Vibrancies can be found everywhere - Ägypten 2022

Reisezeit: Oktober / November 2022  |  von Julian H.

Der Ausblick - Nr. 60

Ich bin wieder zurück in annähernd greifbarer Nähe des Rheins. Getragen werde ich von den Erinnerungen an Afrika noch mein gesamtes Leben lang. Ich weiß, dass Herzl auf dem Balkon im "Les Trois Rois" stand und mit Sicherheit ein paar Worte in der Schweiz geschrieben haben musste. Es finden sich immer Wege und die richtigen Mittel um Neues aus dem Nichts zu erschaffen. Dafür bedarf es nicht mehr denn zweier Hände die geöffnet sind um all die Möglichkeiten zu ergreifen, die einem in die eigene Verantwortung gelegt werden möchten.
Der Schreiber aus schwarzem Stein im Miniaturformat sitzt nun 24 Stunden am Tag auf meinem weißen Schreibtisch.
Er schläft nicht.
Er schreibt sowohl bei Sonnenschein als auch im Dickicht der Nacht.
Auf Ewigkeiten.
Er ist Kontrahent und mein Verbündeter zugleich.
Er spiegelt mir was es bedeutet zu arbeiten und zu leben. Im inneren Frieden ohne Rast zieht sich die perpetuale Papyrusrolle auf seinen im Schneidersitz angewinkelten Oberschenkeln vorbei. Hieroglyphen in Kartuschen noch und nöcher gleich einem Sternenmeer unter dem Firmament der Zeitlosigkeit.
Bitte frage mich noch einmal in einer nicht näher bestimmbaren Zeiteinheit, was dein Ich ist und wie tief die Höhenflüge eines Kometen wären werden.

Zwischen URU und "Ulysses" befindet sich der Australien-Reiseführer, Fotografien des Uluru und einer Unterkunft in Cooper Pedy im Zenit des roten Kontinentes, "Traumpfade" samt begonnener Minuten aus dem Film "Wo die grünen Ameisen träumen" in meinem Gedächtnis. Meine Weltkarte ist so semi gefüllt, der Kosmos meines Universums gleicht einem nicht geordneten Chaos, gleichwohl liegt das burgunderrotfarbene Notizbuch mit Dean und seinem Zitat "Dream as if you'll live forever. Live as if you'll die today." erst zu einem Bruchteil beschrieben in meiner Hand. Die Länder Nr. 31 bis 60 sind also nur eine Frage einer weiteren geraumen Zeitspanne in diesem Eye-Catcher namens Leben, in dieser Odyssee ein wenig gleich Cocteau in "Das Testament des Orpheus". Und da ist er doch Picasso, da ist sie die Einheit und das stoische Vorankommen Honeggers "Pacific 231", da fahren sie die Züge im Tal des Urubamba-Flusses zwischen Pisac und Aguascalientes, im Orient und in Transibirien.

Ein letzter Abschnitt für dieses eine Mal, ein kleines Abenteuer auf der zweckentfremdeten Oberfläche eines Gebetsteppiches inmitten der Nebelschwaden der Wasserpfeifen und der verheißungsvolle Traum eines anderen Morgens, einer Fassade der Tiefe, einer Annäherung an den Ursprung und das Sitzen an der Quelle, der Fang eines fallenden Regentropfens und die Auferstehung eines auf dem Asphalt liegenden smaragdblauen Kolibris.

© Julian H., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Memorien eines aus der Zeit gefallenen Transpiranten in gänzlich gewöhnlichem Gewand gekleidet. Land Nr. 30, Zugexpeditionen, leere zu füllende Kartuschen und Hieroglyphendechifrierungen.
Details:
Aufbruch: 22.10.2022
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 05.11.2022
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Julian H. berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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