Wiedersehen in Indien

Reisezeit: Juli / August 2014  |  von family on tour

KERALA: Kino in Attingal

Nachdem wir zwei Tage lang das Hotel für uns allein hatten, kommen nun nach und nach Indische Gäste. Es ist komisch zu sehen, dass sie mit dem Hotelpersonal Englisch sprechen, aber das liegt an den vielen verschiedenen Sprachen. Einer von uns hat schlimme Zahnschmerzen bekommen. Der Arzt, der das Ajurveda Zentrum gegenüber betreibt, fährt für uns ins Dorf, um Schmerzmittel zu besorgen. Aus diesem Grund verzichten wir auch auf das Bootrennen, das an diesem Samstag stattfindet. Das fällt uns auch nicht allzu schwer, denn Abhilash erzählt uns, dass es dort dermaßen voll ist, dass er selbst das Event lieber im TV verfolgt. Für Karten für die begehrten Plätze auf den Zuschauerbooten, die ganz nah am Geschehen dran sind, ist es auch viel zu spät. Sollten wir noch einmal kommen, dann wissen wir vieles mehr.

Nun buchen wir auch endlich unser Hausboot für die Tour durch die Backwaters am Montag. Das hatten wir beim ersten Besuch hier verpasst, weil es in den letzten Tagen zu viel geregnet hatte. Wir bekommen eins für uns allein mit zwei Schlafzimmern, Vollverpflegung und Aircondition für umgerechnet 125 Euro. Da kann man nicht meckern. Am Pool lernen wir eine Indische Familie mit zwei Söhnen aus London kennen. Ich unterhalte mich gut mit der Mutter und Nico beschäftigt sich mit dem älteren im Wasser. Er lernt Deutsch in der Schule und seine Mutter würde es begrüßen, wenn Nico sich mit ihm unterhalten würde.

In der Stadt geben wir zwei volle Tüten mit Wäsche ab. Montag soll sie fertig sein. Ich hoffe, dass unsere Klamotten nicht wieder mit einem Kugelschreiber gekennzeichnet werden. Nach dem Mittagessen gurken wir zum Vergnügen ein wenig durch die engen kurvigen Gassen mit ihren tiefen Schlaglöchern und amüsieren uns über die Plakate auf denen verschiedene Behandlungsmethoden abgebildet sind. Die Fußmassage ist nicht für den Fuß sondern wird mit dem Fuß gemacht. Es sieht eher so aus als würde einer, der am Boden liegt getreten. Die Indo-Thai Massage sieht aus, als würde einer in den Schwitzkasten genommen und toll ist auch der Sarg, in den einer umwickelt mit Grünzeug gesteckt wird. OK, wir haben keine Ahnung von Ayurveda. Bestimmt ist es ganz toll. Nico wundert sich nur darüber, dass man für eine solche Behandlung auch noch bezahlen muss.

Am Abend gibt es extrem viele Mücken, das finden auch die Inder, die von den Mistviechern bei weitem nicht so stark belästigt werden wie wir. Kurz darauf komme ich mir vor wie in der Kirche. Bikasch kommt mit einem qualmenden Weihrauchschwenker zu unserem Cottage und wedelt ihn durch unsere Terrasse. Ein wenig hilft es sogar. Im Dunkeln gehen wir in den Pool. Dabei können wir viele Flughunde und Fledermäuse beobachten, die über uns ihre Kreise ziehen. Weil sowohl Sajin als auch Sandeep bei ihren Familien sind, ist es bei uns heute sehr ruhig, deshalb spielen wir am Abend Munchkin. Für Morgen haben haben wir uns zum Kino verabredet.

Heute Mittag fahren wir an der Küste entlang durch ein Dorf auf einer sehr schmalen Landzunge. Links die Backwaters und rechts das Meer. Die Häuschen sind alle schön bunt angemalt in verschiedensten Farben, es gibt sogar eine relativ große Kirche. Man winkt uns fröhlich zu. Wir erreichen die Stelle, wo der Fluss ins Meer mündet. Hier wurden große Felsen und riesige Wellenbrecher aufgetürmt, um die Wut der Wellen zu bremsen. Sie knallen auf die Barriere, dass es meterhoch aufschäumt. Das scheint auch für viele Inder eine Attraktion zu sein, denn es herrscht ein reges Kommen und Gehen, auf der anderen Seite ebenso, dort versuchen einige Leute zu angeln. Zwei Männer wollen sich unbedingt mit uns in den verschiedensten Konstellationen fotografieren. Dann wird es sogar uns zuviel. Weil wir vor dem Kino noch essen gehen wollen, fahren wir zurück.

Im Zentrum der Stadt hört man auf der ganzen Hauptstraße "Nama Shivaja" Gesang und auf dem Kreisverkehr wurden unzählige gelb-rote Flaggen aufgestellt. Dies ist zu Ehren Shivas und wird zehn Tage lang andauern. An jedem einzelnen Tag werden Pujas für die zehn verschiedenen Charaktere, die Shiva verkörpert, abgehalten.

Viertel vor sechs fahren wir mit Abhilash und Sandeep, die sich zu Nico auf die Rückbank quetschen, nach Attingal ins Kino. Wir sehen einen Film, der in Cochin gedreht wurde, also hier in Kerala spielt. Es ist eine Komödie und wir verstehen das meiste, der Rest wird uns erklärt. Als der Held seinen ersten dramatischen Auftritt hat, wird im Kino laut gejohlt und gepfiffen. Es wird oft laut gelacht, Babies heulen, lautes Tütengeraschel hinter uns und in der Pause gibt es Chai und Popcorn. Im Gegensatz zu den Bollywood-Filmen gibt es keine Tanzszenen aber trotzdem gute Musik zur Untermalung. Die Karten kosten fast nichts. Vier Euro für uns alle.

Auf der Rückfahrt stöpseln wir Nicos MP3 Player ein und spielen Bayrische Blas- und Zithermusik mit Jodelgesang. Abhilash und Sandeep schlagen sich im Takt auf die Schenkel und versuchen sich im Jodeln. Zur Feier des Tages legt Thomas dann seinen Doti, der hier Mundu genannt wird, an und sogar die Polizisten, die zu einer Stipvisite ins Hotel kommen, finden dass er super damit aussieht. Mit einem Bettlaken demonstriert Abhilash die verschiedenen Arten, den Mundu zu tragen. Die Regierung von Kerala hat übrigens angeordnet, dass jeder Einwohner mindestens einmal in der Woche den Mundu tragen soll, um die Tradition aufrecht zu erhalten. Abhilash will dafür sorgen, dass alle am Dienstag einen tragen. Da können wir ein schönes Gruppenphoto machen, hehe.

Die ständigen kleinen Feuer am Straßenrand

Die ständigen kleinen Feuer am Straßenrand

An der Spitze der Landzunge

An der Spitze der Landzunge

© family on tour, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach zwei Jahren möchten wir unsere Freunde in Kerala wiedersehen. 2012 haben wir eine Woche in einem Hotel in Varkala gewohnt und durch die völkerverbindende Eigenschaft von Spielen mittels der vor unserem Cottage aufgehängtn Dartscheibe jeden Abend mit den Jungs vom Hotel und deren Freund Sandeep viel Spaß gehabt (siehe Reisebericht: Kerala mit Kind und Karre) Der Kontakt ist nie abgebrochen und es wurde Zeit, die Jungs mal wieder zu besuchen.
Details:
Aufbruch: 30.07.2014
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 15.08.2014
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
family on tour berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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