Im Gebirge ein neues e-bike testen

Reisezeit: Oktober 2017  |  von Manfred Sürig

Südmähren von seiner schönsten Seite

Zumindest kein Regen mehr, das war dem Wetterbericht zu entnehmen, aber die mit vielen Wolken dekorierte Wetterkarte über Tschechien und der Slowakei hielt meinen Optimismus in Grenzen. Ein erster Blick morgens aus dem Fenster läßt hoffen und mich das Regenzeug ganz unten einstauen:

Spätestens jetzt bereue ich es nicht mehr, der Empfehlung des Unbekannten in der Buchhandlung gestern gefolgt zu sein. Kasarna wird wohl zu einem Skizentrum ausgebaut, die Skihänge sind schon auszumachen, Lifte sind im Bau.

Spätestens jetzt bereue ich es nicht mehr, der Empfehlung des Unbekannten in der Buchhandlung gestern gefolgt zu sein. Kasarna wird wohl zu einem Skizentrum ausgebaut, die Skihänge sind schon auszumachen, Lifte sind im Bau.

Gut isolierte Holzhäuser werden errichtet, die Zimmerleute verstehen ihr Handwerk

Gut isolierte Holzhäuser werden errichtet, die Zimmerleute verstehen ihr Handwerk

Das wird einmal eine urige Herberge, die Innenwände bleiben Natur Fußbodenheizung ist schon vorinstalliert.

Das wird einmal eine urige Herberge, die Innenwände bleiben Natur Fußbodenheizung ist schon vorinstalliert.

Höher geht's mit dem Rad nicht mehr, so steht mir eine herrliche Talfahrt bevor!
Doch auf den ersten Kilometern brauche ich alle meine Bremsen gleichzeitig. Auf der tschechischen Seite ist das steilste Stück des Radweges noch nicht ausgebaut oder von Autos schon wieder zerfahren, mit Abbruchkanten und Schlaglöchern muß ich rechnen, also nur Tempo 15 maximal. Eine Mountainbikerin kommt mir entgegen, ohne Elektroverstärkung, reife Leistung!
Am Ende des steilsten Sücks komme ich an der Endstation einer Bushaltestelle heraus, Gelegenheit, einen Blick in die Landschaft zu werfen.

Von solchen Herbsttagen hatte ich bisher kaum zu träumen gewagt!

Von solchen Herbsttagen hatte ich bisher kaum zu träumen gewagt!

Ein nagelneuer Radweg führt parallel zur Straße mit mildem Gefälle nach Westen in einem Flußtal abwärts, und das 30 km lang !

Hier sollen sich Radler wohlfühlen!

Hier sollen sich Radler wohlfühlen!

Mit Perfektion scheint der Weg geplant zu sein: Weg von der Straße, wo immer möglich, durch die schönste Gegend am Bach entlang und mit Schildern bepflastert, die Aufmerksamkeit erfordern: Plötzlich Ende des Radwegs, aber in Sichtweite schon wieder der Wiederbeginn.
Warum das ?
Da kreuzt ein Zuweg, den Autos befahren können, und die haben Vorfahrt oder der Radweg führt in einer Dorfstrße 200 Meter lang, da endet der Weg mit einem Schild "Ende" Gut, dass man im Vertrauen auf eine Fortsetzung weiterfahren darf!

Das wird einmal die komplette Traumroute. Noch hat sie Lücken, aber allein schon ein Grund, später sie noch einmal komplett abzuradeln: Von Huslenky in Mähren bis Oravska Lesna im Norden der Slowakei, eine solide 3-Tagestour könnte das sein.

Das wird einmal die komplette Traumroute. Noch hat sie Lücken, aber allein schon ein Grund, später sie noch einmal komplett abzuradeln: Von Huslenky in Mähren bis Oravska Lesna im Norden der Slowakei, eine solide 3-Tagestour könnte das sein.

Eine Rast- und Badestelle lädt ein. Heute bin ich der einzige Gast, aufs Baden verzichte ich dennoch.

Eine Rast- und Badestelle lädt ein. Heute bin ich der einzige Gast, aufs Baden verzichte ich dennoch.

In Tschechien sind alle Radwege nummeriert. Das erleichtert die Orientierung aber nur, wenn man eine entsprechende Fahrradkarte des Gebietes dazu hat, und die sagt über die Beschaffenheit der Wege nichts aus. Da gefällt mir die slowakische Karte besser mit ihrer Einteilung in drei Schwierigkeitsgrade und oft auch mit Höhenprofilen.

In Tschechien sind alle Radwege nummeriert. Das erleichtert die Orientierung aber nur, wenn man eine entsprechende Fahrradkarte des Gebietes dazu hat, und die sagt über die Beschaffenheit der Wege nichts aus. Da gefällt mir die slowakische Karte besser mit ihrer Einteilung in drei Schwierigkeitsgrade und oft auch mit Höhenprofilen.

Kurz vor Vsetin endet die Fahrradroute. Um mein e-Bike wieder auf Steigungen zu testen, fahre ich links ab auf die Europasstraße, die übers Gebirge wieder Richtung Slowakei führt. Meine Batterie ist noch gut gefüllt und die Steigung ist mäßig, locker komme ich mit Tempo 21 bis Horni Lidec. Mein Hinterrad eiert etwas und beim Kontrollieren der Speichen stelle ich gleich zwei Brüche fest.

Das kann nur ein Fachmann reparieren! Und den sollte ich unbedingt vor Feierabend finden. In Horni Lidec ist ein Laden geschlossen, also vorsichtig weiter in den nächsten Ort und möglichst jede Erschütterung des Hinterrades vermeiden. Valasske Kloboucky ist die einzig mögliche Alternative. Dort war ich erst dieses Frühjahr auf der Tour zum Frühlingserwachen.
Ich finde einen Fahrradservice, der sofort alle anderen Arbeiten liegen läßt und sich um mein Problem kümmert. Fachmanns Urteil: die Speichen sind zu schwach, ein Wunder, dass Du ohne Panne bis hierher gekommen bist. Aber er hat nicht genug Speichen vorrätig, um gleich alle zu erneuern , es reicht gerade mal für drei gebrochene. Anschließend fährt mein Rad wieder hervorragend, aber die restlichen Tage der Tour werde ich vorsichtig fahren müssen, wer weiß, ob ggf. sofort ein Service zur Verfügung stünde, wenn so was wieder passiert.
Ich suche mir eine Unterkunft, viel Auswahl gibt's hier nicht und finde in einer Weinstube und Pension ein großes Dreibettzimmer mit zugehöriger Küche. Da mache ich mir heute selbst ein Abendessen ! Beim Einkauf der Zutaten zeigt sich, dass es hier außer einer Steh-Pizza auch kein Speiselokal gegeben hätte.
So aber kann ich das erste Mal ein Zlaty Basant, das gute slowakische Bier ergattern, und das in einem tschechischen kleinen Tante Emma Laden !
Der Wetterbricht für morgen lässt schönstes Wetter erwarten, dazu Temperaturen wie im September. An Hand meines slowakischen Radreiseatlasses suche ich mir eine Radroute für morgen, die keine zu großen Belastungen fürs Hinterrad erwarten lässt, die nicht länger als 70 km sein soll und die mich am Ende in etwa gleicher Entfernung zu meinem Startpunkt für die Bahn-Rückreise lassen soll. Da bleibt nur eine Rundreise, noch einmal über die kleinen Karpaten in die Slowakei und zurück.

© Manfred Sürig, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dass man in der Ebene deutlich schneller fahren kann, war die erste Erfahrung mit dem neuen e-bike. Nach 60 Kilometern war die Batterie leer. Wie würde das wohl auf Bergtouren aussehen, wenn die Batterie das leisten muß, was ich in den letzten 16 Jahren trampeln mußte ?
Details:
Aufbruch: 05.10.2017
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 17.10.2017
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.