Winterreise mit dem Wohnmobil nach Spanien und Portugal

Reisezeit: Dezember 2008 - April 2009  |  von Rainer Hiller

Spanien im Dezember

Die ersten 4 Wochen haben wir nun schon hinter uns gebracht. Anfangs war die meiste Zeit allerdings fahren angesagt, und somit gibt es da nicht allzu viel zu berichten. Die ersten 4 Tage ging es gemütlich und ohne besondere Vorkommnisse (außer dass am 1. Abend mal der Blinker seinen Geist aufgabt, was die anderen Autofahrer nicht so spannend fanden) durch Frankreich, mit Übernachtungen an uns bekannten Plätzen. Die 3. Nacht standen wir schon in Gruissan Plage am Mittelmeer, Wetter war trüb, aber mit 14°C schon ganz angenehm. Am nächsten Morgen kauften wir uns die ersten Muscheln, die es dann mittags zum Essen gab. Von da fuhren wir mittags nur eine kleine Strecke weiter nach Leucate Plage, Freunde hatten uns von einem schönen Platz geschrieben. War auch gut zu stehen, aber um diese Jahreszeit ist dort überall nichts los. Alle Appartements und Hotels sind geschlossen: Der Ort ist wohl höchstens halb so groß wie der Pariser Hauptfriedhof, aber doppelt so tot!

Da uns das Wetter auch nicht mit Sonne verwöhnte, ging es am nächsten Morgen weiter nach Spanien. Erstes Ziel war das Kloster Montserrat in der Nähe von Barcelona. Unsere "Tante" (Navi-Gerät) ist ja auch wieder dabei, und sie führte uns in Frankreich noch über tausend Kreisel: Im Kreisverkehr bitte links halten, im Kreisverkehr die 3. Ausfahrt nehmen! Da ja Frankreich die Erfinder der Kreisel sind, hatte sie also ganz ordentlich was zu sagen. Es lief gut mit der Fahrerei und am Nachmittag näherten wir uns schon Barcelona und konnten auch die Berge von Montserrat in der Ferne erkennen.

Montserrat - Die gesägten Berge

Montserrat - Die gesägten Berge

Da sagte die Tante dann allerdings etwas zu spät, dass wir eine Abfahrt nehmen sollten, und es gab folglich einen Umweg. Aber sie lotste uns dann wieder richtig weiter. Wir kamen dem Ziel schon näher. Ausfahrt stimmte, wir fuhren den Berg hoch, dann kam ein Schild wo die Strasse zum Kloster führen sollte, die war allerdings gesperrt und es gab eine Umleitung. Wir konnte auf der Karte erkennen, dass es mindestens 30km Umleitung waren, fast einmal um den Berg. Also los. In der nächsten Stadt angekommen, hatte die Tante aber ihre Mühe uns die richtige Route zu zeigen. Sie wollte uns immer wieder auf die Autobahn bringen, wo wir ja vorher schon waren und mit der Sperrung endete. Schilder zum Kloster gab es auch nicht, also nahmen wir eine Strasse, die in die richtige Richtung führen müsste. Dabei tauchte dann plötzlich ein Schild mit Kloster Montserrat auf. Na also! Wir also nachgefahren, Tante war still. Die Strasse führte durch wenige kleine Orte, auch sehr schmal. Die Richtung stimmte, wir konnten das Kloster auch schon sehen, aber der Weg war Marokko-verdächtig, entgegenkommen durfte keiner. War zum Glück auch so, wir wunderten uns nur, wie da die anderen hinkommen. Plötzlich kommen wir an eine Kreuzung und stehen mitten vor einer wunderbaren Strasse, die hoch zum Kloster führte. Auch die Tante war wieder aktiv und hatte die Strasse erkannt!!
Mittlerweile war es Abend und dunkel (eigentlich hätten wir zum Kaffee dort sein können) wir fuhren auf den Parkplatz, wo man mit Bezahlung auch übernachten kann, und fanden ein ziemlich gerades Plätzchen mit Abschlussmäuerchen zum steilen Abhang hin (das beruhigt). Wir gingen relativ früh ins Bett, lagen gerade, als wir hörten, dass sich rechts und links von uns je ein Wohnmobil gesellte. Spanier was man gleich unschwer hören konnte. Der eine stand relativ schnell richtig, half aber dann dem anderen beim rückwärts auf die Klötze fahren. Das Ganze fand sehr laut und temperamentvoll satt. Es schepperte mehrmals weil die Klötzeauf dem glattem Asphalt keinen Halt hatten und wegflogen, es wurde ordentlich Gas gegeben. Es fuhr wohl die Frau, und 2 Männer redeten auf sie ein. Noch ein Versuch, diesmal kam sie auf die Klötze, aber mit zuviel Schwung, krachte hinten wieder runter und in die Mauer rein. Wir lagen im Bett und konnten uns kaum halten. Die Arme wurde ordentlich gescholten, dann probierte es noch mal der Mann und irgendwann stand dann das Auto. Wir dachten schon nun ging das Palaver weiter, aber sie waren dann doch auch ruhig oder wir zu müde.

Am nächsten Morgen wurden wir mit Sonnenschein begrüsst, zwar kalte 2°C, aber wir zogen trotzdem unsere Wanderschuhe an und machten eine sehr schöne Wanderung zum Berg Sant Jeroni, der 1236m hoch ist. Dort gab es einen herrlichen Panorama-Blick mit bester Fernsicht bis zu den schneebedeckten Pyrenäen. Wir hatten Glück, dass wir relativ früh los sind, denn auf dem Rückweg kamen uns dann einige Busladungen spanischer Wanderer entgegen.

Kloster Montserrat

Kloster Montserrat

Nach dem Mittagessen besichtigten wir noch das Kloster und danach fuhren wir (dieses Mal gleich auf der richtigen Strasse) nach St. Sadurina d'Anoya, wo wir auf dem Parkplatz einer Sekt- Kelterei (Cava Codorniu, daneben: Freixenet) übernachteten. Morgens wurden wir von lauter Wum-Wum-Musik geweckt, da hatte sich auf dem riesigen Parkplatz ein kleiner spanischer Pkw ganz nah zu uns gestellt, mit 2jungen Männern und einem Mädchen, die viel rauchten und wohl auch schon (oder auch noch) Alkoholisches zu sich nahmen. Aber so gegen 10.00 Uhr machten sie sich dann auf den Weg. Wir machten um die Mittagszeit eine englischsprachige Führung durch die Kelterei, die recht interessant war.

Cava - Sektkellerei

Cava - Sektkellerei

Die nächsten Tage ging es weiter die Küste entlang, wir übernachteten auf diversen Plätzen am Meer. Der nächste 3-Tagesstopp war in der Nähe von Mazzaron auf der sogenannten "Ziegenwiese": Ein verlassenes Bauernhaus, wo sich etliche Womos auch für längere Zeit niederlassen. Da basteln die Männer aus Plastikflaschen Windräder und ähnliches, vl. doch etwas Langeweile? In der Nähe ist ein kleiner Ort und es gibt Wasser und eine Entsorgungsmöglichkeit, was ja immer wichtig ist. Das war Wetter gemischt, aber immer sehr windig (zur Freude der Plastik-Windrad-Künstler). Wir fuhren weiter, trafen unterwegs auch andere Plätze wo Dauercamper der Weissen Flotte standen, für uns aber nur für eine Nacht.

Sonnenuntergang bei Almerimar

Sonnenuntergang bei Almerimar

"Schlangenbucht"

"Schlangenbucht"

Ohne Worte

Ohne Worte

Im Naturschutzgebiet von Cabo de Gata fanden wir dann wieder für uns tolle Stellplätze bei San Jose, Platja de Monsul und Platja de los Genoveses. Da stehen natürlich keine Langzeit-Womos, als wir 4 Tage dort waren standen 3-4 Autos da, aber das ist uns ja gerade recht. Hier kann man tolle Wanderungen machen, wir waren vor 2 Jahren schon mal auf der Rückreise von Marokko da. Damals ist uns da schon ein Ziegenhirte aufgefallen, der seine Herde mit dem Auto (!) trieb. Den gibt es immer noch. Als wir abends noch mal mit unserem Hund raus sind, hörten wir in der Ferne ein Käuzchen oder ähnliches. Am nächsten Morgen hörte man wieder das Tier und wir schauten mal mit dem Fernglas in die Richtung der Rufe. Da sahen wir auf einem Hügel in einiger Entfernung eine einzelne Ziege liegen, die die kläglichen Laute von sich gab. Da weit und breit keine Herde zu sehen war, hatte sie sich entweder verletzt oder verirrt. Letzteres eher nicht. Das war natürlich ein Fall für uns. Wanderschuhe an und über Stock und Stein zu dem Hügel der Ziege. Als wir zu ihr kamen, lag sie am Boden, wollte aber weglaufen, was sie allerdings nicht konnte, da der rechte Vorderlauf wohl gebrochen war. Was also tun? Wir wieder mit dem Fernglas die Gegend abgesucht nach dem Ziegenhirten. Diesmal war er natürlich ohne Auto unterwegs und trieb seine Herde ziemlich weit von uns entfernt durch die Hügel. Jetzt hatten wir der Ziege aber in die Augen geschaut, da konnten wir sie da ja nicht so liegen lassen. Wir haben sie fotografiert, auch die gelbe Nummer im Ohr und ab ging es Richtung Herde. Nach ca. 45 Min. waren wir dann bei einem sehr verdutzt schauenden Hirten. Dem laufen wohl selten Touristen hinterher! Wir zeigten ihm die Bilder seiner Ziege und beschrieben mit Händen und Füssen wo sie ist und was sie hat und er palaverte fröhlich auf Spanisch mit uns. Soviel verstanden wir dann aus seinen Gebärden, dass er auf dem Rückweg mit der Herde da vorbeikommt. Am späten Nachmittag kam er mit seinen Herde bei uns vorbei, zeigten ihm die Ziege und wir sahen wie er mit seiner Herde dahin marschierte. Die Ziege am Hang freute sich wohl auch, dass sie Ihre Geschwister hörte. Wir beobachteten alles mit dem Fernglas. Als der Hirte bei der Ziege ankam, versuchte er sie mit Stock zum Aufstehen zu bewegen, das tat sie auch, aber laufen ging nicht. Da nahm er sie bei den Hörnern und zog sie hinter sich her. Tja, wir haben der Ziege wohl einen langsamen Tod verhindert, aber vermutlich dem Hirten einen Braten zu Weihnachten beschert. That´s life!

Agaven im NP Cabo da Gata

Agaven im NP Cabo da Gata

Schluchtenwanderung

Schluchtenwanderung

Von da fuhren wir ca. 150 km weiter nach Almerimar, wo wir am Platja de los Banos
einen schönen Stellplatz am Meer fanden, mit Wasser, Entsorgung und auch Supermarkt in der Nähe. Ein gut besuchter Langzeitplatz für Womos, wo wir uns vom 20.12-26.12 bei viel Sonne, aber auch Wind aufhielten. Im Ort fanden wir unser erstes Internet-Cafe, wo wir dann glücklicherweise wenigstens Weihnachtsgrüsse losschicken konnten.
Wir trafen aber auch ein paar alte Marokkofreunde und -Bekannte: Am ersten Tag fuhr schon Achim aus Berlin mit seinem Rollstuhl bei uns vorbei. Wir sprachen über alles Mögliche und als ich ihn fragte ob er unterwegs mal Sahara-Sepp getroffen hätte, sagte er: Na klar, der steht auf dem anderen Parkplatz mitten im Ort. Mit neuem, alten Auto und Anhänger, weil er wieder nach Marokko will. Das war natürlich eine Überraschung, als wir ihn da besuchten.

Wir sind nach Weihnachten weiter gefahren, haben noch eine Nacht in Torrox am Meer verbracht, wo auch wieder einige Langzeitparker gerne stehen, denn dort spricht man deutsch und es ist auch eine gute medizinische Versorgung da. Ausserdem gibt es auf diesem Parkplatz Wasser und Toiletten. Von da aus sind wir ins Landesinnere gefahren, um vielleicht etwas in den Nationalparks wandern zu gehen: Sierra Grazalema, da waren wir vor 2 Jahren schon mal. Je höher wir fuhren, umso nebliger wurde es allerdings. Nichts war's mit wandern, kalt war es außerdem. Wir übernachteten in El Bosque und fuhren am nächsten morgen weiter nach Cadiz an der Atlantikküste, wo wir bei leider trüben und zum Teil regnerischen Wetter die Stadt anschauten. Die hat dann natürlich auch nicht so einen Charme, wie bei Sonne. Weiter gings nach Conil, sonnig aber kühl und sehr windig, was den Surfern und Kitern wiederum sehr gefiel. Dort ist aber auch ein National-Park in der Nähe, wo wir eine schöne Wanderung machen konnten.

Ständiger Begleiter in Spanien ...

Ständiger Begleiter in Spanien ...

Wir entschieden uns, Sylvester in Sevilla zu verbringen. In unserem Reise-Führer stand, dass es in der Stadt einen größeren Parkplatz gibt, wo man eventuell auch übernachten könnte, ansonsten müsste man außerhalb auf einen Campingplatz gehen und dann mit dem Bus in die Stadt fahren. Wir fanden um die Mittagszeit den Parkplatz, da standen allerdings die Autos so blöd geparkt, dass wir mit unserem Womo gar keine Chance hatten, da rein zu fahren. Wir machten erstmal Mittag auf dem Parkplatz vor der Junta von Andalusien (im Parkverbot), fuhren dann noch mal andere beschriebene Parkplätze an, die waren aber zu weit außerhalb. Ein letzter Versuch mit dem Stadtparkplatz, mittlerweile zog sich der Himmel aber ordentlich zu. Diesmal klappte es mit dem Platz, es fing aber zu regnen an! Und Sevilla im Regen, nein Danke. Es gibt ja auch noch eine Rückreise! Wir kannten noch ein paar Stellplätze von unserem Womo-Reiseführer wieder am Meer.

Auf dem Weg dahin kamen wir durch El Rocio. Dort findet jedes Jahr an Pfingsten ein religiöses Spektakel statt, zu dem bis zu 1Million (?) Pilger aus ganz Spanien kommen. In diesem Ort gibt es keine geteerten Strassen, da dort viel geritten wird, und somit sind die Strassen nur Sand (als wir da waren mehr Matsch, da es geregnet hat), und jede Menge Schlaglöcher! Wir drehten halt doch mal eine Dorfrunde, um den Stellplatz anzuschauen, aber da wurden das Auto & wir mal wieder ordentlich durchgeschüttelt. Wenn´s mal nichts ist dann aber auch den ganzen Tag. Der Platz war für Womos inzwischen verboten und es standen auch keine anderen da, vermutlich hätte keiner was gesagt, aber es war auch nicht so einladend. Also auf nach zum nächsten Platz am Meer. Das war ein total einsamer Strandparkplatz, kein Auto stand da, und der Ort auch wie so oft um diese Jahreszeit kaum bewohnt. Wollten wir da Sylvester bleiben? Nein, also ein letzter Platz blieb noch, es war ja auch schon dunkel. Ziemlich genervt, wir fuhren ja schon den ganzen Tag, ging es nach Mazagon. Auch dort ein Strandparkplatz mit dickem Womo-Verbot-Schild. Das schreckt uns ja nicht mehr ab, denn um diese Jahreszeit wird man eher nicht weggeschickt. Also haben wir uns da allein hingestellt, haben uns unser Sylvester-Menue gemacht, Crevetten in Sherry-Sauce (sehr lecker), um 24.00 unseren Cava getrunken, den einzelnen Knallern und Raketen zugeschaut, und dann gut geschlafen ...

© Rainer Hiller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Dezember 2008 bis April 2009 wollen wir der Kälte entfliehen und -hoffentlich- wärmeres Wetter im Süden geniessen. Einen genauen Reiseplan haben wir nicht, es geht immer der Sonne nach ... Mit einsetzendem Frühling kehren wir zurück.
Details:
Aufbruch: 01.12.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: April 2009
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Der Autor
 
Rainer Hiller berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.