Marokko

Reisezeit: April 2008  |  von Udo Pagga

Rundreise Marokko

Schnee in Casablanca

Nein, es schneit nicht in Casablanca. Es mag dort anderen Schnee geben, aber das weiß ich nicht. Dennoch lag es am Schnee, dass wir Casa, wie die Marokkaner sagen, mit deutlicher Verspätung erreichten, am Schnee, der in Frankfurt den Flugplan durcheinander brachte. Als wir ankamen, war es zu spät für eine Stadtrundfahrt, aber unser Führer Redouan tröstete uns, es gäbe hier ohnehin nichts interessantes zu sehen, mit Ausnahme der zweitgrößten Moschee der Welt und die würden wir später besichtigen. Ansonsten sei Casa im Ausland nur durch den legendären Film bekannt, der zwar zum Teil in Marokko gedreht wurde, jedoch nicht hier, sondern in Tanger. Für Marokko ist die 5 Millionenstadt ein wichtiger Hafen und der bedeutendste Industriestandort. Hier werden die höchsten Löhne bezahlt und als Folge davon sind die Lebenshaltungskosten am höchsten. Dass die Stadt aber durchaus interessante Seiten hat, sahen wir am Ende unserer Reise, als wir doch noch die Stadtbesichtigung machten und sogar ein paar Stunden zur freien Verfügung zugebilligt bekamen. Wir fuhren durch schöne breite Straßen, zum Teil Palmenallee und sahen einige auffälligen Bauwerke, bei denen sich Jugendstil und Orient abwechselten, manche neu, modern, schön restauriert, andere dem Verfall sehr nahe. Ein gewaltiger Komplex, von sehr hohen Mauern umgeben ist die Villa des saudischen Königshauses mit privater Moschee, die laut Redouan großzügigerweise auch den einheimischen Gläubigen zum Gebet offen steht. Von der Corniche, der Küstenstraße, aus, war es möglich einen Blick auf das Meer und die Strände werfen, mehr allerdings nicht, da die Strände hier Privatclubs gehört, die Eintrittsgebühren verlangen. Gegen eine sehr hohe Eintrittsgebühr darf man auch als Ungläubiger das Weltwunder Hassan-II-Moschee betreten, eine große Ausnahme in Marokko, da alle Moscheen für Nicht-Moslem tabu sind und die Menschen sehr genau darauf achten, dass dies Tabu nicht verletzt wird. Dieser gewaltige, neue Bau liegt auf einer künstlichen Landzunge, ragt in das Meer hinein und wird deshalb die schwimmende Moschee genannt. Ihre Inneneinrichtung und die aufwändigen Ornamente haben die besten Handwerker Marokkos in sechs jähriger Tag- und Nachtarbeit erschaffen. Mehrfach betonte Redouan, dass hier 25000 Gläubige gleichzeitig beten können, dass sich ein gewaltiges Schiebedach in nur 5 Minuten automatisch öffnen lässt und dass das höchste Minarett der Welt beim Ruf des Muezzin einen Laserstrahl nach Mekka sendet. Die Moschee, die eine halbe Milliarde Euro gekostet haben soll, wurde angeblich vom Volk dem König zum 60. Geburtstag geschenkt. Die Spenden wurden von Beamten im ganzen Land eingetrieben. Mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, was man für dieses Geld an sozialen Einrichtungen oder Wohnungsbau hätte bauen können. Die Straßen um das Hotel herum waren nicht gerade sauber und einige Leute hatten sich für die Nacht auf den Bürgersteigen niedergelassen. Vielleicht haben manche einen ähnlichen Gedanken in ihren Träumen.

© Udo Pagga, 2009
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 07.04.2008
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 18.04.2008
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Udo Pagga berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.