2015 - Palermo - Sizilien (Italien)

Reisezeit: November 2015  |  von Uschi Agboka

5. Tag - 5. November 2015

Innenhof Palazzo Reale

Innenhof Palazzo Reale

Capella Palatina

Capella Palatina

San Giovanni degli Eremiti

San Giovanni degli Eremiti

San Giovanni degli Eremiti  - Kreuzgang

San Giovanni degli Eremiti - Kreuzgang

Piazza del Parlamento - Monument von König Felipe V. 
Im Hintergrund Palazzo Reale

Piazza del Parlamento - Monument von König Felipe V.
Im Hintergrund Palazzo Reale

5. Tag - 5.11.2015

Donnerstag, 5. November 2015 5. Tag

Nach einem gemütlichen Frühstück, wo Erlebnisse des Vortages ausgetauscht werden, fahren Ute, Anneken, Ursula und ich mit dem Taxi zum Palazzo dei Normanni / Palazzo Reale. Direkt am Eingang fasziniert uns ein Baum, der wunderschöne Blüten aufweist, aber an seinen Ästen mit dicken Stacheln versehen ist. Ute will eine Gartenexpertin befragen, was das für ein Baum ist. Es ist der Florettseidenbaum, Danke Ute!

Ursula, Anneken und ich erhalten Rentnerrabatt beim Eintritt und wir alle leisten uns einen Audio-Guide, so kann man während der Besichtigung alles besser verstehen. Den Palast selber können wir nicht besichtigen. Hier tagt das Parlament. Aber die Capella Palatina wollen wir uns anschauen. Für die Besichtigung sollte man sich viel Zeit nehmen. Die Pracht dieser Palastkapelle ist überwältigend. Leider hat man in der Capella die Stühle eingezäunt, d. h., es gibt keine Sitzmöglichkeit. Für mich ein Unding, ich kann nicht stundenlang stehen und schauen, da streikt mein Rücken. So beschließe ich, die Besichtigung für mich abzubrechen. Aber ich habe nicht mit Annekens Einfallsreichtum gerechnet. Sie hebt einen Stuhl aus der Umzäunung und stellt ihn so vor eine Säule, dass ich mich setzen kann, ohne von den „Wächtern“ gesehen zu werden. So kann auch ich in Ruhe schauen, mir vom Audio-Guide alles zweimal anhören. Danke Anneken, für Deine immer guten Ideen!

Die Cappella Palatina (Palastkapelle) wurde 1132 bis 1140 n. Chr. unter König Roger II. im normannisch-arabisch-byzantinischen Stil als Hofkapelle des Palazzo Reale von Palermo errichtet. Die Weihe fand 1140 statt, das Mosaik in der Kuppel ist 1143 datiert. Vollständig fertig gestellt war die Ausgestaltung beim Tod Rogers 1154 noch nicht.

Aufbau und Ikonographie der Cappella Palatina sind dadurch bestimmt, dass sie den beiden damals auf Sizilien verbreiteten Riten, dem seit dem 8. Jh. auf Sizilien vorherrschenden byzantinischen Ritus und dem von den Normannenherrschern wieder eingeführten römischen Ritus entsprechen sollten. Während nach byzantinischer Tradition die Ikonographie vertikal zu lesen ist, das heißt ausgehend von der Kuppel nach unten, ist sie nach lateinischer Tradition horizontal zu lesen, also von vorne (der Apsis aus) nach hinten. Beide Traditionen sind in der Cappella Palatina verknüpft. An das nach Art eines Zentralgebäudes ausgeführte Presbyterium mit Kuppel schließt sich ein dreischiffiges Langhaus nach Art einer westlichen Basilika an.

Der Fußboden ist mit kunstvollem Marmor und Porphyr geschmückt. Die Decke aus Holz ist reich mit arabischer Schnitzkunst (Muqarnas) verziert. Gestützt wird diese von massiven Marmorsäulen mit korinthischen Kapitellen. Der Höhepunkt sind aber wohl die Mosaiken an den Wänden und in der Kuppel. Während sich in der Kuppel acht Engel um Christus als Pantokrator reihen, sind an den Seitenwänden Darstellungen des Lebens Christi und Paulus, sowie Episoden aus dem Alten Testament. Die Mosaiksteine bestehen aus farbigem und mit Blattgold verziertem Glas.

Von 2003 bis 2008 wurden die Kapelle und ihre Mosaiken mit Unterstützung des deutschen Unternehmers und Kunstmäzens Reinhold Würth restauriert:

Der Palazzo Reale / Palazzo dei Normanni steht an der höchsten Stelle des mittelalterlichen Stadtgebiets von Palermo. Im 9. Jh. entstand die Sommerresidenz des Emirs von Palermo auf einer Erhebung zwischen zwei Flussläufen. Nach der Eroberung Siziliens durch die Normannen baute Roger II. diese Residenz zu seinem Regierungssitz um, in dem dann die normannischen Könige von Sizilien residierten. Nach dem Ende der politischen Unabhängigkeit Siziliens verfiel der Palast, da die Vizekönige Siziliens in dem Palazzo Chiaramonte residierten. Erst im 16. Jh. bauten sie den alten Normannenpalast um und verlegten ihren Sitz dorthin. Bei diesem Umbau wurden drei der vier Türme des Normannenpalasts abgerissen. Der Ostflügel erhielt eine neue Fassade und einen Innenhof im Renaissancestil. Nach dem Anschluss Siziliens an Italien geriet der Palast in Privatbesitz und wurde als Magazin genutzt, bis er 1921 von der Regierung erworben wurde. Derzeit ist der Palast Sitz des Parlaments von Sizilien.

Auf der Südseite zur Via del Bastione und auf der Westseite zur Piazza Indipendenza hin erhebt sich das Gelände des Palastes über mächtigen Grundmauern über das Straßenniveau. Auf der Nordseite schließt sich an den Palast die Porta Nuova an, die Karl V. nach seinem Sieg in Tunis anstelle des alten Stadttores errichtete. Auf der Ostseite liegt vor dem Palast die Piazza del Parlamento, die in die Piazza Vittoria mit der Parkanlage „Villa Bonanno“ übergeht.

An einigen Stellen ist noch die alte Fassade aus der Normannenzeit erhalten, die mit Blendarkaden verziert ist. An der Piazza del Parlamento liegt die Torre Pisana, der letzte erhaltene Turm aus der Normannenzeit. An ihn schließt sich nach Süden die Renaissancefassade an, die das Aussehen der Ostseite des Palastes prägt. In ihrer Mitte befindet sich ein großes Portal, das den offiziellen Eingang bildet. Der Zugang für Besichtigungen befindet sich dagegen auf der Westseite an der Piazza Indipendenza.
Sowohl der Haupteingang als auch der Besuchereingang führen in den Innenhof mit den Renaissancearkaden. Entlang der Nordseite des Hofs im ersten Stock erstreckt sich die Cappella Palatina, die von Roger II. im arabisch-byzantinisch-normannischen Stil errichtete Hofkapelle, deren Wände über und über mit Goldgrundmosaiken bedeckt sind.

Der Teil des Palastes, der vom Sizilianischen Parlament und der Regionalregierung genutzt wird, ist für die Öffentlichkeit nur über Führungen zugänglich. Der Sitzungssaal des Parlaments ist die „Sala di Ercole“ (Herkulessaal) vom Ende des 16. Jh.. Er wurde 1799 von Giuseppe Velazquez mit Fresken ausgemalt, die die Taten des Herkules darstellen. Aus der Normannenzeit stammen noch die „Sala dei Venti“ (Saal der Winde) und die "Stanza di Ruggero" (das Zimmer des Roger). Der Saal der Winde ist ein quadratischer Raum, dessen Decke von Säulen und Spitzbögen getragen wird. Ursprünglich war er ein offenes Atrium. Auf jeder der vier Seiten gibt es eine Türe. Eine davon führt in das Zimmer des Roger.

Die Raumausstattung wurde 1160 unter Wilhelm I. ausgeführt. Die Wände sind mit Marmor getäfelt, darüber sind die Wände mit Goldgrundmosaiken bedeckt, ähnlich wie in den Kirchen dieser Zeit. Die Mosaiken stellen Bäume und Tiere dar, die sich symmetrisch gegenüberstehen. Außerdem sind eine Jagdszene und kämpfende Zentauren abgebildet. Das Zimmer hat ein Kreuzgewölbe, das ebenfalls mit Mosaiken bedeckt ist.

Unter dem Normannenpalast wurden Ausgrabungen durchgeführt, bei denen antike Stadtmauern aus der Zeit der Punier und der Römer freigelegt wurden. Ein Teil dieser Ausgrabungen ist öffentlich zugänglich.

Erst nach über einer Stunde verlassen wir den Palazzo Reale und überqueren die Piazza della Pinta, folgen ein Stück der Via del Bastione, biegen dann in die Via dei Benedettini ein, wo wir auf der rechten Seite auf San Giovanni degli Eremiti treffen. Schnell den Eintritt bezahlt und dann starten wir zur Besichtigung. Zunächst laufen wir durch einen exotisch anmutenden Garten, ehe wir die Kirche und den Kreuzgang erreichen.

San Giovanni degli Eremiti ist ein normannisches Kirchengebäude nahe dem Palazzo Reale. 1132 wurde die Chiesa San Giovanni degli Eremiti auf den Resten einer arabischen Moschee und eines noch älteren Benediktinerklosters errichtet. Der schmucklose Unterbau und der Campanile werden von 5 roten Kuppeln gekrönt. Der Kreuzgang aus dem 13. Jh. mit im islamischen Stil verzierten Säulen und Bögen ist besonders schön. Hier wachsen Granatapfel-Pflanzen, deren Früchte uns sehr groß erscheinen. Granatapfel oder Grenadine ist eine Pflanzenart, die der Familie der Weiderichgewächse zugerechnet wird.

Auf der Stelle des heutigen Gebäudes wurde zurzeit Papst Gregors im 6. Jh. eine Kirche errichtet, die dem heiligen S. Ermete gewidmet war. Im 10. Jh. wurde dort ein Vorgängerbau im arabischen Stil errichtet. Dieser Vorgängerbau bestand aus einem ummauerten rechteckigen Hof, der an der Nordseite einen Säulengang aufwies und an dessen Ostseite ein etwa 6 x18 m großer Saal lag. In der Mittelachse dieses arabischen Saales waren fünf quadratische Pfeiler angeordnet, die den Saal in zwei Schiffe unterteilten. Jedes der so entstandenen sechs Joche war auf beiden Seiten von einem Kreuzgewölbe überspannt, der Saal insgesamt also von zwölf Kreuzgewölben. Die Kirche wurde von Roger II. kurz nach seiner Bestätigung als König von Sizilien als Teil des ersten römisch-katholischen Klosters auf Sizilien errichtet und 1143 fertig gestellt.

Die Nordmauer des Hofs wurde als Südmauer der Kirche verwendet. Das Querhaus wurde in den arabischen Saal hineingebaut, der Rest des Saals als Sakristei verwendet. 1464 wurde San Giovanni degli Eremiti dem Benediktinerkloster San Martino delle Scale unterstellt, 1524 den Benediktinern von Monreale überlassen. Im Lauf der Jahrhunderte wurden um die Kirche herum weitere Klostergebäude und Wohnungen angelegt. 1877 wurde die Kirche durch Giuseppe Patricolo freigelegt und restauriert. Dabei wurden unter anderem die Apsis und die Nordfassade der Kirche freigelegt und im Inneren der zwischenzeitlich aufgetragene Stuck entfernt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die nachmittelalterlichen Bauten wieder abgerissen. Die rote Bemalung erhielten die Kuppeln erst im 20. Jh.

Das Kirchengebäude erhebt sich über dem Grundriss eines "T" oder Antoniuskreuzes. Das breite Langhaus verläuft in West-Ost-Richtung und trägt zwei große Kuppeln mit Tambour. Das Querhaus, das etwa halb so breit ist wie das Langhaus, verläuft an dessen Ostseite in Nord-Süd-Richtung zeigt eine eigentümliche Höhenstufung: Der südliche Querarm ist so hoch wie das Langhaus und trägt eine kleinere gestelzte Kuppel als das Langhaus.

Der Mittelteil des Querhauses ist höher als das Langhaus und trägt ebenfalls eine kleinere gestelzte Kuppel. An seiner Ostseite springt eine Apsis aus der Mauerflucht vor. Der nördliche Querarm trägt einen Turm mit großen spitzbogigen Fensteröffnungen, die im obersten Geschoss von dreifach gestuften Blendbögen umrahmt sind. Auch der Turm trägt eine kleinere gestelzte Kuppel. An der Ostfassade schließt die Mauer des ehemaligen arabischen Saals südlich an das Querhaus an. Sie hat nur schmale schießschartenförmige Fensteröffnungen.

Auch die Südmauer des ehemaligen arabischen Gebäudekomplexes ist erhalten, die Westmauer fehlt jedoch. An der Westseite gelangt man in das Langhaus, das durch einen Bogen in zwei etwa quadratische Joche unterteilt ist. Jedes dieser Joche ist von einer Kuppel überwölbt. Der Übergang zwischen dem quadratischen Unterbau und der Kuppel erfolgt über dreistufige Trompen. Das Querhaus ist durch Spitzbogen in drei Räume mit Apsiden geteilt. Von den drei Apsiden ist die mittlere nahezu halbkreisförmig, sie ist auch an der Außenseite zu sehen. Die beiden seitlichen Apsiden dagegen sind so flach, dass sie innerhalb der Dicke der Außenmauer bleiben.

Aus dem rechten Querarm des Querhauses gelang man in den ehemaligen arabischen Saal, der später als Sakristei diente. Reste der Pfeiler und der ursprünglichen Gewölbeansätze sind noch zu erkennen. Heute ist der Raum von drei Kreuzgewölben überspannt. Die ursprünglich spitzbogigen Fenster sind bis auf einen schmalen Spalt zugemauert. In einer spitzbogigen Nische sind Reste eines Freskos einer thronenden Muttergottes zu sehen, die von zwei Heiligen umgeben ist. Auch einige Reste roter Inschriften befinden sich an den Wänden.

Der Kreuzgang befindet nordwestlich des Langhauses. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert oder wurde dann umgestaltet. Er gehörte wahrscheinlich zu den zerstörten Gebäuden des Konventes. Doppelsäulen aus Marmor tragen die leicht spitzbogigen Arkaden. In der Mitte des Kreuzgangs steht ein Brunnen.

Leider können wir die daneben liegende spät-barocke Kirche Chiesa San Giorgio in Kemonia nicht besichtigen. Sie ist geschlossen. Im Innern ist sie mit Stuckarbeiten von Giovan Maria Serpotta, dem Urenkel von Giacomo Serpotta, ausgeschmückt.

Als Bestandteil des 1745 errichteten Olivetanerklosters Santa Maria dello Spasimo wurde auf den Grundmauern einer frühchristlichen Kirche des 4. Jh. die Kirche San Giorgio 1765 in ihrer heutigen Form erbaut.
Das 1866 aufgelöste Kloster dient seither als Kaserne und die Kirche wurde in eine Gemeindekirche umgewandelt.

Ein nahe gelegenes Frauengefängnis veranlasste Kardinal Ernesto Ruffini 1953 die Kirche auf den Heiligen Giuseppe Cafasso, den Patron der Gefangenen, neu zu weihen.

Der barocken Fassade sind zwei Säulen vorgelagert, die das Portal rahmen und einen weit auskragenden gesprengten Segmentgiebel tragen. Der 20 m hohe Glockenturm bietet einen hervorragenden Blick auf Palermo.

Leider können wir uns nicht davon überzeugen. Alles ist verriegelt und verrammelt. Niemand da, der uns öffnen könnte.

Also wandern wir durch die Via die Benedettini, die Via del Bastione und steigen hinauf zur Piazza del Parlamento. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Ostseite des Palazzo Reale, wunderschön die Renaissance-Fassade. Direkt daneben liegt die Torre Pisana, der letzte erhaltene Turm aus der Normannenzeit. Auf der Spitze befindet sich eine Sternwarte. Mich beeindruckt mal wieder ein riesiges Monument von König Felipe V.

Wir wandern nun über die Piazza Vittoria bis zur Porta Nuova. Wir sind fasziniert von diesem kuriosen Stadttor.

Das Tor war jahrhundertlang der wichtigste Eingang in die Stadt. Bis zur Porta Nuova führt der Corso Vittorio Emanuele, eine Hauptstraße der Altstadt von Palermo. Ihr Gegenstück ist die Porta Felice am anderen Ende des Cassaros. Stadtauswärts führt der Corso Calatafimi in Richtung Monreale.

1583 wurde die Porta Nuova durch den Vizekönig Marcantonio Colonna anstelle eines bereits bestehenden Tores errichtet, um an den Sieg Karls V. 1535 in Tunesien zu erinnern. Dargestellt wird dieser Sieg durch vier Mauren, die als Pfeiler in die Fassade eingearbeitet sind. 1667 wurde das Tor durch eine Schießpulverexplosion zerstört und 1669 wieder aufgebaut durch Gaspare Guercio. Bei diesem Umbau entstanden auch die Loggia und das pyramidenförmige Dach mit dem Bild eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln in vielfarbigen Majolika-Fliesen.

Inzwischen sind wir vom vielen Herumlaufen, Schauen müde. Mittagspause ist angesagt. Da wir in der Nähe hier keine Bar sehen, erinnern wir uns, in der Via del Bastione die Trattoria ai Normanni gesehen zu haben. Erst noch das Schild der Carabinieri Comando Legione e Comando 12° Battaglione Carabinieri "Sicilia" – Palermo fotografieren und dann marschieren wir zurück.

Wir finden einen schönen Tisch in dem nett eingerichteten Lokal. Ute verspeist Gamberoni auf Salat mit Cocktailsauce, Anneken und ich teilen uns Bruschetta, später gibt es noch Kalbschnitzel mit Marsala und gemischten Salat. Alles sehr gut und lecker. Ute und ich fragen den Kellner jeweils nach einer halben Portion einer Nachspeise, ob es möglich sei. Er bejaht und bringt uns auch eine Miniportion. Doch leider steht dann auf der Rechnung der Preis der normalen Portion. Wir reklamieren, bekommen 3 Euro Nachlass, aber die Art und Weise des Wirtes hat mir nicht gefallen. Das Lokal würde ich nie mehr betreten. Zu Gästen so unhöflich und unfreundlich zu sein, macht nicht Lust, wiederzukommen.

Nachdem wir uns gestärkt haben geht es zurück auf die Piazza Vittoria. An der Ostseite werden Ausgrabungen römischer Häuser durchgeführt. Die einfachen Bodenmosaiken befinden sich noch an Ort und Stelle, die kunstvolleren wurden in das Archäologische Regionalmuseum gebracht. Den größten Teil der Piazza nimmt die Villa Bonanno ein, ein Palmengarten, der 1905 angelegt wurde.

Eine junge schwarze Frau hockt sich neben einen Brunnen und verrichtet dort ihr Geschäft. Ich kann meinen Augen kaum glauben, so geschockt bin ich.

Bald sind wir an der Kathedrale, wo wir uns von Ute verabschieden. Ute war schon in der Kathedrale. Sie gibt uns einige Tipps und macht sich dann auf, ein bisschen durch die Altstadt von Palermo zu bummeln. Anneken, Ursula und ich machen uns auf, die Kathedrale anzuschauen. Von außen bietet sie ja ein mehr als beeindruckendes Bild.

Die Kathedrale Maria Santissima Assunta ist die Kathedrale des Erzbistums Palermo. Der jetzige Bau wurde 1184/1185 im normannisch-arabischen Stil errichtet und erfuhr im Lauf der Jahrhunderte mehrere Umbauten. Aufgrund ihrer ersten Bauperiode wird sie auch als Normannendom bezeichnet. Für Deutschland ist die Kathedrale von besonderer Bedeutung, da sich dort die Gräber der Stauferkaiser Heinrich VI., Friedrich II. und König Konstanze von Sizilien befinden.

Am Ort des heutigen Gebäudes der Kathedrale war schon im 6. Jahrhundert unter Papst Gregor dem Großen eine Kathedrale errichtet worden. Die Araber hatten diese Kathedrale in eine Moschee umgewandelt. Zu dieser „Großen Moschee“ Palermos gehörten nicht nur das Gebetshaus für das Freitagsgebet, sondern auch eine Hochschule (Madrasa), Bibliotheken, Bäder usw. Nach der Eroberung Palermos durch Roger I. wurde die Moschee wieder Sitz des Erzbischofs.

Als die alte Kathedrale 1169 durch ein Erdbeben stark beschädigt wurde, beschloss Erzbischof Walter, sie abzureißen und neu zu errichten. Der Neubau wurde in den Jahren 1184–1185 errichtet. Dabei wurde nicht nur die ursprüngliche Kathedrale abgerissen, sondern auch die zu der Großen Moschee gehörenden Nebengebäude. Im 14. bis 16. Jh. erfuhr das Bauwerk fortlaufende Erweiterungen. Die ursprünglich nicht über das Mittelschiff hinausragenden vier Ecktürme bekamen einen gotischen Aufsatz. Der Haupteingang wurde von der Westfassade auf die südliche Längsseite der Kathedrale verlegt, und vor ihm wurde ein großer Vorplatz geschaffen. Das Südportal erhielt um 1465 einen Portikus im Stil der katalanischen Spätgotik.

1781 bis 1801 veränderte Ferdinando Fuga durch einen groß angelegten Umbau das äußere und innere Erscheinungsbild der Kathedrale grundlegend. Fuga errichtete eine klassizistische Kuppel über der Vierung und ersetzte die Dächer der Seitenschiffe jeweils durch eine Reihe kleinerer Kuppeln, die nun die Außenfassade des Mittelschiffs verdecken. Auch im Inneren erfuhr die Kathedrale einen Umbau im Stil des Klassizismus. Dabei wurden die Säulen, die zwischen dem Mittelschiff und den Seitenschiffen jeweils in Vierergruppen gemeinsam auf einem Sockel standen und hohe Spitzbögen trugen, durch massive Pfeiler und Kreisbögen ersetzt. Außerdem wurde das große Retabel hinter dem Altar entfernt, das mit 38 Heiligenstatuen geschmückt war, ein Werk der Bildhauerfamilie Gagini vom Anfang des 16. Jh. Ein Teil der Statuen wurde 1950 wieder in den Dom gebracht und an den Pfeilern aufgestellt.

Als der alte massive Wehrturm vor der Westfassade einen neugotischen Aufsatz erhielt, erfuhr der Dom im 19. Jh. den letzten großen Umbau.

Im Kern ist die Kathedrale eine normannische Wehrkirche in Form eines Kubusbaus mit einem Mittelschiff, einem Querschiff und zwei niedrigeren Seitenschiffen. Da die Bauweise mit zwei seitlichen Türmen am Westwerk den Königsdomen vorbehalten war, ließ Bischof Walter einen großen Turm vor der Westfassade errichten, der nur über Spitzbogenarkaden mit dem Hauptbau in Verbindung steht. An den vier Ecken der Kirche stehen kleinere Ecktürme.

An den drei Apsiden ist deutlich der arabische Einfluss zu erkennen. Sich überkreuzende Blendarkaden mit Steinintarsien sind ähnlich ausgebildet wie an der etwa gleichzeitig gebauten Kathedrale von Monreale, wirken jedoch strenger im Stil.

Prägend für den äußeren Eindruck ist die große Kuppel Ferdinando Fugas. Auch die kleineren Kuppeln über den Seitenschiffen verfremden den normannisch-arabischen Gesamteindruck.

Das Südportal, das heute als Haupteingang von dem Vorplatz aus dient, wurde 1426 von Antonio Gambara errichtet, die Holztüre mit geschnitzten Figuren von Francesco Miranda stammt aus dem Jahre 1432. Der spätgotische Portikus, der dem Südportal vorgelagert ist, ist von zwei kleineren vorgezogenen Türmchen flankiert. In dem Giebelfeld des Portikus thront Christus zwischen Maria und dem Erzengel Gabriel. 1989 wurde bei Renovierungsarbeiten ein Teil des ursprünglichen Portikus freigelegt, auf dem ein filigraner Lebensbaum dargestellt ist.

Vor der Kirche liegen Plakate aus, darauf wird gegen die Verschwendungssucht der Kardinäle in Rom protestiert. Recht haben sie, es ist schier unglaublich, was man in den ital. Nachrichten hört. Kardinäle haben Spendengelder unterschlagen, um sich prachtvolle Palazzi zu bauen.

Wir besuchen zunächst die Schatzkammer und die Krypta der Kathedrale. In der Krypta sind die Sarkophage der Erzbischöfe Palermos aufgestellt. Dabei handelt es sich teilweise um wiederverwendete römische Sarkophage. Ganz schön gruselig ist es hier unten.

Dann weiter zu den Herrschergräbern:

Friedrich II. – in seinem Sarkophag ruhen weitere Bestattete. Der Herrscher wurde nicht vergiftet.
Sarkophag von Friedrichs Vater Heinrich VI.
Sarg seiner Ehefrau (Mutter Friedrichs), der normannischen Prinzessin Konstanze
Sarg ihres Vaters Roger II., dem ersten König von Sizilien
Sarg in der Wand – erste jung verstorbene Frau Friedrichs, Konstanze von Aragon

Der Sarkophag Friedrichs II. ist besonders kunstvoll ausgeführt. Er wird von Doppellöwen getragen, die ein bevorzugtes Motiv Rogers II. waren und u. a. auch in den Mosaiken des Saals Rogers im Normannenpalast und auf dem Krönungsmantel dargestellt sind. In diesem Sarkophag wurden neben Friedrich II. auch die Könige Friedrich III. und Peter II. beigesetzt.

Als 1782 der Sarkophag geöffnet wurde, fand man den Leichnam Friedrichs II. unversehrt. Da er nach seinem Tod in Castel Fiorentino bei Lucera zunächst nach Messina überführt und erst im Februar 1251 in Palermo beigesetzt wurde, muss eine Fäulnis verhütende Behandlung angenommen werden. Dass der Leichnam noch 500 Jahre später erhalten war, ist jedoch in diesem Fall weniger den verwendeten Konservierungsmethoden sondern vielmehr den günstigen klimatischen Umständen zuzuschreiben, die eine natürliche Erhaltung des Leichnams begünstigten, wie zahlreiche weitere Funde im Raum Palermo belegen.

In der zweiten Reihe stehen zwei weitere Porphyrsarkophage unter von sechs mit Mosaiken verzierten Säulen getragenen Baldachinen, links der von Roger II., rechts der seiner Tochter Konstanze von Sizilien, der Frau Heinrichs VI. und Mutter Friedrichs II.

In einem römischen Sarkophag aus dem 3. oder 4. Jh. an der rechten Wand liegen die Gebeine von Konstanze von Aragon, der Ehefrau Friedrichs II.

Vor dem Sarg Friedrichs II. liegen immer viele frische Blumen, ein Zeichen, dass man ihn noch heute sehr verehrt.

Nachdem wir uns alles angeschaut haben, verlassen wir die Kathedrale und halten Ausschau nach einem Taxi. Aber am Taxistand ist kein Taxi zu finden. Was tun? Ich frage eine junge Kellnerin einer Bar, ob sie für uns ein Taxi anrufen kann. Sie fragt ihre Arbeitgeberin, diese verneint das. Das ich ja mal klar, bei der „netten“ Dame werden wir keinen Kaffee trinken!
Doch ein junger Mann einer daneben liegenden anderen Bar telefoniert und sagt uns, in 10 Minuten kommt ein Taxi. Wir warten und ja, nach ca. 15 Minuten kommt unser „Taxi“.

Es ist der Ape-Fahrer mit seiner Ape, den wir vorige Tage vor der Kirche Gesu getroffen haben. Zwar sind wir etwas entsetzt, aber was soll’s, wir steigen ein, Anneken rechts außen, Ursula in der Mitte und ich links außen. Und dann geht es los, die wilde Fahrt durch enge Gassen und Sträßchen. Wir halten uns fest, damit wir nicht aus dem Fahrzeug fliegen. Manchmal ist es gut, die Augen zu zu machen. Wir können es kaum glauben, unser Fahrer „fliegt“ mit uns durch die ganze Altstadt von Palermo. Ursula fängt an zu lachen - was soll man auch sonst tun? und steckt Anneken und mich an. Uns laufen die Tränen, die Leute denken wahrscheinlich, dass wir verrückt geworden sind.

Endlich sind wir am Hotel angelangt. Der Fahrer ist unverschämt, verlangt einen Preis, der höher als der Taxipreis ist. Ich verhandle, er wird fast handgreiflich, schreit, ich schreie auch und letztendlich habe ich ihm den total überhöhten Preis bezahlt, ihm aber gleich gesagt, dass wir nicht mit ihm nach Monreale fahren werden, da er so frech sei. Das hat ihm nicht gefallen. Egal, ich war meine Wut los.
Und er wusste ja nicht, dass wir eh schon in Monreale waren, ohne ihn.

Auf jeden Fall war die Fahrt mit der Ape mehr als ein Abenteuer, wenn auch für unsere Rücken nicht so optimal. Die Schläge waren schlimm. Nun heißt es erst einmal Duschen und Relaxen, ehe wir uns um 19.20 Uhr wiedertreffen, um mit dem Taxi in das Restaurant Ballaro zu fahren.

Rolf ruft mich an, er hat meinen Rückflug am 13.11. storniert und mir einen Flug am 8.11. gebucht, so kann ich gleich am 9.11. zum Arzt gehen. Rolf schickt die Bordkarten an die Email des Hotels. Die Dame an der Rezeption ruft mich gleich an, druckt die Karten aus, die ich abhole, ehe wir ins Restaurant fahren.

Die Osteria Ballaro war mal wieder eine sehr gute Wahl. Das Lokal sehr schön eingerichtet, das Essen hervorragend und die Preise angemessen. Als Dank des Hauses gibt es einen Limoncello zum Abschluss. Wir sind alle zufrieden. Um 22.30 Uhr sind wir zurück im Hotel, müde von den vielen Besichtigungen.

Ausführliche Fotoalben auf meiner Facebook Seite
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien

Porta Nuova

Porta Nuova

Piazza Vittoria. An der Ostseite werden Ausgrabungen römischer Häuser durchgeführt.

Piazza Vittoria. An der Ostseite werden Ausgrabungen römischer Häuser durchgeführt.

Kathedrale

Kathedrale

Protest vor der Kathedrale

Protest vor der Kathedrale

Sarkophag Friedrichs II.  - Kathedrale

Sarkophag Friedrichs II. - Kathedrale

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Da die Facebook-Gruppen-Reisen in 2013 und 2014 (Venedig und Turin) ein Erfolg waren, haben wir beschlossen, auch in 2015 wieder einen gemeinsamen Ausflug zu machen. Palermo sollte unser Ziel sein. Drei Teilnehmer aus Deutschland – Anneken, Mario und Uschi, hinzu kamen Ursula aus Ungarn und Ute aus der Toskana.
Details:
Aufbruch: 01.11.2015
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 08.11.2015
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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