Quer durch die Anden in 180 Tagen

Reisezeit: Januar - Juli 2008  |  von Julia und Markus

Ecuador: Baños und Dschungel

29. Juni. bis 2. Juli:

Ein bisschen etwas vom ecuadorianischen Hochland wollten wir doch noch sehen, und so haben wir uns dazu entschieden, noch ein paar Tage nach Baños zu fahren. Erstens kann man von dort den aktiven Vulkan Tungurahua sehen, es gibt ein paar schöne Wanderwege und Rafting soll dort auch nicht schlecht sein. Also haben wir uns am Vormittag in den Bus gesetzt und sind die dreieinhalb Stunden nach Baños gefahren. Dort wurden wir gleich von schlechtem Wetter und Nebel begrüßt. Statt dem Vulkan sahen wir nur Wolken und Regen.

Weil das Wetter nicht sehr viele Alternativen übrigließ, haben wir eine dreitägige "Extreme Jungle" Tour gebucht. Dabei sollten wir zuerst eine Mountainbiketour machen, dann Rafting, und zum Abschluss zwei Tage in den Dschungel. Hört sich gut an, aber der erste Tag begann gleich mit einer kleinen Panne. Es hat wieder geregnet, weshalb wir das Mountainbiken ausfallen liessen und stattdessen mit dem Bus zum Ausgangspunkt des Raftings fahren wollten. Der hat aber schlechten Diesel getankt und ist irgendwo liegengeblieben, und so mussten wir eineinhalb Stunden in der Agentur warten. Danach gings aber dann los, und wie! Das Raften war wirklich ein Hit, und um Welten spannender als in Cusco. Der Wasserstand war nämlich wegen der Regenfälle sehr hoch, der Fluss deshalb sehr schnell und die Wellen hoch. Danach sind wir mit dem Bus weitergefahren, an Puyo vorbei, bis knapp vor der Lodge am Beginn des Dschungels, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden.

So wird man hier bei der Ankunft im Dschungel gleich geschmückt, mit einer Paradisblume auf der Nase...

So wird man hier bei der Ankunft im Dschungel gleich geschmückt, mit einer Paradisblume auf der Nase...

...und für Julia gabs eine aus Blättern gemachte Krone

...und für Julia gabs eine aus Blättern gemachte Krone

Am Nachmittag brachte uns unser Führer noch in eine kleine Gemeinde von Kichwas, den Eingeborenen in dieser Gegend. Es gibt dort nicht viel, aber immerhin eine kleine Schule und natürlich einen Fussballplatz. Und wunderschöne handgemachte Souvenirs, wo wir auch ein paar von unseren Dollars losgeworden sind. Auf dem Rückweg zur Lodge sind wir durch Matsch gewandert, aber man hat auch deutlich gemerkt, dass wir uns immer noch in der sogenannten "Zona colonizada" befanden, weil es immer noch Bananenplantagen und Kühe gibt.

Der Schmane des Dorfes Cotococha hat sich extra für uns in Schale geworfen

Der Schmane des Dorfes Cotococha hat sich extra für uns in Schale geworfen

Eine Dorfbewohnerin mit ihrem kleinen Kind

Eine Dorfbewohnerin mit ihrem kleinen Kind

Wir durften auch unsere Geschicklichkeit mit dem Blasrohr ausprobieren ...

Wir durften auch unsere Geschicklichkeit mit dem Blasrohr ausprobieren ...

... und wir ihr seht, musste der Papagei dran glauben! Also verhungern würden wir im Dschungel nicht

... und wir ihr seht, musste der Papagei dran glauben! Also verhungern würden wir im Dschungel nicht

Am zweiten Tag haben wir eine längere Wanderung durch den Urwald zu zwei schönen Wasserfällen gemacht. Unser Guide Pollo, was übersetzt übrigens "Huhn" heisst, hat uns einiges über die Heilpflanzen und die Tiere des Dschungels erzählt, obwohl man in diesem Teil des Urwaldes fast keine Tiere mehr sehen kann. Die Säugetiere wurden von den Menschen vertrieben, auch Vögel sind mittlerweile selten, und was bleibt sind ein paar Spinnen und Insekten. Wir bekamen von Pollo auch aus Bromelienfasern und Palmsamen selbstgemachte Halsketten als kleine Souvenirs geschenkt. Die hat er so im vorbeigehen gemacht.

Die Farbe für Julias Bemalungen stammt aus Baumsamen, und Mathias hat sich für einen schöneren Teint Lehm ins Gesicht geschmiert

Die Farbe für Julias Bemalungen stammt aus Baumsamen, und Mathias hat sich für einen schöneren Teint Lehm ins Gesicht geschmiert

Ein eingerollter Hundertfüßler

Ein eingerollter Hundertfüßler

Pollo hat uns aus Bromelienblättern schöne Ketten gezaubert. Hier reinigt er gerade die Bromelienfasern. Mathias muss ihm dabei das Blatt halten.

Pollo hat uns aus Bromelienblättern schöne Ketten gezaubert. Hier reinigt er gerade die Bromelienfasern. Mathias muss ihm dabei das Blatt halten.

Danach werden die Fasern eingerollt ...

Danach werden die Fasern eingerollt ...

... und so sieht das kleine Kunstwerk am Ende aus! Den Anhänger hat er übrigens aus Palmsamen gemacht.

... und so sieht das kleine Kunstwerk am Ende aus! Den Anhänger hat er übrigens aus Palmsamen gemacht.

Nach zwei Stunden kamen wir zum ersten Wasserfall, der an einer heiligen Stätte liegt. Nur Mathias hat sich dazu überwinden können, in das kalte Wasser zu springen und eine kleine Runde zu schwimmen. Wir anderen haben ihm nur von außen beim Zittern zugesehen.

Der erste Wasserfall auf unserem Weg. Mathias ging als einziger in dem kalten Wasser baden.

Der erste Wasserfall auf unserem Weg. Mathias ging als einziger in dem kalten Wasser baden.

Danach gings weiter durch den Urwald, auf und ab durch Matsch und Dschungelvegetation. Um zum zweiten Wasserfall, dem Catarata Escondida zu kommen, mussten wir in einem Fluss entlang waten, wo uns das Wasser bis zur Hüfte stand, und dann das letzte Stück noch schwimmen. Das Wasser war kalt, aber dafür der Wasserfall umso schöner. Es gab dort sogar einen Baumstamm zum Raufklettern, von dem man direkt in die kleine Lagune springen konnte. Die Jungs fühlten sich ein bisschen wie Tarzan, nur dass sie sich nicht an einer Liane hinschwingen konnten. Das konnten wir aber noch an einer anderen Stelle ausprobieren.

Markus versucht sich als kleiner Tarzan im Lianenschwingen

Markus versucht sich als kleiner Tarzan im Lianenschwingen

Das Wasser stand uns teilweise bis zur Hüfte. Es war aber der einzige Weg um zum zweiten Wasserfall zu gelangen, das letzte Stück mussten wir sogar schwimmen!

Das Wasser stand uns teilweise bis zur Hüfte. Es war aber der einzige Weg um zum zweiten Wasserfall zu gelangen, das letzte Stück mussten wir sogar schwimmen!

Beim zweiten Wasserfall, dem catarata Escondida ("versteckter Fall")

Beim zweiten Wasserfall, dem catarata Escondida ("versteckter Fall")

Der Rückweg zur Lodge war sehr mühsam, weil der Weg sehr rutschig war und durch kultivierte Maisfelder durchführte. Und wer schon einmal durch so ein Feld durchging - es gibt solche Leute, ja - der weiß, dass die Blätter schon ziemlich scharf sein können. Dafür war das Abendessen wieder einsame Klasse, so wie immer auf dieser Tour!

Den letzten Tag begannen wir mit einer witzigen Kanufahrt auf dem Rio Puyo. Der Wasserstand war schon wieder niedriger als die Tage zuvor, weshalb das kanu immer wieder auf den Steinen am Grund entlanggeschrammt ist. Einmal musste unser Kanute sogar aus dem Boot steigen und das Kanu händisch durch eine Stromschnelle lotsen. Wir kamen aber trotzdem halbwegs trocken an.
Dort wurden wir von Pollo schon erwartet, und gemeinsam gingen wir noch zu einem Aussichtspunkt, von dem man bei Schönwetter über den Dschungel hinweg sogar einige Vulkane sehen kann. Es war aber wie immer bewölkt, weshalb wir nicht allzu viel von den Bergen gesehen haben. Schön war es trotzdem.

Die Aussicht über das Gebiet wo die Flüsse Pastaza und Puyo zusammenfließen

Die Aussicht über das Gebiet wo die Flüsse Pastaza und Puyo zusammenfließen

Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück in der Unterkunft, Essen fassen und auf den Bus zurück nach Baños warten. Das Warten hat dann länger als erwartet gedauert, und wir hatten es schon ziemlich eilig, um noch einen Bus zurück nach Quito zu erwischen. Diese Busfahrt war aber ein echter Hit. An dem Tag war nämlich das Finale der "Copa de los Libertadores", der südamerikanischen Champions League. Und da hat Liga Quito gegen Fluminense Rio de Janero gepielt. Bei den fussballbegeisterten Ecadorianern hat das natürlich bedeutet, dass dieses Spiel im Bus übertragen wurde und alle mitgefiebert haben. Und als dann Liga Quito doch tatsächlich mit eins zu null in Führung ging, mussten wir uns ein wenig um den Bus Sorgen machen. Wenn die noch ein bißchen mehr herumgesprungen wären, wär der mit Sicherheit in den Graben gefahren. Sowas erlebt man wirklich nicht zu Hause!

© Julia und Markus, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eintauchen in die wunderbare Welt Südamerikas, die Anden mit Zelt und Rucksack entdecken, und 6 Monate Zeit dafür - ein Traum für so viele, und für uns geht er jetzt in Erfüllung. Mit diesem Reisebericht wollen wir allen Zuhausegebliebenen zumindest ein paar wenige Eindrücke von unserer Reise geben, und bei manchen vielleicht das Fernweh wecken damit sie es uns gleichtun und diese traumhafte Welt entdecken.
Details:
Aufbruch: 06.01.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.07.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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