszeit fast menschenleer. Am Aussichtspunkt "Belvedére de Castellaras" (734m) legen wir einen Fotostopp ein. Von hier oben bietet sich uns ein grandioser Blick auf den gegenüberliegenden kahlen, nur mit wenigen kleinen Büschen bewachsenen Felsen Rocher du Cire und in die 300 Meter tiefer gelegene beeindruckende Schlucht.

Am späten Vormittag rollen wir entlang der Rhône in Avignon, die "Stadt der Päpste", ein. Parkplatzprobleme haben wir mit unserer Silver Wing glücklicherweise nicht und stellen unseren Roller im Schatten der mächtigen Stadtmauern mit Blick auf die wohl berühmteste Brücke Frankreichs, die oft besungene St-Bénézet, ab.
Das Thermometer zeigt mittlerweile 29°, also runter mit den Motorradklamotten und rein in T-Shirt und Jeans.
Avignon ist seit dem Mittelalter eine Metropole an der Rhône und war fast 70 Jahre Papstresidenz. Die Altstadt wird von dem wuchtigen "Palais des Papes" aus dem 14. Jh. dominiert, einer mächtigen Zitadelle mit zwei Palästen und teilweise über 50 m hohen Türmen. Hier erhielten einst zahllose Pilger den päpstlichen Segen. Der Bau gleicht eher einer Wehrburg als dem (ehemaligen) Sitz von Gottes Vertretern auf Erden. Die Päpste scheinen sich in Avignon nicht allzu sicher gefühlt zu haben. Direkt daneben liegt die Kathedrale Notre-Dame-des-Doms, die Kirche des Erzbischofs von Avignon. Von den Terrassen des Park Rocher des Doms haben wir eine wundervolle Aussicht auf das Rhônetal. Im Dunst können wir sogar den Mont Ventoux in der Ferne erkennen. Die Zeit vergeht beim Bummel durch die belebten Gassen wie im Flug. In einem kleinen Bistro abseits der Touristenströme genehmigen wir uns noch ein "Crêpe au chocolat" und den obligatorischen "Café au Lait", dann starte ich wieder den Motor meiner Silver Wing. Auf der Rückfahrt gibt es noch ein kleines Tankproblem: trotz der Hilfe einer freundlichen Französin will der Tankautomat meine Scheckkarte einfach nicht akzeptieren. Die Tankuhr meiner Silver Wing blinkt bereits heftig, als wir nach langem Suchen schließlich doch noch eine Tanke mit menschlicher Bedienung finden. In Carpentras läuft dann nichts mehr - außer Schweiß. Rushhour, stop and go, Großbaustelle im Stadtzentrum, Stillstand. Für die 160 km zurück zu unserer Unterkunft in La Motte du Caire brauchen wir fast 4 Stunden. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Abendessen - wäre schade drum gewesen!

© Ralf Beelitz, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In der Haute-Provence, dort wo die Provence schroff und spröde wird und seit Jahrhunderten die Schafe auf die Sommerweide getrieben werden, liegt ein Tourenparadies par Excellence. Künstler wie Cézanne, Picasso, Matisse, Renoir - alle frönten sie der Schönheit der Landschaft und schwärmten vom intensiven und doch weichen Licht der Provence.
Details:
Aufbruch: 21.09.2013
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 02.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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