Albanien 2019 - Roadtrip durch ein kaum bekanntes Fleckchen Europas

Reisezeit: Juli 2019  |  von Nick H.

Von Korça nach Elbasan

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Ohridsees! Von Korça möchten wir über Drilon, Pogradec und Lin einmal das komplette Westufer des Sees abfahren, bevor es nach Elbasan geht.

Vor dem Aufbruch haben wir noch ein paar "Pflichten" in Korça zu erledigen! Zunächst fahren wir im Osten der Stadt - zum Glück per Van - auf einen Hügel bis zum Restorant La Montagna. Von dort laufen wir die letzten Meter bis zur Shën Ilia und dem Kryqi Moravë. Uns beeindruckt vor allem die Lage der kleinen Kirche sowie der fantastische Ausblick über das gesamte Tal.

Ob das hier der Spielplatzprüfung des TÜV Rheinland standhalten würde..?

Ob das hier der Spielplatzprüfung des TÜV Rheinland standhalten würde..?

Shën Ilia

Shën Ilia

Shën Ilia

Shën Ilia

Shën Ilia

Shën Ilia

Blick auf Korça

Blick auf Korça

Kryqi Moravë

Kryqi Moravë

Da wir schon einmal in der Gegend sind, möchte ich auch direkt noch runter nach Mborje und die Auferstehungskirche (Kisha Shen Ristozi) ansehen. Mir war klar, dass es nicht leicht wird, hier hineinzukommen, aber unterschätze niemals die Hilfsbereitschaft eines Albaners!

Der ältere Herr, den wir vor der Kirche antreffen, spricht leider kein Wort Englisch oder Deutsch. Auf unsere - so dachten wir - international anerkannte "Schlüsselgeste" bekommen wir keine Antwort, die uns weiterbringt. Schließlich erscheint aber ein Freund des Mannes, der italienisch spricht. Er versteht sofort, worauf wir hinaus möchten und ruft nach Jemandem über einen Zaun hinweg...keine Antwort. Er murmelt etwas, was wie "Uno momento" klingt und verlässt das Kirchengrundstück. Es verstreichen 2, 3 und schließlich 5 Minuten. Hat er wirklich "uno momento" gesagt oder ist er längst über alle Berge? Als wir die Hoffnung fast aufgeben, kommt er mit einer weiteren Person, die tatsächlich den Schlüssel hat! Er musste mit seinen schätzungsweise 75-80 Jahren wohl durch den halben Ort, bevor er Erfolg hatte.

So bekommen wir tatsächlich noch die Möglichkeit, diese alte, hochinteressante Kapelle von innen zu sehen! Über die genaue Zeit des Baus gibt es sehr unterschiedliche Angaben, die vom 9. Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert reichen. In den letzten Jahren wurde sie restauriert und das äußere Baugerüst ist nun zum Glück nicht mehr vorhanden.

Ich kenne mich in dem Bereich nicht allzu gut aus, aber für mich wirkt der Innenraum (ca. 4x6 Meter) und die Art der Wandgemälde anders als bei allen anderen Kirchen, die ich bislang besucht habe. Selbstverständlich erhält die Spendenbox, die wir in der Kirche finden, einen angemessenen Obolus von uns.

Kisha Shen Ristozi

Kisha Shen Ristozi

Schnell müssen wir noch das Minimal-Touri-Programm, das uns gestern wegen des Gewitters nicht vergönnt war, nachholen: Pazari i Korçës!

Der Alte Basar von Korça aus osmanischer Zeit wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert. Es gibt kritische Stimmen mit der Meinung, dass das originale Flair hierdurch verloren gegangen wäre, aber ein schöner Platz ist es für mich auf jeden Fall! Ich glaube, auch irgendwo Schilder gesehen zu haben, dass EU-Gelder in die Restauration geflossen sind, aber sicher bin ich mir nicht.

Abends ist garantiert noch deutlich mehr los als jetzt, aber beim Kaffee trinken kann man ebenfalls wunderbar das geschäftige Treiben um sich herum beobachten.

Alter Basar von Korça

Alter Basar von Korça

Alter Basar von Korça

Alter Basar von Korça

Alter Basar von Korça

Alter Basar von Korça

Leider haben wir die ansässige Korça-Brauerei nicht mehr besichtigen können, dafür jedoch in all den Tagen mehr als genug von diesem Bier (hell und dunkel) sowie der Konkurrenz (Tirana/Tirana Kuqalashe, Stela, Elbar sowie Peja aus dem Kosovo) getrunken.

Nun geht es endlich zum Ohridsee! "Drilon" nennt sich ein am Ufer gelegenes Feuchtgebiet, das durch eine Karstquelle gespeist wird, aus Teichen und Auenwäldern besteht und Teil eines Nationalparks ist.

Von hier sind es weniger als drei Kilometer bis zur Grenze nach Nordmazedonien. Im Vorfeld haben wir überlegt, ob wir die Grenze passieren wollen. Aber zum einen war der Mietwagenanbieter von unserer Idee nicht begeistert und zum anderen kostet es wohl gar nicht so wenig pro Person bei Einreise. Nur, um mal da gewesen zu sein, lohnt es daher wohl weniger...und bis zur Stadt Ohrid schaffen wir es mit unserem Zeitplan auch kaum.

Wie im letzten Kapitel erwähnt, zog in der vorangegangenen Nacht ein heftiges Unwetter über die Region hinweg. Der halbe Park ist verwüstet! Riesige Bäume liegen entwurzelt über die Gehwege und einige Boote wurden zerstört. Mir tut das Paar, das hier gerade seine Hochzeitsbilder schießt, ein wenig leid. Aber immerhin ist der Himmel inzwischen wieder blau und mit dem richtigen Winkel lassen sich sicher dennoch gute Bilder schießen. Auch andere Besucher sehen die Sache pragmatisch und rudern einfach um einen ins Wasser gestürzten Baum herum. Überall sind die Kettensägen der Arbeiter zu hören, die bereits die gröbsten Schäden beheben. Nicht wirklich entspannend, aber löblich, dass es so schnell geschieht.

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Verwüstung vom Gewitter in Drilon

Die Küste des Ohridsees ist wirklich toll! Durch seine Größe und den Wellengang fühlt es sich eher an, als sei man am Meer.

Ohridsee

Ohridsee

Ohridsee

Ohridsee

Ohridsee

Ohridsee

Unser nächster Halt ist Pogradec. Als klassische Schönheit würde ich das knapp 21.000 Einwohner fassende Städtchen nicht bezeichnen... Die Lage ist natürlich phänomenal, der Ort selbst wirkt ein wenig so, als hätte er mal bessere Zeiten gesehen. Wir flanieren entlang des Sees und einmal durch die Fußgängerzone, bevor wir entschließen, hier nicht allzu viel Zeit zu verbringen.

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec - "Matterhorn"

Promenade von Pogradec - "Matterhorn"

Promenade von Pogradec

Promenade von Pogradec

Dönerwerbung in Pogradec, haha!

Dönerwerbung in Pogradec, haha!

Der nächste Ort gefällt uns deutlich besser: Das kleine Fischerdorf Lin. Obwohl inzwischen einige Touristenbusse hier halten, wirkt alles noch sehr urtümlich und traditionell. Nette, ältere Bewohnerinnen des Orts weisen uns den Weg zu der auf einem Hügel gelegenen Ruine einer Basilika. Diese ist vor allem für ihre 1967 entdeckten Bodenmosaike bekannt, die sich niemals wiederholen. Sie zeigen Flechtbänder, geometrische Formen sowie eine sog. Eucharistische Vase mit Weinranken, umgeben von vier Dreiecken mit jeweils unterschiedlichen Gefäßen zwischen Geflügelpaaren. Mein Reiseführer behauptet zwar, dass sie zum Schutz vor der Witterung mit Sand abgedeckt sind, aaaaber...das kann ich für den heutigen Tag nicht bestätigen, juchuu!

Auf dem Rückweg nach unten sehe ich etwas und muss laut lachen... Es ist überhaupt nicht böse gemeint, aber bei einem "Was ist typisch Albanisch"-Contest hätte folgendes Bild gute Siegchancen!

"Das Zimmer ist zu kurz für das Bett? Dann ragt es eben ein paar Zentimeter aus dem Haus raus...und!? Ach, der Kurzschluss in der Lampe sollte auch gelöst sein, ich habe eine halbe Flasche darübergestülpt."

...es funktioniert. Manchmal etwas anders als in Deutschland, aber es funktioniert! Not macht erfinderisch.

Im Dorf werden gerade überall Kornblumen getrocknet, was schön anzusehen ist. Was hier genau damit gemacht wird, weiß ich nicht. Ich kenne sie primär als Heilpflanze.

Wir blicken zu unserer linken, sehen ein paar Bauern und in drei Metern Abstand...den offen klaffenden Hals einer Kuh. Heieiei, das kam unerwartet! Ich bin mir sicher, die Kuh hatte ein viel besseres Leben als die deutschen "Industriekühe", aber eine Vorwarnung wäre nett gewesen, haha!

Fischerort Lin

Fischerort Lin

Fischerort Lin

Fischerort Lin

Fischerort Lin

Fischerort Lin

Weiter geht's Richtung Elbasan. In der Facebook-Gruppe wurde mir das Restorant Gjahtari nahe Librazhd empfohlen und tatsächlich fahren wir raus auf den Parkplatz. Nach einer kurzen Besprechung ist die Mehrheit aber dafür, die restlichen 30 Minuten nach Elbasan zu fahren, um sich dort umzuziehen und danach in Ruhe Essen zu gehen. Auch gut!

In Elbasan am Hotel angekommen sollen wir unseren Van erst einmal direkt in einem Tor der Stadtmauer abstellen. Okay, why not? Jedenfalls liegt das Hotel Guri sehr praktisch und lässt keine Wünsche offen.

Hotel Guri

Hotel Guri

Alte Stadtmauer in Elbasan

Alte Stadtmauer in Elbasan

Wir erkunden kurz das von der Stadtmauer umrahmte Burgviertel samt Königsmoschee und Marienkirche, bevor uns der Hunger zur ebenfalls dort liegenden Taverne "Porta e Kalase" führt.

Eigentlich wollte hier ausnahmsweise jeder ein eigenes Gericht bestellen, aber nach ein paar Kommunikationsschwierigkeiten einigen wir uns mit dem Sohn des Besitzers darauf, dass er einfach mal dieses und jenes von der Speisekarte bringt.

Noch Tage später lachen wir über meinen Satz, als ich irgendwann - nachdem gefühlt 10-12 Gerichte auf unserem Tisch stehen, wir alle beim Anblick schon satt sind und der Kellner immer wieder etwas Neues bringt - einfach nur: "Pleeeeaaase stop!!!!" zu ihm sage. Aber er hat es sicher nur gut gemeint. Ganz geschafft haben wir die Gerichte nicht, aber wir haben unser Bestes gegeben!

Tor zum Burgviertel

Tor zum Burgviertel

Königsmoschee

Königsmoschee

Armer Ex vom Matchygirl!

Armer Ex vom Matchygirl!

Schließlich landen wir, wie wahrscheinlich fast jeder abends in Elbasan, auf dem Prachtboulevard, dem Bulevardi Qemal Stafa. Es ist die Hölle los (im positiven Sinne)! Ob heute irgendwas Besonderes stattfindet oder das ein normaler Donnerstagabend ist...ich weiß es nicht! Die Frauen legen jedenfalls nochmals eine Schippe drauf in Sachen Outfit (wobei "ablegen" das passendere Wort wäre). Autos fahren hier in einem bestimmten Bereich ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr. Das wäre doch mal eine gute Idee auch für deutsche Städte! Fußgängerzone ab 19Uhr oder am Wochenende, genial!

Wir landen im wohl recht bekannten "Coffee House", verzichten jedoch auf den Kaffee. Die Preise sind für deutsche Verhältnisse noch immer recht günstig, aber ich frage mich, wie sich das so viele Menschen bei einem doch eher geringen Einkommen leisten können. Wahrscheinlich sieht man hier nur die Schönen und Reichen...und uns.

© Nick H., 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit sechs Mann ging es per selbst organisiertem Roadtrip für neun Tage durch Zentral-, Süd- und Ostalbanien...
Details:
Aufbruch: 05.07.2019
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 14.07.2019
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Nick H. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.