Träume leben!

Reisezeit: September 2003 - November 2004  |  von Yvonne Schulze-Schoettler

Teeplantagen und Beton - April 2004

Donnerstag; 22.04.04 - Kuala Lumpur, Hauptstadt von Malaysia

Cameron Highlands - ein weiteres Muss einer Malaysia Reise.
Von vielen Reisefuehrern, Travellern und Asienkennern immer wieder empfohlen.
Ein vom Regenwald durchzogenes Hochgebirge, mit vielen Teeplantagen, Blumen- und Gemuesegaerten sowie mit Bienenfarmen bewirtschaftetes Areal im Herzen der malayischen Halbinsel. Ein besonderes Highlight seien die Jungletouren inklusive den Besuch der Orang Asli. Hier koenne man den unverfaelschten und einfachen Lebensstil dieser malayischen Ureinwohner hautnah und life miterleben, und "... die Kinder freuten sich immer ueber mitgebrachte Sueszigkeiten".

Ein eher sozialkritischer, seit 15 Jahren in Thailand lebender Deutscher, warnte uns bereits im Januar vor. Die sogenannten Orang Asli seien in ihren urspruenglichen Lebensraeumen voellig verdraengt, haetten nur noch wenig geduldete Gebiete und ihre Kultur waere lediglich fuer eine touristische Vermarktung akzeptiert.
Die Regenwaelder weichen bis in hoechste Bergregionen den zunehmenden Teeplantagen. Die staerker werdende Umweltpolitik sei seiner Ansicht nach eh zu spaet und diene wirtschaftlichen sowie touristischen Zwecken, haette nix mit Umwelt- oder Naturliebe zu tun.
Recht sollte er haben.

Am 09.04.04 verliessen wir mit dem Morgenbus Penang, um endlich in die Cameron Highlands zu fahren.
Seit mehr als drei Monaten verschoben wir immer wieder dieses Reiseziel, um nach sechsstuendiger Busfahrt endlich dort anzukommen. Die letzten zwei Stunden waren gepraegt von einer steilen Auffahrt, auf einer kurvenreichen, engen Strasze mit starkem "Laster"-haften Gegenverkehr. Doch erst der zunehmend schoener werdende Ausblick liess unsere Herzen hoeher schlagen.

Nebenbei sahen wir die ersten Orang Asli in westlicher Kleidung am Straszenrand, an kleineren Verkaufsstaenden sitzen und konnten durch die Baeume ihre kleinen, auf duennen Pfaehlen stehenden Holzhuetten mit Blechdaechern erblicken. Wir erahnten das kaergliche Ausmasz ihres tatsaechlichen Lebensraumes.
Als wir endlich im ersehnten Ort ankamen und schnell ein guenstiges Guesthouse fanden, sollten wir nicht so recht froh werden. Wir kamen uns mal wieder wie auf einen Umschlagplatz fuer Touristen vor. Alles war perfekt und professionell durchorganisiert, die Antworten waren ausreichend ausformuliert, da die Touries gewoehnlich stets die selben Fragen stellen. Dieser Eindruck aehnelte ein wenig unseren Erfahrungen in Thailand, nur ziehen die Malayen nicht so eine Show ab, lassen sich eher als distanziert und korrekt beschreiben (bezieht sich nur auf die in der Tourismusbranche taetigen).
Hinter unserem abgelegenen "Father's Lodge" Guesthouse wurden lautstark mit Bagger und schwerem Geraet riesige Teeplantagen angelegt. Die umliegende Landschaft und neue Wohnsiedlungen erinnerten uns an ein beliebiges Mittelgebirge in Deutschland... Dazu ueber all Baustellen.
Da waren wir nun endlich, 1500 Meter uebern Meeresspiegel und nachts war es arschkalt. Kam am Tage, zwischen den Regenschauern, die Sonne zum Vorschein, schlug sie wie ein Schwert auf die unbedeckte Haut und liesz sie unertraeglich werden. Das waren bisher unbekannte Extreme.
Yvonne wollte nach zwei Tagen weiter, nach Kuala Lumpur. Ich wollte mein eben begonnenen 650 Seiten Roman zu Ende lesen. So genossen wir letzlich eine Woche die frische Bergluft.

Unser einziger Ausflug war eine organisierte "Country Side Tour", vom Personal waermstens empfohlen. Wir besuchten ein Erdbeergewaechshaus, eine Imkerei, einen Rosengarten, einen Gemuesemarkt mit vielen Gurken, Tomaten, Aepfeln ... und mal wieder einen chin. buddh. Tempel. Das Besondere und fuer uns einzig Neue, sollte der Besuch einer beruehmten Teeplantage inklusive Fabrik sein, die bereits seit den Kolonialzeiten bestuende. Auf dem Weg dahin sahen wir auch schon die Barackensiedlungen der unterbezahlten Gastarbeiter aus Indonesien und Bangladesh sowie einiger ihrer Bewohner auf den Straszen herumlungern.
An der Teefabrik angekommen, stiegen wir gehorsam aus dem Minibus und wurden direkt zum Haupthaus gefuehrt, um uns dort mitteilen zu lassen, dass die Fabrik in den Nachmittagsstunden geschlossen sei.
ABER, wir haetten dafuer 45 Minuten Zeit, das Sortiment im Nebengebaude zu betrachten und im integrierten Shop kaeuflich zu erwerben. Gefolgsam trottelten acht Touristen an anderen Touriegruppen vorbei und betraten ohne Murren und Meckern den Shop.
Mir platzte der Kragen.

Von diversen, laut und englisch sprechenden Mitbewohnern im "Father's Lodge" liesz sich immer wieder vernehmen, wie begeistert sie von den 1-3 taegigen Jungletouren waren und wie toll dieser Ort sei.

Unter uns:
Noch in Deutschland, beim Fernsehen, wunderte ich mich immer wieder,
dass in amerik. Filmen und Serien, wie Ally McBeal (oder so) ...,
Abwesende, sich in anderen Raeumen Aufhaltende,
weit Abstehende... die kompletten Gespraechsinhalte,
sich Unterhaltender und schon garnicht fuer sie bestimmte Themen,

mitverfolgen konnten.
Eines kann ich dazu nur sagen:
bei den 'english native speaker'n funktioniert es!

Stimmen- und Sprachforscher haben fuer dieses einzigartige Phaenomen garantiert mehrere Erklaerungen.
Ich habe die einzig Wahre: alle zusammen haben einen Verstaerker verschluckt!
Der steckt bei jedem tief im Hals,
fuer Unwissende kaum zu sehen, aber fuer alle zu hoeren.
Unbeirrt plappern sie mit verzerrten und lauten Stimmen durch die Gegend,
lassen sich durch keine Situation oder raeumliche Begebenheit zu einer gedaempfteren Sprechweise bewegen und geben sich auch sonst kaum Muehe verstanden zu werden.

Die wenigen, die keinen verschluckten Verstaerker haben, sind Aliens.
Die haben sich frecher Weise unter die englisch sprechenden Nationen gemischt und reisen getarnt durch Asien, um in ihrer Heimatwelt, dem Planeten EgoTropia der Galaxis SmallTalk,
ueber ein verheiratetes Frauenpaar aus Potsdam zu berichten.
Ihr Auftrag ist es, deren Schmerzgrenzen zu testen und gelegentliche Reaktionen, wie Wutausbrueche ueber diese Verhaltensweisen zu protokollieren.
Eigentlich koennten sie sich wieder wegbeamen und mit Warp 9,9 aus der Umlaufbahn katapultieren, denn die Protokolle duerften voll sein.

Aber!
Am schlimmsten sind nicht die 'native-speaker' und auch nicht die EgoTropianer.
Die wurden schnell durchschaut.
Die absolute Folter der zwei Potsdamerinnen sind die 'nicht-native-speaker', welche sich in einem angelegten, tollen Slang, seltenen Insiderbegriffen, "umgangssprachlichen" Abkuerzungen und besonders schnell,
auf Englisch (oder so) ...,
zum Besten geben.
Das ist eine besonders durchtriebene Spezies mit geheimen Sonderauftrag. Kommen, so glaube ich, von CoolMania oder einem Nachbarplanenten. Sicher aus der Galaxis ProfilaNeurotika ... oder so!
Aber das alles bekomme ich noch raus!
Auch, was die eigentlich wirklich bezwecken wollen.

So, jetzt ist es raus!
Jetzt geht es mir besser. Nun geh ich nach Haus, ins Guesthouse "Paranoia Inn" und schlage auf mein Kissen ein.
Vielleicht treffe ich aber auch vorher auf einen CoolManianer.
Haette jetzt richtig Lust drauf.

Mehr unter: www.traeume.leben.ms.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Seit 10 Monaten bereise ich mit meiner Frau einen Teil der Welt. Unsere Reise führte von Berlin, über London, Peking, quer durch China, Thailand und Malaysia. Wir besuchten das indonesische Sumatra und Westaustralien. Unter anderem um unsere vom deutschen Mief verstaubten Sinne zu weiten, wollen wir die Welt sehen.
Details:
Aufbruch: 15.09.2003
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: November 2004
Reiseziele: China
Thailand
Malaysia
Indonesien
Australien
Der Autor
 
Yvonne Schulze-Schoettler berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.