Asmara

Reisezeit: April 2005  |  von Uwe Decker

Sehr angenehm, dieses Asmara

Hinter mir röhrt die Espressomaschine unüberhörbar, und der etwas betagte Kellner spricht mich auf italienisch an. Nanu, wo bin ich denn hier gelandet ? Sollte sich mein Lufthansa-Pilot gestern etwa heftig verflogen haben und statt in Afrika irgendwo in Italien gelandet sein ? Nein, natürlich nicht. Nicht von ungefähr wird Asmara scherzhaft als die am südlichsten gelegene italienische Stadt bezeichnet. Das Erbe der italienischen Kolonialherrschaft ist hier noch deutlich spürbar. Straßencafes, Espresso-Bars überall, Pasta fehlt auf keiner Speisekarte, breite, palmengesäumte Straßen, die Häuser tragen oft Zeichen verschiedener Baustile, Art-Deco, Neoklassizismus u.a. Nur die alten Fiat-Taxis werden immer mehr von asiatischen Importen aus dem Straßenbild verdrängt.

Asmara ? Wo liegt das überhaupt ? Ich gebe zu, ich wusste das bis vor kurzer Zeit auch nicht. Es ist die Hauptstadt Eritreas, des jüngsten Staates Afrikas, am Roten Meer nördlich von Äthiopien, der demnächst seinen 14. Unabhängigkeitstag feiern wird. Asmara wird von der Lufthansa derzeit dreimal pro Woche angesteuert, eine gute Gelegenheit, meine vom Verfall bedrohten Freimeilen abzufliegen. Viel Zeit habe ich aber nicht, 10 Tage. Aber Eritrea ist nicht groß. Und, ich will nicht heucheln, mein Interesse an Eritrea ist, nein, war es eigentlich auch nicht, nicht vor der Vorbereitung auf meinen Urlaub. Alte Ausgrabungsstätten und Museen sind nicht unbedingt mein Fall, ebenso wenig wie Tauchgänge im Roten Meer. Mein Interesse gilt eher dem Alltäglichen, durch die Straßen schlendern, Märkte und Menschen ansehen. Vielleicht etwas vom Alltagsleben der Menschen dort mitbekommen.

Asmara ist eine angenehme Stadt, nicht gerade selbstverständlich für afrikanische Hauptstädte, freundliche Menschen, sehr sicher und sauber, der Straßenverkehr fließt gemächlich, selbst die Taxifahrer drängeln nicht, die zahlreichen Ampeln werden beachtet, auf den Zebrastreifen ist man sicher und der öffentliche Busverkehr funktioniert. Aber Busse brauche ich gar nicht. Asmara ist eher ein großes Dorf, das meiste ist zu Fuß gut zu erreichen. Zu Fuß bin ich auch oft unterwegs. Das Wetter ist perfekt, strahlend blauer Himmel, 25 Grad, nur die Höhenluft -Asmara liegt ca. 2400 Meter hoch- macht mir zu schaffen.

An Sehenswürdigkeiten sind in erster Linie die religiösen Bauwerke zu nennen, die katholische Kathedrale im Zentrum der Stadt, von deren Turm man einen herrlichen Rundblick über die Stadt hat, die von fast überall aus zu sehen ist und als Orientierungspunkt dienen kann, wenn man sich mal verfranzt hat, St.Mariam's, die koptische Kathedrale, die Raschidin Moschee, die griechisch-orthodoxe Kirche, daneben alte Villen aus der Kolonialzeit aus verschiedenen Baustilen.

In meinem Reiseführer, dem LonelyPlanet Ethiopia/Eritrea, sind drei Walking Tours beschrieben, die ich versuche abzugehen. In Ermangelung weiterer Sehenswürdigkeiten wird dort auch schon mal auf die interessante Dachkonstruktion einer Tankstelle aufmerksam gemacht. Nicht schlimm, hier ist sowieso eher der Weg das Ziel.

Im Süden der zentralen Hauptstrasse Asmaras, der Harnet St., liegen die vornehmeren Viertel, mit kleinen Parks durchsetzt, viele Botschaften befinden sich hier, viele alte Villen, selten restauriert, so dass sie mit ihrem bröckelnden Putz einen etwas morbiden Charme ausstrahlen.

Im Norden befinden sich die Märkte, vor quirligem Leben brodelnd, getrennt nach den angebotenen Produkten, Obst, Gemüse, Gewürze, Fleisch, dann der Medebar Markt, auf dem alles Erdenkliche recycelt wird, sowie die ärmeren Wohnviertel. Hier geht es arabischer zu, man sieht öfter auch verschleierte Frauen.

© Uwe Decker, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
10 Tage am Rande Afrikas
Details:
Aufbruch: 13.04.2005
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 23.04.2005
Reiseziele: Eritrea
Asmara
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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