Grönland / Island - Wo Europa wild wird

Reisezeit: August 2005  |  von Markus Keune

09.08. Ankunft in Reykjavík

Na endlich wieder Urlaub. Ich habe schon richtige Entzugserscheinungen. Für Anfang des Jahres war ein Japan Urlaub nicht nur geplant, sondern auch schon gebucht gewesen, den ich leider kurzfristig absagen musste. Glücklicherweise zeigte man sich bei Hauser Exkursionen so kulant und hat mir keine Stornogebühren berechnet, als ich mir stattdessen eine andere Reise aus dem aktuellen Programm aussuchte.
Meine Wahl fiel auf Grönland. Zig mal bin ich schon drüber geflogen und zigmal habe ich nur gedacht, wie mag es da nur aussehen? Alles nur Schnee und Eis? Das alte Klischee: viel zu kalt? Nun will ich es wissen. Und damit es nicht langweilig wird, sehe ich mir auch gleich noch eine Ecke von Island an. Wenn man doch schon einmal in der Nähe ist.
Gebucht habe ich eine geführte Tour, aber diesmal nicht im Reisebus. Ich wollte endlich den Nachteil beseitigen, dass man den ganzen Tag im Bus sitzt und an allen sehenswerten Landschaften einfach nur vorbeifährt. Wenn man wandert, kann man viel leichter mal stehen bleiben, sich umsehen und die Landschaft genießen. Kurzum: es wurde ein Trekking-Urlaub mit vielen Zeltübernachtungen gebucht. Natur pur!

Zugfahrt durchs Rheintal

Zugfahrt durchs Rheintal

Der Tag beginnt mit einer Zugfahrt durchs Rheintal von Düsseldorf nach Frankfurt. Dieses Mal muss ich nicht einmal in Mainz umsteigen, sondern habe einen durchgehenden ICE gefunden. Ja, ich weiß, man hätte dieses Problem eh nicht, würde man direkt über die Hochgeschwindigkeitsstrecke rauschen. Aber für mich fängt im Rheintal einfach schon der Urlaub an. Doch egal, wann und wie ich eine Sitzplatzreservierung vornehme, ich lande immer auf der rechten, dem Rhein abgewandte Seite. Glücklicherweise steigen in Köln Leute von der linken Seite aus, so dass ich dieses Manko schnell korrigieren kann.
In diesem Urlaub ist vieles neu. Neues Notizbuch, neuer Fotoapparat (endlich Digitalkamera!), MP3-Player statt Kassetten und neue Reiseform, denn ich habe noch nie in einem Zelt übernachtet. Und dann gleich die Zeltpremiere in Grönland. Gut, dass ich viele warme Sachen dabei habe, fast schon zu viele. Wenn man meinen Koffer anhebt, glaubt man, einen Bulldozer zu stemmen. Ich sehe mich schon draufzahlen, weil der sicher Übergewicht hat.
Wir passieren den großen Containerumschlagplatz Köln-Eifeltor, wo ich noch nie einen der vielen großen Kräne in Aktion gesehen habe. Weiter geht es durch das Rheintal und ich freunde mich gerade mit dem Gedanken an, dass sich irgendwo in Deutschland zehn weitere Menschen auf den Weg machen, um das große Abenteuer Island/Grönland in Angriff zu nehmen.

Frankfurt von oben

Frankfurt von oben

Am Frankfurter Flughafen muss ich mal wieder in den allerletzten Winkel des Terminals 2. Am Schalter der Gesellschaft Iceland Air stehen schon eine Menge Leute an. Viele mit Hauser Reisetaschen oder Hauser Gepäckanhänger, doch erst im Wartebereich vor dem Gate finde ich einen kleinen Teil meiner Reisegruppe. Wie sich herausstellt, findet zeitgleich mit unserer Tour noch eine weitere Tour von Hauser statt, die sich allerdings nur auf Island aufhalten wird.
Ich bin so aufgeregt, dass ich beim Check-In sogar vergessen habe, nach einem Fensterplatz zu fragen. Und das ist mir normalerweise besonders wichtig. Übrigens: mein Koffer war genau 19,5 kg schwer, also noch 500g unter dem zulässigen Gewicht für Reisen nach Island.

Reykjavík von oben

Reykjavík von oben

Im Flieger erwische ich mal wieder genau den Sitz hinter der Person, die den ganzen Flug die Rücklehne bis zum Anschlag runter stellen muss. Oh, wie ich das liebe.
Im Fernsehen läuft heute I.Q.: Liebe ist relativ mit Meg Ryan und Walter Matthau. Der Film wird sogar für Durchsagen unterbrochen. Bisher war ich es gewöhnt, dass der Captain sein Gequassel ungezügelt in den Film hineinspricht und man immer die entscheidenden Szenen verpasst. Dafür gibt es hier mitten im Film Werbeeinblendungen. Wie sich Vor- und Nachteil doch immer aufheben müssen...

Wir landen sehr sicher in Island. Ich habe einmal gelesen, dass es besonders sicher sei, wenn die Maschine hart aufsetzt und sofort Bodenkontakt bekommt. Rumms!!! Die Erde hat uns wieder.
Das Wetter zeigt sich noch nicht von seiner allerschönsten Seite. Soll heißen, wir haben Glück, dass es nicht auch noch regnet. Am Ausgang werden wir schon von der örtlichen Vertretung erwartet, wie es immer so schön in den Reisebeschreibungen heißt. Unsere beiden Gruppen finden im selben Bus Platz, der uns in etwa 45 Minuten vom internationalen Flughafen in Keflavik zur Isländischen Hauptstadt Reykjavík bringen wird. Unterwegs werden wir von unserer Empfangsdame und ihrem umwerfenden Deutsch unterhalten:
"Wir fahren jetzt durch ein Lavafeld und ... ähm ... ja, genau!"
"In etwa 45 Minuten sind wir dann in Reykjavík und ... ähm ... ja, genau!"
Die Landschaft ist etwas gewöhnungsbedürftig. Große Weite, im Hintergrund einige Hügel. Die Stimmung des Gesamtbildes wird durch die dunklen Wolken leider etwas getrübt. Auf dem Boden verstreut liegen eine Menge Lavasteine, wie ein Bergpuzzle, das noch zusammengesetzt werden muss. In der Ferne stehen mitten in den Steinhaufen zwei Autos und man stellt sich berechtigterweise die Frage, wie die dahin gekommen sind. Scheinbar führt kein Weg dorthin.

Reykjavík

Reykjavík

Meine Gruppe ist die erste, die den Bus verlässt. "Das hier ist die Pension der Gruppe, die morgen nach Grönland fliegt und ... ähm ... ja, genau!" Mein Zimmer liegt im zweiten Stock direkt unterm Dach. Als ich meinen Koffer die enge Treppe nach oben schleppe, denke ich nur bei mir, gut, dass das nicht den ganzen Urlaub so geht. Zelte haben ja keine Treppen. Ich werde später noch einmal auf dieses Thema zurückkommen.
Nach einem kleinen Rundgang durch Reykjavík lernen wir an diesem Abend noch Ívar, unseren Guide für die nächsten Tage kennen. Hier hören wir einen echten, abgehärteten Isländer sprechen: "Mücken? Ich hatte noch bei keiner Tour Probleme! Wetter? Grönland ist bekannt für stabiles Wetter und zur Zeit scheint dort die Sonne. Kälte? Wir haben doch Sommer!"

Reykjavík

Reykjavík

Übernachtung: Gästehaus Snorri

Bewertung: durchschnittlich

© Markus Keune, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viele sehen in Grönland nur Eis. Da muss es doch unglaublich kalt sein. Es stimmt zwar, dass der Sommer hier nicht ganz mit dem Mitteleuropäischen konkurrieren kann, aber dass man da außer Schnee nichts sehen könnte, mit dem Vorurteil wollte ich endlich aufräumen. In Grönland waren wir an verschiedenen Stellen Zelten und haben uns dazwischen per Boot durch die bizarre Welt der Eisberge gekämpft. Anschließend sind wir auf Island über diverse Lavafelder gekraxelt. Ein aufregendes Erlebnis!
Details:
Aufbruch: 09.08.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.08.2005
Reiseziele: Grönland
Island
Der Autor
 
Markus Keune berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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