Gruppenreise durch Guatemala

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Beatrice Feldbauer

Markt

Noch einmal so ein wunderschöner Morgen. Und vor dem Fenster grüssen die Vulkane des Lago Atitlan. Ganz weit hinten erkennt man den Agua, den Vulkan Antiguas. Vor ein paar Tagen noch haben wir ihn vor der Abfahrt nach Monterico ganz wolkenfrei bewundert. René hatte uns alle noch einmal aus dem Bus geholt und auf die Terrasse der Posada Don Rodrigo geholt, damit wir den Anblick des gewaltigen Agua gebührend bewundern. Jetzt kommt er ganz weit hinten wieder in unser Blickfeld - und lässt soeben eine kleine Staubwolke aus seinem Krater aussteigen. Er ist einer der wenigen noch aktiven Vulkane des Landes.

Auch während dem Frühstück grüsst er uns immer wieder mit einem kleinen Wink. Der Wind trägt den Ausbruch jeweils davon und kurz danach hängt eine neue winzige Wolke mehr am Himmel und kaum jemand erkennt noch, dass diese Wolke soeben dem Vulkan entwichen ist.

Wenn man genau hinsieht, erkennt man den Vulkan Agua in der Ferne

Wenn man genau hinsieht, erkennt man den Vulkan Agua in der Ferne

Für uns wartet unten am Steg das kleine Boot. Wir fahren nach Panajachel, wo uns Nino mit dem Bus erwartet. Es heisst wieder einmal Abschied nehmen von einem Teil Guatemalas, der zu den schönsten Gegenden des Landes gehört. Unser Ziel ist aber genauso populär, wir fahren nach Chichigastenango. Hier wo zweimal wöchentlich der grosse Markt stattfindet.

Selbstverständlich ist der Markt vor allem eine grosse Touristenattraktion, aber es gab ihn schon lange vor den ersten Touristenströmen. Schon zur Zeit der Maya war der Ort ein Handelsplatz und da wo jetzt die Kirche Santo Tomas steht, stand eine heilige Stätte der Eingeborenen. Darum haben sich auch heute noch in der Kirche vorchristiliche Rituale erhalten.

Die Foto stammt von einem anderen Jahr, dieses Mal habe ich mich ans Fotografier-Verbot gehalten.

Die Foto stammt von einem anderen Jahr, dieses Mal habe ich mich ans Fotografier-Verbot gehalten.

Das Lächeln des Kirchensigrist

Das Lächeln des Kirchensigrist

Eigentlich ist fotografieren verboten und wir halten uns auch alle daran. Im Mittelgang gibt es grosse Steinplatten, an denen alte und manchmal auch jüngere Eingeborene knien. Sie zünden Kerzen an, streuen Rosenblätter, die sie bei den Blumenverkäufern auf der Kirchentreppe gekauft haben. Danach giessen sie Alkohol darüber und beten inbrünstig. Manchmal reicht es nicht, nur an den Steinplatten zu beten, dann steht der Bittende auf und bringt sein Anliegen noch einmal an einem der Seitenaltare vor.

Ungewöhnlich leere Strassen

Ungewöhnlich leere Strassen

Wir schlendern über den Markt. René voraus, die ganze Gruppe hinterher. Bevor wir starteten, hatte ich mich gefragt, ob das überhaupt funktionieren könne, bei dem Gedränge, das normalerweise hier herrscht. Doch zu meiner riesigen Überraschung ist das überhaupt kein Problem. Es gibt keine Leute auf dem Markt. Nur wenige Touristen sind da. In der Markthalle, wo Gemüse verkauft und vor allem von den Leuten aus der Umgebung eingekauft wird, gibt es kaum Käufer.

Wo sind die Käufer geblieben?

Wo sind die Käufer geblieben?

Hier gab es in früheren Jahren kaum ein Durchkommen und der interessanteste Ort war oben auf der Galerie. Heute haben wir überhaupt kein Problem, die ganze Halle als geschlossene Gruppe zu durchqueren. Draussen unter den Blechdächern des grossen Warenmarkes fehlen gar sehr viele Anbieter. Viele Stände sind geschlossen, die Imbissstände leer.

Und draussen in den Gassen wo früher ein Gedränge war, dass man selbst seine direkte Begleiterin sofort verlor, können wir ohne weiteres passieren.

Was ist passiert in Chichigastenango? Seit ich nach Guatemala komme, war ich fast jedes Mal hier und der riesige Markt hat nie an Atraktivität verloren. Diesmal ist alles ganz anders. Es scheint, dass die Krise im Tourismus jetzt auch hier mit Wucht durchschlägt.

Nach dem Mittagessen, das wir gemeinsam in ersten Stock eines Restaurants mit Blick auf eine der lebhaftesten Strassenkreuzungen einnehmen, gehen wir individuell noch einmal auf die Pirsch und werden wie gewohnt von fliegenden Händlerinnen und kleinen Kindern umzingelt. Wenigstens das ist gleich geblieben.

Ich kaufe bei Juan, einem kleinen Jungen ein paar Dutzend Sorgenpüppchen. Er hat nicht genügend bei sich, will erst noch ein paar auftreiben. "Warte hier auf mich, ich bin gleich wieder da," sagt er und flitzt um die Ecke. Es dauert gute 10 Minuten bis er wieder auftaucht und mir strahlend seine Beute entgegenhält. Er ist 12 und geht in die Schule. Jedenfalls kann er mir seinen Namen in mein Notizbüchlein schreiben. Warum die Kinder immer Ferien haben, wenn Markt in Chichi ist, ist mir allerdings schleierhaft. Aber wie vieles in Guatemala gibt es wohl auch dafür keine andere Erklärung als: es ist eben so.

Juan, 12 Jahre

Juan, 12 Jahre

Sepp bei wichtigen Preis-Verhandlungen

Sepp bei wichtigen Preis-Verhandlungen

Bevor wir losfahren, besammeln wir uns im Hotel Santo Tomas, wo man immer die Papageien und Aras unter ihren runden Dächlein bewundern kann.

Sepp wird derweil noch von fleissigen Verkäuferinnen bedränkt. Sie wollen ihm unbedingt eine Tischdecke verkaufen, die er eigentlich gar nicht kaufen will. Hart sind die Verhandlungen aber beide Seiten haben viel Spass dabei. Erst als wir losfahren, sinkt der Preis ein letztes Mal und Sepp hat ein Souvenir mehr in seiner Tasche.

Wir fahren zurück nach Antigua. Doch bevor wir da ankommen, halten wir noch an einem der grössten öffentlichen Waschbrunnen des Landes. Es gibt sie überall in den Dörfern und in den Städten, aber dieser Brunnen ist wahrscheinlich einer der schönsten.

Zwei Frauen, Mutter und Schwiegertochter sind am Waschen. Einmal in der Woche kommen sie hierher, waschen am immer gleichen Trog die Wäsche der ganzen Familie. Daneben sitzen die beiden Kinder der jungen Frau. 18 Monate alt ist der kleine Junge und 4 jährig seine kleine Schwester. Maya gibt ihnen ein kleines Stofftier und die Kleinen wissen gar nicht, was sie damit machen sollen. Vor allem weil Maya auch noch ihre kleinen Kunststücke macht, so als ob die flauschige Maus leben würde und gleich wegrennen möchte. Kinder werden hier wohl kaum mit Aufmerksamkeit und Geschenken überschüttet, darum wissen sie gar nicht, wie sie auf soviel Freundlichkeit reagieren sollen. Wahrscheinlich können sich die beiden erst richtig über ihr Spielzeug freuen, nachdem wir weg gefahren sind.

Wir kommen in Antigua an und beziehen unsere Zimmer in der Posada Don Rodrigo. Angenehm, an einen Ort zurückzukommen, der irgendwie schon ein wenig vertraut ist. Jedenfalls für die Reiseteilnehmer. Für mich ist die Posada schon lange ein lieb gewordener Ort. Zum Nachtessen gehen wir in die nahe Fonda de Calle real. Die meisten gehen früh schlafen, morgen könnte ein anstrengender Tag werden.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diesmal bin ich mit einer Gruppe unterwegs. Wir besuchen die faszinierenden Mayastätten und die quirligen bunten Märkte. Die Reise mit der Gruppe ergibt auch für mich einen ganz neuen Blick auf dieses Land, das ich von mehreren Aufenthalten zu kennen glaube.
Details:
Aufbruch: 17.07.2009
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 01.08.2009
Reiseziele: Guatemala
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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