Die drei baltischen Hauptstädte - eine Kurzreise

Reisezeit: Juli 2006  |  von Herbert S.

Tallinn - Unterstadt

Geht man den Pikk Jalg hinunter in die Unterstadt, so trifft man zunächst auf das am besten erhaltene Stück Stadtmauer, das man in einem Teil sogar besteigen kann.

Stadtmauer mit begehbarer Ballustrade

Stadtmauer mit begehbarer Ballustrade

Es lohnt sich, da man auch von hier oben schöne Ausblicke auf Teile der Unterstadt hat und auch einen Blick zurück auf die Oberstadt werfen kann.

Blick auf den Toompea

Blick auf den Toompea

Man sollte ruhig auch mal den Bereich außerhalb der Stadtmauer aufsuchen, da hier ein - wie ich finde - tolles Motiv für Tallinn mit seiner so gut erhaltenen mittelalterlichen Unterstadt zu finden ist.
Die annähernd 2,4 km lange und mit 45 Wehr- und Tortürmen ausgerüstete Stadtmauer wurde in der 1. Hälfte des 15.Jh. fertig und - was das erstaunlichste daran ist, sie sollte auch die Oberstadt von der Unterstadt trennen, da die Kaufleute und Handwerker der Unterstadt der auf dem Berg residierenden Ordensmacht misstrauten.
Mit einer Mauerhöhe von bis zu 16 m und den viergeschossigen Türmen von bis 22 m Höhe war die Tallinner Stadtmauer damals eines der bedeutendsten Befestigungswerke im Nordeuropa.

Äußeres Bild der Stadtmauer mit Türmen

Äußeres Bild der Stadtmauer mit Türmen

Geht man die Straße Laboratoo Tumi weiter Richtung Dicke Margarete, so trifft man bei der Nr. 22 auf eine Besonderheit: An der Außenmauer eines alten Klostergeländes von ukrainischen Mönchen hängt der Sorgenbriefkasten, in den man einen Zettel einwerfen kann, wenn man Sorgen hat. Die Mönche wollen die Bitte um Hilfe in ihr Gebet aufnehmen.

Sorgenbriefkasten der ukrainischen Mönche

Sorgenbriefkasten der ukrainischen Mönche

Kurz vor dem Nordende der Stadt erreicht man wieder die Pikk, die wir bei unserem ersten Spaziergang bereits durchschritten haben. Dort sind die »Drei Schwestern«, so genannt, da die Gebäudegruppe dreier nahezu gleicher Häuser aus dem 15.Jh entstanden ist. Mit den hoch gelegenen Luken und Lastenaufzügen kann man sie den Kaufmannshäusern zuordnen.

Drei Schwestern - Kaufmannshäuser

Drei Schwestern - Kaufmannshäuser

Schwarzhäupterhaus

Schwarzhäupterhaus

Schwarzhäupterhaus (Pikk 26) sei neben den Kaufmannshäusern hier als Bruderschaftshaus mit einer Fassade im Stil der niederländischen Renaissance von 1597 vorgestellt: In der Bruderschaft der Schwarzhäupter waren ledige junge Kaufleute unter dem Schutzpatronat des hl. Mauritius vereint.

Pikk 26 - Eingangstüre

Pikk 26 - Eingangstüre

Der Kopf eines Mohren, das Wappen der Bruderschaft, ziert die Eingangstür, die durch goldene Sterne auf grünem Grund verziert ist.
Das Pendant im lettischen Riga haben wir bereits im Kapitel Riga beschrieben.

Heiliggeistkirche

Heiliggeistkirche

Wenn sich die Pikk zum ersten mal zu einem kleinen Platz erweitert, erblickt man die Heiliggeistkirche, das einzige Sakralbauwerk Tallinns, das sich in seiner Gestalt aus dem 14. Jh. erhalten hat.
Der achtkantige Turm beherbergt die älteste erhaltene Glocke Estlands aus dem Jahre 1433. Genauer anschauen sollte man sich die bunt bemalte Holzuhr an der Außenwand zum Platz hin aus dem 17.Jh.

Das Stadtmuseum liegt in einer östlichen Parallelstraße zur Pikk, der Vene (Nr. 17) Es ist in einem Patrizierhaus mit gotischem Portal untergebracht.

Stadtmuseum

Stadtmuseum

Durch eine enge Gasse gelangt man zum östlichen Teil der Stadtmauer, deren Nischen heute einen belebten Kioskmarkt für Souvenirverkäufer und fliegende Händler beherbergt.

Von dort gelangt man in die Viru, die das östliche Stadttor mit dem Rathausplatz verbindet und heute die belebte Geschäftsstraße der Altstadt darstellt, gesäumt von Außengastronomie.

Am Rathausplatz angekommen ist auch der Rundgang durch die Unterstadt vollständig.

Das Tallinner Rathaus hat als einziges im Baltikum sein stilreines spätgotisches Gepräge beibehalten. Der schlanke achteckige Turm trägt die Wetterfahne mit der Figur des Stadtknechtes »Alter Thomas« auf die Turmspitze gestellt, das Wahrzeichen der Stadt Tallinn.

Stadtplan mit Ober- und Unterstadt

Stadtplan mit Ober- und Unterstadt

man kann sicherlich erkennen, dass in der Berichterstattung noch der südlichere Teil der Unterstadt und die außerhalb der Stadtmauer liegenden Bereiche fehlen. Da sie jedoch 'moderner' sind und aus dem Rahmen der mittelalterlichen Bebauung herausfallen, lassen wir sie hier aus.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Über die Via Baltica auf Kurzbesuch in Vilnius (Litauen), Riga (Lettland) und Tallinn (Estland). Schwerpunkt ist die Jugendstil-Architektur in der ehemaligen Hansestadt Riga.
Details:
Aufbruch: 03.07.2006
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 12.07.2006
Reiseziele: Litauen
Lettland
Estland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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