Von Antalya auf die Hochebene Zentralanatoliens

Reisezeit: Oktober 2005  |  von Herbert S.

Kappadokien: Das Soganlital und unterirdische Städte

Die Fahrt von Ürgüp in den Süden Kappadokiens ist nicht nur wegen der zahlreichen historischen Monumente interessant, sondern auch wegen ihrer landschaftlichen Reize. Die Strecke führt bis Taskinpasa durch das reizvolle Damsa-Tal, dessen fruchtbarer Boden landwirtschaftlich genutzt wird.

der moderne Ort im Soganli-Tal

der moderne Ort im Soganli-Tal

Das zerklüftete Soganli-Tal beherbergt ähnlich dem Göreme-Museums-Park zahlreiche Felsenkirchen, die zwischen dem 9. und 13. Jh. entstanden sind.

Schon auf dem Weg zur obligatorischen Ticketsperre müssen wir zur ersten Kirche - der mit einfachem Lineardekor ausgestatteten Tokali Kilise - eine steile in den 'Fels' gehauene Treppe mit schrägen Stufen hochsteigen.

Tokali Kilise

Tokali Kilise

Am Tickethäuschen bekommen wir auch einen Plan des Tales:

Plan des Soganli-Tals - der Ticketverkäufer wollte uns aber eigentlich in das Restaurant lotsen

Plan des Soganli-Tals - der Ticketverkäufer wollte uns aber eigentlich in das Restaurant lotsen

Wir wenden uns zunächst nach links in das nordwestliche Tal.
Zunächst suchen wir die 'church with the deer'.

'church with the deer'

'church with the deer'

Am Ende des Tales gelangt man über eine kleine Brücke zur Tahtali Kilise (oder Barbara-Kirche) mit kleiner Seitenkapelle und großer Halle

Tahtali Kilise (oder Barbara-Kirche)

Tahtali Kilise (oder Barbara-Kirche)

Kuppel

Kuppel

Die Kuppel der tonnengewölbten Einraumkirche ist mit einem Kreuz geschmückt. Im Naos Szenen sind Szenen aus dem Neuen Testament dargestellt.

Wir laufen das Tal zurück zum Eingang, wo inzwischen eine Reisegruppe eingetroffen ist und die heiß angespriesenen Soganli-Puppen bestaunt. Nun können wir auch ohne intensive Bemühungen der Herstellerinnen uns umschauen. Ulrike findet schließlich eine für 7 YTL.

Nun wenden wir uns ins rechte Tal und gelangen zuerst zur Karabas-Kilise aus dem 13. Jh.. Sie war vermutlich teil eines Klosterkomplexes.

geschwärzte Malereien - zum Teil überdeckt von 'Graffitis' Reisender aus dem 19.Jh.!

geschwärzte Malereien - zum Teil überdeckt von 'Graffitis' Reisender aus dem 19.Jh.!

Von dem kleinen Vorplatz kann man die Kubbelli Kilise (Kuppelkirche) und die ('hidden church')auf der anderen Seite des Tales gut sehen.

Die Yilanli Kilise (Kirche mit der Schlange) ist die letzte vor der Brücke - eine einfache tonnengewölbte Kirche mit einem Parekklesion an der Südseite. Die Malereien der Kirche sind stark zerstört.

Kubbelli Kilise (Kuppelkirche)

Kubbelli Kilise (Kuppelkirche)

Danach geht es über ein Wasser!! und entlang eines kleinen Bewässerungsgraben einen Pfad hoch zur Kubbelli Kilise (Kuppelkirche). Man hat den Eindruck einer freistehenden Kirche - das erklärt sich dadurch, daß die zylindrische Kuppel außen am Fels verziert ist.

aus einem einzelnen Felskegel gehöhlte kreuzförmige Kuppelkirche mit mehreren Nebenräumen.

aus einem einzelnen Felskegel gehöhlte kreuzförmige Kuppelkirche mit mehreren Nebenräumen.

Die Hidden Church (Unterkirche der Kubbelli?) ist fast vollständig unter der Erde und man kann sie zunächst nur durch ein Loch in der Erde vermuten. Das Innere weist noch, ebenso wie die Kuppelkirche, Reste von Malereien auf.

Auf der gleichen Talseite liegen eine Reihe Taubenschläge, deren Eingänge weiß umrahmt sind. Wir verlassen das Tal, das uns sehr gut gefallen hat und fahren westwärts Richtung Derinkuyu.

Hier ist die wohl imponierendste unterirdische Stadt von Kappadokien zu besichtigen.
Es soll in der Tufflandschaft von Kappadokien noch mehr als 30 weitere unterirdische Städte geben; sie sollen z.T. schon zu Hethiterzeiten bewohnt gewesen sein. Später wurden sie bevorzugt von Christen als Zufluchtsort vor der Verfolgung durch die Römer aufgesucht. Selbst 1839 suchte die Bevölkerung dort Schutz vor den ägyptischen Truppen.
Die Anlage von Derinkuyu liegt mitten in der gleichnamigen Neustadt, etwa 29 km südlich von Nevsehir. 8 Etagen dieser Unterstadt sind freigelegt worden, dies entspricht einer Tiefe von 55 m.
Der Rundgang führt durch enge Gänge an einem Netz von Belüftungsschächten vorbei und gibt Einblicke in Wohnräume, Wasserdepots, Weinkeller und andere Lagerräume. Selbst ein Kloster ist hier untergebracht.
Die Anlage gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Da es sich um zum teil ganz enge Gänge handelt, hatte ich keinen Fotoapparat mitgenommen. Es wäre auch nur wenige Motive wirklich aussagekräftig geworden.
Es ist ratsam für den Rundgang eine Taschenlampe bei sich zu führen, da nicht alle Bereiche hinreichend beleuchtet sind.

In dem kleinen Ort Kaymakli - etwa 18 km südlich von Nevsehir - gibt es eine weitere unterirdische Stadt, die besichtigt werden kann. Sie ist bis zu einer Tiefe von 35 m freigelegt, dies entspricht 5 Etagen. Neben Wohn- und Lagerräumen gehört zu dieser Stadt auch eine Kirche mit zwei Apsiden. Auch diese Anlage gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für die meisten ist Kappadokien heute ein Begriff für eine außergewöhnliche, märchenhafte Tuffsteinlandschaft mit Hunderten von Höhlenkirchen und Klöstern im Bergland westlich von Kayseri. Die Vielfalt der Farben und Formen dieser bizarren Landschaft bezaubert Besucher. Es gibt aber auch noch eine Hochkultur zu erkunden: das Reich der Hethiter. Und ein Stück Seidenstraße befahren wir auch noch.
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 16.10.2005
Reiseziele: Türkei
Sagalassos
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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