Baumfarne, Eiszapfen und Giraffen - In der Wildnis ostafrikanischer Berge

Reisezeit: Februar 2007  |  von Reinhard Baumgaertner

Besteigung des Kilimanjaro

Nach dem Flug nach Nairobi traf sich die ganze Bergsteigergruppe zum ersten Mal am Kleinbus, der für die 6-stündige Fahrt über die Landstraßen Kenias und Tansanias zum Hotel in Moshi am Fuß des Kilimanjaro mit Fahrer bereit stand.

Am nächsten Morgen wartete die Begleitmannschaft des tansanischen Bergführers Franco - 3 Bergführer-Assistenten, 1 Koch und 32 Trägern - bereits am Machame-Gate des Nationalparks auf 1800 m Höhe. Für den Aufstieg wurde die Machame-Route gewählt. Der Abstieg war über die Mweka-Route geplant.

Die Ausrüstung wurde nochmals überprüft und die Lasten wurden verteilt. Zu Beginn schlängelte sich der Pfad durch dichten tropischen Regenwald mit meterhohen Baumfarnen und vielen nur hier existierenden Pflanzen 4 ½ Stunden lang bis auf 3.100 m, wo am Machame-Camp das Zeltlager errichtet wurde. Bergführer Franco gelang es in kurzer Zeit die Bergsteiger optimal zu motivieren und ein Klima der Rücksichtnahme zu schaffen. Ich fühlte mich sehr wohl.

Baumfarne im Regenwald an den Hängen des Kilimanjaro

Baumfarne im Regenwald an den Hängen des Kilimanjaro

Nach der frostigen Nacht wie auch an den folgenden Morgen waren die 2-Mann-Zelte vereist. Beim weiteren Aufstieg war die Regenwaldzone bald verlassen. Der Weg führte über einen Felsgrat und erforderte gute Trittsicherheit. Die Landschaft war geprägt durch den für das Hochgebirge typischen Niederwuchs (z. B. Erikazeen mit Flechten und Moosen). Nach 5 Stunden war das Shira-Camp auf 3.860 m Höhe erreicht.

Von nun an ging die Wanderung durch eine Hochgebirgswüste mit spärlichem Bewuchs mit den für diese Höhe am Kilimanjaro typischen Senecien und Lobelien zum Lava Tower, einer markanten Felsformation in ca. 4.600 m Höhe. Zum Tagesziel, dem Barranco-Camp - 3.850 m - gelangten die Bergsteiger nach ca. 6 ½ Stunden. Von hier aus ergaben sich eindrucksvolle Ausblicke auf die mächtige Breach-Wall und die südlichen Eisfelder.

Die nächsten beiden Tage dienten der Akklimatisation: In einem ständigen Auf-und-ab mühten sich die Bergsteiger entlang der Südseite des Kilimanjaro zwischen 3.900 und 4.500 m Höhe. Zunächst wurde über die Breach Wall und nach Durchquerung der Karanga-Schlucht in 4 Stunden das Karanga-Camp auf 3.930 m ereicht.

Nach einer weiteren Nacht stieg die Gruppe in 3 ½ Stunden bis auf 4.600 m zum Barafu-Camp auf, mit herrlichen Ausblicken auf die Vulkangipfel von Kibo und Mawenzi. Der Nachmittag wurde zum Ausruhen genützt. Denn kurz vor Mitternacht erfolgte bei besten Wetterbedingungen im Mondschein der Aufbruch zum Höhepunkt der Tour, der Aufstieg zum Kibo, wie der eigentliche Kilimanjaro-Gipfel genannt wird.

Noch vor Sonnenaufgang hieß es nach 6 ½ -stündigem Steigen in der dünnen Luft am Kraterrand erst einmal Durchatmen. Aber schon nach einer weiteren knappen Stunde und ca. 150 Höhenmetern auf schneebedecktem Weg waren alle Mühen vergessen: Die ganze 13-köpfige Bergsteigergruppe stand auf dem mit 5.895 m höchsten Gipfel Afrikas, dem Uhuru Peak. Keiner musste vorzeitig aufgeben. Sonnenaufgang auf dem Kilimanjaro bei minus 5 °C: Ein unvergessliches Erlebnis. In nur 6 Tagen hatte ich von tropisch bis arktisch die komplette Bandbreite der auf der Erde existierenden Klimate erlebt. Die Mystik des Kilimanjaro mit seinen einzigartig schönen Gletschern - besonders eindrucksvoll mit Neuschnee - genoss ich in diesem Moment in vollen Zügen. Aber es klangen auch traurige Untertöne mit bei dem Gedanken, dass der Berg durch den Verlust der Gletscher seinen Charakter großteils verlieren wird.

Auf dem Kibo-Gipfel; im Hintergrund links der Mount Meru, rechts der Schatten des Kibo

Auf dem Kibo-Gipfel; im Hintergrund links der Mount Meru, rechts der Schatten des Kibo

Bergführer Franco und ich auf dem höchsten Punkt Afrikas; im Hintergrund der Reusch-Krater

Bergführer Franco und ich auf dem höchsten Punkt Afrikas; im Hintergrund der Reusch-Krater

Ein Vorhang aus Eiszapfen verleiht den Gletschern des Kilimanjaro etwas Märchenhaftes.

Ein Vorhang aus Eiszapfen verleiht den Gletschern des Kilimanjaro etwas Märchenhaftes.

Der Neuschnee auf den Gletschern bildet einen starken Kontrast zur Vegetation der tieferliegenden Hänge.

Der Neuschnee auf den Gletschern bildet einen starken Kontrast zur Vegetation der tieferliegenden Hänge.

Zur Vermeidung von Höhenkrankheiten erfolgte schnell der Abstieg zum Mweka- Camp (5 ½ Stunden) auf 3.100 m. Die Begleitmannschaft verabschiedete sich an diesem Abend von den Bergsteigern mit dem Kilimanjaro-Lied. Am nächsten Tag stieg die Bergsteigergruppe in 3 Stunden zum Mweka-Gate ab, wo auch Bergführer Franco Lebwohl sagte, und erfreute sich im Hotel in Moshi der lange entbehrten warmen Dusche.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besteigung des Kilimanjaro und Safari am Mount Meru im Arusha-Nationalpark
Details:
Aufbruch: 01.02.2007
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 11.02.2007
Reiseziele: Tansania
Der Autor
 
Reinhard Baumgaertner berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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