Beluga geht durchs Nadelöhr 1

Reisezeit: Mai - Oktober 2004  |  von Doris Sutter

Neue Grenze, neues Land - - - Ungarn

Ausklarieren aus der Slowakei und einklarieren in Ungarn ist völlig unproblematisch. Die sklowakische Zollstelle für die Sportschifffahrt ist das Straßenzollhäuschen auf der Straßenbrücke zwischen slowakisch Komarno und ungarisch Komarom. Die Ungarn machen uns nicht mal einen Stempel in die Pässe. "Nix Stempel!" sagt der junge Grenzpolizist, "nur Eintritt-Formular ausfüllen!" Dann weiß ja keiner, dass wir hier waren, halte ich ihm vor. "Ich weiß, ist genug." Und schon sind wir entlassen. Keine Zollkontrollen, keine Fragen, keine Bootspapiere, gar nichts.

Auch Ungarn hat mittlerweile am Europäischen Ufer angedockt. Haben sie jahrelang einen Kommunismus ohne Kommunisten praktiziert, versuchen sich die ewig Gestrigen heute mit einem Kapitalismus ohne Kapitalisten. Aber die Jungen werden durchstarten und ihr Land allem Neuen und Westlichen noch weiter öffnen.

Die Basilika von Estzergom und die neu gebaute Donaubrücke kommen in Sicht

Die Basilika von Estzergom und die neu gebaute Donaubrücke kommen in Sicht

Die Donau ist breit und behäbig. Manchmal tanzt ein Wirbel oder Strudel im Fahrwasser, doch die Auenlandschaft macht eher schläfrig, da zunehmend eintönig. Sieht man schon von weitem die Kuppel der Basilika wie eine Fatahmorgana aus dem Dunst aufsteigen, weiß man, man hat Esztergom, das Tor zum Donauknie erreicht. Ein kleiner Jachthafen ist im Altarm Kis-Duna. Ein Nachfahre von Attila dem Hunnenkönig setzt als Hafenmeister dessen Tradition fort: Reisende ausplündern wo man sie trifft. Die Einfahrt ist so schmal, dass weniger Mutige als wir sicher keinen Versuch wagen würden. Aber die Wassertiefe ist ausreichend und Stadt und Basilika einen Besuch wert. Ein Petersdom im Kleinformat, gebaut damit sich bei seinem Anblick unbedeutende Menschen noch unbedeutender fühlen. Geschichtsmuffel wären gut beraten einige Kilometer weiter in einem natürlichen Schutzhafen kostenlos zu ankern.

Szentendre, die ehemalige Künstlerkolonie

Szentendre, die ehemalige Künstlerkolonie

Das Donauknie wird gerne als die ungarische Wachau bezeichnet. Und genau so präsentiert sie sich uns. Schauerlich und vernebelt. Und das Ende Mai. Natur und Fluss verbinden sich zu einer einzigartigen Symbiose von außerordentlichem Liebreiz. Eine romantische Hügellandschaft begleitet uns. Trotzdem schlüpfen wir in den Szentendre-Arm, der durchgehend bis zu seiner Einmündung in die Donau kurz vor Budapest 3-5 m Wassertiefe hat. Die Wicking-Marina von Budapest hat hier eine Zweigstelle, die genauso teuer ist. Nur wer Touristenrummel und Nepp liebt fühlt sich in der ehemaligen Künstlerkolonie und Handwerkerstadt Szentendre wirklich wohl. Selbst die Kirchen nehmen Eintritt. Aber die unberührte Natur des Altarmes lohnt diesen Abstecher allemal.

© Doris Sutter, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Bootsreise die Donau abwärts, durch Österreich, Slowakei, Ungarn, durch so schwierige Länder wie Serbien, Rumänien und Bulgarien, eine Rundreise durchs Donaudelta und weiter bis ins Schwarze Meer. Die Heimreise durchs Schwarze Meer und Mittelmeer findet ihr im 2. Teil. Hier folgt der 1. Teil
Details:
Aufbruch: Mai 2004
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Oktober 2004
Reiseziele: Österreich
Slowakei
Ungarn
Serbien
Eisernes Tor
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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