Tunesien 2017: Wie Hitler mir half

Reisezeit: Dezember 2016 - Januar 2017  |  von Alfred Fuchs

Schlüsse

Lektionen

Interessant ist ja das Spannungsfeld, in dem man sich hier befindet:
Ein Land in politischen Turbulenzen verliert Fremdenverkehr, was mehr Menschen in wirtschaftlich prekäre Verhältnisse bringt, was virulentere politische Forderungen bringt usw. usf.

Was macht man eigentlich wirklich am besten gegen so einen Teufelskreis?
Mögliche Antworten:
1. Is wurscht.
Fernreisen sind sowieso des Teufels und die Leute sollen besser in Österreich Urlaub machen!
2. Noch mehr Sturmgewehre.
Ohne Sicherheit kein Tourismus und keine Wirtschaftsinvestitionen.
3. Polizei-Ausbildner hinschicken.
Mehr Professionalität braucht weniger Drohungen.
4. Jedenfalls Geschichte-Lehrer schicken.
In labilen Zeiten können vulgäre historische Thesen, die in Bildungslücken wuchern, durchaus brisant werden.
5. Weniger Agrarexportsubventionen.
Was bei uns als landwirtschaftlicher Erfolg gilt, kann afrikanische bäuerliche Existenzen zerstören. Landflucht ohne Perspektive ist oft der Nährboden für Radikalismen.
6. Ingenieure adoptieren.
Technische Kompetenz hat einen kulturellen Kontext, aber das ist nicht so einfach zu erklären.
7. ...

Ich möchte auch ein paar praktische Sicherheits-Lektionen zum besten geben.
Natürlich kann man von jedem Risiko tausend Kilometer Abstand halten, wenn man will. Aber garantieren tut einem das ja niemand und böse überrascht werden kann man überall.

Ich hatte ja einige Empfehlungen durchaus ernst genommen und auch die Reiseregistrierung ausgefüllt.
"Vor Reisen in die Region südlich der Orte Touzeur – Douz – Ksar Ghilaine – Tataouine – Zarzis wird ausdrücklich gewarnt!
Von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen, insbesondere in die Gouvernorate Kasserine, Silliana, Le Kef, Jendouba und Beja sowie in die zentralen Landesteile, wird abgeraten.

Menschenansammlungen und Kundgebungen sind zu meiden.
Überlandreisen nach Einbruch der Dunkelheit sollten vermieden werden.
Auch wenn die Kriminalitätsrate in Tunesien vergleichsweise nicht sehr hoch ist, kommen Übergriffe auf Touristen vor. "

Sehr vernünftig das alles.
Aber irgendwie auch unkonkret.

Meine Devise in Zukunft:
1. My car is my castle. Punkt.
Wenn man den Knopf zum Versperren der Türen erst suchen muss, ist es wahrscheinlich zu spät.
2. Eine Kamera für den Innenraum ist schon eine gute Sache.
Darauf achten, dass sie besser auch läuft, wenn der Zündschlüssel abgezogen ist.
Darauf achten, dass sie nicht zu leicht sichtbar ist und dass der Innenraum ggf. auch ausgeleuchtet ist.
3. Pfefferspray schadet nicht. Deeskalieren wird meist besser sein, aber was, wenn man sich nicht darauf verlassen kann?
4. Wo ist der Knopf, mit dem man andere auf sich aufmerksam macht, der die Alarmanlage auf Höllenlärm schaltet und vielleicht gleich eine SMS abschickt?
Da muss ich mir wohl selber etwas basteln.
5. Alles, was auch nur entfernt nach Wert aussieht, darf nicht sichtbar sein.
6. ...

Nach Alldem bleibt für mich als Resüme:
Die beste Art, die tunesische Gesellschaft kennenzulernen, ist, in einer Provinzstadt von Außenseitern ausgeraubt zu werden.

© Alfred Fuchs, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Wohnmobil in die Sahara. Dann ein Zwischenfall. Erst dadurch lerne ich das Land wirklich kennen.
Details:
Aufbruch: 29.12.2016
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 08.01.2017
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Alfred Fuchs berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.