Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Goris-Tabriz-Rasht

Von Yerevan bin ich am vergangenen Mittwoch abgereist. Die Fahrt nach Goris im Sueden des Landes hat ueber steile Gebirgspaesse gefuehrt und durch verschneite Regionen. Man merkt nun an den Tranportmitteln, dass man nicht mehr ganz so nah an Europa ist wie in der Tuerkei: die Busse werden enger und unbequemer.
Die Fahrt nach Goris hat rund 4 h gedauert und dort angekommen hatte ich ersteinmal ein Problem: absolut niemand konnte Englisch, keiner verstand deutsch und ich spreche auch kein einziges Wort russisch. Und alles das ohne helfenden Reisefuehrer ! Man oh man, ich wollte mich dann in einem Internetcafe nach einer Unterkunft informieren, aber das war nicht moeglich, denn das Cafe, das ich gesehen habe war leider geschlossen ! Mein Plan war dann einfach weiter nach Meghri an die iranische Grenze zu fahren, aber der einzige Kleinbus war schon am Vormittag abgefahren und somit haette ich nur noch die Moeglichkeit mit den Taxi fuer 60 US zu fahren. Das war mir dann zu teuer und nachdem ich etwas umhergelaufen bin, habe ich Gott sei Dank einen Homestay gefunden. Der war relativ teuer, hat mit einem auf Weissbrot beschraenktem Fruehstueck rund 13 EUR gekostet.
Der naechste Morgen war wieder ein interessanter Tag: ich wollte mit dem Kleinbus an die iranische Grenze fahren, nur da ich keinen Reisefuehrer hatte, wusste ich ja nicht einmal wie der Ort an der Grenze heisst, geschweige denn wo und wann der Bus dorthin abfaehrt. Man kommt sich vor wie ein Kleinkind, das noch mit niemandem kommunizieren kann, aber irgendwie habe ich herausgefunden dass ich nach Meghri muss und dass der Bus (es hat mich sicher eine h gebraucht um das herauszufinden) an einer bestimmten Kreuzung abfaehrt. Die Uhrzeit herauszufinden war unmoeglich, ich konnte es niemanden weiss machen (und meine Pantomime haben sie auch nicht verstanden). Da das Fruehstueck im Hotel sehr spaerlich war, wollte ich mir noch etwas in einem kleinen Laden kaufen, aber das war wiederum kompliziert: ich wollte fragen, ob die Eier die die Dame verkauft hargekocht oder roh sind, aber man versuche das einmal pantomimisch darzustellen. Schliesslich habe ich das Ei aufgrund der mangelnden Geduld der Dame gekauft (sie war gestresst vom Auslaender der kein russisch kann) und dann sofort festgestellt, dass es noch roh war - also weg damit !

In einem nahegelegenen Restaurant ging es mir nicht anders, die Karte war in armenisch, das sind ganz ander Buchstaben ! Die Leute wieder kein englisch und schliesslich habe ich ein Hacksteak mit Pommes bekommen.
Die Fahrt verlief wieder ueber Bergpaesse und Taeler und die Landschaft aehnelt stark der, die man sich unter Afghanistan vorstellt. In einem Ort (nicht Meghri) angekommen hat der Fahrer mich gebeten auszusteigen und ich dachte, ich muesse bis Meghri um in den Iran zu kommen. Was ich nicht wusste, ich war nur rund einen km von der Grenze entfernt ! Also Taxi, zu teuer und der aha Effekt: Bingo, die paar Meter haette ich auch laufen koennen.
Die Prozedur an der Grenze auf iranischer Seite hat ewig gedauert ! Ich war der einzige der rueber wollte ! Viele Iraner wollten nach Armenien und es waren nur 2 Beamte fuer die vielen Menschen und Paesse zustaendig !
Auf iranischer Seite dann ab in ein Taxi und nach Tabriz.
Freitag: Ich bin relativ frueh aufgestanden, die Menschen sind sehr nett und einige konnten auch recht gut englisch. Tabriz hat nicht sonderlich viel zu bieten, und da ab 3 Uhr das neue iranische Jahr begann war in den Strassen tote Hose (und ich immer noch einziger Tourist). Ich habe die Zeit genutzt und einen Mittagschlaf gemacht. Es war nicht gerade sonderlich interessant in der Stadt zu sein und diese menschenleer und ohne jedwede Sehenswuerdigkeiten zu erleben. Abends habe ich noch etwas gegessen und das ging so: Ich bin in ein kleines Geschaeft hinein und wollte wissen wo man Reis essen kann (das Wort dafuer weiss ich auf Farsi: Dwi). Ein junger Mann ging mit mir in ein Restaurant auf der anderen Seite der Strasse und hat mich dort den Kellnern vorgestellt. Da keiner ein Wort englisch konnte und ich rein gar nichts auf der Speisekarte lesen konnte, hat der Kellner einen Bekannten angerufen, der mir Preis und Gerichte erklaert hat (am Telefon). Ich sprach noch kurz mit ihm und sagte dann "OK" ! Der Mann hat aufgelegt, aber der Kellner wusste ja nicht zu was ich ok sagte ! Also hat er nochmals angerufen, ich hab nochmals gesprochen und dann hat er es uebersetzt ! Ich hab dann Gockel mit Reis gegessen. Essen im Iran ist nicht sonderlich billig. Der Umrechnungskurs zum Rial ist wie in Indonesien zur Rupiah und daher vergleiche ich die Preise. Ein Essen mir Reis ist nicht unter 2 Euro zu haben (Indonesien 30 ct) teilweise kostet es auch 3-4 Euro. Damit sind die Preise fast mit denen in einer Bar Mleczny in Polen vergleichbar, wobei das Essen dort wirklich satt macht und ich seit Istanbul eigentlich immer noch hungrig nach dem Essen war ! Das Fladenbrot etc. macht nicht voll.

Konnte mir am Abend noch gute Informationen ueber Pakistan holen (von 2 Japanenern, die gerade ueberland reisten) !
Heute bin ich weitergereist nach Rasht am Kaspischen Meer. Die Fahrt war lang (9 h) und die Menschen sehr sehr nett !
Ein Hotel zu finden war aeusserst kompliziert, da keiner Englisch kann und alles ausgebucht ist ! Nun habe ich ein Zimmer fuer das ich in SoaS hoechstens 2 Euro bezahlen wuerde fuer rund 8 Euro genommen, aber wenigstens habe ich ein Bett. Alles in allem gefaellt mir der Iran gut, aber ich habe ja noch nicht viel gesehen. Das was ich gesehen habe ist geordnet, sauber und abgesehen vom Islam nach aussen hin recht westlich. Mal sehen was noch fuer Eindruecke auf mich zukommen ! Morgen will ich in ein kleines Dorf in den Bergen, dort koenne man bei Familien wohnen.

Ararat und Khon Virap im Vordergrund.

Ararat und Khon Virap im Vordergrund.

In Goris in Suedarmenien

In Goris in Suedarmenien

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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