Cuba und Suedamerika

Reisezeit: Juni 2008 - März 2009  |  von Olli Schäfer

Bolivien: Copacabana

Gerade das penetrante Angebot an Touristenbussen mit dem Supersorglospaket Grenzquerung von Puno (Peru) nach Copcabana (Bolivien) hat mich bewogen den lokalen Laemmerbus zu nehmen. Dieser endete natuerlich vor der Grenze, genauer gesagt wurde ich mit dem verbleibenden Passagieren vom Busfahrer auf einem staubigen Platz ausgesetzt. Als ich den anderen folgte, rief mich der Busfahrer zurueck. Zur Grenze fuer mich in die andere Richtung. Die Anwesenheit von Geldwechslern liess mich vermuten, dass ich die Grenze erreicht hatte ansonsten sah es eher nach einem kleinen Marktflecken aus. Ich fand das Gebaeude fuer die Ausreise aus Peru, aber der Beamte verlangte einen Stempel der Polizeibehoerde, dass ich auch brav gewesen sei waehrend meiner Zeit im Lande. Die Behoerde befand sich zwei Haeuser weiter und der Stempel war nur Formalitaet. Zu Fuss querte ich die Grenze, nur um auf bolivianischer Seite erneut nach der Behoerde suchen zu muessen. Dort kam ein Beamter in Kampfuniform aus einem Hinterzimmer, drueckte mir eine Ein- und Ausreiseformular in die Hand, was ich ausfuellen sollte und verschwand wieder. Das Formular enthielt 25 Punkte und es wurde explizit darauf hingewiesen, dass es vollstaendig und wahrheitsgemaess auszufuellen sei. Just in dem Augenblick in dem ich das Werk vollendet hatte, erschien der Mann in Kampuniform wieder aus seinem Hinterzimmer: ¿Listo?, ¡Si!, dann nahm er mein Formular, trennte den Einreise- vom Ausreiseteil und legte letzteren ohne einen Blick darauf zu werfen auf ein kleines Haeufchen mit ebendiesen Formularen. ¿Nacionalidad?, ¡Aleman!, gelangweilt blaetterte er in meinem Pass, verzierte eine Seite mit dem Einreisestempel und gab mir selbigen zurueck, ohne meine Identitaet geprueft zu haben. Fazit: Idealer Ort fuer einen illegalen Grenzuebertritt. So landete ich im Original Ort Copacabana. Die Copacabana in Brasilien, heute um ein Vielfaches beruehmter, wurde nach jenem Nest in Bolivien benannt.

Es ist erstaunlich welch heidnische Kulte die katholische Kirche in Lateinamerika foerdert. In Copacabana am Titicacase findet allsonntaglich eine der bizarsten Wallfahrten statt. Schon vor Sonnenaufgang steht eine lange Autoschlange vor der Kirche und spaeter verstopfen Hunderte von Autos und Bussen den kleinen Ort. Waehrend des Wartens werden die Autos akribisch geputzt, mit Blumen und allem moeglichen anderen Nippes geschmueckt und die Motorhaube verwandelt sich in einen Altar. Unglaublich aber wahr: die Blechkarossen werden mit Weihwasser getauft. Drei Priester arbeiten im Akkord um dem Ansturm Herr zu werden. Padre, segne hier, hier, hier und hier. Padre, segne den Inneraum und hier, die Sitze und das Lenkrad, Padre vergiss nicht den Motor. Zum Schluss werden noch die Insassen gesegnet und ein Gruppenbild mit dem Padre gemacht, ehe die Zeremonie ohne jenen weitergeht. Mit einer Bierflasche wird dem Auto eine Champagner-Dusche a la Formel Eins verabreicht, man laesst Konfetti regnen und zu guter letzt wird eine Packung China-Boeller vor dem Fahrzeug gezuendet.

Die Autos kommen nicht nur aus dem nahen La Paz sondern aus ganz Bolivien und aus Peru. Die Wirksamkeit der Segung wird sogleich einer harten Bewaehrungsprobe unterzogen, denn am Strand von Copacabana steigt eine heisse Fiesta (aus einem der Minibusse vernahm ich deutlich die Musik von Modern Talking, Deutschlands Exportschlager Nummer Eins) bei der sich alle inklusive Fahrer besaufen. Copacabana ist der Ort, an dem erwachsene Maenner kurz nach Sonnenuntergang aber noch bei Tageslicht in hohem Bogen von der Promenade auf den Strand pinkeln.

...und hiermit taufe ich dich auf den namen...

...und hiermit taufe ich dich auf den namen...

copacabana strand

copacabana strand

abendstimmung am titicacasee

abendstimmung am titicacasee

Meinen Aufenthalt in diesem Wallfahrtsort rundete ich mit einem Besuch der Isla del Sol, der den Inkas heiligstem Ort, ab. Der Sage nach nahm hier die Inkakultur ihren Anfang; heute ist es einfach eine idyllische - und auch die groesste - Insel im Titicacasee.

isla del sol

isla del sol

sternenhimmel

sternenhimmel

© Olli Schäfer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
on the road...
Details:
Aufbruch: 16.06.2008
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 24.03.2009
Reiseziele: Kuba
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Olli Schäfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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