Sarahwudi around the world

Reisezeit: April 2014 - April 2015  |  von Sarah ..

Uganda: Paddle or you´ll die

Am nächsten Morgen werden wir abgeholt vom Rafting Team und in 3 Gruppen eingeteilt für unsern 5th Grade Rafting Trip, die höchste Stufe vom Wildwasser-Rafting. Crazy für die ganz Irren, Middle für die einigermaßen Normalen und Chicken für die Angsthasen. Es heißt, dass das Crazy Boat ausnahmenslos bei jeder Schnelle flippt. Außerdem sitzen da nur Typen drin. Ich entscheide mich also zusammen mit Linn und 3 Anderen, die ich nicht kenne für das Middle Boat. Nach einer Einführung und einigen Trockenübungen im ruhigen Gewässer, geht´s schon los. Schon bei den Trockenübungen mach ich mir in die Hose, als Alex, unser Guide meint: ¨Now, I will flip the boat!¨ Es ist nämlich so, dass wenn das Boot bei einer Stromschnelle kippt, die Wahrscheinlichkeit, dass man unter dem Boot landet ziemlich hoch ist. Man muss dann so schnell es geht versuchen, unter dem Boot wieder hervor zu tauchen. Vor jeder Stromschnelle gibt der Guide an, was zu tun ist. Entweder: ¨Paddle as hard as you can!¨ oder ¨Sit down and hold tied!¨ Sollte das Boot drohen zu kippen, ist die Anweisung entweder: ¨Try to hold on¨ weil es viele Felsen im Wasser gibt und die Gefahr groß ist, sich zu verletzen, wenn man sich im Wasser befindet. Oder die Anweisung lautet: ¨Let go!¨, man soll also loslassen, sich sobald man auftaucht auf den Rücken legen und durch die Schelle treiben lassen.

Leute, ich hatte die Hosen so voll sag ich euch. Ok, los gehts! Vor der ersten Schnelle dann zunächst: ¨Paddle as hard as you can!¨ und alle paddeln wie die Irren. 10 Sekunden später dann: ¨Hold on! Hold on!¨ Ich kauer mich ins Boot und versuche irgendwie nicht aus dem Boot zu fliegen. Wassermassen klatschen mir ins Gesicht, das Boot kippt senkrecht in die Luft, aber wir flippen nicht. Als Einziges von insgesamt 3 Booten. Juhuu! Wir lachen uns halbtot, weil es einfach so einen Adrenalinkick gibt und weil wir uns freuen, dass wir nicht gekippt sind.

Bei der nächsten Schnelle dann wieder: ¨Paddle as hard as you can!¨ und wir paddeln drauf los. Ich sehe nichts mehr, weiß nicht mehr wo oben und unten ist, merke nur wie wir fliegen und ich unter Wasser gedrückt werde. Ich versuche aufzutauchen und lande unter dem Boot. Bei dem Versuch, Luft zu holen, schlucke ich Unmengen von Nilwassermassen. Ich versuche, unter dem Boot hervorzutauchen, doch die Strömung drückt mich immer wieder unter das Boot. Irgendwann schaffe ich es doch. Bei jedem Versuch, Luft zu holen, klatscht mir wieder Wasser ins Gesicht und ich schlucke den halben Nil. Die Strömung ist einfach zu stark. Ich hab echt gedacht, ich sterbe oder sowas. Irgendwann merke ich, dass das Wasser ruhiger wird und versuche mich selber zu beruhigen. Mein Herz hämmert wie bekloppt und ich huste immer weiter Nilwasser. Ich sehe, wie sich eines unserer Rettungskajaks nähert. Pro Rafting Boat gibt es immer zwei Rescuekajaks, die die halbersoffenen Leute nach einer Stromschnelle wieder einsammeln und ins Boot bringen

¨How many rapids do we have left?¨ frage ich Alex, als ich wieder im Boot sitze. ¨Five rapids left¨ kriege ich zur Antwort und frage mich, wieso ich mir so einen Scheiß überhaupt antue.

Alle hatten die gleiche Nahtoderfahrung wie ich und dementsprechend die Hosen voll. Alex ist ein richtiger Sadist, sieht man ihm doch die Freude über unsere Angst in den Augen an

Nächste Stromschnelle und ich bete: ¨Lieber Gott, wenn ich das hier überlebe, dann verspreche ich dir, werde ich auch nie mehr reiten gehen!¨ und sehe die Wassermassen schon auf uns zukommen. ¨Paddle or you´ll die!¨ höre ich Alex brüllen und paddle um mein Leben. ¨Dieser verdammte Sadist!¨ denke ich und wir passieren die Stromschnelle diesmal ohne Zwischenfälle.

Schon bald höre ich die nächste Rapid kommen. Anhand der Lautstärke, die die reißenden Wassermassen verursachen, kann man schon, bevor man die Schnelle überhaupt sieht, erahnen, wie schlimm es werden wird. Schon sind wir mitten drin und Alex schreit: ¨Hold on, hold on the rope!¨ und ich klammer mich an das Seil im Boot. Die Wassermassen drücken das Boot senkrecht in die Luft und ich merke, wie ich fliege. Ich lande mitten in der verdammten Rapid und sehe, wie ich als einzige aus dem Boot geflogen bin. ¨Mamaaaa, wieso hilfst du mir nicht einfach?¨ frage ich mich und sehe, wie Alex versucht, dass Boot in meine Richtung zu lenken. Bei der nächsten Welle packt er mich mit einem Arm an meiner Schwimmweste und zieht mich ins Boot! Noch lebe ich.

Das einzige, was ich will, ist ankommen und ein Bier, denk ich mir. Wir überstehen die nächsten Stromschnellen ohne zu flippen, verlieren dafür aber noch einige Male den ein oder anderen im Wasser. Mich zum Glück nicht mehr. 5th Grade Rafting ist geil!

Abends machen wir noch einen Sunsetcruise mit frei trinken auf dem Nil, was ich entsprechend ausnutze. Ich hab es mir wohl redlich verdient

© Sarah .., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
¨Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt.¨ (Richard Hoffmann)
Details:
Aufbruch: 04.04.2014
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: April 2015
Reiseziele: Deutschland
Kenia
Uganda
Der Autor
 
Sarah .. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.