Cuba und Suedamerika

Reisezeit: Juni 2008 - März 2009  |  von Olli Schäfer

Chile: Puerto Natales u. Nationalp. Torres del Paine

In Calafate herrschte zwar keinesweg jene verzweifelte nichts-wie-weg-Stimmung wie in Los Antiguos, aber die Busse nach Puerto Natales, was wiederum in Chile liegt, waren trotzdem ausgebucht. Mangels Alternativen fuhren wir mit einmal Umsteigen nach Rio Turbio in der Naehe der Grenze. Von dort sollte erst am spaeten Abend ein Bus nach Puerto Natales verkehren. Die wenigen Kilometer zur Grenze nahmen wir ein Taxi, danach wollten wir trampen. Die Schwierigkeit bestand darin, das Niemandsland zu queren, dass sich zwischen den mehr als fuenf Kilometer voneinander entfernten Grenzposten breit macht.

Einige wenige Autos warteten auf die Grenzabfertigung, doch das erste, welches weiterfuhr, ignorierte unsere Daumen. So gingen wir in die Offensive und sprachen, die ihr Auto Aufsuchenden direkt an. Pech nur, dass die beiden Frauen ein Auto von grotesker Winzigkeit ansteuerten. Ich hatte Zweifel, dass wir da inklusive unserer grossen Rucksaecke reinpassen koennten. Die Fahrerin wollte uns schon mit diesem Argument abweisen, da ueberlegte sie es sich doch noch anders. Wir sollten versuchen die Rucksaecke im Kofferraum unterzubringen. Das Auto war eine Bastardkreation aus einem Fiat und einem mir unbekannten chinesischen Fabrikat, vielfarbig mit diversen Rostspuren und der Kofferraumdeckel war mit zwei Kofferschnallen anstatt dem ueblichen Schloss in der Mitte gesichert. Unsere Rucksaecke passten nicht wirklich hinein und als die Dame den Deckel zudrueckte, kippte die lose Rueckbank einen halben Meter nach vorne. Irgendwie schafften wir es trotzdem, darauf Platz zu finden. Der Motor roehrte mit kernigem Sound, waehrend die Nadel am Drehzahlmessser traege nach oben stieg. Jener war das Schmuckstueck im Auto. In schickem weissen italienischen Design war er mit einer mir unbekannten und nicht funtionierenden Anzeige seitlich nachtraeglich ans Armaturenbrett geklebt worden.

Die Formalitaeten auf chilenischer Seite waren ueberraschend schnell erledigt und die Dame nahm uns sogar bis nach Puerto Natales mit.

Puerto Natales ist eine eher uninteressante Hafenstadt, dient aber als Ausgangspunkt fuer Touren in den legendaeren Torres del Paine Nationalpark. Dieser ist fuer sein selbst im Sommer unbestaendiges und schlechtes Wetter beruechtigt. Als wir dort ankamen, war der Hauptweg in den Park huefthoch ueberflutet und fuer normale Fahrzeuge unpassierbar. Ein motorisiertes Schlauchboot setzte diejenigen ueber, die nicht 500 Meter durch die eisigen Fluten waten wollten. Das dauerte aufgrund der starken Stroemung und der vielen Wartenden. Spaeter tauchte ein hochachsiger LKW auf, der durchs Wasser pfluegte und die Wanderer mitnahm.

vom rio paine ueberschwemmter weg

vom rio paine ueberschwemmter weg

die legendaeren torres del paine aus der ferne

die legendaeren torres del paine aus der ferne

...und aus der naehe vom mirador de los torres

...und aus der naehe vom mirador de los torres

In der Nacht regnete es ausgiebig und am Morgen wachte ich in meinem neuen Markenzelt (Doite, die Outdoormarke in Suedamerika) in einer grossen Pfuetze auf. Immerhin kenne ich jetzt den Unterschied zwischen einem Markenzelt und einem Nichtmarkenzelt (Lidl, 9,90 Euro): Beim Nichtmarkenzelt, weiss man, wo es reinregnet.

Waehrend sich auf dem sogenannten "W" in der Hochsaison Touristenhorden entlangwaelzen, was das Naturerlebnis stark beeintraechtigt, nimmt nur eine kleine Minderheit (das waren auch immerhin etwa 50 Wanderer taeglich) die grosse Runde in Angriff. An einem ungewoehnlich sonnigen Tag starteten wir die Runde, wobei wir anfangs immer wieder Trampelpfade nutzen mussten, da der Paine-Fluss den Originalweg ueberflutet hatte. Am ersten Abend genossen wir in T-Shirt und Fliflops den makellosen Sonnenuntergang, waehrend wir diverser Vorlaeufer gedachten, die vor Schneestuermen im Hochsommer gewarnt hatten.

Am Lago Dickson wurde ich von einer Mueckenplage maltraetiert, waehrend sie Kerstin ignorierten. Danach ging es bergauf Richtung Los Perros. Die Wetterprognose fuer diesen Ort traf hunderprozentig ein. Chilenen, die davon geschwaermt hatten, die komplette Runde bei sonnigem Wetter absolviert zu haben, mussten eingestehen, dass es dort geregnet hatte. Aber dort regne es immer. Nach Querung des Passes oberhalb von Los Perros (nach Regen in der Nacht, war es am Morgen nur noch bedeckt) warteten phantastische Aussichten auf den gewaltigen Grey Gletscher.

Nach einem Tag am Mirador de Los Torres und fuenf Tagen auf der grossen Runde, nahmen wir eine Faehre zurueck zum Ausgangspunkt. Dunkle Wolken zogen auf und die Wetterprognose am Nationalparkbuero versprach Dauerregen fuer die naechsten drei Tage. Unsere Schoenwetterperiode in diesem spektakulaeren Nationalpark war beendet und wir kehrten nach Puerto Natales zurueck.

margaritenwiese

margaritenwiese

lago dickson mit glaciar dickson im hintergrund

lago dickson mit glaciar dickson im hintergrund

glaciar grey

glaciar grey

gletschergletschergletscher

gletschergletschergletscher

glaciar grey und lago grey

glaciar grey und lago grey

cuernos del paine

cuernos del paine

© Olli Schäfer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
on the road...
Details:
Aufbruch: 16.06.2008
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 24.03.2009
Reiseziele: Kuba
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Olli Schäfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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