Buddha kichert leise

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Norbert Wallner

A1

Wir werden Filmstars

Vom Panzer aus genießen wir die Aussicht über Dien Bien Phu und Umgebung. Das Filmteam hat uns bis hier herauf verfolgt. Aber hier können wir in die Schützengräben und das weit verzweigte Tunnelsystem flüchten.

Heute Morgen konnten wir endlich wieder einmal etwas länger schlafen. Auf der Suche nach etwas Essbaren durchstreiften wir den Markt, da gab es aber nichts Langnasengeeignetes. Beschränkten uns auf den Kauf warmer Unterwäsche, die uns in Nordlaos gefehlt hatte.

Und dann begaben wir uns durch die fast ausgestorbene Stadt auf Suche nach dem Dien Bien Phu Hotel, weil wir ordentlich frühstücken wollten.

Auf einer Prachtstraße mit vielen Kolonialbauten wurden wir schließlich fündig. Das Restaurant glänzte aber durch gähnende Leere, also zumindest einen Kaffee im Coffee Shop vorne zur Straße hin. Zum Essen gab es nichts. In der Rezeption erkundigten wir uns nach Transportmöglichkeiten nach Sapa, weil ich etwas von einem Minibus gelesen hatte, der angeblich kaum teurer ist und bis Sapa ohne Umsteigen durchfährt. Der Rezeptionist verwies uns auf den öffentlichen Bus am Busbahnhof, und wir sollten die Tickets noch heute Vormittag kaufen, morgen im Bus würden sie das Doppelte kosten. Und ob wir nicht mit ihm am Nachmittag eine Besichtigungstour machen wollten, zwei verschiedene Varianten. Wir nahmen seine Visitenkarte und beeilten uns mit vielen Dankesworten, damit wir rechtzeitig beim Busbahnhof waren. Und seine Touren könnten wir auch ohne Guide machen, waren wir überzeugt. Bei den Fahrkartenschaltern war die Hölle los, aber eine Ticketverkäuferin hatte Erbarmen und nahm uns mit strengem Blick auf die Drängler an die Reihe.
Nun hatten wir immer noch nichts gegessen, aber irgendwo auf dem Weg würden wir wohl was finden? Nichts, kein Restaurant, zumindest keines offen. Immer noch Tetfest. Ich hasse alle, die etwas anderes geschrieben haben.

Vor einer Oberschule fiel uns auf, dass alle Schüler ihre eigenen Hockerchen mitnehmen müssen. Haben die für daheim und für die Schule nur eines, oder werden die Dinger sonst in der Schule über Nacht geklaut?

Ein Schüler erklärte mir, wo ich ein Internet Café fände. Musste mich endlich mit Ker in Verbindung setzen, wann wir ankommen. Als ich unschlüssig in ein Internet Café blickte, kam ein Mann winkend von gegenüber über die Straße gelaufen und zog mich dort weg. Internet für mich wäre gegenüber. Ich war sehr misstrauisch. Wieviel kostet es? Er winkte ab und schob mich ins Geschäft hinein, eine Druckerei. Mit einem PC kam ich nicht zurecht, die vietnamesische Tastatur wollte meine Befehle nicht, aber am zweiten konnte ich problemlos meine Mails verschicken.

Der Preis war das Versprechen, die Fotos per Mail zu schicken. Lässt sich machen.

Im Dien Bien Phu Museum erwischte uns das Filmteam das erste Mal. Zu Stars wurden wir dann am Heldenfriedhof - und das schon zu Lebzeiten. Plötzlich hielt uns eine Gruppe junger Frauen auf, die sich mit uns fotografieren lassen wollten. Zwei von ihnen zogen schnell hinter einer Säule ihre Festtagstrachten an, damit sie schön mit uns ins Bild kamen. Photoshooting á la Vietnamese.

Und jetzt stehen wir auf dem A1-Hügel, der letzten Bastion der Franzosen, wo sie den Indochina-Krieg 1954 endgültig verloren haben. Und das Filmteam ist wieder da.
Endlich haben wir es wieder einmal warm. Die Sonne scheint und es wäre perfekt, wenn wir nicht solchen Hunger hätten. Wir haben auch nichts zum Trinken, echt hart.
Wir suchen die Straßen entlang, bummeln über einen Markt, wo wir aber außer rohem Gemüse und rohem Fleisch nichts finden.

Im Vorübergehen greift mir ein Mann interessiert auf den Bauch. Der Hungertag hat also nicht viel geholfen, ich bin immer noch eine Sensation hier. Endlich finden wir ein Café. Wenigstens etwas zum Trinken, wenn wir schon kein Essen bekommen. Wir warten auf die Suppenküche neben dem Café. Ich habe nach Pho Bo gefragt und die Wirtin kocht extra für uns. Und sie macht das gut und reichlich.

Wir finden kein einziges Wort irgendeiner gemeinsamen Sprache, aber unterhalten uns den ganzen Abend hervorragend mit Ma Ria Cat. Wir sind alle im gleichen Alter und sie hat sich in uns regelrecht verliebt. Auf Tee und Süßigkeiten sind wir eingeladen. Dazwischen kommen kurz einige Mädchen vorbei die sich vorne an einen Tisch setzen, um herzlich über uns zu lachen, wie wir versuchen, unsere Suppe mit Stäbchen zu essen. Als sie uns ausgiebig ausge-lacht haben, verduften sie wieder und wir können uns mit Cat weiter unterhalten.

Der Abend endet viel zu früh im Wohlgefallen, aber morgen heißt es wieder früh aus den Federn.

© Norbert Wallner, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Paten- und Erlebnisreise, die knapp 4 Wochen durch Vietnam und Laos geführt hat, teils abseits der Touristenströme. Im Zentrum des Interesses stand der Kontakt zu den Menschen und Völkern dieser Region.
Details:
Aufbruch: 31.01.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Laos
Der Autor
 
Norbert Wallner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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