2015 - Palermo - Sizilien (Italien)

Reisezeit: November 2015  |  von Uschi Agboka

2. Tag - 2. November 2015

Chiesa Santa Maria della Pieta

Chiesa Santa Maria della Pieta

Chiesa Santa Maria degli Angeli – Convento della Gancia

Chiesa Santa Maria degli Angeli – Convento della Gancia

Oratorio di San Lorenzo Wir schauen uns den Innenhof an und werfen nur einen kurzen Blick in das Museum. Im Innenhof befindet sich u. a. ein Brunnen, der mit einer Büste mit Taucherbrille verziert ist – sieht witzig aus.

Oratorio di San Lorenzo Wir schauen uns den Innenhof an und werfen nur einen kurzen Blick in das Museum. Im Innenhof befindet sich u. a. ein Brunnen, der mit einer Büste mit Taucherbrille verziert ist – sieht witzig aus.

2. Tag - 2.11.2015

Montag, 2. November 2015 2. Tag

Vorab hatten wir schon verabredet, dass wir uns jeden Morgen zum gemeinsamen Frühstück zwischen 8 und 9 Uhr treffen wollten. Ursula aus Ungarn reist erst heute Mittag an, so dass wir erstmal nur zu 4 sind.

Anneken, Ute, Mario und ich machen uns um 8.30 Uhr auf den Weg. Wir befinden uns im historischen Stadtteil Kalsa, dem alten arabischen al Halisah, wo 937 der Emir seinen Regierungssitz hatte. Ab dem 16. Jh. wurde der Stadtteil zur bevorzugten Wohngegend für den Adel und reiche Bürger, die hier ihre Paläste bauen ließen. Unsere Unterkunft – Hotel Porta Felice - war ursprünglich der Palazzo di Francisi, ein geschichtsträchtiges Aristokratenhaus, welches renoviert wurde und seit 2008 Hotel ist.

Zunächst schauen wir uns die nahe Chiesa Santa Maria della Pieta an. Die Dominikanerinnen, die seit 1526 den nahen Palazzo Abatellis bewohnten und deren Hauskirche das mittelalterliche Gotteshaus San Nicola alla Kalsa an der Porta Felice war, gaben den Kirchenneubau in Auftrag. Der in Rom geschulte Architekt, Giacomo Amato, fügte die zwischen 1686 und 1706 erbaute neue Kirche in den klösterlichen Gebäudekomplex des Palazzo Abatellis ein. Die Fassade enthält zwölf vorgesetzte Säulen und Nischen-figuren der Heiligen Dominikaner und entspricht der römischen Architektur des späten 17. Jh.

Die alte Kirche San Nicolò alla Kalsa wurde 1823 durch ein Erdbeben völlig zerstört und an ihre Stelle eine Skulptur von Ignazio Marabitti aufgestellt. Der Name San Nicolo la Kalsa wurde für die neue Kirche übernommen, seit 1986 erhielt sie jedoch den Namen Santa Maria della Pieta.

Wir sind sehr beeindruckt von der Schönheit dieser Kirche, viele Fotos werden gemacht. In der Kirche finden sich viele Stuckarbeiten von Giacomo Serpotta (1656 – 1732). Serpotta war ein bekannter italienischer Bildhauer und Dekorateur des Barock. Er war das wichtigste Mitglied der Bildhauerfamilie Serpotta in Palermo. Häufig arbeitete er mit seinem Bruder Giuseppe (1653 – 1719) und dem Sohn Procopio (1679 – 1755) zusammen.

Dann wandern wir weiter, durch die Via Alloro, vorbei am Palazzo Abatellis (auch Palazzo Patella). Heute ist in diesem Palazzo die Galleria Regionale della Sicilia (Siziliens größtes Kunstmuseum) untergebracht. 1490 gab Francesco Abatellis, ein hoher Würdenträger von König Ferdinand II., den Palast als seine Privataudienz in Auftrag. Baumeister war der bekannte sizilianische Architekt Matteo Carnelivari. Da Abatellis aus seinen beiden Ehen keine Kinder hatte, vermachte er das Gebäude den Dominikanerinnen, die es von 1526 bis 1923 nutzten. In der Zeit wurde der Palast zweimal erweitert, auf der östlichen Seite wurde die Chiesa Santa Maria della Pieta angebaut und auf der südlichen Seite ein Bau für den Konvent. 1943 zerstörte ein Bombenangriff große Teile des Gebäudekomplexes. Nach Kriegsende wurde alles unter der Leitung von Carlo Scarpa restauriert und das Kunstmuseum eingerichtet.

Der zweistöckige Palast im Stil der katalanischen Spätgotik ist quadratisch angelegt. Durch ein reich geschmücktes Portal betritt man die Eingangshalle, von der aus der große Innenhof zu überblicken ist. Dieser wird auf einer Seite von einer zweistöckigen Loggia abgeschlossen. Charakteristisch dafür sind Säulengänge mit weiten Rundbögen und zierlichen Säulen.

Wir kommen zur Chiesa Santa Maria degli Angeli – Convento della Gancia – einer Kirche der Spätgotik in Palermo.

Mit Erlaubnis des Papstes Innozenz VIII. wurde des Minoriten der Santa Maria di Gesu 1430 erlaubt, vor den Toren der Stadt eine „Gancia“, ein Hospiz für Kranke und Besucher der Stadt sowie ein Kloster zu bauen.

Minoriten oder Franziskaner-Minoriten sind eine Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche. Sie werden auch „Schwarze Franziskaner“ genannt, nach der Farbe ihres Habits.

Zwischen 1485 und 1508 wurde die Chiesa Santa Maria degli Angeli hinzugefügt. Das Kloster wurde 1866 säkularisiert und dient seit 1999 als Verwaltung der Provinzkurie. Die Westfassade und die Südwand der Kirche in der Via Allora sind sehr schlicht. Die Portale von 1530 verweisen auf spät-gotisch-katalanischen Ursprung, der sich mit Elementen der Renaissance verbindet. Leider ist die Kirche geschlossen, wir können sie nicht von Innen besichtigen. In der Kirche wäre ein Loch zu sehen, durch das 1860 die von den Bürgern Palermos verehrten Freiheitskämpfer Gaspare Bivona und Filippo Patti Maz-zini mit Hilfe Einheimischer vor den Truppen der Bourbonen in das Kloster fliehen und sich dort verstecken konnten. Aber wir haben doch noch Glück, können uns den Innenhof anschauen. In einem Bereich des Säulenhofes sind Fresken aus dem 17. Jh. mit dem Stammbaum der Minoritenbrüder angebracht. So etwas haben wir alle noch nie gesehen, sieht phantastisch aus.

Und es geht weiter durch die Via Allora. Hier finden sich u. a. kleine Werkstätten, in den kunstvolle Dinge entstehen. Ute schaut sich an, wie alte Holzmöbel aufgearbeitet werden. In einer kleinen Gasse entdeckt Mario einen alten Wasserturm. Die meisten der vielen in Palermo vorhandenen Wassertürme stammen aus der Zeit, als die Araber in Palermo regierten.

Wir sehen den Palazzo Calvello di Melia, 16. – 18. Jh., der zum Verkauf steht, weiter Palazzo Cefala. Oft ist alles zugemauert, um zu verhindern, dass sich Menschen in den Palazzi niederlassen bzw. sie „besetzen“. Ich bin total begeistert. Ein ordentlicher Lottogewinn muss her, dann kann man so einen alten Palast erwerben und instand setzen lassen. Solch schöne Dinge sind erhaltenswert. Hin und wieder kann man einen Blick in einen schönen Innenhof mit Garten werfen.

Wir kommen zur Chiesa di Santa Maria dell’ Itria dei Cocchieri, 16. Jh.. Sie hat heute geschlossen, wir können sie nur von außen anschauen. Mir gefällt besonders der Glockenturm.

Gegenüber der kleinen Kirche liegt ein Palmengarten - ex Giardino di via Alloro – heute Giardino dei Giusti (Garten der Gerechten). Der Garten wurde umbenannt als Ehrung für die Sizilianer, die viele Juden während des Holocaust gerettet haben. Überall liegen die Datteln auf dem Boden. Und ein von unten total kaputter Balkon erregt meine Aufmerksamkeit. Wir machen dort eine kleine Ruhepause. Mir geht es nicht besonders, sollte ich doch eigentlich im Bett liegen statt durch die Gegend zu wandern.

Ich schaue noch in einen kleinen Obst- und Gemüseladen, die Preise sind hier wirklich sehr günstig, im Vergleich zu denen in der Toskana oder Umbrien. Von der Via Allora biegen wir ab in die Via Alessandro Paternostro. Hier befindet sich der Palazzo Nuccio, 18. Jh., schön restauriert. Man kann dort in einem B + B übernachten. Weiter Palazzo Cattolica, 17. Jh. – wir können in den Innenhof hineingehen und Fotos machen. Einfach herrlich. Auch hier kann man sich als Tourist einmieten.

An der Piazza San Francesco d’Assisi können wir die gotische Basilika - Chiesa di San Francesco d’Assisi anschauen, denn sie ist geöffnet. Die Kirche wurde zwischen 1255 bis 1277 als dreischiffiger Bau errichtet. Das Portal stammt von 1302. Der Innenraum wurde ab dem 15. Jh. mehrfach umgestaltet. Viele Künstler haben dazu beigetragen, u. a. Domenico Gagini, Antonello Gagini und Giacomo Serpotta. 1924 erhielt die Kirche den Ehrentitel einer päpstlichen Basilika minor. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie schwer beschädigt und nach dem Krieg wiederhergestellt.

Die Kirche ist mit einem Kloster der Franziskanerkonventualen verbunden (Sitz des Curia Provinciale und der Biblioteca Francescana). Direkt neben der Kirche befindet sich das Oratorium dell’ Immacolatella, 17./18. Jh., welches wir von außen bestaunen.

Daneben liegt das Oratorio di San Lorenzo (reiche Stuckdekorationen von Giacomo Serpotta). Wir schauen uns den Innenhof an und werfen nur einen kurzen Blick in das Museum. Im Innenhof befindet sich u. a. ein Brunnen, der mit einer Büste mit Taucherbrille verziert ist – sieht witzig aus.

Unsere Wege trennen sich übrigens, Mario und Ute haben eigene Pläne. Ich bin ganz froh darüber, denn die belehrende Art von Ute nervt mich kolossal. Schon gestern Abend, als sie dem Kellner sagte, wir teilen die Rechnung, hat mich das aufgeregt, denn wenn wir auf Reisen sind, bezahlt jeder nur das, was er verzehrt hat. Derjenige, der wenig isst und trinkt, zahlt sonst für die anderen mit und das geht gar nicht. Mit Anneken bin ich seit Jahren persönlich befreundet, wir ticken ähnlich und verstehen uns gut.

An der Piazza befindet sich u. a. auch das Restaurant Antica Foccaria San Francesco, 1834 gegründet, welches ein großes Angebot von sizilianischem Essen hat. Doch Anneken und ich wandern weiter, durch die enge Via Merlo, vorbei am Palazzo Merlo, 16. - 18. Jh. Ein altes Paar wohnt in dem schönen Gemäuer, welches auch wie viele andere zum Verkauf steht. Hier würde ich auch gerne wohnen.

Dann kommen wir zum Palazzo Mirto, 13. – 18. Jh., benannt nach Lanza Filangieri, Principo di Mirto. Die Filangieri gelten bis heute als die wichtigste Normannen-Familie in Sizilien und Süditalien. Ein Rundgang durch den Palazzo zeigt anschaulich den einstigen aufwendigen Lebensstil der sizilianischen Oberschicht. Anneken kann nur einen kurzen Blick in den Innenhof werfen, dann wird sie von einer Dame, die vor dem Palazzo steht und telefoniert, zur „Ordnung“ gerufen. Heute hat der Palast geschlossen – es ist Montag.

Palazzo San Martino, 16. – 17 Jh., ist dem Verfall preis gegeben. An der Ecke Via Lungarini – Palazzo Rostagno. Viele Mopeds sind davor geparkt. Mit einem Motorrad oder Moped ist man am besten in Palermo unterwegs, der Verkehr ist unglaublich.

An der Ecke Via Lungarini – Piazza Marina befindet sich auch die alte Chiesa Santa Maria dei Mira-coli aus dem 16. Jh., zur Zeit unseres Besuches war sie geschlossen.

Wir sind nun an der Piazza Marina angelangt. Hier ist ein beliebter Treffpunkt, denn es gibt dort unzäh-lige Restaurants, Cafes, Bars. Mittelpunkt des Platzes ist der nach 1860 angelegte Park Giardino Gari-baldi. Wir sehen einen riesigen Gummibaum, dessen merkwürdig geformter Stamm von 12 Männern nicht zu umfassen ist.

Die Piazza Marina liegt am Rande des historischen Viertels Kalsa. Sie wurde 1863 vom Architekten Giovanni Battista Basile entworfen. Die Piazza wird von 15 Palästen umgeben, darunter der Palazzo Chiaramonte, der Palazzo Notarbartolo di Villarosa Dagnino, 18. Jh. und der Palazzo Mirto.

Ein weiterer schöner Palazzo Galletti di S. Cataldo, 1866, mit einem herrlichen Portal.

Und natürlich der der Palazzo Chiaramonte O Steri (1320 – 2000) – UNESCO Weltkulturerbe. Der gotisch streng wirkende Palast liegt an der Ostecke der Piazza Marina. 1307 Baubeginn für die mächtige Adelsdynastie Chiaramonte. Andrea Chiaramonte, letzter Baron der Familie, wurde 1396 vor dem Gebäude wegen Rebellion gegen das Könighaus hingerichtet. Später diente der Palast als Residenz, Sitz der Inquisition und Gericht.

Wir entdecken die Chiesa San Giovanni dei Napoletani, 1526 – 1617, von der uns Ute schon erzählt hat. Auch in dieser Kirche finden sich Stuckarbeiten von Serpotta. Doch die Kirche ist geschlossen, wir notieren aber die Zeiten, wann die nächsten Messen stattfinden. Wenn es eben geht, wollen wir dann die Kirche anschauen.

Schräg gegenüber liegt die alte Chiesa Santa Maria della Catena. Der Beiname der Kirche stammt von der eisernen Kette (catena), mit der man von hier aus die Hafenzufahrt sperren konnte. Die Kirche ist errichtet im gotisch-katalanischen Stil, mit Formen der Renaissance. Wir klettern die vielen Stufen hin-auf, aber haben dann doch keine Lust auf die Besichtigung, zudem wird Eintritt verlangt. Also machen wir nur einige Bilder vom Hafen und entschließen uns dann, ins nahe Hotel zurück zu laufen, um uns umzuziehen, denn es ist inzwischen sehr warm geworden.

Gesagt, getan, durch die enge Gasse Via Scopari sind wir bald in der Via Butera, hier ist besonders der riesige Palazzo Butera (17. – 20. Jh.) sehenswert. Allerdings muss er dringend restauriert werden. 1783 hat Goethe in diesem schönen Palast gewohnt. Anneken und ich machen eine kurze Pause im Hotel Porta Felice, um uns etwas Leichtes anzuziehen, ehe wir weiterwandern.

Am Piazza Santo Spirito bewundern wir den Fontana del Cavallo Marino. Und dann die herrliche Porta Felice, nach der unser Hotel benannt ist. Wunderschön ist das barocke Stadttor (1582 – 1644). Es markiert das untere Ende des Cassaro, der uralten Hauptachse Palermos.

Hier beginnen auch die Mura delle Cattive oder die Passeggiata delle Cattive. Leider können wir die Panorama-Terrassen nicht betreten, nur von unten anschauen und staunen. Wegen Vandalismus sind sie zurzeit geschlossen.

Die Passeggiata existiert seit dem Ende des 17. Jh., wurde im Zweiten Weltkrieg durch heftige Bomben-angriffe schwer beschädigt und geriet in Vergessenheit. 1997 wurde alles restauriert und ist seit 1998 wieder der Öffentlichkeit zugänglich.
Man betritt die Passeggiata / die Terrassen von der Piazza Santo Spirito, neben dem Palazzo Benso. Unten am Treppenaufgang befinden sich rechts und links zwei große Tuff-Statuen. Von den Terrassen hat man einen atemberaubenden Blick auf den Golf von Palermo und den Foro Italico.

Der Name Cattive stammt von den Witwen (in der sizilianischen Sprache Witwe = schlecht = cattive), die in ihrem Schmerz gefangen, hier abends lustwandelten, ohne von neugierigen Blicken gestört zu werden.

Unser Weg führt uns nun über die Via Vittorio Emanuele zu dem Foro Italico Umberto I. entlang der alten Stadtmauer, hinter denen sich prächtige Palazzi befinden. In einem kleinen Restaurant, wo die Tische schön eingedeckt sind, machen wir Mittagspause. Anneken und ich teilen uns wie fast immer das Essen. Besonders die frittierten Mini-Fische schmecken uns sehr gut. Dazu ein guter offener Hauswein, was will der Mensch mehr. Wir haben uns viel zu erzählen, haben wir uns doch lange nicht gesehen.

Nachdem wir uns gestärkt haben, laufen wir weiter. Es ist herrliches Sonnenwetter. Wir kommen an einem riesigen Pavillon vorbei, der für Musikabende genutzt wird, wie mir später ein Taxifahrer erklärt. Oben an allen vier Ecken ist das Gebäude mit Adlern geschmückt. Prächtig sieht das aus.

Über den Stadtmauern, auf den Resten der Bastion Vega und der Porta dei Greci erhebt sich der mächtige Palazzo del Marchese Forcella de Seta, ein Palast (1700) umgebaut im neugotischen Stil aus der Mitte des 19. Jh. Wir schauen in den innen gelegenen Garten hinein und ein älterer Herr erlaubt uns, das Gebäude zu betreten und zu fotografieren. Die ANCE (l'associazione die costruttori edili di Palermo) ist hier zurzeit untergebracht. Ein schmaler Gang führt hinab in die Dunkelheit. Wir haben jedoch keine Lust, ihm zu folgen. So machen wir nur einige Bilder und bedanken uns bei dem freundlichen älteren Herrn.

Vor der Porta dei Greci steht ein riesiger Wagen mit einer Statue der Pest-Stadtheiligen, Santa Rosalia. Durch die mächtigen Mauern der Porta Greci, zwischen den Bastionen del Tuono e di Vega, betreten wir die Piazza della Kalsa. Ursprünglich lebten hier griechische Kaufleute, daraus leitet sich der Namen des Tores ab. Die Piazza della Kalsa wird überragt von der Chiesa Santa Teresa alla Kalsa, einer Kirche im Barockstil. Unser Ziel ist jedoch zunächst die Villa Giulia, ein kleiner Park mit einer Sonnenuhr und dem Fontana del Genio.

Es ist 14 Uhr und die Straßen sind wie leer gefegt, nur einige Schwarze lungern herum. Sie haben alte Klamotten auf einer Hecke ausgebreitet, die sie wohl verkaufen wollen. Es ist entsetzlich zu sehen, in welch alten vergammelten Autos sie wohnen und schlafen. Menschenunwürdig.

Anneken und mir sind die Jugendlichen nicht geheuer und so verzichten wir darauf, durch die nahe Via Nicolo Cervello zum Park zu laufen. Wir machen lieber einen kleinen Umweg, bleiben auf der Foro Italico Umberto I., nachdem wir einige Fotos auf der Piazza Kalsa gemacht haben.

Gegen 15 Uhr erreichen wir den Park Villa Giulia, hier finden sich einige interessante Bäume. Da muss ich gleich immer an Brita-Kara Krengel denken. Der kleine Garten ist wirklich eine Oase in der lauten Stadt. Kleine Pavillons fallen uns sofort ins Auge. Die Sonnenuhr finden wir sofort, sie befindet sich in der Mitte der Villa Giulia. Sie besteht aus einem 12-seitigenMarmorblock. Getragen wird der Block von einem jungen Atlas, also dem Titan aus der griechischen Mythologie, der die Himmelkugel trug.

Wir suchen nun den Fontana del Genio. Um nicht unnötig herum zu irren, frage ich einige junge Leute, doch niemand hat eine Ahnung, wo der Brunnen ist. Ein Familienvater schickt uns zwar in eine Richtung, aber am Ende des Weges kein Brunnen. Also wollen wir schon unverrichteter Dinge zurücklaufen, da macht Anneken sich auf, einen Seitenweg zu erkunden. Und richtig, sie hat den phantastischen Fontana del Genio gefunden.

Das Besondere ist die Figur des Genio. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei um einen Schutzgeist aus der römischen Antike. Und das mitten im katholischen Sizilien. Woher der Genio tatsächlich kommt und warum er mit Krone, Zepter, Schlange und Hund dargestellt wird, weiß man nicht. Der Genio di Palermo gilt heute einfach als weltliches Gegenstück zur katholischen Schutzpatronin Santa Rosalia. Den Genio di Palermo findet man noch an anderen Stellen in der Stadt.

Wir machen viele Bilder, mich faszinieren besonders die monumentalen Statuen, die rund um den Brunnen angebracht sind. Einfach herrlich.
Leider ist der Zugang zum Orto Botanico durch ein Gitter verschlossen, so machen wir uns langsam auf den Heimweg. Es ist 16 Uhr und die Stadt erwacht aus dem Mittagsschlaf. Die vorher menschenleere Via Nicolo Cervello pulsiert vom Straßenleben. Kinder fahren mit den Fahrrädern umher, alle Frauen schauen aus den Fenstern und beobachten das Treiben in der Straße.

Rasch erreichen wir die Piazza Kalsa mit der Chiesa Santa Teresa alla Kalsa. Die spätbarocke Kirche liegt im Stadtteil Kalsa, dem alten arabischen al Halisah, wo 937 der Emir seinen Regierungssitz hatte. Ab dem 16. Jh. wuchs Palermo und Kalsa wurde zur bevorzugten Wohngegend für den Adel und reiche Bürger, die hier ihre Paläste bauen ließen. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde mit ersten Planungen für einen Kirchenneubau begonnen. Den Auftrag erteilte das nahe gelegene Nonnenkloster des Karmeliterordens an den Architekten Giacomo Amato, der in Rom geschult wurde und die Kirche im Stil des römischen Spätbarocks auf dem Grund des alten arabischen Friedhofs zwischen 1686 und 1706 errichtete. Besonders spiegelt sich der römische Barock in den Medallions über dem Hauptportal wider.

Neben dem prächtigen mit Marmor, Achat, Lapislazuli und Amethyst verzierten Hauptaltar befinden sich in der Kirche zahlreiche bedeutende Kunstwerke:

Standfiguren der Heiligen Therese und Anna von Giacomo Serpotta
Stuckarbeit „Kreuzigung“ (1780-81) und Marmorbüste der Heiligen Therese von Ignazio Marabitti

Tafelbild „Ekstase der Heiligen Therese“ (1722) von Guglielmo Borremans
Tafelbild Madonna della Carmine (1750) von Sebastiano Conca
Wandfresken im Presbyterium „Allegorien der Eucharistie“ von Antonio Grano
Tafelbild „Heilige Familie“ (1720) von Giovanni Odazzi

Wir nutzen die Besichtigung der Kirchen auch, um eine Ruhepause einzulegen. Während Anneken fotografiert, sitze ich in einer der Kirchenbänke und lasse die Pracht auf mich einwirken.

Ein Schild weist uns auf den Palazzo Torremuzza hin. Das ist wirklich toll hier in Palermo, überall findet man Informationsschilder.

Schräg gegenüber der Chiesa Santa Teresa alla Kalsa entdecken wir eine andere alte Kirche, Chiesa di San Mattia Apostel Crociferi, 1637, die geschlossen ist und wohl auch nicht mehr benutzt wird als Gotteshaus. Alles sieht verlassen aus. Doch wir machen Bilder. Daneben befindet sich das Ex Noviziato dei Padri Crociferi (1686 – 1762). Wir befinden uns nun in der Via Torremuzza, erblicken schöne Hausbemalungen, u. a. San Giorgio Cavaleri, den Drachentöter.

Gegen 16.30 Uhr sind wir zurück im Hotel, ich bin geschafft. Das viele Laufen hat meiner kaputten Hüfte und Bandscheibe nicht gut getan. Also erst einmal ausruhen und dann eine heiße Dusche. Leider habe ich keine Badewanne, ich hab es vergessen, im Hotel zu sagen.

Gegen 19.15 Uhr fahren Anneken, Ursula und ich ins Restaurant Il Mirto e la Rosa. Ute und Mario sind gelaufen. Das Wetter ist immer noch sehr schön und warm. Das Restaurant ist liebevoll eingerichtet. Die Bedienung sehr freundlich und das Essen super lecker.

Leider gibt es bei der Rechnungsaufteilung einige Unstimmigkeiten, weil Mario mit seinem Handy nicht richtig zusammen rechnet, es bleibt eine Differenz von 15 Euro, die gefunden werden muss, denn ich sehe nicht ein, für andere zu zahlen. Ich hoffe, dass Mario das letztlich eingesehen hat, denn endlich stimmt alles, wir können zahlen und fahren zurück ins Hotel.

Mario und Ute laufen wieder. Ursula, Schweizerin, in Ungarn lebend, ist ja erst abends zu uns gestoßen. Sie passt zu uns und weiß viel zu erzählen.

Um 22.45 Uhr sind wir zurück, wir sind alle müde, es war ein langer Tag.

Ausführliche Fotoalben auf meiner Facebook Seite
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

Palazzo Merlo, 16. - 18. Jh.

Palazzo Merlo, 16. - 18. Jh.

Chiesa Santa Maria della Catena

Chiesa Santa Maria della Catena

Porta Felice

Porta Felice

Park Villa Giulia - Fontana del Genio

Park Villa Giulia - Fontana del Genio

Hausmalerei

Hausmalerei

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Da die Facebook-Gruppen-Reisen in 2013 und 2014 (Venedig und Turin) ein Erfolg waren, haben wir beschlossen, auch in 2015 wieder einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Palermo sollte unser Ziel sein. Drei Teilnehmer aus Deutschland – Anneken, Mario und Uschi, hinzu kamen Ursula aus Ungarn und Ute aus der Toskana.
Details:
Aufbruch: 01.11.2015
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 08.11.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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