Mit dem Rucksack durch Mittelamerika

Reisezeit: Juli - September 2007  |  von Morris B.

Guatemala: San Pedro la Laguna 13.07-21.07.07

Nach 9 Tagen am selben Ort, ist es wieder Zeit weiterzuziehen. Den Shuttlebus, den ich mir zusammen mit meiner "Gastschwester" Felice geleistet habe, sammelt noch zwei Stunden lang in Antigua Traveller ein, bevor er endlich den Weg in das zwei Stunden entfernte Panachel am Lago de Atitlan antritt.
Die Strassen sind verstopft und dreckig. Trotzdem scheint jeder Guatemalteke ein Laecheln auf dem Gesicht zu haben. Nach etwas mehr als einer Stunde erblicken wir den See - riesengross und von Vulkanen eingekreist. Im Bus lerne ich Mike aus Kanda und Luke aus England kennen, mit denen ich die naechsten Tage verbringen sollte.
Panachel ist haessleich. Daher springen wir auf die naechste Faehre nach San Pedro auf der anderen Seite des Sees. Erst dort erfahren wir, dass wir sehr, sehr viel Glueck hatten. Waehrend wir unbehaelligt nach Panachel durchgekommen sind, wurden zwei andere Shuttlebusse ueberfallen.

Warten auf die Faehre und Panachel

Warten auf die Faehre und Panachel

San Pedro ist beruehmt fuer Drogen und guenstige Spanischschulen. Die Athmosphaere ist angenhem - eine Mischung aus Hippies,Travellern, Spanischschuelern und Junkies. Am Wochenende wird das ansonsten ruhige San Pedro zu einem Partydorf, wenn all diejenigen, denen das Wochenende in Antigua und Guatemala City zu langweilig ist, nach San Pedro kommen. Unter der Woche bleiben dann nur noch die Spanischschueler und diejenigen, die diesen Ort wohl niemehr verlassen werden, uebrig. So zum Beispiel Brad. Der humpelne, grauhaarige Kanadier ist vot 18Jahren hier stecken geblieben. Jeden Morgen, wenn ich ihm auf dem weg zur Spanischschule begegne, gruesst er freundlich mit "Haha, today is Mushroom-Day!". Oder der 19jaehrige Cliff, der seit zwei Jahren den Ort mit Drogen versorgt. Seine Hose hat er gegen eine Jacke getauscht, was erklaert warum er sein Bettlaken als Rock benutzt. Generell folgt einem freundlichen "Hola" meist ein "Coca, LSD , Weed - cheap,cheap!".
Von meiner Haengematte vor meinem Zimmer heraus, habe ich einen fantastischen Blick auf den See.

Lago de Atitlan von unserem Zimmer aus

Lago de Atitlan von unserem Zimmer aus

Schnell lerne ich ein paar lustige Leute kennen, mit denen ich das Wochenende verbringe. Nicht nur zu meinem Leid, findet an diesem Wochenende eine 4 taegige Feier der Frauen eines Nachbardorfes statt. Daher wird ab 7 Uhr morgens Dynamit gezuendet und Marschmusik getrommelt. Und wenn gerade einmal Stille herrscht, kann man sich darauf verlassen, dass einer der vielen "Wahltrucks" verbeikommt und einem den letzten Nerv raubt. Bei diesen "Wahltrucks" handelt es sich um Pickups, auf denen sich Lautsprecher stapeln, welche den Wahlkampfsong des jeweiligen Kandidaten abspielen. Man kann nur hoffen, dass die Kandidaten besser sind, als ihr Song!

Samstag Abend 
(v.l.n.r.Katharina, Luke, Jena, ich, Mike, Tom, Sue)

Samstag Abend
(v.l.n.r.Katharina, Luke, Jena, ich, Mike, Tom, Sue)

Unter der Woche tue ich mir abermals 6 Zeitstunden Einzelspanischunterricht pro Tag an. Meistens bin ich nachdem ich meine Hausaufgaben gemacht habe, so fertig, dass ich es nur noch zum Abendessen aus meiner Haengematte schaffe.
Normalerweise stehe ich um 8Uhr auf, freustuecke zwei-vier Bananapancakes mit Schokoladensosse, habe drei Spanischstunden, esse Mittag und schlafe in meiner Haengematte, versuche die zweite Haelfte meines Unterrichts zu ueberleben, schleppe mich zum Hostel, koche mit Luke Nudeln mit Tomatensosse und gehe meist noch vor 10 Uhr ins Bett.

Luke beim Spanischlernen

Luke beim Spanischlernen

Meine (sehr gute) Lehrerin Manuela

Meine (sehr gute) Lehrerin Manuela

Ich habe Glueck und bekomme eine gute Spanischlehrerin. Manuela erzaehlt mir von einem Tag, der ihr noch jetzt Traenen in die Augen treibt, wenn sie von ihm spricht.
Vor 7 Jahren sass sie zusammen mit ihren Bruder und Freunden in einem Bus nach Guatemala City. Sie war auf dem Weg zu ihrer Diplomverleihung. Keiner hatte bemerkt, dass der Fahrer betrunken war. In einer der Kurven prallte der Bus frontal mit einem anderen zusammen und rollte die Boeschung herunter. Unter Shock sei sie aus dem Wrack geklettert und habe festgestellt, dass nur sie und ihr Bruder ueberlebt hatten. Was dann folgte, so sagt sie, sei typisch fuer einen tragischen Unfall in ihrem Land. Die Ueberlebenden des anderen Buses seien die Boeschung herunter gestiegen und haetten die Leichen ausgeplundert, waehrend sie und ihr Bruder sich schwerverletzt ins naechste Dorf schleppten. "Busungluecke gibt es hier jeden Tag, Moritz!", sagt sie und wischt sich die Traenen aus den Augen.

Das ich dieses Mal nicht in einer Gastfamilie wohne, macht nur wenig, da mein Zimmernachbar Alexandro kein Englisch spricht. Generell komme ich gut mit meinem Spanisch voran.

Alexandro und ich beim Spanischlernen

Alexandro und ich beim Spanischlernen

Meine Lieblingshaengematte im Garten

Meine Lieblingshaengematte im Garten

Meine Tage in San Pedro sind nicht gerade von koerperlichen Hoechstleistungen gepraegt, daher unternehmen wir am zweiten Wochenende eine Kajaktour. An einem der Straende, die ein Bad zu lassen (Muell ist ein riesigen Problem am Lago!), sind wir nicht allein. Ein Partyboot, voll mit guatemaltekischen Teenagern, geht an Land. Als sie Luke und mich entdecken, kommt eine nach der anderen an und will ein Foto mit uns Gringos haben.

Luke am Playa de Oro

Luke am Playa de Oro

© Morris B., 2007
Du bist hier : Startseite Amerika Guatemala San Pedro la Laguna 13.07-21.07.07
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Gabelflug Guatemala-Nicaragua ist gebucht. Angesichts der auf Grund der guatemaltekischen Wahlen im September und der damit verbundenen Ungewissheit über die politische Situation im Land scheint ein Rückflug von Nicaragua durchaus sinnvoll. Dazwischen liegen 9-11 Wochen Spanisch lernen und vor allem Reisen; Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Nicaragua - wohin? Das wird sich zeigen...
Details:
Aufbruch: 04.07.2007
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 11.09.2007
Reiseziele: Guatemala
Belize
Honduras
Nicaragua
Der Autor
 
Morris B. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors