Zu Fuss über den Gotthard und ein wenig Tessin

Reisezeit: August 2007  |  von Thomas B.

Val Tremola und Strada Alta

Val Tremola: Abstieg vom Gotthard ins Tessin

Val Tremola: Abstieg vom Gotthard ins Tessin

Typische Kirche an der Strada Alta

Typische Kirche an der Strada Alta

Auf die Sonnenseite der Alpen

Strada alta

Wir hatten ursprünglich geplant, 2 Nächte auf dem Gotthard zu bleiben und noch ein wenig hier in der Höhe zu wandern. Wegen des unsicheren Wetters änderten wir unseren Plan und zogen am nächsten Morgen hinunter durch das Val tremola, das Tal des Zitterns, nach Airolo. Wir wanderten teilweise auf den unendlichen Serpentinen der alten Tremola-Straße, teilweise ging es über Wiesen und Weiden nach unten. Dann neben einem Bach rutschte ich plötzlich aus, das heißt, der Boden gab unter mir nach und ich schlug mir das Knie an einem Fels an, sofort begann das Bein zu schwellen. Wir schmierten unsere kleine Tube Arnika fast vollständig drauf und bandagierten das Knie fest mit einer elastischen Binde und das half, die Schwellung ging deutlich zurück. In Airolo kauften wir dennoch in einer Farmacia neue Arnikasalbe und eine neue elastische Binde. Bei der Gelegenheit sahen wir eine hübsche Stoffkuh, das wir gleich für unsere Enkeltochter erwarben und das heute noch zu ihren Lieblingstieren gehört, das kleine "Kühli" aus der Schweiz. Wir gingen auch zum Touristenbüro und dort buchte uns eine sehr freundliche Dame die Übernachtungen für die nächsten 2 Tage.

Dann weiter zuerst noch recht flach die Strada Alta über Brugnasco, Altanco bis Deggio. Wir waren im Tessin: Sonne, Wärme, voller Kontrast zum Gotthardaufstieg am Tag zuvor. Kastanienwälder, Wiesen, Schmetterlinge, Smaragdeidechsen und immer wieder weite Blicke über das Levantiner-Tal und auf die Bergketten an der Südseite. Kleine Dörfchen, teilweise zerfallende Häuser aber auch viele renovierte, wohl meist Wochenendhäuser: Autokennzeichen ZH, LU usw. Die Kirchen der Dörfer an der Strada Alta meist außerhalb des Ortskerns oft auf Felsen direkt am steilen Abhang über dem Tal.

Etwas unterhalb von Deggio das Ristorante la Campagnola. Eine mürrische Oma mit Enkeltochter, die uns Getränke brachte, nachdem uns die Oma das Zimmer unter dem Dach gezeigt hatte. Der Sohn sollte kochen, wann er kommen würde war unklar, wir waren den ganzen Tag gewandert und hungrig. Wir saßen im Garten, außer uns einige Leute vom Dorf und eine wohl nach Amerika ausgewanderte Dame, recht kontrastreich dieses Wiedersehenstreffen.... Dann kam der Sohn und wir bekamen Pizza und legten uns gesättigt ins Bett. Im nächsten Ort, Lurengo, eine kleine Herberge, hätten wir das gewusst wären wir bis hierher durchgewandert aber nirgends war diese Unterkunft erwähnt und auch die Dame im Touristenbüro erwähnte sie nicht. Wir kamen jetzt immer höher, durchquerten Freggio und kamen nach Osco, wo wir im Ristorante Posta Tessiner Speck, Brot und jeder 1/8 Wein mit viel Mineralwasser zu uns nahmen.

Wir trafen hier in Osco auch wieder ein Schweizer Paar, das uns vorher überholt hatte, sie stammten aus Schwyz und obwohl die beiden vorhatten bis Biasca in einem Tag zu wandern (!) hatten sie doch noch Zeit ein wenig mit uns zu plaudern. Alte Erinnerungen an Schwyz (Regen, Kauf von Schweizermessern im Werksverkauf, dann Überquerung des Pragelspasses mit dem Fahrrad) kamen mir wieder.

Über Rossura und Tengia kamen wir nach Anzonico, hier erlebten wir das Kontrastprogramm zum Abend zuvor: Freundliche Wirtsleute erwarteten uns, fragten gleich, ob sie uns auch das 1.August-Menü auftischen dürften. Ja klar, es war 1.August, Schweizer Nationalfeiertag und es gab ein wunderbares Menü mit Tessiner Spezialitäten. Wir hörten von überall her Musik, auf den gegenüberliegenden Bergen wurden Feuer angezündet. Wir saßen auf unserer riesigen Terrasse mit einer Flasche Wein und schauten dem Treiben zu.

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Biasca, dem Ziel unserer Gotthard-Überquerung. Wieder ein ordentliches Stück und es ging verstärkt auf und ab, oft mussten steile Gewässer und Wasserfälle umgangen werden und so waren wir ordentlich fertig, als wir, wie wir dachten, dachten den letzten Ansteig vor Biasca erreicht hatten und bei einem "grotto", einem kleinen Tessiner Restaurant mit vielen Tischen im Freien ankamen. Hier war unter anderem eine kleine Gesellschaft, die von einem vielleicht fünfjährigen Knaben ordentlich aufgemischt wurde. Wir tranken am vermeintlichen Höhepunkt der Tour angekommen jeweils ein mittelgroßes Bier. Aber: dann ging's erst mal wieder runter, wir überquerten einen Bach, stiegen dann steil an und spürten die Hitze und das Bier, ein wenig abgelenkt durch Bilder am Weg, die eine Schulklasse geschaffen hatte. Dann waren wir wirklich am letzten Anstieg angekommen und wanderten auf breitem aber steilen Weg, teilweise in den Stein gehauene Stufen, runter nach Biasca. Die letzten Kilometer bis zum Bahnhof vertrauten wir uns einem Bus an, nachdem wir festgestellt hatten, dass wir 20 Minuten Zeit hatten, um hier unten im Tal noch ein kühles Bier zu trinken.

Zurück per Zug

Dann am Bahnhof ging alles ganz schnell, der Zug sollte in 10 Minuten kommen, ganz schnell kauften wir Fahrkarten, obwohl eine Dame mit weißen Sonnenhut den Schalterbeamten fast zu Tod fragte, es klappte und wir saßen im Zug Richtung Luzern. Wir konnten unsere Wanderstrecke mit den Augen verfolgen, sahen die Dörfchen hoch oben an der Strada Alta, durchquerten den Gotthard, waren urplötzlich in Göschenen, Wassen und Altdorf, um dann in Flüelen auszusteigen: es ging uns fast zu schnell, wir waren ja fast eine Woche unterwegs gewesen. Unser Auto war noch da, keine Bergrutsch, wie an vielen Orten in der Schweiz am Tag unserer Gotthard-Überquerung, aber das Restaurant in Flüelen hatte Ruhetag. Da riefen wir in Gurtnellen-Dorf an, denn wir wollten ja Richtung Süden fahren und bekamen wieder ein Zimmer und ein gutes Essen und die Wirtin freute sich uns wohlbehalten wieder zu sehen.

An der Strada Alta

An der Strada Alta

Unterwegs auf der Strada Alta

Unterwegs auf der Strada Alta

1.August: Auch der Hund feiert Nationalfeiertag

1.August: Auch der Hund feiert Nationalfeiertag

Brücke über eine der vielen Schluchten auf dem Weg nach Biasca

Brücke über eine der vielen Schluchten auf dem Weg nach Biasca

Wanderer trafen wir nicht so oft.... aber Ziegen

Wanderer trafen wir nicht so oft.... aber Ziegen

© Thomas B., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir sind 2007 vom Vierwaldstätter-See über den Gotthard gewandert bis nach Biasca im Tessin. Anschließend waren wir noch einige Tage am Lago Maggiore und anschließend im Centovalli, ebenfalls im Tessin, dem "Tal der hundert Täler".
Details:
Aufbruch: August 2007
Dauer: unbekannt
Heimkehr: August 2007
Reiseziele: Schweiz
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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