Quer durch die Anden in 180 Tagen

Reisezeit: Januar - Juli 2008  |  von Julia und Markus

Peru: Chachapoyas, Kuelap und Gocta

6. - 8. Juni 2008:

Der naechste Stop auf unserem Weg nach Norden war Chachapoyas. Das ist eine kleine Stadt die weit abseits von der üblichen Touristenroute liegt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil es ziemlich lange dauert um dorthin zu gelangen. Wir mussten die Strecke in zwei Etappen teilen. Mit dem Nachtbus fuhren wir zuerst bis nach Trujillo, wo wir gefruehstueckt und ein wenig in der Stadt herumgestrollt sind. Es gibt dort aber abgesehen von den Ruinen ein wenig ausserhalb nicht so viel zu sehen und da uns die Zeit in Peru schon ausläuft haben wir beschlossen um 4 am nachmittag wieder in den Bus zu steigen und in Richtung Chachapoyas zu fahren. Die Fahrt war ziemlich holprig, aber weils draussen bald dunkel war, konnten wir von der Umgebung und der Strasse nicht viel sehen. Nach über 2300 überwundenen Höhenmetern kamen wir dann fruehmorgens endlich in Chachapoyas an, und nach einigem Herumfahren mit dem Taxi landeten wir im Hostal Revash direkt an der Plaza. Die billigen Hostals waren alle voll belegt, weil genau an dem Wochenende das Raymi Llacta Fest war. Das ist das bekannteste Fest der Region und sehr viele Peruaner kommen extra dafuer nach Chachapoyas. Hmm, damit hatten wir nicht gerechnet. Aber der Besitzer des Revash war ein echt lustiges Kerlchen, und wir sind mit ihm und seiner Frau am Nachmittag gleich zu so einem Art Zeltfest am Stadtrand gefahren. Dort waren Staende aufgebaut wo es alles moegliche zu essen und zu trinken gab - natuerlich auch wieder Cuy. Die Sonne hat aber unbarmherzig herabgeschienen, weshalb wir nach 2 Stunden wieder den Rueckweg in die Stadt angetreten haben.

Zeltfest auf peruanisch... Statt Brathühnchen und Bier gibts hier knuspriges Meerschweinchen und Chicha.

Zeltfest auf peruanisch... Statt Brathühnchen und Bier gibts hier knuspriges Meerschweinchen und Chicha.

Der Hoehepunkt eines Besuches in Chachapoyas und auch der Grund warum wir hierher gekommen sind, ist die Festung Kuelap.

Die Mauern von Kuelap in der Morgendämmerung

Die Mauern von Kuelap in der Morgendämmerung

Der Haupteingang zur Festung

Der Haupteingang zur Festung

Carlos, der Besitzer des Hostals und gleichzeitig eines Reisebueros, hat eine Tour organisiert, bei der wir schon bei Sonnenaufgang bei der Festung sein konnten. Das hat natuerlich bedeutet, dass wir um 3 aufstehen und uns dreieinhalb Stunden auf einer schlechten Schotterpiste durchschuetteln lassen mussten. Kuelap wird nicht von vielen Leuten besucht, und wir waren auch die einzigen, die dort waren. Dadurch hat die Festung gleich nochmal eine andere Atmosphaere, und wirkt ein wenig geheimnisvoll. Sie liegt an einer Bergspitze, und die Aussenmauern fuehren in Schlangenlinien rundherum.

In Schlangenlinien ziehen sich die Mauern um den Berg

In Schlangenlinien ziehen sich die Mauern um den Berg

So sieht die Umgebung von Kuelap aus...

So sieht die Umgebung von Kuelap aus...

Ein kleiner Größenvergleich

Ein kleiner Größenvergleich

Die Mauern sind einfach riesig

Die Mauern sind einfach riesig

Man merkt auch sofort den Unterschied zur Inkaarchitektur in Cusco. Hier gibt es so gut wie keinen rechten Winkel, alles ist kreisfoermig und in Schlangenlinien gebaut. Vieles ist auch noch nicht freigelegt und vom Dschungel ueberwuchert, was das Geheimnisvolle noch verstaerkt.

Vieles ist noch ziemlich zugewachsen, was dem Ganzen eine mystische Stimmung verleiht

Vieles ist noch ziemlich zugewachsen, was dem Ganzen eine mystische Stimmung verleiht

Die Häuser waren rund gebaut

Die Häuser waren rund gebaut

Und so haben die Häuser damals ausgesehen. Dieses hier wurde restauriert.

Und so haben die Häuser damals ausgesehen. Dieses hier wurde restauriert.

Wenn man genau hinsieht, kann man die Jaguaraugen erkennen. Diese Symbole findet man in fast allen Hausmauern.

Wenn man genau hinsieht, kann man die Jaguaraugen erkennen. Diese Symbole findet man in fast allen Hausmauern.

Dadurch, dass wir schon so fruh bei den Ruinen waren, kamen wir auch fast noch rechtzeitig zum Beginn des Raymi Llacta - uebersetzt heisst das einfach "Dorffest". Das war ein ziemlich grosser Umzug in der Stadt, bei dem die Gemeinden der Provinz Amazonas ihre traditionellen Kostueme und Taenze vorgefuehrt haben. Die besten Kostueme gabs gleich zu Beginn von den Gemeinden aus dem Dschungel, aber auch der Rest war interessant. Vor allem die auf Spiessen aufgesteckten Huehner waren ein Hit. Auch Chicha, das traditionelle Maisbier, war in rauhen Mengen vertreten, und wir haben auch eine kleine Chichadusche abbekommen.

Taenzer beim Raymi Llacta

Taenzer beim Raymi Llacta

Schon die Kleinsten machen mit

Schon die Kleinsten machen mit

Noch mehr Taenzer

Noch mehr Taenzer

Und hier mit aufgespießten Hühnern

Und hier mit aufgespießten Hühnern

Am Abend gabs dann noch die "Fiesta de las Fogatas", eine Feuerfeier also. Die hat sich aber endlos hingezogen, weshalb wir dann doch etwas vor dem Ende zurueck ins Hostel gegangen sind.

Am zweiten Tag hiess es schon wieder frueh aufstehen. Wir wollten uns naemlich die Wasserfaelle von Gocta ansehen. Die wurden erst 2004 entdeckt und sind mit 771 Metern die dritthoechsten der Welt.

Die Wasserfälle von Gocta, die dritthöchsten der Welt mit 771 Metern.

Die Wasserfälle von Gocta, die dritthöchsten der Welt mit 771 Metern.

Sie sind gar nicht so weit weg von Chachapoyas, aber die einzige Strasse, die von der Stadt nach Norden fuehrt und ueber die wir auch von Trujillo gekommen sind, ist in einem sehr schlechten Zustand. Sie wird deshalb im Moment saniert und man kann sie nur zwischen 6 am abend und 6 am morgen befahren. Fuer uns hat das bedeutet, dass wir schon um 6uhr in San Pablo de Veredo sein mussten, weil danach die Strasse gesperrt wurde. In dem kleinen Dorf gabs immerhin noch ein Fruehstueck, bevor wir uns mit einer Frau vom Dorf auf den Weg zu den Wasserfaellen gemacht haben. Der Weg war sehr schoen, durch den Urwald vorbei an ueppiger Vegetation, ein wenig bergauf und bergab.

Um hinzukommen wandert man 3 Stunden durch ein schönes Tal...

Um hinzukommen wandert man 3 Stunden durch ein schönes Tal...

... mit schönen Blumen

... mit schönen Blumen

Nach ungefaehr 2 Stunden kamen wir zu einer kleinen Hütte mitten im Nirgendwo, wo eine Familie mit zwei Buben gewohnt hat. Dort gabs keinen Strom und kein fliessendes Wasser, nur Schweine, Kuehe, ein Pferd, Enten, ein paar Meerschwinchen, und jede Menge Ruhe und Zufriedenheit. Die Familie war sehr freundlich und hat uns gleich eingeladen hier eine Rast einzulegen.

Mitten im Wald trafen wir auf diese kleine Familie, weit und breit wohnt sonst niemand.

Mitten im Wald trafen wir auf diese kleine Familie, weit und breit wohnt sonst niemand.

Wenn die Eltern auf dem Feld arbeiten, muss der kleine Bub auf die Hütte aufpassen. Strom gibts natürlich keinen.

Wenn die Eltern auf dem Feld arbeiten, muss der kleine Bub auf die Hütte aufpassen. Strom gibts natürlich keinen.

Danach kamen wir zum Mirador, von wo man einen fantastischen Blick auf das ganze Tal und den Wasserfall hat. Nach einer weiteren Stunde waren wir dann direkt beim Wasserfall, allerdings nur beim oberen Teil. Man sieht dadurch die Maechtigkeit nicht wirklich, weil der obere Teil vielleicht nur ein Viertel der Hoehe ausmacht. Man kann auch zum unteren Teil des Wasserfalles wandern, dazu muss man allerdings von Cocachimba starten, was auf der anderen Seite des Tales liegt. Das waere vielleicht die bessere Variante gewesen.

Der obere Teil des Wasserfalls. Unten auf der Leiter steht Mathias.

Der obere Teil des Wasserfalls. Unten auf der Leiter steht Mathias.

Chachapoyas war sehr untouristisch, und auch die Leute hier waren sehr sehr freundlich, offen und immer zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt. Zum Beispiel kannte Mathias nach dem zweiten mal Fruchtsaft trinken an einem Marktstand schon die Familienfotos der Marktfrau.
Wir haben es auf jeden Fall genossen, nicht von Touristenmassen umgeben zu sein. Chachapoyas ist ein sehr ruhiger Ort und die etwas beschwerliche Anreise allemal wert!

© Julia und Markus, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eintauchen in die wunderbare Welt Südamerikas, die Anden mit Zelt und Rucksack entdecken, und 6 Monate Zeit dafür - ein Traum für so viele, und für uns geht er jetzt in Erfüllung. Mit diesem Reisebericht wollen wir allen Zuhausegebliebenen zumindest ein paar wenige Eindrücke von unserer Reise geben, und bei manchen vielleicht das Fernweh wecken damit sie es uns gleichtun und diese traumhafte Welt entdecken.
Details:
Aufbruch: 06.01.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.07.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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