Thailand im Herbst '05

Reisezeit: November / Dezember 2005  |  von Simon K.

Chill-out auf Ko Phangan

Ko Tao - Ko Phangan

Natürlich prasselte der Regen wie jeden Tag auf das kleine Atoll nieder. Ich war dazu verdammt noch 2,5 Stunden auf meine Fähre nach Ko Phangan zu warten. Bepackt wie Hannibals Elefanten während der Alpenüberquerung saß ich mit mehr oder minder Gleichgesinnten unter einem kleinen Vorbau und harrte in klattschnassen und wie immer quietschenden Lederschlappen aus. Die Fähre kam, alle stürzten raus in den Mörder Regen, ich nicht, um dann gesagt zu bekommen, die Fähre könne aufgrund des starken Wellenganges nicht ablegen. Da habt Ihrs, dachte ich bei mir. Ich war als einziger unter Dach und Fach geblieben, was sich sofort bezahlt machte. Weitere 20 Minuten später, es goss immer noch wie irre, kam die nächste Fähre. Und als ob Kurzzeitgedächtnis nur ein Begriff wäre, spielte sich alles nochmal ganz genau so ab. Sorry Folks, ihr müsst noch ein Fähre abwarten. Die sei größer und würde das locker packen. Wieder kamen sie alle zurück gestiefelt, während mir schon fast die Arschbacken ans nasse Holz gewachsen waren.
Die dritte Fähre sammelte dann doch alle auf und so gingen wir an Bord. Der Wellengang war abartig und hätte fast 3-Punkt-Sicherheitsgurte erfordert, welche natürlich nicht zur Verfügung standen. Reihenweise wurden Tüten mit selbstgezapftem Magensaft gefüllt, Leute schienen Ihre Bräune innerhalb von Sekunden einzubüßen. Mir erging es prächtig, ich rauchte eine nach der anderen und hatte Spaß an der Sache. Nach 90 minütiger Überfahrt erreichten wir Ko Phangan. Die korrupten Taxidealer standen schon am Pier bereit, um sich das Geld für die kommenden Jahre gleich an einem Abend zu verdienen. Mein Ziel war der Salaad Had Beach im Nordosten der Insel, eine Empfehlung von Ellen. Für dreiste 500 Bhat eierte mich eine Thailänderin mittleren Alters mit einem Pick-Up durchs Dunkel, über Stock und Stein, quer über das Eiland. Die Führerscheinprüfung scheint Rückwärtsfahren auf einer 12 m breiten Straße bei Nacht nicht zur Vorschrift zu haben. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie schlechter rückwärtig chauffiert worden. Es war ein Graus. Die 200m die es zu überwinden galt, nahmen locker 7 - 10 Minuten in Anspruch. Im Zick-Zack Kurs steuerten wir nahezu jedem Abgrund entgegen der zur Verfügung stand. Nachdem ich mehrere verzweifelte Stopschreie aus meiner rauhen Kehle durchs Führerhaus hallen ließ, fiel auch meiner ambitionierten Fahrerin auf, das nicht alles nach Wunsch lief. Dies versuchte sie mit einem gut gemeinten Lächeln zu übertünchen. Ich sage es frei heraus: es hat mich nicht milder gestimmt. Endlich an der Abzweigung angekommen, die wir durch rücksichtslose Raserei verpasst hatten, ging es steil bergab zum Salaad Had Resort. Flux überreichte ich die 500 Bhat Gefahrenzuschlag und verabschiedete mich knapp. Kaum dem Todesvehikel entronnen, wurde ich auch sogleich von den Bediensteten des Resorts in Empfang genommen. Gehorsam folgte ich dem Ruf des Luxus'. Die Anlage, megaidyllisch gelegen, sollte 900 Bhat kosten. Soviel hatte ich auf Ko Tao für 5 Nächte bezahlt. Unmut machte sich breit, gemischt mit Verzweiflung, nassen Klamotten, Dunkelheit und Hunger. Also beschloß ich, mir das Zimmer anzusehen und war sofort total begeistert. Riesenbett, Klimaanlage, Fernseher, heißes Wasser, Toilette mit Spülung, Balkon, Minibar und überhaupt.

900 Bhat wechselten bedenkenlos ihren Besitzer.

Da ich während meiner bisherigen Reise nur in Hua Hin für einen lächerlichen Tag mal Strand lag, drängte mich mein Forschertrieb geradewegs dort hin. Bei Nacht und Nebel war dessen Schönheit natürlich nicht wirklich zu erfassen, also beschloß ich, das am nächsten Tag genauer in Augenschein zu nehmen.

Mein Augenmerk richtete sich nun voll und gänzlich auf eine heiße Dusche und das sich anschließende blütenweiße King Size Bett.
Nach einem schnellen Burger mit Pommes im resorteigenen Restaurant am Strand, wandelte ich wie programmiert direkt ins Bad, riss mir die immernoch nassen Klamotten vom Leibe, drehte den Duschhahn auf mittelwarm und wartete ungläubig.
Boooaaaah, heißes Wasser floss in Strömen und ich ließ es gewähren. Wohlige Wärme durchströmte mich und gab mir ein paar Prozent Menschlichkeit zurück, die ich den Tag über eingebüßt hatte. Nach ausgiebiger Nassrasur führte mich mein nächster Weg ins Bett, von wo aus ich den Fernseher behende mittels Fernbedienung anschmiß, um nach einigem zappen auf den "Deutsche Welle" Kanal zu stoßen, den ich auch den ganzen Abend laufen ließ.

Trotz aller Annehmlichkeiten dieses äußert komfortablen Etablissements kreisten meine Gedanken um die dafür hingeblätterte Kohle. Soviel wollte ich auf keinen Fall nochmals ausgeben und so war klar, das es am nächsten Tag zum "Bottle Beach" weitergehen sollte, der nur per Boot erreichbar ist.

Nach einer geruhsamen Nacht, reichlich Frühstück und kleinem Plausch mit der Chefin, machte ich mich per Taxi auf den Weg zum Pier, um von dort per Longtailboot zum Flaschenstrand zu gelangen.

Dieses Unterfangen scheiterte kläglich als wir den Pier erreichten. Zu hoher Wellengang!
Zu hoher Wellengang bedeutet, es fahren keine Boote, keine fahrenden Boote bedeutet, kein Bottle Beach. Also wieder zurück zum Resort, die lächelnde Chefin umarmt und gefragt ob es denn auch günstige Bungalows gäbe ?!

"Yes yes, cheap cheap..."

Selbiger Taximann chauffierte mich auch sofort dem Kurvengeschlängel folgend irgendwo hin, sodaß ich schon dachte, wir befänden uns auf direktem Wege nach Bangkok. Glücklicherweise endete unsere Fahrt doch nur einen Strandabschnitt weiter in Hat Yao.

Von Freund und Feind verlassen stand ich im Nichts und folgte meiner Spürnase, die mich schnurstracks zum Had Yao Bungalow Resort führte. Ein abartig schöner Strand mit Bungalows direkt am Beach für 300 Öcken !!!! Jooooar, genau so !!

Selbst eine Hängematte konnte ich mein Eigen nennen, von der aus, es sich allerfeinstens aufs Meer blicken ließ.
Nach der doch recht anstrengenden Zeit auf Ko Tao, wollte ich hier ein paar Tage ausspannen, was mir auch sehr präzise gelingen sollte.

Ko Phangan und der Hat Yao Beach erfüllten meine im Vorfeld an Thailand gestellten Ansprüche nahezu zu 100%.
Extrem entspannte Thais und Traveller tummelten sich hier in geraumer, aber überschaubarer Zahl und auch das Wetter zeigte sich endlich von seiner Schokoladenseite. Die Sonne brannte, das es eine Pracht war. Komplett gechillt und mit dem nötigen Laissez-faire verbrachte ich drei Tage auf Ko Phangan, ohne auch nur den Hauch einer Unternehmung zu starten.
Viel lesen, rauchen wie der Marlboro Man zu seinen Glanzzeiten, Kaffeeschlürfen at its best, olympisches Hängemattenliegen und barfuß am Strand spazieren bestimmten meinen Alltag.
Der Strand, ca. 1 km lang, war vom Allerfeinsten. Feinsanding, türkisblaues Wasser, kleine sanfte Wellen die hübsche Muscheln an Land spülen...alles wie bei Neckermann beschrieben.
Und so plätscherten die Tage dahin, die Sonne ging auf, ich wachte auf, achtete auf ausgewogene Ernährung bestehend aus reichlich fried Eggs, fried rice, fried noodles. Lediglich Amelie Fried ließ ich aus (kleiner Insider).
Der Preis von 55 Bhat für die Schachtel Kippen konnte mich nicht anstacheln, endlich vom Rauchen abzulassen. Irgendwann ging die Sonne unter, während ich, mal wild am Strand liegend, mal wild in den Wellen herumtollend, mal wild in der Hängematte liegend und mal wild zu Abend essend, die Tage genoß.

Aber auch diese Ruhephase neigte sich dem Ende entgegen und der Lonely Planet Verfasser hatte die Westseite Thailands für mich aufgeschlagen. Entgegen aller Planungen im Vorfeld, wollte ich mich nun doch auf den gegenüberliegenden Küstenabschnitt um Krabi begeben.

© Simon K., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3-wöchige Rucksacktour quer durchs Land des Lächelns
Details:
Aufbruch: 09.11.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.12.2005
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Simon K. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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