Kurztrip Marrakesch - Perle des Orients

Reisezeit: März 2016  |  von Markus Bähr

Reizüberflutung Deluxe

Ich hab keine Ahnung wo wir sind - aber ordentlich Sonnenbrand

Wie immer waren wir fast 4 Stunden zu früh am Frankfurter Flughafen, der Shuttle-service funktionierte reibungslos. Totzdem konnte Ira nicht verstehen, wieso ich erst jetzt am Flughafen auf die Toilette zum pinkeln ging, und nicht schon beim Parkplatz des Shuttle-Service das voll ausgestattete Dixi-Klo benutzt hatte. Ganz klar, der Fensterplatz im Flieger war in Gefahr, und die 1,38 Min beim Pinkel konnten da natürlich Kriegsentscheidend werden. Der Schalter hatte ja auch immerhin schon 5 Minuten auf und vor uns standen grob geschätzt mehr als 10 Leute. Entgegen allen Erwartungen gabs dann doch noch einen Fensterplatz (bei Ira ungefähr so wichtig wie beim Papst die Ostermesse), so dass wir entspannt am Flughafen abhängen konnten. Das Glück hatte allerdings nicht alle Passagiere, da ein paar Schalter weiter großräumig abgesperrt wurde und Polizisten einen Koffer untersuchten, der dort offensichtlich stehen gelassen wurde. So kurz nach den Attentaten in Belgien nicht unbedingt das beste Gefühl. Der Flieger (wir flogen mit Air Arabia Maroc) war ausgebucht, und somit rammelvoll. Die Fluggesellschaft zeigte vorab einen kurzen Film mit Sicherheitsanweisungen und machte danach Werbung in eigener Sache. Unter anderem wurde der großzügige Sitzabstand angepriesen, der einzigartig bei Billigfliegern im Arabischen Raum sein sollte. Da kann ich nur sagen: AM ARSCH! Meine Knie waren press am Sitz des Vordermannes und bohrten sich dort in dessen Rückenlehne. Dagegen wirken Flüge mit Ryanair wie First Class Flüge. Die Tatsache alleine hätte gereicht um den Flug nicht ganz so angenehm zu gestalten. Allerdings waren die (insgesamt 5) Jugendlichen vor uns das eindeutig größere Übel. So viel Dummgeschwätz in Dauerschleife mussten wir nur selten ertragen. Bei Ira schafft es der Flug somit in die Top 3 der beschissensten Flüge. "Alter Chantalle, ne hab isch nisch, du bist so ein Mongo", "Sag mal bist Du behindert oder was", "Ey warum bist Du überhaupt geboren", "Ungeschminkt bist Du bestimmt voll hässlich", "Ey isch hab unsere Gruppe zusammengebracht, weil isch hab die Gruppe gegründet" usw usw. Vier Stunden am Stück dieses Drecksgelabber - Alteeeeeer waren wir genervt. Danach liefs leider kaum besser: Keinen Stift dabei um den Einreisezettel auszufüllen, somit zu spät zur Passkontrolle, dort dann über eine Stunde auf den Stempel gewartet, kein Geld gewechselt, weil die Schlange am Schalter zu groß war, aus dem Flughafen raus und gemerkt das unser Fahrer fehlt. Keine Dirham - kein Taxi, kein Taxi - kein Riad. Kacke! Zum Glück haben wir unseren Fahrer dann doch noch gefunden und nach 10 Minuten Fahrt waren wir auch schon (in der Nähe) des Riads. Leider folgte hier wirklich Gasse an Gasse an Gasse. Unmöglich sich hier zurechtzufinden bzw. das Riad wieder zu finden.

Das Riad selbst ist ein absoluter Traum, von außen äußerst unscheinbar und eigentlich auch überhaupt nicht als Riad zu erkennen. Im Inneren aber sind zwei wunderschöne Innenhöfe um die sich auch die einzelnen Zimmer gruppieren. Noch bevor wir auf unsere Zimmer gebracht wurden, durften wir im Innenhof unser Abendessen genießen. Es gab eine landestypische Suppe und als Hauptspeise Tajine, ein typisch marrokanisches Gericht. Allerdings war es so spät das wir eigentlich beide keinen Hunger mehr hatten und uns zum Essen zwingen mussten. Wenn man halt erst nachts um 11:45 Uhr ins Hotel kommt, vorab aber leider ein Menü bestellt hat und die Küche nur deshalb noch geöffnet hat, kann man ja schlecht das halbe Essen stehen lassen. Danach gings ab auf die Zimmer, da warś dann auch schon halb ein Uhr nachts. Ich hab geschlafen wie ein Stein, aber Ira hat natürlich den Muizin gehört, und die Katzen und die Bediensteten die den Tisch zum Frühstück eindeckten und und und.

Heute stand als aller erstes eine Tour mit unserem Guide Nour auf dem Programm. Den Tourguide hatten wir zuvor über das Internet gebucht. Pünktlich um 9:30 Uhr holte er uns im Riad ab und wir starteten die Halbtagestour, die uns als erste Orientierung dienen sollte. Soweit der Plan! Ein ziemlich erbärmlicher Plan, wie sich schnell zeigen sollte. Schon nach der zweiten Gasse hatten wir keine Ahnung mehr, wo wir eigentlich waren. Mit Guide kein Problem, für den Rückweg sahen wir aber jetzt schon schwarz. Ziemlich genau in diesem Moment merkten wir auch, das wir die Karte im Hotel hatten liegen lassen, somit blieb uns dann nur noch das Handy für den nach Hause weg. Nour zeigte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, zumindest die, die sich im Norden der Medina befinden und Fußläufig (im Rahmen einer Halbtagestour) gut erreichen lassen. Unter anderem Besuchten wir die Koranschule, das Maison de la photographie, die Souks, Koubina-Moschee und natürlich den Djemaa el Fna am Ende unserer Tour. Nour war dabei sehr unterhaltsam, sprach wirklich gutes Deutsch und konnte eine Menge Informationen zu den einzelnen Gebäuden zum Besten geben. Wie sich herausstellte hatten wir nicht nur den Stadtplan, sondern auch die Sonnenmilch vergessen. Kann ja niemand ahnen, das es in Marrakesch warm werden würde. Das Ergebnis kann ich mir gerade beim schreiben anschauen (spiegelt sich im Tablet): Rottöne in Ihren schönsten Farben - alter Schwede! Was hab ich mir die Fresse verbrannt. Entweder ich kaufe mir hier die Tage noch eine Burka, oder ich gehe zum Jemaa el Fna und heuere dort direkt als Vollhorst oder Gaukler an. So wie ich gerade aussehe, kann ich jedenfalls nicht unter Leute. Iras Lippenstift und meine Gesichtshaut sind praktisch Eins!

Wie erwartet hatte es der Rückweg in sich. Nachdem wir uns von Nour verabschiedet hatten, sind wir (mit Hilfe Iraś Handy) zurück zum Place de Epic, an dem sich auch das gleichnamige Cafe befindet. Dort gönnten wir uns auf der Dachterrasse eine kleine Stärkung (unglaublich toller Blick aufś Atlasgebirge, genau wie beim Musee de la Photographie) und versuchten dann den Heimweg anzutreten. Bis in die Nähe des Riads war es "relativ" einfach, auch wenn wir das ein oder andere mal falsch abgebogen sind. Leider -was wir aber erst später bemerkten- war unser Riad in Iras Karte falsch angepint, so das wir die ganze Zeit an der falschen Stelle suchten. Wir kamen immer nur bis zu einer größeren Strasse von der wir sicher wussten, das wir durch diese gelaufen waren, aber leider nicht weiter. Sämtliche Gassen waren Sackgassen oder führten ins nichts. Irgendwann machte sich bei uns die Verzweiflung breit, da wir noch nicht einmal die Strasse des Riads kannten und die engen Gassen in Iras Handy gar nicht erst angezeigt wurden. Was für eine Kacke...natürlich wurden wir alle 3 Meter angesprochen ob wir zum "Djemaa" wollten, bzw. uns erklärt das wir falsch seien, obwohl diese ja gar nicht wussten, wohin wir eigentlich wollten. Als uns dann wieder zwei Jugendliche fragten ob wir den Platz suchten, erklärten wir das wir eigentlich nur ins Riad wollten. Kein Problem, sie zeigen uns den Weg. D.h. einer der beiden führte uns 50 Meter um uns dann zu erklären das wir nur noch eine Strasse rechts und dann zweimal links gehen müssten. Na toll danke. Ich wollte im 20 Dirham geben (etwas weniger als 2 Euro) und sofort stand sein Kollege - der nichts getan hatte ausser uns hinterher zu dackeln - hinter uns und wollte auch Kohle. Als wir nicht mehr zahlen wollten, hielten sie uns am Rucksack fest und begannen lauthals zu diskutieren. Ira stand kurz vorm Roundhousekick. Nachdem wir unmissverständlich klar machten, das es nicht mehr Kohle gibt, rissen wir uns los und standen schon eine Strasse weiter vorm selben Problem. Diese Gasse rein, oder noch eine weiter? War es jetzt zweimal rechts oder links? Meine Orientierung ist ja eh schon unter aller Sau, aber unter diesen Bedingungen hätte ich noch nicht einmal meine eigene Unterhose gefunden. Also rein in die Gasse und schnell gemerkt, das wir keine Ahnung hatten, wo wir waren. Irgendwie sah noch immer alles ganz anders aus als vorhin. Als wir wieder auf eine größere Strasse kamen, waren direkt wieder zwei Jugendliche bei uns, die bemerkt hatten, das wir etwas suchten. Mit dem Riad de Vinci konnten Sie nicht viel anfangen, allerdings der ältere Mann der in diesem Moment zufällig vorbeikam. Er hatte zwar nur noch zwei (schwarze) Zähne im Mund, war sich aber sicher den Weg zu kennen und wollte uns führen. Nach 3 Minuten waren wir endlich wieder in einer Strasse die uns bekannt vor kam und nach weniger als 5 Minuten waren wir am Riad. Prima, geht doch! Bis uns der nette alte Mann seine Gehaltsvorstellungen klar machte und 200 Dirham! (um die 18 Euro) für seine Dienste verlangte. Ja ne is klar, seh ich aus wie Bill Gates? Irgendwie glaubt hier jeder ich verdiene 200 Euro die Stunde! Ich zückte 40 Dirham -immerhin hatte er uns ja tatsächlich den Weg gezeigt- und machte im klar das dies das Maximum ist, das ich zu zahlen bereit war. Plötzlich standen auch die Jungs, die wir zuvor angesprochen hatten, wieder hinter uns und wollten Kohle. Wenn nicht 200 dann wenigsten 100 Dirham! For What? Als Begleitschutz oder was. Es begann eine recht hitzige Diskussion (nur 15 Meter) von unserem Riad entfernt, das zweite Mal das Ira zum vernichtenden Roundhousekick ansetzen wollte. Irgendwann versuchten uns die (inzwischen 6) Jungs zu trennen - so auf die Art, jetzt reden wir mal unter Männern. Uns wurde die Sache dann zu bunt, ich drückte dem Alten die 40 Dirham in die Hand und verschwand mit Ira einfach im Riad. Der Alte (und wohl auch die Jungs) begannen daraufhin eine hitzige Diskussion mit einem der Angestellten des Riads, der die Sache dann für uns ausbaden durfte. Uns wars egal, wir wollten einfach nur noch weg und unsere Ruhe haben. Ab auf die Dachterrasse unseren Sonnenbrand weiter vertiefen (dreimal dürft Ihr raten wo ich den heutigen Tag abgetippt habe). Den entsprechenden Pin in Iras Handy haben wir inzwischen korrigiert, das nächste mal wird also alles besser. Bestimmt!

Blick in unseren Innenhof

Blick in unseren Innenhof

Hier kann man´ s aushalten

Hier kann man´ s aushalten

Super Blick von unserer Dachterrasse aufs Atlasgebirge

Super Blick von unserer Dachterrasse aufs Atlasgebirge

Der schönste Teil der Dachterrasse

Der schönste Teil der Dachterrasse

Auch ein Esel macht mal Pause

Auch ein Esel macht mal Pause

Müttzen, Mützen, Mützen

Müttzen, Mützen, Mützen

Place de Epice

Place de Epice

Im Vordergrund die Palmen und im Hintergrund die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges

Im Vordergrund die Palmen und im Hintergrund die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges

Die Koutoubia-Moschee

Die Koutoubia-Moschee

Viel undefinierbares, aber immer schön bunt

Viel undefinierbares, aber immer schön bunt

Ein anderer Teil der Souks - hier gibt es praktisch alles

Ein anderer Teil der Souks - hier gibt es praktisch alles

Die Souks - wegen des anstehenden Freitaggebetes Menschenleer

Die Souks - wegen des anstehenden Freitaggebetes Menschenleer

Blick aus dem Fenster der Ben Youssef Moschee

Blick aus dem Fenster der Ben Youssef Moschee

Schon irgendwie schöner als das Gartentor aus dem Obi-Baumarkt

Schon irgendwie schöner als das Gartentor aus dem Obi-Baumarkt

Very nice...

Very nice...

Blick vom Maison de la Photographie aufs dahinterliegende Atlasgebirge

Blick vom Maison de la Photographie aufs dahinterliegende Atlasgebirge

Gewürze in Hülle und Fülle und vor allem in allen Farben

Gewürze in Hülle und Fülle und vor allem in allen Farben

So ziemlich jede Ware wird hier mit dem Eselkarren transportiert

So ziemlich jede Ware wird hier mit dem Eselkarren transportiert

Auch einen Jediritter juckts mal am Hintern

Auch einen Jediritter juckts mal am Hintern

Chilleny im Hinterhof

Chilleny im Hinterhof

Der Ofen fürs Hamam wird befeuert

Der Ofen fürs Hamam wird befeuert

© Markus Bähr, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem unser letzter Urlaub schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her ist, wird es Zeit der gepflegten Winterbläse den Stinkefinger zu zeigen und für ein wenig Abwechslung zu sorgen - wir freuen uns auf 3 Tage Orient, fremde Gewürze, Gaukler & Schlangenbeschwörer, ausgibiges Shopping, marrokanisches Essen und hoffentlich ganz viel Sonne! Auf nach Marrakesch...
Details:
Aufbruch: 25.03.2016
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 29.03.2016
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Markus Bähr berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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