Simone in China und Nordkorea

Reisezeit: März / April 2007  |  von Simone Lorat

Guangzhou

04.04.07
Hongkong - Guangzhou
So, ich habe gleich ums Eck ein Internetcafe gefunden - ich weiss nur noch nicht, fuer wie lange ich bezahlt habe, aber ich werde wohl merken, ob ich noch etwas zurueckbekomme... Ich glaube, die Leute hier koennen wirklich gar kein Englisch... Naja, jetzt zur Berichterstattung ab heute morgen.
Ich habe mich wie immer viel zu frueh zum Bahnhof aufgemacht - in der mir entgegenkommenden Richtung waren ziemlich viele Menschen unterwegs - wohl alles Leute, die von ausserhalb zum Arbeiten kommen. Am Bahnhof gab ich erstmal die Octopus-Karte zurueck, danach habe ich mir etwas zum Fruehstuecken gekauft (ich war hier immer bei so einem Selbstbedienungsbaecker). Dann gabs auch so einen Schalter, an dem man chinesisches Geld wechseln konnte, also habe ich einen Teil meiner Hongkong Dollar schonmal umgetauscht, damit ich mich in China nicht als erstes ums Geldwechseln kuemmern muss. Danach bin ich noch einen Tee trinken gegangen und dann war auch der Durchgang zu Passkontrolle und Wartesaal geoeffnet. Viele Zuege fahren hier uebrigens nicht (12 am Tag). Allzu lange musste ich dann auch nicht mehr warten, bis der Durchgang zur Rolltreppe zum Zug geoeffnet wurde. Im Zug blaetterte ich erstmal das Bahn-Magazin durch, das zwar fast ausschliesslich auf chinesisch war, aber einen zweisprachigen Stadt- und U-Bahnplan enthielt. So fand ich also heraus, dass man ohne Umsteigen mit der U-Bahn vom Ostbahnhof in die Naehe meines Hotels kam. Also beschloss ich doch nicht, wie urspruenglich geplant, mit dem Taxi zu meinem Hotel zu fahren, sondern es mit der U-Bahn zu versuchen. Als naechstes wurden dann gleich Zettel ausgeteilt, in denen diverse Fragen beantwortet werden mussten, die sich hauptsaechlich darauf bezogen, dass man keine Vogelgrippe importierte. Zu diesem Thema sass bis jetzt noch an jeder Grenze jemand vom Gesundheitsamt. Im naechsten Durchgang bekam noch jeder eine Wasserflasche in die Hand gedrueckt. Dann gabs nur noch Sachen zu kaufen und der Muell wurde eingesammelt. Nach gut zwei Stunden waren wir dann in Guangzhou. Die Aussicht waehrend der Fahrt war mittelmaessig, eigentlich nichts besonderes. Pass-und Gepaeckkontrolle gingen superschnell, ich wurde gar nicht durchleuchtet. Da erinnere ich mich noch an anderes waehrend der letzten innerchinesischen Zugfahrt. Da war es mindestens so streng wie jetzt am deutschen Flughafen.

Am Bahnhof musste ich dann erstmal saemtliche Taxifahrer abwehren und mich zur U-Bahn durchkaempfen. Eine Touristeninformation scheint es hier nicht zu geben. Ich ging dann an einen Ticketverkaufsschalter (meine Haltestelle hatte ich mir aufgeschrieben) - dort bekam ich einen U-Bahnplan und meinen 100 Yuan-Schein in kleineres Geld gewechselt. Dann wurde ich zum Automaten geschickt. Der U-Bahnplan ist auf jedem Automaten abgebildet und man muss mit den Fingern auf die gewuenschte Station druecken. Nach dem Bezahlen erhaelt man dann einen Chip, den man beim Eingang auf das Lesegeraet legen muss, beim Aussteigen dann einwerfen muss. Die U-Bahnstationen werden nicht angezeigt, aber auch auf Englisch durchgesagt.
Mein Hotel habe ich dann auf Anhieb gefunden, allerdings zog sich der Weg ziemlich, da meine Strasse endlos lang ist und mein Hotel ganz am anderen Ende... Dafuer scheint es hier aber Geschaefte fuer alles moegliche und unmoegliche zu geben. Das Hotel ist tatsaechlich ein ganz schoenes Business-Hotel mit Angestellten in Uniformen in jedem Stockwerk. Allerdings stand ich irgendwie nicht in ihren Unterlagen, so dass es sich ganz schoen hingezogen hat, bis ich dann doch mein Zimmer bekam. Hier habe ich jetzt ein schoen grosses Bett, einen Foen und einen Wasserspender mit kaltem und Teewasser, wie ich das von China gewoehnt bin. Als vorhin irgendwelche Dokumente ausgefuellt wurden, wurde tatsaechlich ich befragt, was denn die chinesischen Schriftzeichen bei Ausstellungsort auf meinem Visum bedeuten - wer ist denn hier der Chinese?! Ich habe dann beschlossen, dass es sich hoechstwahrscheinlich um das chinesische Zeichen fuer Berlin handelt....

Nach einem Tee wollte ich als erstes den Flug nach Peking bestaetigen. Also habe ich an der Rezeption gefragt, die mir einen Telefonnummer gaben - mit Hilfe der Etagenzustaendigen (die wiederum jemand beauftragt hat), habe ich dann auch das Anrufen hinbekommen (man muss eine 9 vorwaehlen und da meine Tel.nr. mit einer 9 begann, dachte ich, es waere diese....), allerdings handelte es sich um die falsche Fluggesellschaft. Also wieder die Rezeption gefragt und die Nummer von der Auskunft bekommen. Dort bekam ich dann eine Air China - Telefonnummer, aber als ich anrief nur eine chinesische Bandansage. Nach meinem hundertsten Nachfragen konnte sich die von der Rezeption dann doch dazu durchringen, da mal anzurufen. Ich glaube, die Nummer hatte sich geaendert, jedenfalls hat sie dann woanders angerufen. In Teamarbeit (irgendwie koennen sie hier noch nicht mal meinen Namen, Abflugdatum etc. erkennen), haben wir es dann tatsaechlich hinbekommen und mein Flug ist jetzt bestaetigt. Ein Glueck muessen sich in Korea die Koreaner darum kuemmern....
Danach entschied ich mich, erst etwas am Perlfluss entlangzugehen und dann noch etwas durch die Strassen zu laufen (das im Quadrat laufen hat erfreulicherweise sogar funktioniert!). Hier also einfach mal meine ersten Eindruecke:
- Es gibt jede Menge Garkuechen und ueberhaupt wird alles moegliche zu essen auf den Strassen verkauft.
- die Busse und Fahrplaene sind ausschliesslich auf chinesisch - und eine naehere U-Bahnstation ist mir auch noch nicht begegnet.
- entweder es ist gerade eine Sportveranstaltung oder der chinesische Jugendliche an sich laeuft ausschliesslich im Trainingsanzug herum.

- es gibt Menschen, die auf Bruecken zu wohnen scheinen, jedenfalls sah es dort nach einem recht haeuslich eingerichteten Schlaflager aus.
- Es gibt Telefonhaeuschen, in denen ein Mensch umgeben von 3-4 Telefonen sitzt, was somit zum Public Telephone wird. (Es gibt aber auch normale oeffentliche Telefone)
- ich gewoehne mich langsam daran, dass Ampeln keine grossartige Funktion haben - Zebrastreifen haben ja auch keine. Im Zweifel bleibe ich dann aber doch lieber im Windschatten eines Chinesen.
- Es gibt jede Menge mit Schlagstoecken bewaffneter Polizisten.
- Ich weiss nicht genau, ob hier Rauchverbot herrscht - in Anbetracht der Tatsache, dass hier recht wenig geraucht wird, nehme ich an, die Chinesen sind einfach nicht so regelgetreu wie die Hongkonger
- es gibt jede Menge Friseure hier und Dauerwellen sind gerade in.
- es gibt viele Poststellen und Paketfirmen, die die Pakete dann erst auf der Strasse fertig schnueren.
- ich wohne neben der medizinischen Fakultaet und habe das Gefuehl, von Krankenhaeusern und Zahnaerzten umzingelt zu sein (ich muss mal schauen, ob wenigstens bei der Behandlung Vorhaenge vorgezogen werden...)
Trotz der Vielzahl an Essensmoeglichkeiten kam mir nichts so richtig verlockend und empfehlenswert vor, so dass ich schon kurz davor war, zu McDonalds zu gehen (ich kenne hier bislang 3 Filialen - im Vergleich zu Hongkong aber immer noch recht wenig - Hongkong waere ohne McDonalds, Starbucks und 711 wohl fast ausgestorben , als ich mich dann doch noch fuer ein Restaurant entschied, das einen relativ touristischen Eindruck auf mich machte: es stand Restaurant dran und drin war eine Frau in traditioneller chinesischer Kleidung. Drin fingen dann sofort alle an, chinesisch mit mir zu reden und es wurde ziemlich schnell klar, dass das mit der Kommunikation nicht so einfach werden wuerde. 3 auf chinesisch auf mich einredende Maedels und eine Speisekarte, in der immerhin vereinzelte Fotos waren, fuehrten dann tatsaechlich zu einer Bestellung: Cola, Haehnchen, Gemuese, Reis, nicht scharf. Naja, ich weiss nicht, ob die Chinesen die Bestellung genauso wiedergeben wuerden, aber es kam schon dabei heraus. Das Gemuese sah aus wie Zwiebeln, schmeckte aber anders und ging von der Farbgebung her in Richtung Neongruen. Beim Haehnchen waren Ingwerstuecke dabei und an jedem noch so kleinen Stueck Haehnchen irgendwelche Knochen. Ob die Chinesen die mitessen?! Ausserdem musste ich das 1.Mal auf dieser Reise mit Staebchen essen, was aber soweit gut geklappt hat - gluecklicherweise. Denn zumindest anfangs war ich fast interessanter als das TV-Programm...

Jetzt regnet es wieder, ich bin im Internetcafe und werde mich wohl gleich im Hotel noch etwas mit dem Reisefuehrer beschaeftigen - mal schauen, welche Ziele mir erreichbar erscheinen...
Donnerstag 05.04.07
Guangzhou
Nach dem Fruehstueck entschied ich mich, mich als erstes zum QingPingMarkt aufzumachen. Hier sollen allerlei exotische Sachen verkauft werden. Es war aber nicht soviel los, so dass ich zum einen wahrscheinlich nicht alles gesehen habe (z.B.keine lebenden Affen, Froesche etc. wie im Reisefuehrer beschrieben), zum anderen fuehlte ich mich auch recht beobachtet, so dass ich mich kaum traute, Fotos zu machen. Was es genau an Pulver und Knochen so gab, weiss ich nicht - lt. meinem Reisefuehrer koennten sie aber von Baeren, Raubkatzen und Wild stammen. Sonst gab es noch jede Menge Heilkraeuter, Schlangen und Schildkroeten, Hasen, Huehner und Enten.
Danach wollte ich eigentlich zu einer Halle, in der aus Eisbloecken Figuren geschnitzt werden - aber entweder es gibt die Halle nicht mehr oder sie ist ziemlich gut versteckt. Nach einem bisschen herumspazieren durch die umliegenden Gassen (z.B. eine Strasse mit zig Stoffverkaufslaeden, eine Strasse mit allen moeglichen kleinen Laeden...), entschied ich mich, mir mal eine andere U-Bahn-Station zu suchen. Ich glaube, etwas naeher an meinem Hotel liegt sie. Von da aus fuhr ich erstmal zum Hauptbahnhof - eine Touristeninfo habe ich da auch nicht gefunden, aber den Bus zum Flughafen, den ich dann statt Taxi nehmen werde. Am Bahnhof wurde ich von den hunderten chinesischer Touristen fast erschlagen (wenn ich das richtig sehe, muss man sich schon vor der Bahnhofshalle in die Schlange fuer seinen Zug stellen, wo dann erst kurz vor Abfahrt der Durchgang geoeffnet wird), so dass ich beschloss, mich erstmal bei Kentucky Fried Chicken zu erholen Da kenne ich mich zwar auch nicht aus, aber sie hatten Karten mit Bildern und englischem Text und englischsprachige Mitarbeiter. Da sass ich dann erstmal eine Weile, machte unter staendiger Beobachtung der 2 Chinesinnen an meinem Tisch meine ersten Notizen des Tages und muehte mich ab, meine 572 ml Cola zu trinken....

Eigentlich hatte ich dann ueberlegt, zum Orchideenpark zu gehen, aber der anhaltende Nieselregen brachte mich nicht wirklich in Spazierengehstimmung. So wurde es dann die Dr.Sun Yat-Sen-Gedaechtnishalle. Er wird als Gruendervater des modernen China verehrt, da er die letzte kaiserliche Dynastie zum Abdanken zwang und 1912 die Republik China ausrief. Ich glaube, er wird wirklich verehrt - ich musste jedenfalls noch nie so viele Chinesen an einem Ort fotografieren (wenn das so weitergeht, kann ich am Ende der Reise auf chinesisch sagen "Entschuldigung, koennen Sie ein Foto von mir machen? Sie muessen nur auf diesen Knopf druecken" . Die architektonisch schoene Halle liegt in einem kleinen Park, davor gibt es ein Dr.Sun Yat-Sen-Denkmal (eigentlich sind Denkmaeler in China eher selten - der Denkmal-Teil kommt eigentlich erst in Korea). In der Halle selbst koennen Auffuehrungen vor 500 Zuschauern gemacht werden - neben Theaterauffuehrungen etc. gab es hier auch schon Tischtennis-u.Badmintonwettkaempe - haette ich jetzt ja in einer Gedaechtnishalle nicht erwartet Im Foyer waren viele Hinweisschilder zur Architektur - ueber das Leben von Sun Yat-Sen gab es dann noch eine andere Halle mit einer Ausstellung.
Da das draussen herumlaufen bei dem Wetter nicht so richtig viel Spass macht, bin ich dann erstmal ins Hotel. Heute habe ich auch zum ersten Mal einige auf die Strasse spuckende Chinesen gesehen - aber so einigermassen scheint sich das Verbot durchgesetzt zu haben. Ausserdem habe ich noch nicht erwaehnt, dass es hier schon einige Moslems gibt - hauptsaechlich begegnen sie mir beim Fleischspiesse verkaufen Hier im Internetcafe sind uebrigens fast alle mit Computerspielen beschaeftigt oder mit TV-Schauen und nebenher chatten. Es ist hier warm und voll - im Gegensatz zu Hongkong, wo es kalt und leer war.

06.04.07
Guangzhou
Geburtstag
Also war erstmal ausschlafen angesagt, dann gemuetlich fruehstuecken (ich hatte mir gestern schon etwas gekauft), Geburtstagspost lesen und dann habe ich mich zum GuangXiaoSi-Tempel (Tempel der reinen Kindespietaet) aufgemacht. Er war auch nicht wirklich zu verfehlen - spaetestens ab dem ersten Raeucherstaebchenverkaufsstand immer dem Geruch nach! Die Tempelanlage ist ziemlich gross und zudem noch die aelteste Guangzhous - hier war also mal richtig viel los. Ausser den ganzen Chinesen, die z.T. sogar mit Bussen angekarrt wurden, gabe es vor dem Eingang allerdings auch jede Menge Bettler. In der Anlage gabs dann jede Menge zu bestaunen - allerdings musste man fast aufpassen, dass man von en ganzen Raeucherstaebchen nicht selbst noch benebelt wurde! Als ich mir zu Genuege alles angeschaut hatte, beschloss ich, mich in die "Reis mit Gemuese oder Nudel mit Gemuese" - Schlange einzureihen. Etwas Geduld brauchte es da schon - irgendwie schienen gerade alle Hunger zu haben, dann gingen zwischenzeitlich noch die Pappschalen aus.... Aber irgendwann waren dann doch alle versorgt und ich hatte schon meine zweite Tempel-Mahlzeit diesen Urlaub.
Fuer den Nachmittag hatte ich mir ueberlegt, mit Bus (von Endhaltestelle zu Endhaltestelle, schien mir machbar) und Seilbahn auf einen Berg zu fahren, auf dem es u.a. einen sehr schoenen Bergpark geben soll, aber da schon wieder die ersten Regentropfen herunterkamen, entschied ich mich dann doch fuer die Variante, mit der ich im Zweifel schneller wieder im Trockenen waere - den YueXiu-Park (mit U-Bahnstation davor . Es blieb dann aber trocken und der Park war auch wirklich sehr schoen. Viel Gruen, ein See, Skulpturen, Leute beim Singen und TaiChi ueben, ein kleiner Wasserfall, Vergnuegungspark fuer Kinder... Ausserdem habe ich mit dem YueXiuShan-Stadion schon wieder ein Fussballstadion gesehen!
Gestern war ich uebrigens noch etwas bei "Kungfu" essen - das ist ein chinesisches Schnellrestaurant a la McDonalds. Da bekommt man dann fuer den gleichen Preis (ist hier sowieso guenstig, ein Menu kostet bei KFC 2 Euro) Suppe, Fleisch, Reis und Salat. War eigentlich gar nicht schlecht.
Im TV in meinem Zimmer empfange ich das chinesische MTV - wenn ich bis jetzt angeschalten habe, kamen immer Kanton - Hits oder Mandarin - Hits. Insofern war ich ganz schoen erstaunt, als ploetzlich eine ganze Stunde ueber Gwen Stefani kam - ich dachte schon, man hoert hier wirklich ausschliesslich chinesische Musik.
Ausserdem habe ich noch nicht erwaehnt, dass es auf den Strassen nicht nur allerhand zu kaufen gibt, sondern dass auch viele Maenner auf der Strasse sitzen, die Karten oder Brettspiele spielen. Es spielt sich halt insgesamt sehr viel auf der Strasse ab.
Ach ja, danke schoen fuer die Geburtstagsglueckwuensche, die schon angekommen sind oder noch ankommen!
Morgen gehts jetzt weiter nach Peking und am Sonntag werde ich wohl schon die ersten von meiner Korea-Reisegruppe treffen!

© Simone Lorat, 2007
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Worum geht's?:
Im Frühjahr 2007 war ich erst alleine in China unterwegs (Hongkong mit Ausflug nach Macau, Guangzhou (Kanton) und Beijing (Peking). In Peking habe ich mich dann mit einer Reisegruppe getroffen und war dann noch 1 Woche in Nordkorea - eine wirklich interessante, spannende und vielseitige Reise!
Details:
Aufbruch: 29.03.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 17.04.2007
Reiseziele: Hongkong
China
Nordkorea
Der Autor
 
Simone Lorat berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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