Tabulavikata 2010 - 7000 km quer durch Südostasien

Reisezeit: Januar - März 2010  |  von Peter Niehage

Saigon – Sihanoukville (Kambodscha)

15.+16.02.
Das Taxi stand pünktlich vor der Tür und wenig später standen wir endlich im klimatisierten Flughafengebäude. Endlich u.a. auch deshalb, weil die 35 Grad warme und schwüle Luft langsam aber sicher erdrückte. Sandras Kreislauf bedankte sich herzlich und konnte wieder hochfahren. Kaum, dass der Flieger seine Flughöhe erreicht hatte, setzte er auch schon wieder zum Landeanflug an...! Kein Wunder bei einer Strecke von weniger als 200 km, aber dadurch ersparten wir uns wieder einmal 12 Stunden Busfahrt und jede Menge Stress und Schweiß. Um 15:30 Uhr standen wir mit neuem Visum vor dem Flughafen von Phnom Penh auf kambodschanischem Boden.

Der erste Eindruck war durchaus positiv - alles sah neu, frisch und "zivilisiert" aus. Und schon hatten wir die ersten Taxihäscher an den Hacken...! Der eigentliche Plan war, uns zum Busbahnhof fahren zu lassen und dann irgendwie Richtung Süden nach Sihanoukville zu kommen...! Unser TukTuk- Fahrer machte uns dann aber unvermittelt das Angebot, uns ein privates Taxi zu besorgen.

Wir beratschlagten kurz, wägten Vor- und Nachteile ab und kamen zum Schluss, dass die Vorteile überwiegen. Nach kurzer Verhandlung einigten wir uns auf akzeptable 50$ für eine 3,5 stündige Fahrt über 250 km. Bequemes und schnelles Reisen also - und dazu noch relativ bezahlbar. Relativ deshalb, weil eine Busfahrkarte wahrscheinlich nur 5 $ gekostet hätte, aber Zeit ist ja auch Geld...! Auf der Autofahrt redeten wir kaum, außer dass ich Sandra im Kurzraffer die Geschichte Kambodschas erzählte - inkl. der Roten Khmer- Vergangenheit, was uns beiden noch mal das grausame Schicksal des kambodschanischen Volkes vor Augen führte, was rein generationsbezogen auch das unsere hätte sein können...! Wir betrachteten also im Vorbeifahren die teilweise erschreckende Armut, sahen aber auch viele fröhliche und lachende Gesichter. Weniger fröhlich war unsere Ankunft in Sihanoukville, denn was wir nicht wussten, war, dass in Kambodscha gleichzeitig zu Vietnam das TET- Fest bzw. das "Happy New Year" gefeiert wird...! Kurzum - die Gasthäuser und Hotels - und davon gibt es hier haufenweise - waren alle restlos "full"! Sandra wartete beim Taxi, dessen Fahrer schon total genervt war, und ich durchkämmte straßenweise die Rezeptionen, wo ich immer die gleiche Antwort erhielt: "Full".
2 Mopedfahrer boten uns dann an, uns so lange rum zu fahren, bis wir was gefunden hätten - zu einem Festtagspreis von 10$ versteht sich...! Wir schwitzten, waren genervt und willigten ein. Am Ende landeten wir in der Downtown (also nicht in Strandnähe) in einem Guesthouse mit akzeptablen Standart für 25$ (Festtagspreis - versteht sich ja wohl von selbst...). Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir zum nahegelegenen Supermarkt und kauften etwas Käse für den kleinen Hunger zwischendurch und ein paar Getränke. Danach aßen wir zu Abend gleich bei "uns" um die Ecke in einem Restaurant, wo es auch Bratwurst und Schnitzel gab. Der deutsche Besitzer wollte uns auch gleich eine Bootstour aufschwatzen, aber er glänzte nicht gerade durch Sympathie - also kann er sich die Tour dahin schieben, wo die Sonne nicht scheint...! Dann fiel der Strom aus, was uns erst amüsierte - dann aber als wir wieder im Guesthouse waren, nicht mehr wirklich erfreute, da nichts mehr funktionierte - die Klimaanlage, das Licht, der Boiler, der Fernseher, der Kühlschrank. Uns wurde zwar eine Kerze gereicht, aber das änderte auch nichts an dem weniger guten 2. Eindruck von Kambodscha. Wir vertrieben uns also die Zeit, so gut wir konnten, und dann war der Strom auch schon wieder da.
Am nächsten Tag (heute) checkten wir aus, ließen uns zurück zum Strand fahren, und nach kurzer Suche bezogen wir einen kleinen Bungalow - fast direkt am Wasser.

Ruckizucki waren wir eingerichtet, die Badesachen geschnappt, und ab ging es zum Strand. 2 Liegen waren schnell gefunden, und endlich konnten wir durchatmen, entspannen, die Sonne genießen, baden, lesen...! Zufriedenheit machte sich breit - endlich Urlaub...was für ein Paradoxon...!
Das Wasser erfrischte eigentlich überhaupt nicht, ich schätze, dass es mindestens 29 Grad haben musste. Aber auf die Frage, ob Sandra jetzt lieber Schnee schieben möchte, antwortete sie: "Och nöööööö...!". Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen - wir genossen den Augenblick, denn den hatten wir uns redlich verdient...!

Die letzte halbe Stunde am Strand ließ ich mein Buch in den Schoß sinken und beobachtete die Szenerie vor meinen Augen. Eine Familie spielte zusammen Ball und lachte dabei total herzlich und irgendwie sorglos, ein kleines Mädchen ging vorbei mit einem Tablett Obst auf dem Kopf, ein Junge, der nach leeren Dosen Ausschau hielt, Boote tänzelten am Ufer in den Wellen hin und her, 2 alte Omas saßen im seichten Wasser und wurden von den anlandenden Wellen umspült, eine leere Kokosnuss dümpelte in der Brandung, eine Mutter hielt ihr vielleicht anderthalb Jahre altes Kind in die Gischt, ein Hund legte sich unter meinen Liegestuhl - eine herzerweichende Kulisse...!
Eine verrückte alte Frau tänzelte am Ufer herum - wer weiß, warum sie so verrückt geworden ist...! Wenn man sich etwas mit der jüngsten Geschichte Kambodschas beschäftigt hat, kann man sich vielleicht das eine oder andere zusammenreimen...!
Am Nachmittag habe ich einem kleinen zerlumpten Jungen die Hälfte meiner frischen Ananas gegeben und einem Einbeinigen 1 Dollar. Irgendwie tun mir die Menschen hier alle total leid, ich weiß aber auch, dass ich nicht allen helfen kann - umso schmerzlicher ist es, wenn man dann zu dem 3.,4. und 5. Einbeinigen nur ein betretenes "No" entgegenbringt und es peinlich berührt nicht schafft, ihm dabei in die Augen zu schauen...!
Nichtsdestotrotz sind wir zwar in einem sehr armen aber auch sehr schönen Land mit netten, offenen und freundlichen Menschen. Wir freuen uns auf alles Kommende - morgen geht's erst mal wieder zum Strand, auch wenn wir heute schon krebsrot geworden sind...!

© Peter Niehage, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der kürzeste Weg zu Dir selbst führt einmal um die Welt." Richard Hoffmann
Details:
Aufbruch: 10.01.2010
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 18.03.2010
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Peter Niehage berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.