Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Esfahan-Yazd

Von Teheran aus bin ich dann mit der Familie nach Esfahan gereist. Sie haben spontan beschlossen, nachdem ich erzaehlt habe dass ich nach Esfahan will, dass sie auch dorthin gehen werden um ihre Familie zu besuchen und haben mich mitgenommen. Die Fahrt war kurzweilig, ich habe viel Musik gehoert und obwohl ich absolut keinen Hunger hatte bekam ich dauernd etwas zu Essen und Suesses.
Die Familie in Esfahan ist gross, insgesamt waren es 12 Leute die in dem Haus waren und alle haben sich ueber mein Erscheinen sehr gefreut. Wir haben getanzt und geklatscht und waehrend die Maenner vor dem TV eine schmalzige Soap konsumierten haben die Frauen in der Kueche ein leckeres Mahl bereitet (und das um 11 Uhr in der Nacht). Wir haben Huenchen gespeist und dazu gab es Reis und Salat. Das Essen war gut, auch wenn ich bei Auswahl nicht die persische Kueche bevorzugen wuerde. Auf jeden Fall war ich mehr als satt. Schliesslich habe ich mit 2 anderen Jungs auf einer duennen Matratze auf dem Perserteppich in einem Zimmer geschlafen. Was fuer mich sehr ungewoehnlich ist, sie haben die Zimmertuere nicht geschlossen, so konnte man also die Fruehaufsteher verfolgen und Aussschlafen war also nicht moeglich (Bin ja gegen 3 ins Bett).
Am Morgen wurde ich von Mustafa (der Familienvater) um rund 9 Uhr geweckt: Daniel, wake up, breakfast and we want to go to the city after ! Ich also, verschlafen raus, Zaehne geputzt und gefruehtstueckt. Dann dachte ich es geht los, aber nein, die ganze Familie inklusive Hund sass wie gebannt fast eine dreiviertel Stunde vor eine schmalzigen Seifenoper- oh oh oh, ich dachte nicht, dass gebildete Leute derart leichte und triviale Kost konsumieren, aber nach der Oper ging es dann endlich nach Esfahan. Alles ging mit, Opa, Oma, Cousins, Tochter... es waren glaub ich 8 Leute die mich begleiteten (jeder der mich kennt, weiss, dass das absolut nach meinem Geschmack ist - ich reise so gern in grossen Gruppen !) Spass bei Seite, die Leute sind wirklich unglaublich nett, aber mir, und ich sprach auch mit anderen Reisenden, sind sie zu gastfreundlich. Es ist unmoeglich mit ihnen in die Stadt zu gehen, denn mann kann keine 5 m laufen ohne dass sie einen beim Namen rufen. Daniel wait, Daniel dont walk so fast, Daniel look, Daniel take a picture of this, Daniel dont take a picture of this, Daniel dont cross the street alone, Daniel do you want to talk do this tourist, Daniel shall I take you picture ... Wir sind das absolut nicht gewoehnt, speziell ich, der so gerne alleine reist tat mir etwas schwer damit zurechtzukommen. Aber die Menschen sind immer sehr hoeflich und meinen es immer nur gut, man traut sich also kaum etwas zu sagen. Es war aber ein toller Tag, und ich genoss die Familie wirklich sehr.

Am Abend wollte ich etwas meine Ruhe haben, einziger Ort wo das halbwegs moeglich ist ist die Toilette, wenn auch mit Sicherheit einer vor der Tuer lauert (es koennte ja etwas passieren, und das meine ich allen Ernstes nicht ironisch).
Ich war dann schon im Bett und hab gedoest, da hat man mich aufgeweckt und zum Abendessen gebeten (und ich war noch total voll von den vielen Sandwichen). Danach war die Hoelle los, es wurde getanzt und gesungen und das sich wiederholende Daniel come here, Daniel come here, Daniel come and see hat mich dann wirklich erschoepft und ich sagte schliesslich: I need to go outside, its too much for me and I want to walk a little bit. Das konnte ich dann auch fuer 5 Minuten machen und dann kamen sie auch schon mit dem Pick up angefahren um mich zu suchen. Es ist ja eine nette Geste, aber sie verstanden es nicht, dass ich ein wenig Zeit fuer mich benoetigte. Nichtdestoweniger war die Fahrt mit dem Pick up sehr schoen und wir hatten viel Spass zusammen.
Am Folgetag musste ich einen triftigen Grund finden um allein weiterziehen zu koennen, denn ich wollte Esfahan noch selbst erkunden und genuegend Zeit fuer Photographie haben. Ich war ehrlich und sagte ich wolle mich mit anderen REisenden treffen um Erfahrungen ueber Pakistan auszutauschen (ich hab noch keinen Lonely Planet, und wenn ich keinen bekomme, muss ich wieder ohne Buch reisen).
Nach Esfahan bin ich weiter nach Yazd. Eine Stadt aus 1001 Nacht, die Gebaeude so schoen, die Menschen so nett, das Hotel so billig und wahnsinnige Atmosphaere. Man kann sich leicht in den Gassen verlieren und die Baukunst der aeltesten immer bewohnten Stadt der Welt bewundern (7000 Jahre). Die Haeuser sind aus Lehm und ueber ihnen trohnen die zwei wunderschoenen blauen Minarette der Jami Masjid. Unglaublich ist es dies zu sehen und ich hab micht in die Stadt verliebt zumal die Menschen unglaublich freundlich sind. Die Haende die ich schuettelte und die Maennerwangen die ich Kuesste sind ungezaehlt und ich werde hier 3 Tage bleiben. Yazd ist auch die Heimat der sogenannten Zoroastrier, einer Religionsgruppe die auf das Jahr 1000 bis 1500 vor Christus zurueckgeht (so genau weiss man es nicht, da alle Ueberlieferungen mit dem Kommen der Araber und dem Islam zerstoert wurden). Es gibt keine Verbildlichung oder Menschwerdung Gottes, die Zoroastrier beten in Richtung des Lichts (Sonne oder im Tempel Kerze).
Wie gesagt, es ist kultuerell interessant und ich bliebe gerne eine Weile hier bevor es nach Shiraz geht und dann Richtung Pakistan weiter.

Iranisches Abendessen nachts um 12 in Esfahan

Iranisches Abendessen nachts um 12 in Esfahan

Elmira

Elmira

Portrait von Elmira, die Tochter meiner Gasteltern in Esfahan

Portrait von Elmira, die Tochter meiner Gasteltern in Esfahan

Esfahan = half the world

Esfahan = half the world

Bruecke in Esfahan

Bruecke in Esfahan

Ich mit Vollbart in Esfahan

Ich mit Vollbart in Esfahan

Esfahan waehrend der Noo Ruuz (neuen Tage)

Esfahan waehrend der Noo Ruuz (neuen Tage)

In Yazd, eine beeindruckende Stadt

In Yazd, eine beeindruckende Stadt

Windtuerme bei Yazd

Windtuerme bei Yazd

Wunderschoene Moschee in Yazd

Wunderschoene Moschee in Yazd

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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