Mittelamerika und Kolumbien 2015

Reisezeit: Juli - November 2015  |  von Christian T

Guatemala II

In Semuc hatte ich mich glücklicherweise für das einzige direkt "in" Semuc gelegene Hostel entschieden (ich glaube, "El Portal" Eco Hostel). Dieses lag direkt an einem recht strömigen Fluss, in dem ich mir erstmal den Reisetag vom Körper gewaschen habe. Das vollkommen im Nichts gelegene Hostel bestand aus mehreren gemütlichen Hütten am Flusshang und einem überdachten, ansonsten aber im Freien gelegenen Restaurant. Zwar gab es kein WiFi und nach 23 Uhr keinen Strom, aber der Blick von der Terrasse auf den Fluss, den dichten Urwald und eine rostige Eisenbrücke war einfach nur wunderschön.

Ein Wort zu Semuc Champey. Hier finden sich terrassenartige, natürliche Pools mit klarem, blaugrünem Wasser (s. Bild). Von diesem Ort hatte ich überhaupt erst in Belize von einem Mitreisenden erfahren. Nahe der Pools liegt hier noch eine begehbare Höhle. Der nächste Tag sah also vor, zunächst einen Aussichtspunkt mit Blick auf die Pools zu erklimmen, in den Pools zu baden und am Nachmittag unter einheimischer guidance durch die Höhle zu machen. Der Aufstieg zum mirador war steil und bei dem heißfeuchten Klima recht anstrengend. Umso wohler tat dann das kühle Bad in den Pools. Anständig einen Köpper gemacht und dann auf natürlichen Rutschen die Steine runter zu dem nächsten Pool gerutscht - "hui!" Dickes Lob an die Eingeborenen: es lag nicht ein Stück Müll herum auf der gesamten Anlage; wenn ich da an meine Besuche bei Arabern, Russen oder Asiaten denke ...

Un lugaro hermoso.

Un lugaro hermoso.

Von der Höhle hatte ich zuvor hingegen noch nichts gehört. Wenn hier täglich Dutzende Leute durchmachen, wird es aber schon nicht so schlimm sein, dachte ich mir. Im Hinterkopf hatte ich eine gut ausgebaute und deutschen Standards entsprechende Höhle wie z.B. die Saalfelder Feengrotten mit Beleuchtung, Geländern und Notausgängen.

Tatsächlich stand die Höhle größtenteils unter Wasser. Am Eingang bekam jeder von uns eine Kerze in die Hand gedrückt, die tunlichst trocken zu bleiben hatte. Dann hangelte man sich, Mädels vor einem, Kinder und Alte hinter einem, auf Seilen stehend durch die Höhle, das Wasser dabei bis zum Hals. Zwar wurde es nie richtig eng, aber ab und zu musste man sich schon verrenken, um irgendwo durchzukommen. Höhepunkt war, als wir an einem Seil hoch mitten durch einen unterirdischen Wasserfall klettern mussten. Rückzu dann für mich Klaustrophobiker der Schock: man sollte sich durch ein wasserdurchstostes Loch quetschen, durch das dicke Leute nicht durchgepasst hätten. Kaum habe ich mich, angeleitet vom Guide, überwunden und durch das Loch gezwängt, höre ich den älteren Deutschen hinter mir auf Spanisch schon argumentieren, dass sein kleiner Sohn da unmöglich durchkäme. Da wir fast am Ende des Trupps waren und der Rest schon vorausgegangen war, befand ich mich auf einmal mit einem Italiener alleine in einem stockfinsteren Teil der Höhle. Der Italiener war für derartige Abenteuer noch weniger zu gebrauchen als ich, was er gleich dadurch unter Beweis stellte, dass er hinfiel und seine Kerze im Wasser löschte. Der Guide rief in mir nicht verständlicher Sprache irgendetwas durch das Loch (er würde mit Mann und Sohn einen anderen Weg nehmen, wie ich später erfuhr), und dann stand ich da, verloren in der Höhle, keine Ahnung, wie weit es noch bis zum Ausgang war. Eine helle Kerze im Gesicht hilft auch nicht unbedingt bei der Orientierung in der Dunkelheit, weil man bis auf die Kerze eben nichts sieht. Glücklicherweise waren Seile angebracht, die mich und meinen italienischen Freund dann doch relativ fix nach draußen geleiteten. Draußen standen alle schon schnatternd und die ersten Zigaretten rauchend beieinander und hatten keine Ahnung, welche Ängste ich gerade durchgestanden habe .

Den Abschluss des Abenteuertages bildete dann ein 15-minütiges Tubing (auf einem aufgeblasenen Autoreifen den Fluss runter fahren), das ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Das kühle Bier, dass uns einheimische Kinder vom Ufer aus zuwarfen ("pay later!"), hatte ich mir dann aber schon verdient. Abends haben wir dann, nicht der Rede wert, noch einige Biere getrunken und sind aber recht früh ins Bett. Am nächsten Tag habe ich mit den dort getroffenen Deutschen noch an den Pools gechillt, abends eine neues Kartenspiel gelernt (shithead) und den Transport nach Antigua gebucht. Den Tag am Pool habe ich zudem dazu benutzt, auf Spanisch zählen zu lernen, was gleich ganz hervorragend klappte und mich hinsichtlich meines Plans, mir das Notwendigste Spanisch in wenigen Tagen Unterricht aneignen zu können, optimistisch stimmte.

© Christian T, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zweieinhalb Monate von Mexiko bis Panama, 6 Wochen Kolumbien.
Details:
Aufbruch: 17.07.2015
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 14.11.2015
Reiseziele: Mexiko
Belize
Guatemala
El Salvador
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Kolumbien
Der Autor
 
Christian T berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.