Frühjahrsreise durch Kalabrien und die Basilikata

Reisezeit: März / April 2014  |  von Thomas B.

Potenza und die Berge der Basilicata

Zunge raus   griechischer Fund im Museum Melfi

Zunge raus griechischer Fund im Museum Melfi

In die Berge der Basilicata

Nach Potenza

Wir fahren die (kostenlose) Autobahn, zuerst parallel zur Küste, dann ins Gebirge. Es wird immer gebirgiger, Schnee auf den Gipfeln und nach 340 km fahren wir in Potenza-centro raus. Jetzt kämpft unser altes Navi und wir auch. Es gibt neue Kreisverkehre, neue Einbahnstraßen und und und..... Aber wir finden die Via Londra, unser Viertel ist das der europäischen Hauptstädte, Rückgrat ist die Via Parigi, ganz in unserer Nähe Lisbona, Dublino und Athine aber wo ist Berlin? Vielleicht war man da mit Bonn / Berlin nicht klar gekommen.

Dann kommt ein Wirbelwind auf uns zu, Signora Liana, klein, hübsch, auf Englisch erklärt sie uns das Haus und dann noch die ganze Basilikata. Um alle ihre Besuchsvorschläge zu erfüllen, müssten wir wohl ein Vierteljahr hier bleiben. Die Wohnung, eine Art Einliegerwohnung ist sehr individuell ausgestattet aber sehr vollständig und Liana hat uns eine Überlebensration an Lebensmitteln besorgt. Und sie will uns auch unsere Wäsche waschen, wenn wir noch was wollten, sollten wir nur mit dem Telefonico klingeln, dann kommt sie runter und wenn sie nicht da ist eine SMS schicken. Wir lernen ihren Mann kennen und die jüngere Tochter, die ältere ist mit der Schule in Wales. Die beiden Töchter waren schon einmal ganz bei uns in der Nähe, in Alpirsbach im Schwarzwald.

Schroffe Berge und Historie: die lukanischen Dolomiten

Es war schlechtes Wetter vorhergesagt, aber der Sonntagmorgen sieht besser aus als erwartet. Wir beschließen eines von Lianes "Musts" zu erfüllen, wir fahren in die "Dolomiti Lucane". Und tatsächlich, mitten im Apeninn plötzlich ein Stück Dolomiten, schroffe, bizarre Berge und Felsen und dazwischen zwei der interessantesten Orte, die wir je gesehen haben: Castelmezzano und Pietrapertosa. Laut Reiseführer gehört Castelmezzano zu den 37 schönsten (kleinen) Orten Italiens. Später erfahren wir dass es inzwischen 200 schönste Orte gibt, einige davon kennen wir, zwei sollen wir noch kennen lernen nämlich Altomonte und Gerace in Calabrien.

Castelmezzano gehörte früher mal den Normannen (später den Johannitern), Pietrapertosa den Sarazenen, zwischen den beiden Orten durch eine tiefe Schlucht führte die Via Appia. Hier muss man wohl das Wort "Maut" erfunden haben. Die beiden Orte kleben an den Felsen, beide sind recht gut erhalten, einschließlich der Wanderwege sind sie Teil eines EU-Projektes.
Aber zuerst die Orte, die Häuser, die Kirche in Castelmezzano, wo gerade mit durchdringendem Glockenklang zur Messe gerufen wird, an der Ecke, an einem Mauervorsprung, stehen Männer mit wilden Blicken und spielen Karten.

Wir wandern langsam die steilen, gut gepflasterten Wege hinauf, vorbei am alten Normannenpalast, heute ein B&B. Gute Kennzeichnung. Vorbei an einer Herde Kühe, Schafe und Ziegen. Dann kommt eine Wallfahrtskirche, wir haben noch einmal einen guten Blick auf die Stadt. Dann höher und höher, es wird nachlässiger mit der Auszeichnung, wir kommen wohl etwas vom Weg ab, kommen stattdessen zum Startpunkt des "Volo dell'Angelo", eine Seilbahn für "Lebensmüde". Man wird festgehakt und saust dann mit bis zu 120 km/h über die tiefe Schlucht, zwischen zackigen Felsen hindurch rüber nach Pietrapertosa. Do gibt es, ca. 150 Meter höher, eine zweite Seilbahn, die am Unterstädtchen von Castelmezzano ankommt. Wer nach der ersten Fahrt den Mut für die zweite Fahrt verliert, kann zwischen den Felsen die Schlucht runter wandern und drüben wieder hoch, um nach ca. 3 ½ Stunden zurück zu kommen. Es gibt auch einen Weg über sieben Felsen, der aber wohl auch nicht jedermanns (und -fraus) Sache ist. Leider (ach wie geheuchelt) fährt die Bahn erst ab Juni. Wir setzen uns gemütlich ins Starthäuschen und packen unser Vesper aus.

Um nach Pietrapertosa zu kommen, muss man eine serpentinenreiche Straße hinauf fahren, die ist aber gesperrt. Aber es gibt eine heiße zweite Straße, die den gesamten Talkessel umfährt, teilweise extrem schmal, Schlaglöcher, ein Stück eigentlich schon keine Straße mehr, die ist einfach weg gerutscht. Diese Mischung aus Kalkstein und Tuff, Löss und Lehm, die Steilheit der Berge, dazu der viele Regen Anfang März (in Deutschland ist es trocken um diese Zeit....) führen unweigerlich dazu, dass ganze Hänge abrutschen.

In Pietrapertosa bekommen wir auf die Schnelle noch zwei Espressi, der Wirt erklärt uns, dass er gleich schließe, weil die Familie jetzt esse! Wir trinken flott aus, bezahlen, aber er hat doch noch Zeit uns zu fragen ,woher wir kommen. Als ich mit "Entra Karlsruhe e Stoccarda" anfange, leuchten seine Augen. Sein Bruder wohne in Stutensee bei Karlsruhe, Buschring, sagt er noch dazu. Small world.
Wir gehen rauf zur Menschen-Abseil-Stelle Pietrapertosas. Inzwischen sind schwarze Wolken aufgekommen, Regen in der Ferne, dazwischen Sonne, später sehen wir mehrere Regenbogen. Und es wird immer windiger, wir gehen noch ein Stück zur alten Sarazenenburg, versteckt hinter den Felsen, dann noch zur "Absprungstelle", da bläst es uns fast weg und da wir keinen "Volo dell'Angelo" ohne Seil machen wollen, kehren wir um zurück ins Dorf und bewundern die vielen Torbögen, für die Pietrapertosa berühmt ist.
Dann wieder die abenteuerliche Straße, Zebu-ähnliche Rinder auf einer Weide und ein Pferd, das ganz gemütlich für sich in der Gegend rum spaziert.

Geburtstag in Potenza

Es gibt ein Super-Frühstück, ein Geburtstags-Frühstück. Kalabreser-Salami, Percorino-Käse und ein Tablett aus der Pasticceria, lauter kleine süße "Schweinereien". Und als Knaller: Draußen regnets, stürmts und die Berge rund um Potenza sind weiß!

Trotz des Wetters wagen wir uns in die Stadt. Mit Schirm, den der Wind uns fast weg weht. Eingemummt wie zum Wintersport. Ein Geschäft, das wir passieren, heißt "Pinguino", passt! Aber zuerst Via Londra, Via Parigi, Via Tommani, an der Musikhochschule "Gesualdo" vorbei und dann "Escalator over the hill". Wie Perugia überbrückt Potenza die Höhenunterschiede mit Rolltreppen. Aber nicht nur mit einer wie in Perugia (von der wir damals nichts wussten, mit unseren Rucksäcken sind wir in brütenden Hitze vom Bahnhof den Berg hinauf zur Innenstadt marschiert...). Nein, Potenza hat drei, eigentlich vier Systeme, wie Liana uns stolz erklärt hatte, die längste Rolltreppe Europas. Verbunden werden die neuen Stadtteile, die auf verschiedenen Hügeln liegen, mit der ebenfalls auf einem Hügel liegenden Altstadt. Und da Potenza eine der am schnellsten wachsenden Städte Italiens ist, war dies wohl die sinnvollste Möglichkeit, die Trabanten-Stadtteile an die Altstadt anzubinden. Wir fahen zuerst runter ins Tal, Radiomusik beschallt uns, dann wieder rauf zur Altstadt, zu S.Lucia. Das Schöne: Die Rolltreppen sind überdacht, Wind und Schneeregen bleiben draußen. Potenza hat keine "klassische" Altstadt wie Siena oder Florenz, Erdbeben haben der Stadt zugesetzt, aber es wäre eigentliche eine nette, lebendige Stadt, wenn es nicht so permanent winden würde, kalt wäre und der Schneeregen nicht herunter käme. So besichtigen wir jede Kirche, den Dom mit seinen neuen interessanten Portalen und finden uns nach und nach in der Stadt zurecht.

Sowohl unser DUMONT-Reiseführer als auch Liana haben uns das Ristorante "la Tettoia" in der Via due torri empfohlen. Das Essen: hervorragend. Als "Gruß aus der Küche" gekochte rote Zwiebeln. Als Vospeise: Frutta di Mare, aber an nichts wird gespart. Verschiedene Muscheln, Tintenfisch, Garnelen mit einer hervorragenden Sauce. Danach Pasta mit Frutta di Mare und weißen Bohnen und dann einen hervorragenden gegrillten Fisch, dazu (gab es eigentlich zu allen Gängen) überbackenes Brot mit Knoblauch und Öl und als Getränk einen ganz ausgezeichneten Weiswein aus der Region. Abgerundet dann von einem Fruchtdessert und Kaffee. Und das alles zu angemessenen Preisen.
Aber das Besondere: Der Chef, Don Vito, ein knitziger alter Herr von über 80 Jahren, der überall die Honneurs macht und die Gäste einzeln begrüßt. Gegen 13.30 Uhr ist das Lokal knallvoll. Uns gegenüber sitzen wohl Honoratoren der Stadt (mit kleinem Wimpel "Lions Club"), dazu aber einfachere Leute, wir aber sind wohl die einzigen Fremden und werden ganz besonders hofiert. Mit der handgeschriebenen Speisekarte haben wir unsere kleinen Probleme, aber alles klappt. Viele Gäste sind wohl Stammgäste und steuern sofort auf "ihren" Tisch zu. Um den Rundtisch der "Lions-Honoratoren" schwänzelt Don Vito besonders eifrig herum. I. wird mit einem angedeuteten Handkuss verabschiedet, ganz Kavalier der alten Schule.
Daqnn kurz durch den Regen und wieder in die Wärme, ganz in der Nähe des Domes ist das Archäologische Museum. Wir haben noch nie einen solchen Schatz an griechischen Vasen, Schmuck, Bechern usw. gesehen. Ganz große Besonderheit: der Prinzessinen-Schmuck aus Gold und Bernstein. Zwei hervorragend gestaltete Stockwerke "Magna Graecia". Wir sind an diesem Montagnachmittag die einzigen Besucher, immer wenn wir einen Bereich durchhaben, wird das Licht wieder runter gedimmt. Aus den Fenstern sehen wir Schneeregen.

Dann gehen wir doch raus, etwas Sonne hat sich zum Glück gezeigt, wir gehen nochmals durch die Altstadt, erreichen die "scala mobile" und fahren wieder rauf auf unseren Hügel und finden die Via Londra....Ein Feuerchen im Ofen, heisser Tee und das Leben kann wieder beginnen.

Abstecher nach Pompeji

Nach dem Frühstück kaufen wir noch im CRAI in der Via Parigi ein, einem kleinen Lädelchen mit vielen orginellen, oft regionalen Produkten, Schinken, Käse, handgefertigte Pasta und Basilicata-Wein.
Dann suchen wir wieder die Autobahn, obwohl, das ist meist leichter als zurück zur Via Londra. Irgendwie schaffen wir es immer wieder auf den falschen Hügel. Und unser Navi kennt Sträßchen, wo uns Einheimische mit verwunderten Blicken nachsehen...
130 km sind es bis unterhalb des Vesuvs, der Ort, den der Vulkan 79 n.Chr. mit Asche zugedeckt hat und wo uns dank dieser Schicht heute seine Geheimnisse offenbart werden. Es ist eine Welt für sich, das Eintauchen in eine Zeit fast 2000 Jahre zuvor. Zum Glück ist wenig los, der große Rummel hat noch nicht begonnen. Nur unzählige französische Schulklassen ziehen begleitet von ihren Lehrern sowie Pompeji-Führern mit hart-klingendem Italo-Französisch durch die Ruinen. Haben alle französischen Schulen heute ihren Pompeji-Tag? Die Jungs und Mädels laufen artig und sehr gestylt hinterher, manche/r wird sich gedacht haben: "Die spinnen, die Römer".
Aber sie haben nicht gesponnen sondern mit allen möglichen Textilien gehandelt und laut Reiseführer einer seltsamen Fischsoße aus vergorenen Sardellen. Ansonsten aber das Bild einer römischen Stadt, kleine Häuschen in den Senken und oben die Villen der Reichen, darunter eine eines Caesar-Mörders, Komplize von Brutus und Cassius. Pompeji war damals schon am Renovieren, wenige Jahre zuvor hatte es ein Erdbeben gegeben, wenige Tage vor der Katastrophe einen Erdstoß und dann das Ende allen Lebens mit der Asche und den giftigen, alles erstickenden Gasen.

Drei Theater hatte man, ein riesiges Schwimmbad und im Tal, außerhalb der Stadtmauern, Nekropolen, wie es sie heute ja noch überall in Süditalien gibt und wie wir sie auch in Korsika erlebt hatten. Obwohl es regnet, genießen wir das Wandern durch die alte Stadt, verlaufen uns auch ohne Navi, sehen, dass überall weiter gegraben wird, Häuser diskret befestigt werden, ohne ihnen den Ruinencharakter zu nehmen. Dass aber im großen Amphitheater das eh nur stoppelhohe Gras gleich von vier Mann mit Motorsensen gemäht wird, stört doch die ganze Atmosphäre. Wenn ich denke, dass ich solche Lärmerzeuger (damals nur für die Forstwirtschaft gedacht) auch mal verkauft habe....
Verblüffend sind die Farben der noch erhaltenen Fresken, leuchtendes Rot sticht hervor. Wir waren kurz zuvor im Karlsruher Schloss bei einer Ausstellung "die Götter neben den Göttern" gewesen, die die vielen Glaubensrichtungen neben Jupiter & Co. aufzeigte, Demeter, Isis usw. Und tatsächlich, einer der besterhaltenen Tempel ist der Isis gewidmet, mit der Isis-Figur in einer Art Schrein-Tempel auf einem Podest. Aber dann regnet es immer mehr und wir sind müde und vegessen zum Schluss die "villa die misteri". Schade, wir müssen uns die Freseken mit den seltsamen Riten auf Papier ansehen.

In die Höhlenstadt: Matera und die Sassi

Es ist heller, sogar Sonne, allerdings Nebel um die Bergspitzen. Schmilzt der Schnee? Heute wollen wir ostwärts. Matera ist einer der Höhepunkte in der Basilikata. Es liegt auf ca. 400 m.ü.M., also tiefer als Potenza. Als wir uns Matera nähern, sieht es unspektakulär aus, das wird sich schnell ändern. Wir finden einen großen Parkplatz, gehen ein wenig durch die Oberstadt, interessante Kirchen und ein Palazzo, der sich als "Cinema comunale" entpuppt.

Dann aber sehen wir von einer Art Terrasse aus die Unterstadt, die "Sassi". Ich kenne keine Stadt, wo der Kontrast zwischen oben und unten so extrem ist, wie hier in Matera. Man muss zum Glück allerdings sagen "war". Oben die Palazzi, unten die in die Höhlen des Tuffsteins gebauten Häuschen. Hier müssen einst unhaltbare Zustände geherrscht haben, Carlo Levi beschreibt das in seinem Buch "Christus kam nur bis Eboli". Heute sind die "Sassi" renoviert, viele kleine B&B und Restaurants, die natürlich vom Fremdenverkehr leben, ein wenig Hauch von alternativem Snobismus.
Wir besichtigen eine Höhlenkirche, in deren Katakomben hat man früher in den untersten Höhlungen die Leichen einfach hingesetzt, Sitze sind in die Wand gehauen, und gewartet, bis sie zerfallen... Hier hatte man tatsächlich Leichen im Keller. Wir gehen weiter durch das Labyrinth der Sassi, sehen gegenüber über dem Fluss an der Tuffsteinwand noch kleine, unausgebaute Höhlen, auch hier haben wohl Menschen unter schlimmen Bedingungen gehaust, die völlig Unterprivilegierten.
Wir finden nach einigen Irrwegen den Aufstieg zum Dom, der aber renoviert wird. Ganz in der Nähe eine Kirche, deren Portal mit lauter Totenschädeln geschmückt ist, einige tragen Königskronen, Bischofsmützen oder sogar die Papst-Tiara.
An einer kleinen Piazza ist ein nettes kleines Café, Capuccino und zwei gefüllte süsse Stückchen, dazu läuft Jazz.
Dann marschieren wir in die falsche Richtung, stellen fest, dass es in den Seitengassen der Oberstadt fast noch mehr renovierungsbedürfige Häuser gibt als in den Sassi. Aber überall wird gearbeitet, Matera wird 2019 Kulturhauptstadt Europas sein, da ist ja noch ein wenig Zeit, zum Schluss wird es sicher hektisch, wir kennen das von Marseille 2013.

Es fängt an zu regnen, wir finden den Parkplatz, dann nach einigen Wirrungen - wir wollen nicht auf die Schnellstraße zurück - fahren die falsche, dann aber im Endeffekt doch richtige Strecke über Grassano und Tricario durch ein Tal grüner Hügel, darüber interessante Wolkenformationen und Blicke auf Städtchen auf den runden Hügeln sowie Fernblicke in die schroffen lukanischen Dolomiten. Nach einer Ehrenrunde finden wir die Via Londra.

Melfi: bei Griechen un Normannen

Heute wollen wir nach Melfi. Heute abend gibt's Pepperoni mit Ei bei Liana, sie hat uns per SMS eingeladen. Melfi liegt auf einem Hügel, wie die meisten Städte und Städtchen in der Basilikata. Schon von weitem sieht man die gewaltige Normannenburg, die westlich über der Stadt thront und im Osten den Dom mit seiner Campanille. Wir parken noch im "Flachen" und spazieren dann bei Sonnenschein, sehr zu vermerken in dieser Woche, den Berg hinauf. Enge Gässchen, viele Stiegen, wir erreichen den Dom. Barocke Pracht, Heilige, ein goldner Stuhl, rot gepolstert im Altarraum. Melfi ist Sitz eines Bischofs, derzeit sogar eines Kardinals. Im Dom marschiert eine Schülergruppe die einzelnen Stationen ab, eine Führerin mit durchdringender Stimme belehrt sie, ein Lehrer macht dauernd "Pssst", sobald Unruhe aufkommt.
Wir wandern zum Normannenschloss. Es waren aber nicht nur die Normannen, die hier lebten, man sieht sofort die Anbauten der "Swaben", wie die Staufer hier genannt werden. Friedrich II hat durch die angebauten Türme ein wenig Castel-del-Monte - Illusion schaffen lassen. Nach den Staufern kamen die Anjou, später die Bourbonen, die barockes in die Räume brachten. Insgesamt aber ein solides Bauwerk mit dicken Mauern und einem tiefen Graben, das wohl nie erobert wurde.

Drin ist neben einem äußerst gut erhaltenen römischen Marmorsarkophag eine der interessantesten Ausstellungen über Ausgrabungen aus Magna Graecia aber auch schon aus der Zeit der Etrusker und der späteren Römerzeit. Wir bewundern die Vasen mit ihren Bildergeschichten, den filigranen Schmuck, die vielen Gebrauchsgegenstände, alles in der Umgebung ausgegraben. Zusammen mit dem Museum in Potenza eine großartige Übersicht über das griechische Leben in Süditalien.
Wir sind allein im Museum, aber nicht ganz, als wir ein Stockwerk höher gehen, hören wir plötzlich eine durchdringende Stimme und gelegentlich "Pssst", die Schulklasse war schon vor uns da....
Man hat aus den Fenstern der Burg einen hervorragenden Blick auf die grünen Hügel der Umgebung und wir sehen schon von weitem eine schwarze Wand auf uns zu kommen, dann schüttet es und wir machen noch die eine oder andere Runde durchs Museum, finden auch noch Räume, die wir vorher noch nicht gesehen hatten. Dann klart es ein wenig auf, es regnete nur noch leicht und wir begeben uns vom Castello weg auf die Via Normanna, dann Treppen das Städtchen runter, bestens rot-weiss-rot ausgezeichnet, denn es ist zugleich der Beginn des Wanderweges, der zu den erloschenen Vulkanen südwestlich und zu zwei Kraterseen führt. Aber dafür ist das Wetter zu unstet.
Wir suchen und finden den Weg nach Venosa, wo eine Kirche steht, die angefangen und nie fertig gestellt wurde (gab es damals schon die Mafia?). Aber dann verfranzen wir uns und kommen in zwei kleinen Weinbaugemeinden (Barile und Ginestra) heraus, wo uns die vielen in den Hügel gebauten und mit farbigen Türen versehenen Weinkeller auffallen, ähnliches gibt es im österreichischen Burgenland. Barile wurde übrigens von Albanern gegründet, den so genannten "Aberesh". Nach den kleinen Irrfahrten lassen wir Venosa links liegen, obwohl wir dann doch noch die richtige Abzweigung sehen. Wir wollen heim in die Via Londra, schließlich sind wir für den Abend noch eingeladen. Wir fahren dieses Mal von Norden nach Potenza rein und finden fast auf Anhieb die Via Londra. Na, es geht ja doch.

Abschied von der Basilikata - Abschied von Freunden

Ein netter Abend bei Liana und ihrer Familie. Wir lernen, wie man getrocknete Pepperoni mit Ei macht, bekommen noch Pasta sowie Kartoffelgratin und essen gekochten Friseesalat mit Auverginen, hervorragend! Wir erzählen uns gegenseitig Englisch / Deutsch / Italienisch über unsere Familien und unsere Reisen. Ein sehr netter Abend mit einem guten Rosato aus der Vulkangegend, die wir am Nachmittag noch durchfahren hatten, und einem Gläschen Grappa zum Abschluss!

Wir wollen heute nicht mehr weit weg, also fahren wir nach dem Frühstück wieder "scala mobile" und gehen in die Altstadt von Potenza, dieses Mal ohne Schneeregen.
Heute ist wesentlich mehr Leben in der Altstadt als am Montag. Kein Wunder, es ist sogar ein wenig sonnig. Wir kaufen Blumen für Liana, kaufen Pepperoni in einem "Fisch und Pepperoni - Laden" und essen in einem Café "ricotta e pera" - Plätzchen zum Capuccino und beobachten die Menschen, die vorbei gehen. Mit der größten Rolltreppe Europas fahren wir zurück auf unseren Hügel.
Freundschaftlich verabschieden wir uns am nächsten Tag von unseren Gastgebern.

Lukanische Dolomiten: Abstieg nach Castelmezzano

Lukanische Dolomiten: Abstieg nach Castelmezzano

Lukanische Dolomiten: Bei Pietrapertosa

Lukanische Dolomiten: Bei Pietrapertosa

Materna - Die "Sassi"

Materna - Die "Sassi"

Melfi- Blick aus der Normannenburg

Melfi- Blick aus der Normannenburg

Eulen aus Melfi

Eulen aus Melfi

© Thomas B., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir waren März / April 2014 5 Wochen in Kalabrien und der Basilikata (mit ein klein wenig Sizilien). Wir hatten 4 verschiedene Ferienwohnungen und haben von dort aus Wanderungen unternommen und Städte bzw. Landschaften besucht.
Details:
Aufbruch: 11.03.2014
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 18.04.2014
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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