(M)ein Traum wird wahr .... Weltreise!

Reisezeit: Juni 2013 - April 2014  |  von Rolf Bilo

Meine Rallye durch Dakar

Viel zu kurz in einem schönen Land

Der Senegal ist der westafrikanische Staat, der mich am meisten interessiert. Vermutlich liegt es daran, dass dieses Land eines der stabilsten in dieser Region und daher seit vielen Jahren ein beliebtes und bekanntes Reiseziel ist. Auch die Städtefreundschaft zwischen meiner Arbeitsheimat Solingen und der nahe der Hauptstadt Dakar liegenden Provinzhauptstadt Thies, die sich u.a. auf enge Beziehungen zwischen den (Jugend-)feuerwehren gründet, und Erzählungen einiger Teilnehmer von Bürgerreisen dorthin, mögen dieses Gefühl von vertrautem "da möchte ich mal hin" erzeugt haben.

Gerne würde ich Senegal ausführlich bereisen, nicht nur die Städte, sondern vor allem auch in den Busch. Als ich auf den Fijis diese Etappe plante, schaute ich zunächst, ob nicht sogar eine ein- bis zweiwöchige Rundreise möglich wäre. Doch erstaunlicherweise bietet derzeit kaum ein Reiseveranstalter Senegal an, vermutlich wegen der Einführung der Visapflicht im Sommer 2013 und der politischen Verhältnisse in der Nachbarregion um Mali. Die Visapflicht soll übrigens im August 2014 wieder aufgegeben werden, nachdem es zu massiven Einbrüchen in der Tourismusbranche kam.

So blieb mir nur ein selbstorganisierter Kurzaufenthalt in Dakar übrig, der auch noch durch die bereits mehrfach zitierten und bejammerten Flugveränderungen auf 2 ½ Tage beschränkt wurde - schade!

Senegal und Gambia sind Malariagebiete, d.h. es ist wieder einmal Prophylaxe mit Malarone und regelmäßiges Einsprühen mit Anti-Brumm angesagt.

Dakar bleibt leider der einzige Ort im Senegal, dann gibt es noch einen kurzen Abstecher nach Banjul, Hauptstadt des "kanonenschussbreiten" Gambias

Im Laufschritt durch Dakar

Der Flug von den Kapverden nach Dakar fand tatsächlich wie zuletzt, d.h. einen Tag vorher, angekündigt statt, allerdings mit Verspätung. Am Abend zuvor hatte ich auf Wikitravel.org noch einmal über Dakar gelesen und war dabei auf Warnungen vor Beeinträchtigungen durch Kleinkriminelle am Flughafen gestoßen, die mir dann eine unruhige Nacht bescherten.

Der Flug verging schnell, die Einreise hingegen nicht. Zwar war mit meinem Onlinevisum alles in Ordnung, man stellt sich zunächst mit allen anderen eintreffenden Reisenden an den Immigrationschalter und bekommt einen Stempel in den Pass und auf den Onlinevisumausdruck, doch dann muss man noch in eine Visabude. Dort werden die biometrischen Daten erfasst, der Pass eingescannt und das Visum ausgedruckt und in den Pass geklebt. So zumindest die Theorie. Ein völlig überforderter Immigrationofficer versuchte über eine halbe Stunde, dem Computer bzw. dem Drucker dieses Visum herauszulocken. Die Zeit verging und ich hatte Sorge, dass mein bestellter Transfer nicht länger warten und mein Gepäck verschwinden würde.

Doch irgendwann war es dann soweit, das Visum in den Pass eingeklebt, noch einmal am Ausgang kontrolliert und dann war ich am Gepäckband. Meine Tasche war die letzte, stand einsam und verlassen mitten im Saal - und war klatschnass! Dabei regnete es hier nicht. Je näher ich kam, desto unangenehmer wurde der Geruch. Doch erst im Hotel stellte ich fest, dass auch im Inneren der Tasche alles nass war und es nach Spiritus roch. Ich erklärte es mir so, dass - so ähnlich wie bei Wikitravel beschrieben - jemand Unbefugtes am Gepäckband war, mir Spiritus in die Tasche spritzte, um mir dann unter einem Vorwand zu einem abgelegenen Ort die Tasche hinzubringen und die Herausgabe von einem "Trinkgeld" abhängig zu machen. Lediglich der Umstand, dass ich der Letzte war und im Saal nur noch einige Polizisten herumstanden, wird diese Aktion verhindert haben.

Jedenfalls führten die Flugverspätung, die Visaaktion und die notwendige Wäsche meiner verschmutzten Klamotten dazu, dass mein eh schon sehr knappes Zeitbudget in Dakar noch weiter verkürzt wurde. Dabei hatte ich ein volles Programm zusammengestellt, es gibt so viel zu sehen und erleben. Also stand meine ganz persönliche Rallye - nein, nicht von Paris nach Dakar, sondern in Dakar - an. Schnell noch eine Pizza essen gegangen, und dann begann die Stadtrallye.

Die Orientierung machte mir anfangs etwas Probleme, aber dann ging es doch zügig. Mein Hotel "Al Baraka", was seinem Namen übrigens keine Ehre machte, sondern ganz ordentlich war, lag zentral in der Innenstadt. Und so konnte ich der Reihe nach dann die Altstadt, den Präsidentenpalast, die Kathedrale, eine Feuerwache im Innenministerium, den Soweto-Platz mit dem Dakar-Museum und die kilometerlange östliche Corniche ablaufen. Die Corniche hatte ich unterschätzt, sie zog sich seeehr lange hin und das bei einer Affenhitze. Aber es hat sich gelohnt, die Blicke auf Dakar, auf die im Meer sichtbare Insel Gorée und die auf Reede liegenden Schiffe haben sich gelohnt, nicht zu vergessen die Landschaft mit vereinzelten Baobabbäumen, blühenden Sträuchern und einer Vielzahl von Raubvögeln.

Vorbei am Botschaftsviertel führt die Corniche unmittelbar zum Hafen, vor dem emsiges Treiben herrscht. LKW, vereinzelt Pferdefuhrwerke, hupende Taxen, Marktstände und jede Menge Menschen machen sich den Platz auf den engen Straßen streitig. Ich suche den Gare maretim, von dem aus die Fähre nach Gorée abfährt und finde ihn zügig. Dann noch eben den alten Bahnhof anschauen, von dem Züge bis nach Mali fahren sollen - ich kann es kaum glauben - , dann das Rathaus suchen, denn von dort finde ich mich wieder zurecht und zurück zum Hotel. Ich muss mich etwas beeilen, denn ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit im Hotel sein, Dakar ist mir etwas zu unsicher. Im Hotel fällt mir jetzt erstmals das Rufen der Muezzins auf, klares Zeichen, dass ich wieder in einer anderen Welt bin.

Bereits beim Anflug auf Dakar hatte ich das riesengroße Monument zur Wiederauferstehung Afrikas gesehen, es ähnelt den sowjetischen Riesendenkmälern und ist das höchste Ehrenmal Afrikas. Nicht zuletzt deshalb wird es von Kritikern als unafrikanisch und untypisch abgelehnt; gebaut hat es Nordkorea. Auf der Rückfahrt zum Flughafen möchte ich es mir noch einmal aus der Nähe anschauen. Das gilt übrigens auch für die große Moschee, die ich zwar schon kurz auf der Fahrt zum Hotel sah, aber auch noch einmal näher betrachten möchte.

Das kann ich dann auf der Fahrt über die westliche Corniche zum Flughafen machen, ich fahre mit genügend Vorlaufzeit los und mein Taxifahrer zeigt mir noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit. Ganz in der Nähe der Großen Moschee ist eine weitere, große Moschee, die El Hadji Omar al Foutiyoumosche nebst Mausoleum, dann kommt der Kunsthandwerkermarkt Soumbedioune, neben dem die Fischerboote ihren Fang anlanden. Nur 10 Min Fahrt, dann bin ich am riesigen Monument. Ich komme mir vor wie in Stalingrad, dort steht ein ähnlich wuchtiges Ding.

Und damit ist meine Rallye durch Dakar´s Innenstadt auch schon beendet.

Welcome to ... Dakar im Senegal

Welcome to ... Dakar im Senegal

Abenteuerlich sind die Busse in Dakar unterwegs, die Zielausrufer und Kassierer stehen auch bei hohen Geschwindigkeiten hinten auf dem Trittbrett

Abenteuerlich sind die Busse in Dakar unterwegs, die Zielausrufer und Kassierer stehen auch bei hohen Geschwindigkeiten hinten auf dem Trittbrett

Das Fußballstadion von Dakar

Das Fußballstadion von Dakar

Straßenverkehr in Dakar Downtown, es staut sich, es ist laut und stickig.

Straßenverkehr in Dakar Downtown, es staut sich, es ist laut und stickig.

Hinter dieser offenen Türe verbirgt sich eine Kleinstwerkstatt für Motorroller

Hinter dieser offenen Türe verbirgt sich eine Kleinstwerkstatt für Motorroller

Straßenhändler

Straßenhändler

Der Präsidentenpalast, fotografiert mit ausdrücklicher Erlaubnis eines Maschinenpistolenträgers

Der Präsidentenpalast, fotografiert mit ausdrücklicher Erlaubnis eines Maschinenpistolenträgers

Grimmig schaut der Repräsentant der Ureinwohner Senegals von seinem Sockel vor einem Regierungsgebäude

Grimmig schaut der Repräsentant der Ureinwohner Senegals von seinem Sockel vor einem Regierungsgebäude

Die Kathedrale von Dakar

Die Kathedrale von Dakar

Der Soweto-Platz mit dem im Hintergrund liegenden Dakar-Museum

Der Soweto-Platz mit dem im Hintergrund liegenden Dakar-Museum

Der Leuchtturm an der östlichen Corniche

Der Leuchtturm an der östlichen Corniche

Baobab- oder Affenbrotbäume an der Corniche

Baobab- oder Affenbrotbäume an der Corniche

Tower im Freihafen von Dakar

Tower im Freihafen von Dakar

Frachter im Hafen

Frachter im Hafen

Das Rathaus von Dakar

Das Rathaus von Dakar

Auf dem Bahnhof von Dakar; wer hier hinpinkelt, muss 3000 Francs Strafe zahlen! Es fahren tatsächlich Züge von hier ab, wohin? Früher wohl einmal bis ins Nachbarland Mali.

Auf dem Bahnhof von Dakar; wer hier hinpinkelt, muss 3000 Francs Strafe zahlen! Es fahren tatsächlich Züge von hier ab, wohin? Früher wohl einmal bis ins Nachbarland Mali.

Der Kermelmarkt zwischen Hafen und Innenstadt

Der Kermelmarkt zwischen Hafen und Innenstadt

Die "Große Moschee"

Die "Große Moschee"

Eines der zahlreichen, herrlich bunten Sammeltaxen in Dakar

Eines der zahlreichen, herrlich bunten Sammeltaxen in Dakar

Die El Hadji Omar al Foutiyoumosche und daneben das Mausoleum

Die El Hadji Omar al Foutiyoumosche und daneben das Mausoleum

Nein, ich bin nicht in Stalingrad, sondern in Dakar!

Nein, ich bin nicht in Stalingrad, sondern in Dakar!

Ausflug auf die Sklaveninsel Gorée

Eine Fahrt auf die Sklaveninsel Gorée sollte man unter keinen Umständen verpassen. Nur 15 Min dauert die Überfahrt von Dakars Hafen zum Anleger auf Gorée und schon ist man in einer ganz anderen Welt. Raus aus dem lauten, stickigen Dakar mit seinen Betonhochhäusern und rein in ein Dorf, wie es vor 150 Jahren vielleicht typisch für den Senegal war.

Auf Gorée wurden über mehrere Jahrhunderte hinweg die Sklaven aus dem westlichen Afrika zusammengetrieben und bis zum nächsten Transport nach Amerika eingepfercht. Die unmenschlichen Bedingungen werden sehr anschaulich im Haus der Sklaven dargestellt, hier wurden zeitgleich hunderte Menschen auf engstem Raum, von ihren Familienangehörigen getrennt, hinter dicken Mauern zusammengepfercht und misshandelt. Unvorstellbar. Bedrückend die Atmosphäre im Museum. Anschaulich und nachvollziehbar. Mir laufen Schauer über den Rücken.

Irgendwie liegt diese Atmosphäre über der ganzen Insel, man wird ständig an das Schicksal der Sklaven erinnert.
Man erfährt erstaunliches über den Sklavenhandel, die Rolle der Großgrund- und Grubenbesitzer in Amerika, aber auch der Araber und Mauren, die sich an der Sklavenjagd beteiligten. Dass der deutlich überwiegende Teil der Sklaven nach Brasilien verschifft wurde, war für mich eine neue Information, bisher waren die US-amerikanischen Südstaaten für mich die Sklavenbezieher.

Beim durchwandern der engen, sandigen Gassen Gorées fühle ich mich um viele Jahre zurückversetzt. Alles wirkt originalgetreu wie vor 150 Jahren, alte Häuser, meist Steinbauten, dahinter kleinere Holzhütten, in denen Holzkohlefeuer brennen, meckernde Ziegen, kleine Geschäfte in Holzbuden. Im großen Fort befindet sich ein historisches Museum, welches ebenfalls einen Schwerpunkt auf den Sklavenhandel legt. Das Meeresmuseum hingegen ist geschlossen, enttäuschend, denn es soll sehr interessant sein. Doch Gorée ist für sich gesehen ein einziges Museum, hochinteressant. Menschen, Gebäude, Gärten, Gassen und die wenigen gepflasterten Straßen bieten dem Auge viel Abwechslung, Farben und Eindrücke.

Ein unvergesslicher Tag, hier auf der Insel. Ein Muss für Senegalbesucher, ein lohnenswertes Muss!

Anlanden auf Gorée

Anlanden auf Gorée

Leben wie vor 100 Jahren - Einkauf beim Bäcker

Leben wie vor 100 Jahren - Einkauf beim Bäcker

Das Haus der Sklaven auf Gorée

Das Haus der Sklaven auf Gorée

In diesen spartanischen Räumen waren hunderte von Sklaven eingepfercht, bevor sie nach Amerika verschifft wurden

In diesen spartanischen Räumen waren hunderte von Sklaven eingepfercht, bevor sie nach Amerika verschifft wurden

Gedenk- und Büroraum im Sklavenhaus

Gedenk- und Büroraum im Sklavenhaus

Befreiungsdenkmal

Befreiungsdenkmal

Enge, sandige Gassen erschließen die Insel Gorée

Enge, sandige Gassen erschließen die Insel Gorée

Die Frauen der Insel verkaufen in winzigen Shops Souveniers ...

Die Frauen der Insel verkaufen in winzigen Shops Souveniers ...

... während die (alten) Männer die Ereignisse des Tages besprechen

... während die (alten) Männer die Ereignisse des Tages besprechen

Denkmal auf dem Rathausplatz für die Mediziner und Apotheker, die bei einer Seuche Ende des 19. Jhdts umkamen

Denkmal auf dem Rathausplatz für die Mediziner und Apotheker, die bei einer Seuche Ende des 19. Jhdts umkamen

Das alte Rathaus

Das alte Rathaus

Am Ufer stehen überwiegend große, massive Häuserzeilen

Am Ufer stehen überwiegend große, massive Häuserzeilen

Die Gassen auf der Insel erfreuten mich immer wieder, so interessant und hübsch anzusehen waren sie

Die Gassen auf der Insel erfreuten mich immer wieder, so interessant und hübsch anzusehen waren sie

Restaurant am Place de la Porte

Restaurant am Place de la Porte

Ein letzter Blick auf Gorée nach der Abfahrt des Fährbootes

Ein letzter Blick auf Gorée nach der Abfahrt des Fährbootes

© Rolf Bilo, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach über 30 Jahren wird mein Traum wahr: meine Weltreise, d i e Weltreise, beginnt in Kürze. Ein Jahr lang um die Welt, möglichst viel sehen, alle Kontinente..... Der Countdown läuft
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 25.04.2014
Reiseziele: Äthiopien
Burundi
Südsudan
Kenia
Uganda
Ruanda
Tansania
Dschibuti
Seychellen
Mauritius
Madagaskar
Komoren
Thailand
Brunei Darussalam
Singapur
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Rolf Bilo berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.