Quer durch den magischen Kontinent

Reisezeit: März - September 2004  |  von Hans Eder

Ankunft in der gruenen Hoelle!: Panama City - Amerikanische Kolonie

Nun, so sanken wir hinab auf den duennsten gruenen Streifen, den man zwischen zwei Ozeanen sich nur vorstellen kann! Keine 50 km trennen hier den Pazifik zwischen dem Atlantik (Karibische See), dennoch befinden wir uns inmitten der Tropen, nicht am Aequator, aber nahe dran. Lange habe ich mir ueber diese Reise Gedanken gemacht, ueber wahr gewordene Traeume und deren Auswirkungen. Aber erstens kommt meistens alles anders wie man denkt und zum Anderen ist die Realitaet oft Meilenweit davon entfernt. Der Empfang vor dem Flieger noch recht herzlich, dann ab in den Terminal, man ist immer wieder erstaunt das auch hier die Flughaefen reine Luxusoasen sind. Dann kaempft man sich bei all den schnatternden Mitreisenden vorbei und sucht sogleich das Gepaecksband auf, man weiss ja nie ob nicht irgendein Bandit Deinen Rucksack vor Dir vom Band zieht, dann ab zum Zoll und die ersten Versuche die eher verschollenen und mickrigen Spanisch Kentnisse hervorzuziehen, was vorerst im Kauderwelsch endet, da man natuerlich erhebliche Probleme hat, Portugiesisch in Spanisch zu konvertieren. Dennoch kein Problem, denn der freundliche Schwarze entgegnet einem mit breiten Grinsen in astreinem Amerikanisch: " Your Passport, Sir". Pruefende Blicke; "Your Ticket, please". Wieder eingehendes Betrachten, dann: "Where is your Return Ticket?". Die groesste Sorge der ansaessigen Behoerden: Jemand will sich hier absetzen und verschwinden. "I am gonna leave from Mexico City, Mister!", ohne weitere Fragen: " Allright, have a nice trip, welcome in Panamá!", Stempel (kostenlos) in den Pass und ab zum Ausgang wo ich hoffe meinen bereits ersehnten Reisekumpel anzutreffen.

Da ist er! Lange Rasta Maehne und gut und gerne zwei Kopf groesser als der Rest der wartenden Meute. Grosses Schmunzeln beiderseits und eine herzhafte Umarmung eroeffnen also die Ankunft auf diesem faboloesen Stueck Erde. "Endlich bist da Oider "(Alter = Wienerisch), und schon fuehrt er mich durch die Menschenmenge zum Busbahnhof. 25 Cent (Dime / Dollar)und schon rumpelt man in einem altem GM Modell in Richtung Stadt. In einem Anfall von Achtsamkeit fass ich mir auf die Birne und, der erste Shock! Die eben erst erworbene (gar nicht so billige) Oakley - Brille - jemand hat sie mir schon vom Kopf geflachst (geklaut) - haarscharftseiten, sowas, gleich das richtige Begruessungsgeschenk, doch man hat gar nicht soviel Zeit zum Ueberlegen, denn schon spuert man gierige Blicke und niedertraechtiges Gerrede vor einem, die Latinos in diesen Breiten scheinen regelrecht gefaehrlich zu sein, gut das ich nicht allein hier unterwegs bin. Alles kann einem hier zum Verhaengnis werden: Puma Schuhe, Digital Kamera, Kreditkarte, Blondes Haar, der Gringo - Schreck geht um, Leute aufgepasst, wir sind weit weg von zu Hause und keineswegs mehr in Sicherheit, der Alptraum des Mittel Europaers!

Fast schon krampfhaft klammere ich mich an meinem Rucksack und erkenne sogleich, Ruhe bewahren, keine auffaelligen Bewegungen, und vor allem fuer die Zukunft: Ueberfluessige Gepaeckstuecke haben zu verschwinden!

Wer sich nun schon ins Knie lacht und sich denkt: " Was ist das fuer ein Paranoiker?" dem kann ich nur sagen, noch nie in Sao Paulo oder anderen Dritte Weltstaedten gewesen, wo nicht mal Inlaender um ihr Leben hingehen wuerden?! Vorsicht ist der Mutter Porzellankiste und erst vor Ort kann man sich ein Bild ueber die Lage machen, bzw. die Erfahrung weisst einem den sicheren Weg durch diese Welt der unbekannten Gefahren. Gut. Dennoch kommen wir wohlbehalten an, die hintere Hecktuer des uralten Schulbus Modells (Marke Bart Simpson - Gelb und von General Motors)muessen wir uns selber oeffnen und mit haemischen Grinsen verabschieden uns die Einheimischen mitten auf irgendeiner stinkenden Kreuzung, mit scharfen Blicken, ob die Gringos nicht irgendwas liegen lassen, was man unter Umstaenden abstauben koennte. Mein Kumpel scheint eine Ahnung zu haben und lotst mich durch das Getuemmel, die Augen aber offen haltend, ob nicht irgendein Betrueger Dich nicht schon nach fuenf Metern niederschwafelt und dir irgendwas aufschwatzen will, wie sich im Verlauf des Abenteuers herausstellen wird, das einzig richtige Verhalten wenn man nicht staendig aufgehalten werden will, oder in zwiespaeltige Geschaefte verwickelt werden will, ausserdem hat er sich bei diversen Kaeufen die vergangenen Tage hier schon Aerger eingehandelt, weil er mit dem Kaufpreis und Qualitaet der Ware absolut nicht einverstanden war! So ist Eile angebracht, ausserdem wird es langsam dunkel in der Stadt, ein untruegliches Zeichen fuer Auslaender wie uns, baldigst von den Strassen zu verschwinden, wenn wir nicht Opfer irgendeiner Strassengang werden wollen!

Im Casco Viejo (Altes Zentrum) angekommen, fuehrt mich Steff direkt in ein Hotel "económico" (preiswerte Absteige). Eine Alte Mamita (Oma) sperrt die rostigen Gitter auf und laesst uns rein, verkruemelt sich gleich hinter der von Gitterstaeben verrammelten Rezeption und bellt mich an, gleich zu zahlen. Gut, fuenf Dollar verkrafte ich schon, so tapsen wir die knarrenden Treppen des Altbaues hinauf zum Zimmer. Dort begegnet einem erst mal gnadenlose Hitze und ich male mir schon aus, wie die Nacht werden wird, hoffentlich tauchen keine Cucarachas (Kakerlaken!) auf, die Zimmerverkleidung schaut mir schon verdaechtig aus.

Aber an das werde ich mich wohl gewoehnen muessen, der Kumpane (Student) schaut immer nach den billigsten Moeglichkeiten um. Gut, so reisen wir in jedem Fall nicht ueber die Verhaeltnisse, das ist jetzt schon Gewiss. Nach einer Dusche (die natuerlich auf dem Gang ist, Wasser schiesst lediglich aus einem Eisenrohr heraus und meistens nur schwer ab) die halt nur ihren Zweck erfuellt, erkenne ich das der Stuhlgang vom vorigen Benuetzer auf der Toilette noch nicht abgeflossen ist und versuche verzweifelt auf anderen Etagen mein Glueck um schliesslich zu bemerken, dass auch meine Notdurft sicher noch eine Weile seine Kreise in der Schuessel ziehen wird. Bueno.

Aber wer wird denn da sich aus der Ruhe bringen lassen, der ganz normale Alltag hier in Latein - Amerika. Gerade bieg ich um die Ecke, da hoere ich schallendes Gelaechter und zum ersten Mal seit Monaten pongaurischen Dialekt, was ist denn da los? Traeum ich, da steht der Kumpane vorm Nachbarzimmer und ein Pongauer (Bischofshofen) und ein Thueringer (Weimar) geben uns erfrischender Weise die Ehre. Da lacht das Herz des Reisenden, Kontakt mit LAndsleuten, mit denen wir dann klarerweise vieles zu besprechen und auszutauschen haben. Der aus Thueringen uebrigens ist ueberhaupt der Oberhit: Der Kerl (Torsten) ist schon seit mehreren Jahren alleine in der Weltgeschichte unterwegs und schreibt ebenfalls ein Reisetagebuch, dass mehr als unglaublich erscheint, was der alles hammerhartes erlebt und erlebt hat, das koennt ihr auf www.opera-hostel.de nachlesen! Wertvolle Infos von einem, der allein in Zentralamerika schon gute drei Jahre per Fuss! und Hitch Hiking unterwegs ist, er hats bis heute ueberlebt!Momentan fuehrt er auch ein Jugendhostel in Erfurt. Der Knabe ist echt der Hammer!

Die nacht mutet etwas komisch an, nur schleppend drehen sich die riesigen Rotorblaetter des ventilators, wie so oft ist man gluecklich, wenn das alte Ding nicht die Decke herunterkommt solange man schlaeft. Die Hitze ist drueckend, am naechsten Morgen wagen wir uns wieder raus um der Skyline und der Stadt einen Besuch abszustatten. Das die Amis hier sind, ist unuebersehbar. Bei knapp 750 000 Einwohner faellt einem das Band an Hochaeusern sofort ins Auge, das direkt am Pazifik steht, Strassen sind in gutem Zustand, ueberhaupt, keiner wuerde so vermuten das es hier ueberhaupt aermlich und gefaehrlich zugeht, immerhin, man zahlt in Dollar. Die Preise sind vielleicht niedriger als bei uns, aber immer noch deutlich hoeher als sonst in Lateinamerika, das Essen ist eher maessig (was man so bekommt), typisches scheint es hier kaum zu geben.

Die Altstadt, des Nachts gefaehrlich fuer Gringos, untertags ist es harmlos und der Kolonialstil der hier so gemuetlich vor sich hinverfaellt, sticht einem ins Auge. Teilweise sind die Fassaden durchaus erneuert und gepflegt, oft ist aber die Fassade das einzige, was vom Haus noch steht, wie im Kino Film die Komparse, dahinter abgestuezt von langen Holzstaemmen, wie eine Geisterstadt. Oft von vorne aber bemalt, so das man getrost Fotos knipsen kann, ohne das der Betrachter draufkommen wuerde, was Tatsache ist.

Dennoch zeigen die Zeiger auf baldige Abfahrt, wir haben uns an der Karibik schon was ins Auge gefasst, Steff wartet ja ohnehin schon eine Woche drauf. Der Bus geht aber erst am Abend, dennoch ist es gut zu planen und die Tickets oft einen Tag vorher schon zu organisieren. Die anderen zwei fahren genau entgegengesetzt in den Suedosten, wo sie von Puerto Colon Richtung Venezuela shippern wollen, da der Thueringer nicht nur Weltenbummler und Abenteurer zu sein scheint, sondern auch ein gelernter Matrose ist! Na dann: Glueck ahoi!

© Hans Eder, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Panama - Ciudad bis Mejiko Ciudad
Details:
Aufbruch: März 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: September 2004
Reiseziele: Panama
Costa Rica
Nicaragua
Honduras
El Salvador
Guatemala
Belize
Mexiko
Der Autor
 
Hans Eder berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.